Der aus einer alten Künstlerfamilie stammende John Barrymore (Drew's Großvater) bildete mit seinen Geschwistern Ethel und Lionel über geraume Zeit die schauspielerische Theater-Elite der USA. Umjubelt, berühmt und begehrt, rief auch der Film und Barrymore wurde Star einiger damals herausragender Stummfilme. Der Tonfilm war für ihn kein Hindernis, hier blühte er erst recht auf. Privat war Barrymore als egomanischer Charakter bekannt, der gerne sein Umfeld manipulierte und sehr dem Alkohol zugetan war. Erstaunlicherweise lassen sich in Berichten von Zeitgenossen kaum positive Erinnerungen zum Menschen Barrymore finden. Berüchtigt für seine Alkoholexzesse, Ausfälligkeiten und auch nüchtern schlechtem Benehmen, ging es mit ihm abwärts und er kam rasch mit billig produzierten B-Reissern in Kontakt. Aufgrund seiner mangelnden Körperhygiene weigerten sich viele Kolleginnen und Kollegen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Vorzeitig gealtert und zuletzt kaum noch beschäftigt, verstarb er nur 60jährig an den Folgen seiner Alkoholsucht.
Leider konnte ich den bereits bekannten Sprechern keine hinzufügen. Für Ergänzungen bin ich wie immer sehr dankbar!
Stummfilme (Auswahl):
1920: * Dr. Jekyll und Mr. Hyde 1922: * Sherlock Holmes 1924: * Beau Brummel 1926: * Don Juan, der große Liebhaber 1927: * Der Bettelpoet * Das Galeerenschiff 1928: * Wetterleuchten 1929: * Der König der Bernina
Tonfilme:
1930: * The Man from Blankleys * Moby Dick - 1931: * The Mad Genius * Svengali - 1932: * Arsene Lupin, der König der Diebe - * Rasputin, der Dämon Russlands - * State's Attorney * Eine Scheidung - * Menschen im Hotel - Egon von Jordan (1. Fassung) / Friedrich Joloff (neu) 1933: * Topaze * Nachtflug - Werner Schott * Rendezvous in Wien - * Dinner um Acht - Christian Rode * Der Staranwalt von Manhattan - 1934: * Long Lost Father * Der Napoleon vom Broadway - Holger Hagen 1936: * Romeo und Julia - 1937: * Ein Mordsschwindel - * Bulldog Drummond: Die Rache der schwarzen Witwe - * Bulldog Drummond: Der explosive Koffer - * Maienzeit - Fritz Odemar 1938: * Hold that Co-Ed * Romance in the Dark * Bulldog Drummond: Der künstliche Diamant - * Piraten in Alaska - * Marie Antoinette - Walter Süssenguth 1939: * The Great Man Votes * Enthüllung um Mitternacht - Leo Bardischewski 1940: * Die unsichtbare Frau - F. W. Bauschulte 1941: * Weltpremiere -
Es besteht die Möglichkeit, dass in einer 30er-Jahre Synchronisation Barrymore einmal von Max Schreck ("Nosferatu") synchronisiert wurde.
Persönlich sagte mir Friedrich Joloff in "Menschen im Hotel" sehr zu-er durfte hier auch romantisch sein und etwas melancholisch.
Zitat Egon von Jordan? Eine herrliche Besetzung, stelle ich mir vor
John Barrymore mit Wiener Schmäh...
Egon von Jordan wurde von MGM verpflichtet, um in deutschsprachigen Versionen mitzuspielen. Bis 1931 spielte er in "Wir schalten um auf Hollywood", "Mordprozeß Mary Dugan", "Menschen hinter Gittern" und "Casanova wider Willen" mit. Nachdem man 1931 bei MGM aufgrund der hohen Kosten die Herstellung von Versionen einstellte und auf Synchronisationen umstellte, gehörte von Jordan zum Sprecherkreis. Neben Barrymore sprach er auch Ramon Novarro in "Mata Hari" (und sicher noch ein paar Rollen mehr...). Ganz glücklich schien er darüber nicht zu sein. In einem zeitgenössischem Bericht hieß es, dass er seinen auslaufenden Vertrag mit MGM nicht verlängern wolle um nach Europa zurückzukehren. Das Kapitel Synchronisation in Hollywood hatte sich für MGM 1933 eh erledigt. Man verlegte diese in die entsprechenden Länder, z.B. nach Berlin.
Wenn man älteren Schauspielern/Schauspielerinnen so zuhört, war Egon von Jordan ein Original, dessen sarkastische Äußerungen und Schlagfertigkeit Bände füllen.
Das mit Hollywood habe ich nicht gewußt, verstehe jetzt aber einen Gag aus einer alten Simplrevue, wo so sinngemäß der Satz fiel: "Seit Hollywood über den Jordan ging, hat sogar das Volkstheater internationalen Ruf!" (er zählte dort zu den Stützen des Hauses und war in Wien wirklich sehr beliebt).
Ich kann ihn mir insofern passend für Barrymore vorstellen, da er in den frühen 30ern beim Film, vor allem aber am Theater, so ziemlich dasselbe Rollenspektrum hatte.
Jordan soll etwas erbost gewesen sein, daß man ihn bei "Und Jimmy ging zum Regenbogen" nachsynchronisiert hat. Da nahm man Paul Bürks, der sich um einen Wienerischen Einschlag bemühte. Die Szenen mit Alain Noury wurden französisch gedreht. Man hat ihn nicht mal gefragt, ob er sich selbst deutsch spreche. Seine Kritik war, was ich bei Paul Bürks absolut nicht nachvollziehen kann (...): "Also, a bisserl schwul hör i mi immer an! Aber so schwul war i doch nie!"
PS: Angesichts der mangelnden Körperhygiene von Herrn Barrymore bin ich übrigens sehr froh, dass der Geruchsfilm nie über das Anfangsstadium hinausgekommen ist...
Abgesehen davon wüßte ich noch viele andere Gründe warum ich "Geruchsfilme" nicht haben möchte, bzw ähnliche Experimente nicht besonders notwendig einstufe (einschließlich 3D): ein Film ist für mich eine Geschichte, die man mir visuell erzählt. Da will ich zuschauen und zuhören, sonst brauch ich da nichts. Keine Gerüche (wie müssten da erst Italo-Western stinken?), keine Erschütterungen, keine...was auch immer.