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Dieses Thema hat 29 Antworten
und wurde 2.258 mal aufgerufen
 Synchronschaffende
Seiten 1 | 2
fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

03.11.2013 23:49
Klaus Schwarzkopf Zitat · antworten

KLAUS SCHWARZKOPF - Mehr als nur Columbo


Kurzbiografie (auf Grundlage von Bernd Ulrich Hergemöller, von mir ergänzt und erweitert):

Klaus Schwarzkopf, einer der beliebtesten Schauspieler seiner Zeit, wurde am 18. Dezember 1922 in Neuruppin (Brandenburg) geboren.

Er hatte ein intensives Verhältnis zu seiner Mutter, nicht nur weil der Vater starb, als S. noch im Kleinkindalter war. Schwarzkopf litt an einer Knochentuberkulose, die ihn jahrelang ans Bett fesselte und auch für seine Kleinwüchsigkeit verantwortlich war. Mit seiner Mutter Gertrud lebte er bis zu deren Tod 1974 unter einem Dach, hatte während dieser Zeit allerdings auch Beziehungen und offenbar kein unnatürliches Verhältnis zu ihr a la Tennessee Williams.

Für den Kriegsdienst war er wegen schmerzhaften Folgeschäden der Erkrankung untauglich und schlug nach dem Abitur eine Beamtenlaufbahn ein. Er arbeitete als "Regierungsinspektor", was laut ihm ein eher nichtssagender Schreibtischposten war. Schwarzkopf war kein Parteimitglied und fiel nirgendwo besonders auf. Später sagte er, daß diese Zeit irgendwie an ihm vorbeigezogen wäre.

Von 1943-44 sowie 1946-47 nahm er in Berlin Schauspielunterricht. Boleslaw Barlog verhalf ihm zun Debut am Schloßparktheater, dem er sechs Jahre lang bis 1953 angehörte. Weiters war er in Wiesbaden engagiert (53-57), in Hannover (57-60) und am Bayrischen Staatsschauspiel (60-67). Ab 1967 war er nur mehr freischaffend tätig und spielte quer durch den deutschen Raum an sämtlichen bekannten Bühnen, wobei er eine gewisse Vorliebe für das Hamburger Thalia-Theater hatte.

In einem Nachruf schrieb "Der Tagesspiegel":

"Seine Lieblingsrollen auf dem Theater waren die Männer ohne Schlips und Autorität, der Ladenbesitzer, der Angestellte und natürlich der Hauptmann ohne Patent, den er zuletzt in Berlin unter der Regie von Boy Gobert spielte."

Schwarzkopf spielte natürlich sämtliche klassischen Bühnenrollen, die ihm und seiner Statur entsprachen. Aber wirklich zuhause war er in den zeitgenössischen, modernen und oft gesellschaftsgründigen Stücken. Auch die russischen Klassiker lagen ihm. Komplexe Portraits oft kleinbürgerlicher Charaktere, in denen verborgene Welten (gute wie böse) lauerten. Meist gab er unscheinbare, durchschnittliche Menschen und glänzte durch ein subtiles, unaufdringliches Spiel. Zu seinen größten Theatererfolgen zählten "Der Hauptmann von Köpenick" (das mit ihm von Boy Gobert an der Wiener "Josefstadt" hätte neu inszeniert werden sollen, aber Gobert starb, ehe er die Direktion antrat), Molieres "Tartuffe", Vertreter Willy Loman in "Tod eines Handlungsreisenden" und in Charles Dyers "Unter Treppe" als schwuler Friseur (im Film spielte Richard Burton diese Rolle). Oft war Schwarzkopf auch in abgründigen, bösartigen oder durchtriebenen Rollen zu sehen - das lag ihm Besonders.

Im Kino hatte er vergleichsweise wenige Auftritte und war nur zweimal in einer Hauptrolle zu sehen. Das Fernsehen war seine Plattform, wo er in vielen Bühnenadaptionen zu sehen war, in anspruchsvollen Fernsehspielen, zahlreichen Serien und vor allem als "Tatort"-Ermittler Finke große Erfolge verbuchen konnte. Der "kleine vitale Mann mit dem großen Kopf, listigen Augen und gemütlichem Doppelkinn" war auch in vielen Literaturverfilmungen zu sehen.

Als Synchronsprecher arbeitete er etwa ab 1949/50 und blieb vor allem durch seine Stimme für "Columbo" Peter Falk in Erinnerung. Mehr dazu dann später!

Sein Privatleben hielt Schwarzkopf stets bedeckt. Der ewige Junggeselle hätte das Heiraten verpasst, der zeitraubende Schauspielerberuf wäre für ein normales Familienleben einfach zu zeitraubend gewesen.
Andeutungsweise wurde bereits in den 1970er-Jahren seine Homosexualität in den Raum gestellt. Schwarzkopf gehörte einer Generation an, die unter gänzlich anderen Bedingungen ihre sexuelle Orientierung leben mußten. Interessant allerdings, daß Schwarzkopf nie Zielscheibe der Sensationspresse war, solange er lebte. Selbst nachdem er 1990 in der Schwulenzeitschrift "Du und Ich" geoutet wurde, schien sich keiner dafür zu interessieren. Vielleicht weil er zu still und unscheinbar als Privatmensch war.
Erst nach seinem Tode wurde die langjährige Beziehung zum Regisseur und Ex-Tänzer Hubertus Moeller bekannt, sowie die Tatsache, daß Schwarzkopf an den Folgen von HIV starb. Unbekannt war er in der einschlägigen Szene nicht-laut dem Schauspieler Alfred Reiterer hatte er dort aber den Respekt aller, da er ein gutmütiger Freund war, der im Stillen an allem teil nahm und stets Zeit und Unterstützung anbot für die Probleme anderer und "jeder dafür die Hosen anbehalten durfte". Daß er von "Du und Ich" geoutet wurde, stieß auf wenig Verständnis bei jenen, die ihn kannten.
Schwarzkopf erkrankte im Juni '91 während der Dreharbeiten zu "Der große Bellheim" (Heinz Schubert übernahm seine Rolle). Am 21. Juli 1991 starb er. Selbst die "Bild"-Zeitung war vergleichsweise zurückhaltend. Gewürdigt wurde ein großer Künstler.

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

04.11.2013 00:19
#2 RE: Klaus Schwarzkopf Zitat · antworten

FERNSEHEN und FILM

Klaus Schwarzkopf fing erst relativ spät an, vor der Kamera aufzutreten. Ab 1962 in kleineren Rollen, etwa im damals heftig diskutierten NS-Drama "Die Flucht".

1964 spielte er im DDR-Flüchtlingsdrama "Nachtzug D106" als Zugkellner. Der immense Erfolg des Fernsehspiels "Flug in Gefahr" war ein Popularitätsschwung. Darin hatte er zwar nur eine Nebenrolle, doch setzte er mit der Rolle den gesamten Ton des Filmes fest und hatte sozusagen die Fäden in der Hand.

Heinz Rühmann wählte ihn aus für eine Nebenrolle in "Dr.med. Hiob Praetorius"-Schwarzkopf ließ später durchblicken, daß er von Rühmann als Mensch recht wenig hielt und mochte es nicht gerne, wenn er mit ihm verglichen wurde.

"Komödie der Irrungen", "Zehn Prozent", "Tartuffe" oder zwei Auftritte im "Kriminalmuseum" folgten neben vielen anderen Rollen. 1967 war er im umstrittenen Fernsehspiel "Heydrich in Prag" zu sehen, hatte in "Herrliche Zeiten im Spessart" seinen dritten Kinoauftritt und war als Gast in der beliebten Serie "Graf Yoster gibt sich die Ehre" zu sehen.

Als er 1968 seine erste Serienrolle in "Der Idiot" spielte, war er bereits als versierter Charakterdarsteller dem Publikum ein Begriff. 1969 war "Mord nach der Oper" ein großer Erfolg für ihn und im selben Jahr hatte er den ersten von vier Gastauftritten in "Der Kommissar".

1970 war er im Fernsehhit "Der Mann, der den Eiffelturm verkaufte" als geltungssüchtiger Limonadenfabrikant zu sehen, der den Eiffelturm kaufen wollte.

1971 sah man Schwarzkopf im Kino in "Fluchtweg St. Pauli" und als schrägen, kunstliebenden Safe-Knacker in "Und Jimmy ging zum Regenbogen". Bis 1974 war Schwarzkopf noch in kleineren, aber prägnanten Nebenrollen in drei weiteren Simmel-Verfilmungen zu sehen. 1971 hatte er zudem großen Erfolg mit den Fernsehspielen "Kolibri" und "Besuch auf dem kleinen Planeten".

1972 kam dann seine bekannteste Fernsehrolle: in insgesamt dreizehn Folgen der Reihe "Tatort" war er bis 1978 als Kommissar Finke zu sehen. Darunter war die "Kult"-Folge "Reifezeugnis", die von vielen für den besten Beitrag der Reihe gehalten wird (eine Meinung, die ich persönlich nicht teile).

1973 sah man Schwarzkopf als geheimnisvollen Psychiater, dem sich ein paranoider Horst Frank anvertraute-der Fernsehfilm "Der Vorgang" nach Ladislav Mnacko verstörte damals das Publikum. Im selben Jahr spielte Schwarzkopf seine erst Kinohauptrolle. In der auf ihre Weise entzückenden Neuverfilmung von "Drei Männer im Schnee" war er der Millionär, der sich als einfacher Mann in das eigene Luxushotel einschleicht.

1974 war er in seiner zweiten und letzten Kiohauptrolle zu sehen: in Wolfgang Petersens kammerspielartigem Psychothriller "Einer von uns beiden" lieferte er sich ein grausames Duell mit Jürgen Prochnow.

"Alle Jahre wieder-Die Familie Semmeling" und sein Auftritt als Bankier in der großartigen Miniserie "Die Buddenbrooks" zählten zu weiteren wichtigen Arbeiten der 70er-Jahre.

1980 sah man Schwarzkopf erstmals als Gaststar in "Derrick", bis '88 folgten weitere drei Auftritte. Er war zu Gast in der "Polizeiinspektion 1" und im erfolgreichen "Wer den Schaden hat".

1982 spielte er in der internationel produzierten TV-Adaption von Thomas Manns "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull". Im Anschluß sah man ihn in "Treffpunkt Airport".

Besondere Anerkennung fand er auch für "Die Rückkehr der Zeitmaschine" (1983) und in Bernhard Wickis "Die Grünstein-Variante" (1985). In der populären Serie "Der Fahnder" hatte er im selben Jahr einen Gastauftritt.

"Die Stunde des Leon Bisquet" nach Simenon war ein Wunschprojekt von Schwarzkopf und wie für ihn gemacht. Als verletzter Kleinbürger sieht er darin seine Chance gekommen, sich auf bösartige Weise zu rächen. Gerne spielte er immer wieder Leichtes, so gleich danach in einer Folge von "Liebling Kreuzberg".

1988 sah man ihn in "Der Alte" und einer Folge von "Pumuckl", 1990 in "Die Richterin".

Ab 1987 spielte er zudem in 16 Folgen der Serie "Praxis Bülowbogen" den belesenen und philosophischen, stets um Dr. Brockmanns seelische Gesundheit besorgten Obdachlosen "Gleisdreieck". Seine letzten Auftritte in dieser Rolle wurden erst nach Schwarzkopfs Tod ausgestrahlt.

Das war nun ein kleiner Auszug aus seinen Arbeiten vor der Kamera. Nun auf ins Dunkelkämmerchen...

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

04.11.2013 00:51
#3 RE: Klaus Schwarzkopf Zitat · antworten

IM SYNCHRONSTUDIO


Die meisten Menschen denken bei Klaus Schwarzkopf als Synchronsprecher zu allererst an Peter Falk und seinen Columbo. Ein kleiner Mann. So hat man Falk vor Augen und auch Schwarzkopf. Dabei vergisst man leicht, daß dieser versierte Synchronschauspieler eine nicht unbeträchtliche Anzahl an groß- und gutgewachsenen Helden gesprochen hatte.

Schwarzkopf fing um 1949/50 mit dem Synchronisieren an und hatte sicher während der 50er und frühen 60er-Jahre das Gros seiner Synchronrollen. Sein "Output" in diesem Bereich der Schauspielerei ließ etwas nach, als er selbst immer vielbeschäftigter wurde als Darsteller vor der Kamera. Zudem hatte er ja ein ausgefülltes Theater-Leben. Dennoch hörte er mit der Synchronarbeit nie ganz auf. Da er zwar auch, aber nicht nur in Synchronrollen bedeutender Filme zu hören war, liegt der Verdacht nahe, daß er es stets dann tat, wenn er dazu Zeit hatte. Wobei man nicht übersehen darf, daß er gerade ab den frühen 70ern doch für längere Zeit mit "Columbo" beschäftigt war. Peter Falk war auch der Einzige, mit dem er eine längerfristige Synchronbeziehung hatte. Er sprach ihn zwar nicht immer, aber doch in der Mehrzahl von Falks Produktionen bis eben zu dem Zeitpunkt, als Schwarzkopf starb. Natürlich passte er ideal zu Falk und ich finde es bis heute schade, daß er ihn nicht in "Eine Leiche zum Dessert" sprach. Die dortige Bemerkung der Figur, er habe auch Peter Falk als Columbo gedoubelt, hätte durch Schwarzkopf noch witziger geklungen.
Schwarzkopfs spätere Synchronarbeit für Falk im Rahmen der "Columbo"-Neuauflage wurde von vielen Fans eher nüchtern und oft kritisch betrachtet. Er hatte tatsächlich nicht mehr so ganz den herrlichen Tonfall drauf, allerdings sollte man fairerweise sagen, daß trotz allen Erfolges die Folgen selbst nur mehr selten übers Mittelmaß hinauskamen. Des Weiteren äusserte sich Schwarzkopf in einem Interview ("Die ganze Woche") dazu, daß die Synchronarbeit dieser neuen Staffel sehr anstrengend gewesen seien, weil man wesentlich weniger Zeit dafür aufwenden wollte. Zudem wäre es etwas unbehaglich gewesen, oft ganz alleine vor dem Mikrofon zu stehen.

Zu Falk sagte er auch, daß dieser und seine "Columbo"-Figur aber auch der seltene Glücksfall gewesen sei, daß eine Synchronrolle seine eigene Bekanntheit und Popularität steigerte. Er kenne seit der Erstausstrahlung kaum einen Zeitungsartikel, der ohne die Erwähnung der Serie auskomme. Hinderlich sei es nur in einer Hinsicht gewesen, daß dieser Erfolg seine Arbeit im Synchronstudio einschränkte. Durch den Erfolg der Serie wären die Angebote deutlich zurückgegangen, da er zu sehr auf "Columbo" fixiert wäre.

Nun zu anderen Aspekten in Schwarzkopfs Synchronschaffen. Ich höre ihn immer sehr gerne, in allen seiner Rollen. Er war nie ein aufdringlicher Sprecher, stets der tatsächlichen Rolle untergeordnet, aber von einem hohen Potential, den Charakter absolut treffsicher zu gestalten. Interessant ist, daß er vor allem in frühen Jahren viele "Schönlinge" sprach und sehr oft (aber nicht nur) auf Rollen abonniert war, die bald schon typisches GGH-Metier waren.

Tony Curtis sprach er in zwei frühen Rollen. Für William Shatner war er in "Das Urteil von Nürnberg" zu hören. Ganze fünf mal (zumindest) gab er dem 50er-Star Van Johnson seine Stimme, besonders schön im verträumten "Brigadoon". 1952 war er für Lloyd Bridges zu hören in "Zwölf Uhr Mittags".

Zu den echten harten Kerlen, die er sprach, zählten Cameron Mitchell (herrlich durchtrieben in "Cesare Borgia", Arthur Kennedy, Dan Dureya, der Held Steve Forrest im Gruselfilm "Der Würger von Paris" (als schönes Pendant zu Curt Ackermanns kräftigem Bösewicht). Besonders erwähnenswert natürlich Robert Mitchum in "Hügel des Schreckens". Diese Rolle kenne ich leider nicht, aber sie könnte funktionieren. Ich hätte ihn mir auch nie für Burt Lancaster in "Gewagtes Alibi" vorstellen können - aber er machte das ganz wunderbar!

Für den Filmschönling Ramon Novarro sprach er in "Mata Hari". Sehr interessant war auch seine Besetzung für Bernard Blier in "Der Körper meines Feindes".

Peter Sellers sprach er in "Weiche Betten, harte Schlachten". Kongenial für Sellers war er aber in der Satire "Junger Mann aus gutem Hause", wo er dem mit Hitler-Bärtchen gezierten Gewerkschafter sprach, daß man ganz vergaß, daß hier synchronisiert wurde.

Eine weitere Lieblingsrolle von mir ist jene für Michael Dunn in "Das Narrenschiff". Schwarzkopf trägt den ganzen Film auf seinen stimmlichen Schultern und ist sogar besser als Dunn selbst (ohne den Charakter zu verfälschen).

Und dann das einzige echte Highlight von "Die Spur des Falken": für Peter Lorre als Joel Cairo war Schwarzkopf schlichtweg "irre".

Schade, daß er nie Boris Karloff synchronisierte in alten Filmen-besonders als Fu Man Chu. Karloff hatte so eine freundlich-sanfte Stimme.

Übrigens-ich schätze Schwarzkopf sehr. Aber ich bin kein Fan von Peter Falk oder "Columbo".

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

04.11.2013 01:06
#4 RE: Klaus Schwarzkopf Zitat · antworten

Nachtrag: was habe ich da für ein Wort kreiiert mit "gesellschaftsgründig" --- das sollte "gesellschaftskritisch-hintergründig" werden. Fast zu schade zum Korrigieren.

Und dann habe ich eine meiner Lieblingsrollen von Schwarzkopf vergessen.

In "Vater der Braut" war er erstklassig für Don Taylor, den attraktiven und großgewachsenen Bräutigam von Liz Taylor. Schön dabei war, wie herrlich auch Schwarzkopf den souveränen Mann gab gegenüber seiner Geliebten, aber in jungenhafte Unsicherheit abdriftete in den Dialogen mit dem Vater (Spencer Tracy). Der stimmliche Gegensatz von O. E. Hasse und Klaus Schwarzkopf ist für mein Ohr sehr reizvoll. Übrigens macht Schwarzkopf die Rolle deutsch etwas glaubhafter. Don Taylor ist ein wenig hölzern. Allerdings kann man nicht von einer klassischen Charakterveränderung sprechen.

Im Nachfolgefilm "Ein Geschenk des Himmels" funktionierte es abermals ausgezeichnet.

kogenta



Beiträge: 1.949

04.11.2013 01:59
#5 RE: Klaus Schwarzkopf Zitat · antworten

fortinbras, zunächst mal ein Lob für Deine sehr informativen Beiträge, die einzelnen Synchron-Sprechern gewidmet sind.

Drei weitere Schwarzkopf-Rollen sollten nicht unerwähnt bleiben:
- Der Prinz (John Justin) im Märchen-Klassiker DER DIEB VON BAGDAD,
- Der naive Toto (Francesco Golisano) in De Sicas DAS WUNDER VON MAILAND,
- Der Beamte (Kamatari Fujiwara) in Kurosawas IKIRU.

Noch ein Kuriosum:
Im Columbo-Buch des Schwarzkopf-Verlages (!) heißt es: 'Man entschied sich für Klaus Schwarzkopf, der zuvor noch nie synchronisiert hatte'.

Gruß, kogenta

Reineck


Beiträge: 89

04.11.2013 08:52
#6 RE: Klaus Schwarzkopf Zitat · antworten

Das Zitat aus unserem "Columbo"-Buch ist leider richtig. Mein Co-Autor und ich haben uns an dieser Stelle und anderswo schon mehrfach dafür entschuldigt und den Fehler in den folgenden Ausgaben bereinigt. Zur Erklärung: Wir schreiben das Jahr 20 nach Synchronisation der ersten Folgen in München und das Jahr fünf vor meinem ersten Internet-Zugang. Informationen über Synchronisation waren damas rar, wie sich die Älteren bestimmt noch erinnern. Also waren wir dankbar, dass sich jemand mit uns unterhalten hat, der bei den ersten Münchner Synchron-Folgen dabei war (ich nenne den Namen nicht, sonst klingt wie es wie Petzerei), und diese Informationen haben wir ungeprüft übernommen. Der sehr entgegenkommende Herr wollte uns sicher nicht beschwindeln, er wusste es schlichtweg nicht besser. Das mag belegen, wie wenig bekannt - auch innerhalb der Branche - Schwarzkopfs Synchron-Tätigkeiten waren.
Soweit es uns gelungen ist, auch mit anderen Kollegen zu sprechen, war die übereinstimmende Meinung, dass es sich bei Schwarzkopf um einen zwar verschlossenen, aber freundlichen und um optimale Qualität bemühten Sprecher handelte. Es wurden immer wieder Vergleiche zu Peter Matic und Jürgen Thormann gezogen, die offenbar eine ähnliche professionelle Gelassenheit verbreiten konnten oder können.
Wie aus unserem Buch hervorgeht, schätze ich "Columbo" sehr, und am meisten in den Schwarzkopf-Versionen.
Dennoch sehr, sehr großen Dank an fortinbras und seine nächtlichen Fleiß- und Schreibarbeiten! Ich habe wieder dazugelernt...

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

04.11.2013 10:36
#7 RE: Klaus Schwarzkopf Zitat · antworten

Danke für das Lob. Ich gebe aber keine Autogramme!

@ kogenta:

Ich habe leider "Das Wunder von Mailand" bis heute nicht deutsch gesehen, nur dreimal OmU. Ich kann mir Schwarzkopf für den wunderbaren Toto aber ausgezeichnet vorstellen!

@ Reineck:

Danke umgekehrt für den schönen Einblick in den Schaffensprozess um das "Columbo"-Buch. Ich mag Falk und die (alte) Serie, bin aber kein großer Fan - gelesen habe ich das Buch trotzdem vor Jahren. Allerdings konnte ich mich an den Irrtum nicht mehr erinnern. Viele können sich wohl kaum mehr die "praehistorische" Zeit vor dem Internet vorstellen.

Ich habe zwei Menschen gekannt, die mit Schwarzkopf beruflich zu tun hatten. Alfred Reiterer scheint ihn etwas näher gekannt zu haben aus München. Vielleicht weil er auch schwul war und sie deshalb eine andere Basis hatten. Dennoch vermittelte er doch auch sehr, daß Schwarzkopf bei aller Freundlichkeit sehr distanziert und verschlossen war.
Kurt Jaggberg meinte, es hätte in "Kläuschen" oft etwas gebrodelt und er hätte selbst schon auch so gelegentliche Abgründigkeiten gehabt, aber so im Stillen mit sich selbst. Sie haben in Hamburg zusammen Theater gespielt.


Ich will den sicher berechtigten Kult um Schwarzkopf und Columbo keineswegs "zertrümmern" oder hinterfragen, aber ich finde es tatsächlich schade, daß er so oft darauf reduziert wurde (und wird). Ehe diese Rolle kam, war er freier und vielseitiger einsetzbar.

berti


Beiträge: 17.472

04.11.2013 11:32
#8 RE: Klaus Schwarzkopf Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #3
Die meisten Menschen denken bei Klaus Schwarzkopf als Synchronsprecher zu allererst an Peter Falk und seinen Columbo. Ein kleiner Mann. So hat man Falk vor Augen und auch Schwarzkopf. Dabei vergisst man leicht, daß dieser versierte Synchronschauspieler eine nicht unbeträchtliche Anzahl an groß- und gutgewachsenen Helden gesprochen hatte.

In einem Theaterlexikon habe ich dieses Zitat des Kritikers Uwe Schmitt gefunden, der in der FAZ schrieb, Klaus Schwarzkopf habe die Stimme "eines Risen" gehabt: "wohltönend, klar und durchtrainiert" sei sie "ein eigener Körper in dem kleinen, rundlich schmächtigen Mann" gewesen.

berti


Beiträge: 17.472

04.11.2013 11:46
#9 RE: Klaus Schwarzkopf Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #3
Schwarzkopfs spätere Synchronarbeit für Falk im Rahmen der "Columbo"-Neuauflage wurde von vielen Fans eher nüchtern und oft kritisch betrachtet. Er hatte tatsächlich nicht mehr so ganz den herrlichen Tonfall drauf, allerdings sollte man fairerweise sagen, daß trotz allen Erfolges die Folgen selbst nur mehr selten übers Mittelmaß hinauskamen. Des Weiteren äusserte sich Schwarzkopf in einem Interview ("Die ganze Woche") dazu, daß die Synchronarbeit dieser neuen Staffel sehr anstrengend gewesen seien, weil man wesentlich weniger Zeit dafür aufwenden wollte. Zudem wäre es etwas unbehaglich gewesen, oft ganz alleine vor dem Mikrofon zu stehen.

Zu Falk sagte er auch, daß dieser und seine "Columbo"-Figur aber auch der seltene Glücksfall gewesen sei, daß eine Synchronrolle seine eigene Bekanntheit und Popularität steigerte. Er kenne seit der Erstausstrahlung kaum einen Zeitungsartikel, der ohne die Erwähnung der Serie auskomme. Hinderlich sei es nur in einer Hinsicht gewesen, daß dieser Erfolg seine Arbeit im Synchronstudio einschränkte. Durch den Erfolg der Serie wären die Angebote deutlich zurückgegangen, da er zu sehr auf "Columbo" fixiert wäre.

Bei einem Blick in die Synchronkartei fällt auf, dass dort nach Bernard Blier in "Der Körper meines Feindes" von 1976 (abgesehen von Jacques Marin in "Ach du lieber Harry") nur noch Einsätze für Peter Falk verzeichnet sind.
Bei den späten Einsätzen finde ich es lobenswert, dass RTL so viel wert darauf legte, Schwarzkopf zu besetzen, und sogar seine Sitmme in die zuvor erstelten Videosynchros einiger Folgen einzuschneiden, bevor man diese ausstrahlte.
Allerdings fand ich gerade bei den zuletzt synchronisierten Folgen erschreckend, wie verändert Schwarzkopfs Stimme dort klang. Ohne Vorkenntnisse hätte ich ihn gar nicht mehr erkannt, so kratzig und heiser klang er dort. Aber schauspielerisch war er tadellos, die Mischung aus Unterwürfigkeit und Zerstreutheit einerseits, Listigkeit und Wachsamkeit andererseits gelang ihm wie gehabt.

berti


Beiträge: 17.472

04.11.2013 11:52
#10 RE: Klaus Schwarzkopf Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #3
Eine weitere Lieblingsrolle von mir ist jene für Michael Dunn in "Das Narrenschiff". Schwarzkopf trägt den ganzen Film auf seinen stimmlichen Schultern und ist sogar besser als Dunn selbst (ohne den Charakter zu verfälschen).

Und dann das einzige echte Highlight von "Die Spur des Falken": für Peter Lorre als Joel Cairo war Schwarzkopf schlichtweg "irre".

Leider kenne ich den "frühen" Schwarzkopf aus relativ wenigen Rollen, aber in diesen beiden fand ich ihn auch herausragend. Lorre hätte er ruhig noch einige Male sprechen können, da dessen oft zurückhaltende, demütige und unterschwellig brodelnde Art gut mit seiner eigenen harmonierte.
Ebenfalls interessant war er als Stimme von Angus Lennie in "Gesprengte Ketten": einem frechen Großmaul, hinter dem sich ein neurotisches Wrack verbirgt.

berti


Beiträge: 17.472

04.11.2013 11:58
#11 RE: Klaus Schwarzkopf Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #3
Interessant ist, daß er vor allem in frühen Jahren viele "Schönlinge" sprach und sehr oft (aber nicht nur) auf Rollen abonniert war, die bald schon typisches GGH-Metier waren.

Mir kommt es so vor, als habe er in seinen frühen Rollen ähnliche Rollen wie Herbert Stass zur ungefähr selben Zeit bekommen. Kann das sein?
Stass war bekanntlich Curtis´ wichtigster Sprecher, Shatner synchronisierte er sowohl vor als auch nach Schwarzkopfs Einsatz. Bei Peter Falk kam es immerhin zu drei Besetzung (alle vor dem ersten "Columbo").
Auch stimmlich hatten beide für mich durchaus Parallelen, obwohl Stass etwas "glatter" klang.

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

05.11.2013 00:17
#12 RE: Klaus Schwarzkopf Zitat · antworten

@ berti:

Das Zitat von Uwe Schmitt trifft den Nagel sozusagen auf den Kopf. Das ist sehr schön gesagt - einen erheblichen Teil besonders seiner frühen Synchronrollen hätte Schwarzkopf selbst niemals spielen können.

Dein Vergleich mit Herbert Stass ist nicht schlecht, das trifft es sogar viel besser als meine GGH-Erwähnung.

In "Gesprengte Ketten" gefiel er mir auch sehr gut.

Wenn du mal die Möglichkeit hast, dir ein paar ältere Filme mit Schwarzkopf-Synchronrollen anzusehen, solltest du unbedingt "Gewagtes Alibi" auswählen. Abgesehen davon, daß der Film selbst nicht schlecht ist und Burt Lancaster eine interessante Rolle darin spielt, ist es auch Schwarzkopfs Besetzung auf ihm, die mich absolut fasziniert. Bis ich den Film sah, dachte ich mir nicht, daß es wirklich funktionieren könnte. Aber das tut es - und wie! Er verleiht Lancaster in dieser generell sensiblen Rolle eine hohe Verletzlichkeit, läßt ihn aber dennoch einen echten Kerl sein.

Gemessen an den vielen früheren Rollen könnte man fast sagen, daß Peter Falk ein wenig gegen den Synchron-Typ besetzt war. Daß er ihn schon vor "Columbo" mal sprach, das fand ich immer interessant.

Eine Popularität als Synchronsprecher brachte das sicher, weil viele diese Columbo-Stimme erkannten. Vor allem auch solche, die sich kaum mit dem Thema auseinandersetzten.

Und da fällt mir gerade ein, daß jemand hier im Forum ("Ohne Wiederkehr") in den Raum stellte, er hätte sich Schwarzkopf sehr gut für Jack Nicholson vorstellen können.

berti


Beiträge: 17.472

05.11.2013 09:17
#13 RE: Klaus Schwarzkopf Zitat · antworten

Findest du denn auch, dass sich seine Stimme in späteren Jahren stark verändert hat?

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

05.11.2013 10:36
#14 RE: Klaus Schwarzkopf Zitat · antworten

Stark verändert möchte ich nicht sagen, aber klarerweise wurde die Stimme älter. Wie du es auch schön beschrieben hast: ein wenig kratziger. Kann man ja auch hören bei Schwarzkopfs Fernsehrollen der späteren Jahre. Immerhin klang seine Stimme sehr lange Zeit über recht gleich und "kippte" erst ein wenig in den 80er-Jahren.

Ich kenne übrigens durchaus Leute, die sich die späteren Columbo-Folgen nicht mehr angesehen haben, weil Schwarzkopf ihnen zu sehr fehlte. Dazu zähle auch ich mich bis zu einem gewissen Grad. Mein Interesse ließ allerdings generell deutlich nach, weil schon die 80er-Folgen immer austauschbarer und persönlichkeitsloser wurden.

S.T.O.F.F.E.L. ( gelöscht )
Beiträge:

06.11.2013 12:31
#15 RE: Klaus Schwarzkopf Zitat · antworten

Ich habe Peter Falk zu allererst mit Claus Biederstaett gesehen / gehört. Das gefiel mir ganz gut, muß ich zugeben. Auch Horst Sachtleben war nett in der Rolle. Die alten Columbos sah ich dann später und war ganz erstaunt, weil der plötzlich so eine 'Seele' hatte. Mit Klaus Schwarzkopf war das etwas ganz anderes. Ich stell mir das als Albtraum für Synchronregisseure vor, wenn die einen solchen Verlust 'ersetzen' müssen. Und für den Nachfolger ist das sicher nicht so einfach, weil gerade bei so einer starken Simmen-Identifikation muß man ja rechnen mit einer ganzen Menge Ablehnung. Den Sprung von Schwarzkopf auf Biederstaett find ich aber schon heftig. Hätt man ja Uwe Friedrichsen wieder nehmen können.

Ich habe zum Schauspieler Schwarzkopf keinen Bezug, also macht mir der Gegensatz zu seinem Äusseren und dem der strahlenden Heroes aber scho goar nix aus! Und solche Stimmen auf echte Kerle zu besetzen ist so originell nun auch wieder nicht, weil nicht jeder Hüne spricht wie Marquis oder Ackermann.

Mir hat der Herr Schwarzkopf für Burt Lancaster sehr gut gefallen und Peter Lorre war auch super. Ein krasser Gegensatz, die beiden Typen nebeneinander. Lorre als Joel Cairo war ja sichtlich schwul, auch wenns keiner sagte. Ob sich Klaus Schwarzkopf da angesprochen fühlte?

Leider zähle ich summa sumarum zu jenen, für die Klaus Schwarzkopf hauptsächlich Peter Falk ist. Wie der wohl über seine Stimme dachte? Über Falk habe ich erstaunlich viele unfreundliche Sachen gelesen, vielleicht hätt ers zum Speiben gefunden!

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