Der wurde ja mal ein wenig vermarktet als deutscher James Dean, damals, als Opas Kino versuchte, statt eigene Wege zu finden, hauptsächlich Imitate zu bringen. Wobei man Brandt meiner Meinung nach eher als Brando-Double installierte (mit bescheidenem Erfolg, so oder so).
Brandt konnte, vor allem in den ersten Jahren, durchaus subtil synchronschauspielern und war in guten Rollen zu hören. Aber für James Dean hätte er sicher furchtbar geklungen, der brauchte etwas Unsicherheit in der Stimme, einen Bruch. Nicht "spät-pubertäre Aufsässigkeit", also eher Imponiergehabe, sondern die Unsicherheit zwischen schutzbedürftiger Jugend und verantwortsungsvoll agierendem Erwachsenen. Schönherr konnte diese Brüchigkeit fein nuanciert umsetzen, ich bezweifle irgendwie, daß Brandt das gekonnt hätte. Der war selbst in guten Rollen nicht unbedingt ein Meister jener feinen Zwischentöne-entweder war er sensibel oder "cool", aber beides zusammen eigentlich nie so richtig.
Wegen seiner Äusserung zu Reagan hat das Schweizer Fernsehen Herrn Schönherr fristlos entlassen.
Maximilian Schell hatte Herrn Schönherr "auserwählt", Robert Shaw in Der Richter und sein Henker zu synchronisieren-dieser lehnte jedoch ab, weil eine schwyzerdütsch gefärbte Synchronfassung künstlerisch betrachtet "scheisse" sei.
Der Meister war beleidigt. Abseits aller Huldigungen machte sich die halbe Schweiz lustig über Schells Arbeit an diesem Film.
Die Deutsche Mondial, damals bei Warner für die Synchronisation zuständig, stellte 1955 auch einen Spielfilm her (der einzige Ausflug der Mondial in die Filmproduktion): "Rosenmontag", Regie: Willy Birgel. In der Hauptrolle ein junger Nachwuchsschauspieler: Dietmar Schönherr (im Vorspann "Dieter" genannt). Die Dreharbeiten fanden im Sommer 1955 statt, kurz nach der Synchronisation von "Jenseits von Eden". "Rosenmontag" war zwar nicht der absolute Kassenschlager, aber danach war Schönherr ein vielbeschäftiger Darsteller im deutschen Film.
Danke für die Erzählung zu "Rosenmontag" und "Deutsche Mondial", das habe ich gar nicht gewußt. Ist ein interessanter Zusammenhang-allerdings nehme ich mal schwer an, daß Schönherrs Rolle darin keinerlei Ähnlichkeit hatte mit der in "Jenseits von Eden".
Nein, nicht wirklich. Der Film spielt zur Zeit von Wilhelm II. und handelt von der "nicht standesgemäßen" Liebe eines jungen Leutnants (Schönherr) zu einem Blumenmädchen (Ruth Niehaus).
Dietmar Schönherr versuchte sich des Öfteren auch im Schlagerfach. Die ganz großen Hits kamen dabei nicht zustande, aber er brachte doch immer wieder Platten heraus. Häufig auch zusammen mit Vivi Bach, wie hier z.B.:
RAUMPATROUILLE - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion
Privater Alternativtitel: Raumpatrouille-Die fantastischen Abenteuer von Synchronsprechern im Weltall
Deutschland 1965/66 Sieben Folgen, ausgestrahlt ab 17. September 1966
Hauptrollen: Dietmar Schönherr, Eva Pflug, Wolfgang Völz, Claus Holm, Friedrich Georg Beckhaus, Ursula Lillig.
Wiederkehrende Rollen: Benno Sterzenbach, Friedrich Joloff, Hans Cossy, Charlotte Kerr, Franz Schafheitlin, Thomas Reiner
In einzelnen Episoden zu sehen: Wolfgang Büttner, Nino Korda, Reinhard Glemnitz, Hans Epskamp, Herbert Fleischmann, Konrad Georg, Sigurd Fitzek, Vivi Bach, Norbert Gastell, Kunibert Gensichen, Alexander Hegarth, Albert Hehn, Margot Trooger, Lieselotte Quilling, Alfons Höckmann, Erwin Linder, Sigfrit Steiner, Rolf von Nauckhoff, Ursula Herwig, Wolf Rahtjen, uva
Mein Rücksturz ins Forum beinhaltet eine Alpha-Order für dich, nämlich einen Klaps auf's Kopfi! Du hast vergessen, dass bei der Orion Claus Biederstaedt als Erzähler dabei ist und man bei Durchsagen Clausnitzer, Niels Clausnitzer hört!
An einem tüftle ich seit vier Jahren. Ich komm einfach nicht drauf, wer das Bügeleisen synchronisierert!
Mit bestem Dank und freundlichen Grüssen, hochachtungsvoll,
Vielleicht kann man Jaydens Eintrag mit dem von Berti gemachten Link zu meinem Thread zusammenhängen?
Dietmar Schönherr...ich mochte ihn nicht nur als Synchronprofi. In manch dünn geschriebenem Filmchen tat er sich manchesmal ein wenig schwer, aber er konnte ein ganz großartiger Schauspieler sein.
Als "König Lear" war er fantastisch, auf der Bühne hatte er eine ganz eigentümliche Ausstrahlung.
Ein hochpolitischer Mensch, der gerne aneckte und sich nie vor einen Karren spannen ließ. Den Tiroler Politikern, die ihn als Aushängeschild gerne benutzt hätten, zeigte er die lange Nase und wetterte stets brav gegen konservative Weltanschauungen und überholte Werte. So wie er gegen linke Politiker wetterte, die vom Leben nichts wußten und für ihn "intellektuell-arrogant" über den Realitäten des Lebens in einer Traumwelt verharrten.
Für meine Oma, die 1925 zur Welt kam, war er einer der schönsten Männer, die es je in Film und Fernsehen gab.
In dem Fernsehfilm "Die Geschichte der 1002. Nacht" spielte er die relativ kleine, aber wichtige Rolle des Kalergi im Kriegsministerium. Josef Roths düstere K.u.K.-Geschichte hatte es in sich und Schönherr erschien ab und an, um die jeweilige Befindlichkeit des Baron Taittinger sozusagen auf den Punkt zu bringen. Am Ende wird er gefragt, warum der Baron denn Selbstmord begangen habe. Kalergi antwortet: "Halt so! Er hat sich verirrt im Leben. So was kommt vor!"
Regisseur Beauvais wollte das wie einen Nachruf haben und sehr getragen. Schönherr weigerte sich: der Taittinger verdiene kein Mitleid, das verfälsche die Sache. Außerdem sei alles nur "eine lästige Affäre, die hoffentlich jeder bald vergisst" - deshalb bestand Schönherr darauf, es beiläufig und fast im Plauderton zu sprechen. Es nützte nichts, Beauvais bekam die Szene nicht so, wie er wollte. Am Ende sollte Schönherr recht behalten: die Beiläufigkeit dieser Bemerkung macht die Geschichte des Barons noch bitterer.
Schade, daß er ab den 70ern nicht mehr im Synchronstudio war.