EDIT: Überarbeitet, Wortwiederholungen entfernt und detaillierter. Die Moral von der Geschicht: keine Threads verfassen, wenn man hundemüde ist!
Michael Cramer hat deutliche Spuren hinterlassen in der Synchronisation. Dennoch zählt er doch ein wenig zu den Aussenseitern, da er nie eine größere Fangemeinde nach sich zog. Lag es daran, daß er nie zu jemandem eine wirkliche Synchronbeziehung hatte? Daß er häufig Schauspieler sprach, die fix vergeben waren oder bald von einer viel dominierenden Stimme abgelöst wurden? Den einzigen, den er häufiger sprach, das war George Peppard-allerdings auch nur zehnmal. Wobei hier die Zahl noch ein klein wenig höher liegen könnte. Manchesmal wurde er auf Schauspieler besetzt, die fix vergeben waren und wurde auch "deplaziert" gefunden (Sean Connery, Elliot Gould, Robert Wagner)-obwohl er durchaus interessante Facetten einbrachte. Eine Zeit lang sah es so aus, als könnte er sich als Stimme für Clint Eastwood etablieren, aber letztendlich blieben es doch nur wenige Einsätze.
LEBEN/ARBEIT
Er wurde am 1. März 1930 in einem Vorort von Mönchengladbach geboren und wuchs in recht geordneten Verhältnissen auf-vor dem Hintergrund der NS-Zeit und des Krieges. Beides nahm er eher nebenbei wahr, wie er in einem Interview eingestand. Im Alter von zehn bis vierzehn war er zudem meist am Land, wo man vom Krieg wenig mitbekam. Zum zeithistorischen Hintergrund: "Gottseidank bin ich bei Kriegsende erst 15 gewesen. Das erspart einem doch sehr, dauernd beteuern zu müssen, dass man kein Nazi war!" Cramer galt als hochbegabt. Nach dem Abitur begann er eine intensive Studienzeit: nicht nur, daß er sich zum Dolmetscher für Englisch und Spanisch ausbilden ließ. Er studierte zudem Theaterwissenschaft und Publizistik. Als junger Student begann er, sich für die Bühne zu interessieren und trat zunächst im Studentenkabarett auf. Das Schauspielen interessierte ihn jedoch immer mehr, so nahm er -parallel zum Studium- Unterricht bei der angesehenen Else Bongers. Nebenbei war er auch noch einige Jahre journalistisch tätig. Die "Berliner Komödie" verhalf ihm zum ersten richtigen Engagement. Dort wurde er schnell zum Publikumsliebling als junger Sonnyboy. Zu dieser Zeit bekam er ein erstes Angebot für Synchronarbeit von Wenzel Lüdecke. Cramer: "Dafür hatte ich keine Zeit. Und es schien mir auch nicht produktiv damals!" 1953 wurde er auch vom Film entdeckt. Dort startete er aber sofort mit grösseren Nebenrollen. Cramer schloss allerdings alle seine Ausbildungszweige ab-teils nebenher zur beginnenden Filmkarriere. Der Film dominierte zunächst, auch wenn er noch sporadisch Theater spielte. Hohe Qualität gab es nicht unbedingt. Groß, blond, attraktiv und der Wunschtraum aller Mütter als Schwiegersohn hatte er hauptsächlich nette junge Männer zu spielen. Manchmal durfte er immerhin widerspenstig oder etwas frech sein. Lange Zeit störte ihn das Image nicht: " da bist du jung und plötzlich so etwas wie ein Hollywood-Star. Zumindest sieht man sich so. Abgehoben bin ich nie deshalb, hoffe ich für meine damaligen Kollegen, aber gefühlt habe ich mich schon sehr gut. Und die Bezahlung beeindruckte selbst meine skeptischen Familienangehörigen." Er wirkte damals in Filmen mit wie "Das ideale Brautpaar" (53), "Feuerwerk" (54, mit Lilli Palmer und Romy Schneider), "Ein Haus voller Liebe" (54) oder "Der Jäger von Roteck" (55). Den Durchbruch als Filmheld feierte er mit dem erfolgreichen, aber banalen Kitschfilm "Königswalzer" (55) neben Marianne Koch. Etwas ernstere Rollen in "Die Toteninsel" oder dem den deutschen Soldaten idealisierenden Kriegsfilm "Parole Heimat" änderten nichts daran: Michael Cramers Schicksal war besiegelt. er war der Sonnyboy vom Dienst. Die typischen "Wirtschaftswunder-Romanzen und -klamotten" wurden sein Metier. "Die wilde Auguste", "Manöverball", "Verlobung am Wolfgangsee"-das waren seine Erfolge. Die anderen Filme damals, er war ja dauernd beschäftigt, hatten auch keine besseren Titel. Die immerhin gediegenere Carl Maria von Weber-Filmbio "Durch die Wälder, durch die Auen" schien da schon fast wie ein Meisterwerk. Obwohl es auch wichtige, sozialkritische Filme um junge Menschen gab oder Krimis-Cramer bekam keine Angebote dafür. Cramer: "Ich hätte manchen meiner Kollegen gerne mal den fiesen Nazi abgenommen, aber nicht einmal das hat funktioniert." 1957 war er immerhin in der ausgezeichneten Wiener Komödie "Ober, zahlen!" der Partner von Paul Hörbiger und Hans Moser-einer seiner wenigen Favoriten. Moser begleitete er auch zu den "Vier Mädels aus der Wachau" und 1958 machte er Urlaub mit ihm und Georg Thomalla in Franz Antels "Filmlustspiel" "Ooh...diese Ferien". Nach "Der Page vom Palasthotel" folgte im selben Jahr der qualitativ durchaus ansehliche "Der Wasserdoktor", ein qualitativ hochwertiger Film um Sebastian Kneipp. 1959 folgte die erste internationale Produktion mit "Babette zieht in den Krieg", dann kam hauptsächlich noch banalerer Lustspielalltag mit solchen Höhepunkten wie "Das ist die Liebe der Matrosen". Generell sah Cramer in den Lustspielen keine Schande, sie erfüllten ja ihren Zweck. Es störte ihn nur, dass er nicht aus dieser Nische kam. Genau zu dieser Zeit begann Cramer mit dem Synchronisieren-aber dazu mehr im nächsten folgenden Beitrag. In den 60ern nahmen Cramers Filmauftritte kontinuierlich ab, aber nicht mangels Angeboten, sondern weil ihm das Rolleneinerlei zusehends auf die Nerven fiel und er kaum als ernsthafter Schauspieler wahrgenommen wurde. Auch das Fernsehen bot ihm keine passenden Angebote-ausser ähnlichen Charme-Rollen, die er ablehnte. Es folgten Filme wie "Gefährliche Reise" (61), "Der Teufel aus Kapstadt", "Nur tote Zeugen schweigen" (beide 62), 1963 der internationale Film "Erotikon". Danach kamen immer weniger Kino-Rollen, so 1972 neben Richard Burton in "Die 5. Offensive", nachher gab es nur mehr drei unbedeutende Filmröllchen (74/75/80). Das Fernsehen bot wenig, so trat er in Folgen der Serien "Kommissar Freytag", "Franz Josef Wanninger" oder "Graf Yoster" auf. In der deutsch/englischen Serie "Paul Temple" synchronisierte er einmal George Baker und spielte auch selbst mit. Mehr als ein Dutzend Fernsehauftritte hatte er nicht, konnte sich nie in einer Film- oder Fernsehreihe etablieren. 1979 hatte er sie letzte TV-Rolle. Selbst in Serien wie "Derrick" oder "Der Alte" spielte er nie mit-er selbst sagte, zu dieser Zeit habe er fast nur mehr synchronisiert und Theater gespielt und da wäre mann dann schnell vergessen. Am Theater war er erfolgreicher und spielte hauptsächlich guten Boulevard, manchmal auch anspruchsvolle Stücke. Ab den frühen 60ern intensivierte er hier seine Arbeit. Er war ein Fixpunkt der Kleinen Komödie München und ein relativer Publikumsmagnet. Aber es waren auch hier meist die dann schon gealterten Charmeure, die er zu spielen hatte. In den 80ern zog er sich deutlich zurück auch vom Theater, war aber nach wie vor im Synchronstudio tätig. Er starb am 28. November 2000 halb vergessen und wurde trotz seines früheren Starruhmes kaum medial gewürdigt. In allen Jahrzehnten hatte er auch nur wenig am öffentlichen Gesellschaftsleben teilgenommen. Ein Nachruf erwähnte, er wäre nach langer Krankheit gestorben.
Seine vermutlich erste Synchronrolle war gleich sehr bedeutend: Dean Stockwell in dem ausgezeichneten Drama "Söhne und Liebhaber" (1960). Offenbar war man sich im Synchronstudio seiner schauspielerischen Qualitäten sicher-denn insgesamt war Cramer in sehr vielen auch anspruchsvollen Synchronrollen zu hören. Laut einem alten Interview im "Samstag" hätte er selbst überall angeklopft, ob er nicht mal ein paar gute Synchronrollen haben könne.
Der Einzige, den er öfters sprach, war George Peppard in einem Zeitraum von beinahe zwanzig Jahren in immerhin zehn (oder eventuell mehr) Filmen:
* Frühstück bei Tiffany * Die Sieger * Die Unersättlichen * Der blaue Max * Tobruk * Der Vollstrecker * Heisses Gold aus Calador * Der Agent, der seinen Leichnam sah * Nur drei kamen durch * Von der Liebe zerrissen
Peppard selbst war ein erfolgreicher Schauspieler, der aber dennoch nie zum richtigen Star wurde und viele Synchronstimmen bekam. In seinem großen TV-Hit "Das A-Team" griff man nicht auf Cramer zurück. Cramer war ausgezeichnet für Peppard in einigen sehr ansprechenden, tragenden Rollen. Er war ebenso sensibel wie männlich, leicht bis hart und konnte in "Frühstück bei Tiffany" ebenso überzeugen wie in "Der blaue Max".
Clint Eastwood sprach er in den Filmen:
* Coogans großer Bluff * Sinola * Betrogen * Ein Fremder ohne Namen * Im Auftrag des Drachen
Man könnte fast meinen, er habe sich diesen Star mit GGH und Rolf Schult (samt Stass-Intermezzo) geteilt, ehe Kindler sich richtig etablierte. Ich mochte Cramer sehr für Eastwood-er machte ihn ein wenig verletzlicher als die meisten und wirkte auch immer ein wenig "von einer anderen Welt". Das gab Eastwood einen eigenen Charme.
Ansonsten gab es ein breites Spektrum an Synchronrollen:
Pierre Brice im romantischen Horrorfilm "Die Mühle der versteinerten Frauen"-Cramer verleiht dem Franzosen mehr "Tiefe" als unglücklicher Held als dieser selbst bietet. Tony Curtis sprach er sehr federleicht in "Das große Rennen", Marcello Mastroianni in "Bel Antonio" und "Was?".
Cramer deckte alle Genres ab und auch Höhen wie Tiefen:
er sprach für Michael Jayston in dem wunderbaren Film "Nikolaus und Alexandra" den Zaren. Synchronoscar hoch drei-ein subtil gestaltetes Spiel, das absolut mit dem Original mithalten kann. Angeblich soll das eine von Cramers Lieblingsrollen gewesen sein. Dem gegenüber stehen Arbeiten wie für Tony Kendall und Jack Taylor in Teilen der Horror-Reihe um die "reitenden Leichen" (bzw "schwimmenden").
Sean Connery, James Garner, Farley Granger, Adriano Celentano, Stephen Boyd, Edmund Purdom, Michael Craig, Paul Newman, Robert Wagner, James Coburn, Elliot Gould, Larry Hagman oder Jean Louis Trintignant-das sind nur wenige der Schauspieler, die er synchronisierte. Einige dieser Besetzungen wurden als schlimm empfunden, so etwa für Connery. Persönlich finde ich, es hat sogar etwas Reizvolles.
Bei all seinen Rollen sind viele typische Helden dabei. Aus der optischen Reihe tanzen aber etwa Charles Durning, den er in "Muppet Movie" sprach. Und Jack Warden. Den sprach er in der Serie "Die Bären sind los", worüber in anderen Threads einige schwärmten (ich erinnere mich an die Serie leider nicht--siehe spätere Einträge). Warden sprach er nochmals 1995 in "Während du schliefst", das muss eine seiner letzten Arbeiten gewesen sein. EDIT: Bekannte und populäre Serienrollen sprach Cramer in "Big Valley" (für Peter Breck) und "Der Mann ohne Namen" (für Peter Horton). EDIT Ende
Cramers sanfte, aber durchaus auch rauh-abgeklärt klingende Stimme war noch die ganzen 80er durch zu hören und bis Mitte der 90er. Wann seine Aktivitäten hier genau endeten, weiss ich nicht. Ich freue mich immer, wenn ich ihn höre-seine Stimme war eine Bereicherung für das Synchronmetier und konnte ein relativ breites Spektrum abdecken. Auch wenn er nicht zur obersten Liga aufstieg (vielleicht durch eigenes Zutun, so kann man ihn doch zu einem der tollsten Schauspieler zählen, die in der Dunkelkammer brillierten. Cramer ist einer jener etwas zu bedauernden Schauspieler gewesen, die trotz Bekanntheit, zeitweiligem Filmstar-Status und grossem Talent scheinbar nur im Synchronstudio ihr gesamtes Können zeigen durften. Film und Fernsehen haben ihn wohl sehr "vergeudet".
Ich habe mich bewusst zurückgehalten mit meinen persönlichen Favoriten, um nicht gleich alles aufs Parkett zu bringen. Ich wüsste gerne eure Meinung über Cramer generell, warum er sich nie für einen Star etablierte und wie Eastwood/Cramer für euch funktioniert, bzw was von ungewöhnlichen Besetzungen gehalten wird (z. Bsp. Connery)
Michael Cramer für Clint Eastwood mögen wahrscheinlich die wenigsten. Ich fand ihn gar nicht mal verkehrt. Gefiel mir besser als Rolf Schult und GGH. Hatte auch durchaus was im fast schon mystisch angehauchten "Ein Fremder ohne Namen". Für das in der Synchro ziemlich verkorkste Ende konnte er ja nichts. Ich will da nicht groß ins Detail gehen, wer den Film kennt, weiß was ich damit meine.
Als Spencer/Hill-Gucker fiel mir Michael Cramer schon früh auf, für Farley Granger in "Die rechte und die linke Hand des Teufels". Und zusätzlich natürlich durch seine Nennung im Vorspann. Interessant fand ich ihn (in Berlin!) für Sean Connery. Wenn man nicht ganz auf GGH fixiert, dann ist das eigentlich eine ziemlich passende Besetzung. Auch für Richard Bradford war er toll. Wenn "Der Mann mit dem Koffer" in München statt Berlin synchronisiert worden wäre, hätte ich ihn mir auch gut für den "McGill"-Charakter vorstellen können. Ein Geniestreich war er auch für Peter Arne beim "Rosarothen Panther kehrt zurück".
Danke für deinen Beitrag. Deine Einstellung zur Kombination Connery/Cramer ist interessant. Da kenne ich fast nur breite Ablehnung. Beim ersten Mal ansehen war ich anfangs geschockt. Ich bin bei Connery definitiv auf GGH fixiert und konnte ansonsten nur mit Heinz Drache bei ihm. Als ich "Die Uhr läuft ab" das zweite Mal sah, da gefiel mir das seltsamerweise. Auf irgendeine Art und Weise funktioniert es und ist sogar reizvoll. Der Film selbst ist zwar kein Hit, aber wesentlich besser als meist behauptet (und hat eine von Jerry Goldsmith' tollsten Filmmusiken) und mir gefiel darin, wie herrlich inaktiv vom physischen Standpunkt her Connerys Rolle ist. Von Cramers Eastwood-Auftritten kenne ich nur drei, "Ein Fremder ohne Namen" nicht (also weiß ich nichts vom Synchronrätsel...). Ich muß offen sagen, daß ich vergleichsweise wenige Eastwood-Filme kenne, da er vor allem ab Mitte der 70er kaum für mich interessante Filme machte. Da blieb wenig hängen bei mir, wodurch ich die Kombination Eastwood/Kindler nicht als etwas "Heiliges" betrachte und mein subjektives Empfinden Kindler, GGH und Cramer ziemlich gleich setzt. Mir gefiel Cramer sehr für Eastwood, den ich mit ihm als irgendwie "verletzlich" empfand und ein wenig abwesend, fast so als wäre eine Hälfte von ihm bereits mit dem Jenseits im Geschäft. Interessant, daß du Peter Arne erwähnst. Diese kleine, aber wichtige und doch ziemlich fiese Rolle gefiel mir sehr gut. Meine persönlichen Favoriten sind auch "Nikolaus und Alexandra" sowie "Der Vollstrecker", in dem er George Peppards düstere, sehr tragische Rolle ziemlich manisch-depressiv rüberbringt und beinahe wirkungsvoller ist als das Original.
Sie waren zwar ein ganz anderer Schlag, aber es gab schon Parallelen bei ihm mit Harald Juhnke-der schauspielerische Vielseitigkeit ja auch fast nur im Synchronstudio zeigen durfte/konnte und selbst Einbahnstraße zu fahren hatte. Cramer soll selbst zunehmend frustriert darüber gewesen sein, allerdings hat er sich dann doch sehr konsequent all dem abgewandt. Mich wunderte eigentlich immer, daß man ihn in den 60ern nicht für Michael Caine ausprobierte.
Das ist hochinteressant, und diese Würdigung unterschreibe ich gern. Bei Eastwood hätte ich mir seine Kontinuität eher gewünscht als Kindler. Nach meinem Eindruck war er nach Juhnke (für Brando) die zweite wirklich "coole" Synchronstimme. Und das zu einer Zeit, in der dieses Wort noch nicht mal zum denglischen Sprachgebrauch gehörte. Ich finde, er wertet den etwas hölzernen Peppard in TIFFANY mächtig auf. Warum er (leider) so wenig synchronisiert hat - er hätte mit seiner Stimme ja in die erste Garde aufsteigen können - liegt wohl an der eigentlich bei Schauspielern ungeliebten Dunkel-Studio-Arbeit. In einer Filmzeitschrift von 1960 kündigen GGH und Marion Degler z. B. ihren baldigen (!) Ausstieg an. Besonders gut fand ich Cramer für Mastroianni, der ja auch nie eine feste Synchronbesetzung hatte. viele Grüße, Rolf
Hallo Rolf! Das wird manchem Eastwood-Fan aber sauer aufstossen, was du da sagst!!! Wo mir Cramer sehr bei Eastwood fehlte, war in "Flucht aus Alcatratz". Da hätte er sehr gut gepasst. Cramers Helden mochte ich immer besonders, auch weil er wirklich "cool" war. Finde ich nett, dass du das denglische Wort so betonst. Cool im wahrsten Sinne des Wortes-ohne dafür flotte Sprüche oder übermäßige Ironie zu brauchen. Das klappte einfach so. Persönlich fand ich Peppard nicht hölzern, aber in ernsteren Rollen habe ich ihn stets bevorzugt. Bei "Frühstück bei Tiffany" muss man aber dennoch sagen, dass Cramer fast den Charakter verändert. Schade, dass nicht er selbst da mitspielte-bei ihm wirkten die selben Texte irgendwie so, als hätte er alle Seiten der menschlichen Seele schon gesehen. Cramer klang viel reifer und fast philosophischer als Peppard im Original, der bei manchen Passagen da eher "altklug" klang. Für Mastroianni hörte ich Cramer auch sehr gerne, leider nur in zwei Filmen. Es ist wirklich schade, dass er nicht mehr synchronisiert hat-obwohl es so wenig auch wieder nicht war. Hansjörg Felmy hat noch weniger synchronisiert, aber für mich sind sie sich schon etwas ähnlich. Wie weiter oben geschrieben, hätte ich mir Cramer auch sehr gut für Michael Caine vorstellen können. Und da ich grad bei Felmy war-der gefiel mir sehr gut für Franco Nero in "El Mercenario". Da nervte Marquis sehr für Tony Musante. Wenn ich mir da Cramer vorstelle.... Armer Klaus Kindler-du nimmst ihm theoretisch Eastwood weg, ich einen anderen (wenngleich er ihn gar so oft auch nicht sprach): mir hätte Cramer vermutlich sehr gut für Steve McQueen gefallen.
Cramer auf Eastwood ist prächtig. Ich bin vor allem sehr froh, daß er mMn Eastwoods besten Film "Betrogen" gesprochen hat, allerdings möchte ich auch Kindler nicht missen. Wie so häufig bei mir, ich wünschte, beide Sprecher hätten sich Eastwood teilen können. Zweitstimmen sind meist etwas Wunderbares. Cramer hatte eben das Pech, daß er oft große Schauspieler sprach, die schon eine sehr markante und passende Stimme hatten (Eastwood/Kindler, Connery/GGH) oder Schauspieler, die dann doch nicht den Durchbruch schafften (Peppard), wo dann Kontinuität als nicht so entscheidend erachtet wurde. Cramer auf Connery kenne ich zwar nicht, stelle ich mir aber nicht unpassend vor. Allerdings ist Connery sicherlich der Festschauspieler, auf dem GGH passte wie ein Maßanzug, insofern ist Cramer halt passend, aber nur zweite Geige.
Danke für deine schönen Ausführungen! Connery ist einer der wenigen Schauspieler, bei denen ich sehr fixiert und unflexibel bin, was die Stimme anbelangt-da ist GGH und sonst keiner. Manchen guten Sprecher fand ich auf ihm ganz furchtbar. Ausnahmen waren nur Heinz Drache und eben Michael Cramer, wobei hier kein Wunsch gewesen wäre nach einer dauerhaften Besetzung. Bei manchen Schauspielern ergeht es mir so, daß ich alternierende Schauspieler auch gut fand. Einige verkraften es ausgezeichnet, mehrere Sprecher zu haben-wenngleich man manchmal ja durchaus etwas kontinuierlicher hätte sein können. Peppard war ja wirklich nie so ganz groß, ein "Schicksal", das er ja durchaus mit anderen teilt-Christopher Plummer oder Richard Crenna. Aber es ist doch schön, daß man sich später dann in München doch wieder an Cramer erinnerte. Das "A-Team" war nie meins, Eckart Dux auf keinen Fall eine Fehlbesetzung. Ich glaube aber, daß hier Cramer auch ganz ausgezeichnet gepasst hätte. Alles Hypothese, so wie ich irgendwo mal geschrieben habe, daß ich ihn mir gute hätte vorstellen können für George Lazenby als James Bond. Während für manche hier GGH eine willkommene Kontinuität zur Rolle ist (er passt ja auch!), war es doch ein anderer Schauspieler-und da dachte ich bei einer hypothetischen Alternative oft an Cramer.
Cramer gefällt auch mir für Eastwood viel besser als Kindler! Mal hart gesagt: An Kindler hat man sich gewöhnt, aber so ideal ist der gar nicht. Da finde ich sogar Rolf Schult noch besser.
Ich verbinde Michael Cramers Stimme allerdings vor allem mit 2 Serien-Hauptrollen: Peter Breck als einer der Barclays ('Big Valley') und Peter Horton als Shenendoah ('Der Mann ohne Namen'). Beides sehr markante Synchron-Rollen.
Auch in anderen Western-Serien ist er oft in Gastrollen zu hören: 'Westlich von Santa Fe', 'Lancer', 'Die Cowboys' (für DeForest Kelley!).
Gruß, kogenta
PS: Ganz früher hab' ich Cramer manchmal mit Hellmut Lange verwechselt ...
Mit meiner Schwester habe ich früher relativ regelmäßig die TV-Serie DIE BÄREN SIND LOS geguckt, ohne dass Cramer dort als Jack Wardens Sprecher einen besonderen Eindruck bei mir hinterlassen hätte (die Carmen-Musik dagegen schon). Etwas später dann haben wir gemeinsam DAS GROSSE RENNEN RUND UM DIE WELT gesehen, der sich für uns bald zum Weihnachtsklassiker gemausert hat. Cramer war auch die erste Stimme, die ich auf Tony Curtis bewusst wahrnahm – und er passte wirklich phantastisch zum aristokratischen „Großen Leslie“ - den schelmisch-quirligen Stass kann ich mir in dieser Rolle überhaupt nicht vorstellen. Denn genau das zeichnete Cramer aus, und das war meines Erachtens auch der Grund, warum er auf viele US-Schauspieler nicht so optimal passte: ich würde seine Art nämlich nicht als cool im landläufigen Sinne (lakonisch-souverän) bezeichnen, sondern eher im wörtlichen Sinne als „unterkühlt“. Wie der oben wohl nicht zufällig genannte Felmy war seine Stimme eher unscheinbar. Er wäre eigentlich der ideale Sprecher für nordische Typen gewesen, für skandinavische oder russische Schauspieler (warum hat man ihn nie in Bergman-Filmen besetzt?). Für wild gestikulierende Franzosen (unkontrolliertes Kopfwackeln) oder Italiener (mit den Händeln rumfuchteln) eher weniger- deswegen kann ich ihn mir auf Mastrioanni nicht so recht vorstellen.
Auch ich gehöre zur Anti-Kindler-Fraktion: nach GGH und Schult war Cramer gewiss der passendste Eastwood-Sprecher. GGH in den 60ern und Schult in den frühen 70ern waren Ideallösungen. Besonders GGH passte auf den coolen Blonden großartig, er wertete den schauspielerisch seit jeher schon immer eher bescheidenen Eastwood enorm auf. In den 70ern, als Eastwood anfing, sich einige streotype Manierismen zuzulegen und diese auch gehäuft einzusetzen, wenn kein guter Regisseur ihn zügelte (mit den Zähnen fletschen, wenn er Wut ausdrücken wollte, die Augen zusammenkneifen, wenn er bedrohlich wirken wollte etc.). Kindler unterstrich diese Ticks von Eastwood durch seine pointierte Sprechweise leider, Cramer dagegen neutralisierte sie durch seine unterkühlte Art eher, ist mein Eindruck. Eastwoods lieferte seine beste Leistung nach ZWEI GLORREICHE HALUNKEN (der unübertroffen bleibt) mitnichten in BETROGEN, sondern in einem anderen Don Siegel-Film: FLUCHT AUS ALCATRAZ – in der Tat wäre Cramer hier kongenial gewesen.
Auf Connery passte er freilich nicht die Spur, obwohl Connerys Spiel in diesem Film ungewöhnlich unterkühlt ist (er spielt darin ja auch einen Schweden , vielleicht hat man Cramer ja deshalb auf Connery besetzt), mit GGH wäre die Rolle wohl entgegen der Vorlage zu dynamisch rübergekommen. Es liegt allerdings nicht unbedingt an Cramer, dass dieser Connery-Film zu jenen gehört, die ich am seltensten schaue.
In einem Punkt muss ich aber mein Veto einlegen. Sosehr ich Kindler auch nicht sonderlich mag, er war Steve McQueens bester und passendster Sprecher, auf keinen anderen Schauspieler davor oder danach passte Kindler so prächtig.
PS:
Zitat von Moviefreak im Beitrag #7www.cinequanon.de
Hehe, das ist ja mal ein genialer Name! Mich haben Titel von Filmzeitschriften o.ä. schon seit jeher interessiert, und ich habe mir immer überlegt, wie ich ein neues Filmperiodikum wohl nennen würde - ich hatte auch schon einige mehr oder minder lustige Einfälle, aber auf diesen schönen Titel wäre ich nie gekommen! Ist der geschützt?
Ich glaube, was Jeannot und ich hier unter "cool" bei Cramer verstehen, läuft schon auf deine Definition hinaus-oder habe ich das nur irrtümlich als Widerspruch dazu gelesen? Mit "cool" im klassischen Sinne meine ich eben "unterkühlt". Über deinen Vorschlag mit Bergman-Filmen musste ich schmunzeln, auch wegen der "nordischen" Rolle Connerys samt Cramer. Diese Besetzung machte mir beim ersten Mal absolut zu schaffen (wie jeder Stimme beim größten aller Schotten, die nicht GGH heisst-bis auf Drache. Ich wiederhole mich...)...aber im Lauf der Zeit fand ich es wirklich eigentümlich reizvoll. "Flucht aus Alcatratz" hat so seine Durchhänger, aber da ist Eastwood schon sehr gut. Wobei ich persönlich finde, daß die interessanteste Figur Patrick McGoohans Direktor ist. Wenn ich den Film sehe, würde ich gerne McGoohans Geschichte viel lieber sehen...! Kindler und McQueen ist absolut passend, wenn ich auch meine zwei Favoriten für Mr. Steve habe, nämlich die Aussenseiter: Felmy und Schönherr. Cramer hätte hier gut dazu gepasst-meiner Meinung nach. Aber man kann ja nicht alles haben...
In "Das große Rennen rund um die Welt" gefällt er mir sehr gut, da vermisse ich Herbert Stass kein bisschen (den ich sonst seeeehr schätze), Brandt schon gar nicht. Cramer passt zu Mastroianni sehr gut-auch wenn du das kaum glauben wirst können. Vor allem in "Bel Antonio"-man darf nicht vergessen, daß Mastroiannis Filme ja nicht nur "Fuchtelfilme" waren. Mir gefiel diese Kombination aussergewöhnlich gut.
Zitat von fortinbras im Beitrag #11Cramer passt zu Mastroianni sehr gut-auch wenn du das kaum glauben wirst können. Vor allem in "Bel Antonio"-man darf nicht vergessen, daß Mastroiannis Filme ja nicht nur "Fuchtelfilme" waren. Mir gefiel diese Kombination aussergewöhnlich gut.
Ja, bin derselben Meinung. Wobei Mastroianni, der einer meiner Lieblingsschauspieler ist, viele passende Sprecher hatte: Wolfgang Kieling gefällt mir sehr, auch Peer Schmidt ist ganz ausgezeichnet, auch Erik Schumann und Niels Clausnitzer, und nicht zuletzt auch Holger Hagen. Mit Wolfgang Hess bin ich dagegen nicht so ganz glücklich...
Für Sean Connery - ein sehr guter Schauspieler, von dem ich aber nicht sehr viel gesehen habe, da er dummerweise oft in eher uninteressanten Filmen mitspielte - ist ganz klar Heinz Drache im Hitchcock-Film 'Marnie' mein Favorit (neben 'Spellbound' für mich der beste Hitchcock-Film!).
Mit Gert Günther Hoffmann dagegen verbinde ich zu allererst Michel Piccoli, wo er wirklich mehr als großartig ist. Zudem sind die Piccoli-Filme mehrheitlich interessanter als die meisten Connery-Filme. Piccoli mit einem anderen Sprecher - da habe ich echte Probleme. Viel mehr als bei Connery!
Zitat von kogenta im Beitrag #12[...]Sean Connery ..., von dem ich aber nicht sehr viel gesehen habe, da er dummerweise oft in eher uninteressanten Filmen mitspielte
Jawohl, das kann ich nur unterschreiben! Endlich sagt's mal einer!
In letzter Zeit habe ich drei Threads zu populären Sprechern verfasst, die recht schnell gewachsen sind. Und in Bertis Thread zu Holger Hagen kam auch Aktivität zurück. Hier bei Michael Cramer ist deutlich zu merken, daß er nicht zur "obersten Liga" gehört-ähnlich wie bei Schellow oder Felmy halten sich die Zugriffe und Einträge in Grenzen. Dafür haben sie viele sehr interessante Aspekte. Das soll jetzt kein Jammern sein, daß sich nicht alle auf meinen Thread stürzen-sondern reine Feststellung. Dafür habe ich erstaunt gelesen, daß Cramer hier bei den Threadteilnehmern offensichtlich gut ankommt mit seinen Eastwood-Arbeiten. Quer durchs Forum (und auch ausserhalb) hatte ich eher den Eindruck, daß diese Kombination überdurchschnittlich vielen nicht so gefällt.
Hat eigentlich jemand Bezug zu Cramer als Schauspieler? Wenn ich mir so seine Synchronarbeiten anhöre und dann die Filme ansehe, in denen er zu sehen war, merkt man schon gravierende Unterschiede. Viel mehr als ein Sonnyboy musste er ja nie sein im Film, allerdings konnte er ab und an einen frechen Touch einbringen und zwischen Schauspielern wie Paul Hörbiger, Hans Moser oder Carl Wery ging er nicht unter, sondern konnte sich ganz gut behaupten. In zwei seiner wenigen Serienauftritte (Kommissar Freytag/Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger) war er zwar auch ein Sonnyboy, aber ein sehr verschlagener und arroganter. Bei "Kommissar Freytag" ist er der Sohn von "Else Kling" Annemarie Wendel und der Liebling der Familie. Die fiese Art, wie er da seine Mutter ausnimmt und alles einem armen Dienstmäderl in die Schuhe schiebt, bringt er sehr gut rüber. Nach aussen aalglatt, aber in den gewissen Szenen war er schon sehr überzeugend. Ein wenig teilt er das Schicksal mit den in etwa gleich alten Kollegen Biederstaedt und Juhnke. Die haben in den 50ern/60ern auch fast nur Heimat- und Schlagerschnulzen gespielt. Das Fernsehen konnte eigentlich nur Biederstaedt zu seinen Gunsten nutzen, der dort recht frühzeitig seinem Image widersprechende Rollen gefunden hat.
@ Kogenta:
Die von dir genannten Serienrollen kenne ich persönlich nicht. Aber ich erinnere mich an ihn in der Zeichentrickserie "Niklaas, ein Junge aus Flandern". Ich sollte vielleicht diese Serien-Rollen nacheditiert in den Hauptbeitrag einfügen. Wie lange war Cramer bei "Big Valley" dabei? Die Synchronkartei bezeichnet ihn als "1. Stimme" beim betreffenden Schauspieler. Ich kenne mich da mit den Synchronisationsphasen allerdings nicht aus.
Zitat von fortinbras im Beitrag #14Wie lange war Cramer bei "Big Valley" dabei? Die Synchronkartei bezeichnet ihn als "1. Stimme" beim betreffenden Schauspieler. Ich kenne mich da mit den Synchronisationsphasen allerdings nicht aus.
Michael Cramer synchronisierte sämtliche ZDF-Folgen (1969-1970, 61 Folgen).