Nun möchte ich einem Synchron-Schauspieler einen Thread widmen, der trotz seiner Popularität als Schauspieler und vielseitigem Synchron-Schaffen es scheinbar nicht geschafft hat, eine Art dauerhafte "Verehrung" innerhalb von Synchron-Fans zu bekommen. Er ist eher so wie Michael Cramer oder Hansjoerg Felmy einer, an den man immer wieder mal erinnert werden muß.
BIOGRAPHIE
Er kam am 17. Mai 1926 in Tirol/Österreich zur Welt als Dietmar Otto (Edler von) Schönleiten. Er entstammte einer alten Offiziersfamilie. Sein Vater war ein wichtiger Militärangehöriger und wurde nach dem Anschluß an Nazi-Deutschland durch Druck zum Angehörigen der Wehrmacht und bekam einen sehr guten Posten in Berlin. Die Familie zog nach Potsdam, wo Dietmar Schönherr 1943 sein Abitur machte. Der Vater war dem Regime gegenüber kritisch eingestellt, aber verhielt sich unauffällig. Er hatte auch Kontakte zum Widerstand, unterstützte diesen aber aus Angst um die Familie nur verhalten. Der junge Dietmar war bei der HJ als Pimpfenführer aktiv und ein begeisterter Jung-Nazi, wie er selbst später sagte. Der Regisseur Alfred Weidenmann sah ihn im Einsatz und überredete ihn, im HJ-Propagandafilm "Junge Adler" die Hauptrolle zu übernehmen. 1944 meldete sich Schönherr freiwillig zu den Gebrigsjägern, da er lieber dem Vaterland dienen wollte als zu schauspielern. Dort kam langsam die Ernüchterung und noch kurz vor Kriegsende desertierte er. Durch eigene Kriegserlebnisse, seinem guten Draht mit dem Vater und den ans Tageslicht kommenden Greueltaten, konnte er sich vom Zauber der NS-Zeit befreien. Dies nannte er den Beginn seines hohen Interesses an verantwortungsbewußtem politischem Denken und Agieren.
Zurück in Tirol begann er zunächst Architektur zu studieren, interessierte sich aber für´s Theater und ging nach Wien. Von 1947 bis 1952 arbeitete er für den ORF als Reporter, Sprecher und Hörspielautor. Nebenbei spielte er kleinere Rollen am Theater und im Film. 1952 wurde er in Köln vom WDR angestellt, wo er drei Jahre lang als Sprecher und Hörfunkdramaturg aktiv war. Auch hier spielte er nebenbei Theater und begann bei der IFU mit Synchronarbeiten. Mehr dazu später.
1955 hatter er mit dem Unterhaltungsfilm "Rosenmontag" seinen Durchbruch vor der Kamera und wurde bald zum gefragten Filmschauspieler. Auch seine Theaterkarriere ging aufwärts. Im Lauf der Zeit spielte er in etwa 100 Kinofilmen und hatte noch viel mehr Fernsehauftritte. Er pendelte so ausgewogen wie möglich zwischen gefragter seichter Unterhaltung und anspruchsvolleren Filmen. Bis heute ist er immer wieder beschäftigt, hat allerdings seine Tätigkeit vor der Kamera 2010 vorläufig beendet.
Auf der Bühne sah man ihn am Theater in der Josefstadt, in Bonn, an den Landestheatern von Innsbruck und Salzburg. Fünfzehn Jahre gehörte er zum Ensemble des Züricher Schauspielhauses. Er war in vielen Klassikern zu sehen, aber auch in gesellschaftskritischen und politisch brisanten Stücken. Sein letzter großer Bühnenerfolg war "König Lear".1982 war er Mitbegründer der Tiroler Volksfestspiele, die er bis 1987 leitete und damit kulturpolitische Akzente setzte. Er zählte zu den Förderern von Felix Mitterer.
1966 spielte er in der Serie "Raumpatrouille Orion", die heute Kultstatus genießt. Er betrachtet das mit ironischer Distanz, läßt sich nicht im Übermaß darauf festlegen.
Nebenbei bemühte er sich um moderne, kontroversielle Fernsehunterhaltung. Zusammen mit seiner Frau Vivi Bach moderierte er von 1969-1972 die damals bahnbrechende Fernsehshow "Wünsch dir was" und schrieb mnit der progressiven, aber respektvollen Talkshow "Je später der Abend" TV-Geschichte. Mit Vivi Bach war er in zweiter Ehe von 1964 bis zu ihrem Tod 2013 verheiratet.
Politisch war Schönherr immer aktiv. 1970 unterstützte er den österreichischen "Kult"-Politiker Bruno Kreisky, in Deutschland war er später für die Grünen aktiv. 1981 sorgte er für einen Skandal, als er Ronald Reaghan öffentlich ein "Arschloch" nannte, da dieser das Regime in Nicaragua untzerstützte. Dieses Land spielte fortan eine große Rolle bei seinen Sozialprojekten.
Nebenbei schrieb er Kinder- und Jugendbücher und übersetzte auch Werke von Andre Gide und Jean-Paul Sartre ind Deutsche.
In seiner Tiroler Heimat gilt er zwar als angesehen, da er sich aber nie für den aufgesetzten "Gebirgspatriotismus" begeistern konnte und kritisch mit veralteten Traditionen umging, ist er auch hier eher ein Aussenseiter.
Dietmar Schönherr starb am 17. Juli 2014 im Alter von 88 Jahren auf Ibiza
FILMOGRAFIE (Auswahl)
1943: Junge Adler 1949: Das Fräulein und der Vagabund 1951: Die Nacht am Mont Blanc 1955: Rosenmontag 1956: Bonjour, Kathrin 1957: Einmal eine große Dame sein 1958: Schwarzwälder Kirsch / Frauensee 1959: Du bis wunderbar / Nacht fiel über Gotenhafen / Die unvollkommene Ehe 1960: Es geschah an der Grenze (Serienauftritt) / Schachnovelle 1962: Hass ohne Gnade / Der längste Tag / Marschier oder krepier / Kohlhiesels Töchter 1963. Die Nylonschlinge 1964: Das Ungeheuer von London City / Weiße Fracht für Hongkong / Die Verdammten der blauen Berge 1965: Sanders und das Schiff des Todes / Ferien mit Piroschka 1966: Raumpatrouille Orion (Serie) 1967: Kommissar X-Drei grüne Hunde 1968: Affäre Dreyfuss 1969: Polizeifunk ruft (Gastrolle) / Die Geschichte der 1002. Nacht / D´Artagnan (Gastrolle) 1970: Der Mann, der den Eiffelturm verkaufte 1975: Tatort (insgesamt bis 2004 in vier Folgen) 1978: Der Spinnenmörder 1981: Ein Fall für Zwei (Gastrolle) 1982: Die fünfte Jahreszeit (Gastrolle) 1985: Raffl / Berliner Weiße mit Schuß (Gastrolle) 1988-93: Fest im Sattel (Serie) 1990: Arbeitersaga (Gastrolle) 1991: Die Männer vom K3 (Gastrolle) 1992: Go Trabi Go 2 1994: Rosen aus Jericho 1998: Bin ich schön? 1999: Zwei Brüder 2005: Rufer, der Wolf /Mein Vater und ich 2006: Handyman / Der Judas von Tirol 2009: Zeit für Träume
IM SYNCHRONSTUDIO:
In den frühen 1950er-Jahren begann Schönherr mit Synchronarbeiten bei der IFU, in etwa zum selben Zeitpunkt wie Hansjoerg Felmy. Zunächst sah er das, wie er erzählte, als eine einfache Methode um gutes Geld zu verdienen. Viele Schauspieler mochten das nicht, noch mehr konnten es nicht-als geübter Radiosprecher mit Gefühl für exaktes Timing habe er sich gut darin zurechtgefunden. Erst nach und nach habe er gemerkt, wie sehr man auch schauspielerisch gefordert werden konnte. Synchronisieren war für ihn später aber auch eine erholsame Alternative zu den anstrengenden Filmarbeiten, da er die Ruhe genießen konnte, die im Synchronstudio herrschte.
Als Stimme von James Dean gelangte er zu einem kleinen Kultstatus. Darauf werde er dauernd angesprochen. Hinter dieser Besetzung wäre aber auch gar nichts geheimnisvolles-man habe ihn ohne besondere Tests ausgesucht und das war´s auch schon. Später sei auch da etwas an Legendenbildung hinzugekommen. Dabei war Dean ein Nobody, als dessen Filme nach Deutschland kamen. Zu ihm hat er ein nüchternes Verhältnis und ist der Meinung, daß Deans schauspielerische Leistung kaum mehr differenziert betrachtet werden würde. Schönherr hielt ihn für gut, aber bei weitem nicht voll entwickelt, bzw glaubt nicht, daß er sich lange gehalten hätte mit derselben Masche. "Jenseits von Eden" hält er für sehr gut und das ist auch sein Favorit, "Giganten" indes wäre nur ein normaler Hollywood-Großfilm.
Gerard Philipe hätte er gerne öfters synchronisiert, überhaupt habe er französische und englische Filme besonders gerne gemacht.
Schönherr wurde überdurchschnittlich oft auf attraktive Männer besetzt oder sprach klassische Helden-Typen und Draufgänger. Er leistete aber dann oft ganze Arbeit, wenn die etwas ambivalenter waren oder sensibler-wie etwa Steve McQueen in "Thomas Crown ist nicht zu fassen".
Den Hauptteil seiner Synchronarbeit machte er in den 50ern, auch während der 60er war er noch gut im Geschäft. Wegen seiner aufwendigen Arbeit für "Wünsch dir was" mußte er Synchronisieren zurückschrauben und aufgrund von Überbeschäftigung in den 70ern dann auch aufhören. Daß er dann so gut wie nichts mehr in dem Bereich machte, lag aber laut eigener Aussage nicht an ihm-man habe ihn einfach vergessen. Man habe sich zwar ab und an an ihn erinnert, aber die Bedingungen haben sich vor allem ab den 1980ern dermaßen verschlimmert, daß er dazu nicht ja sagen muß oder möchte.
Zu den Synchronrollen Schönherrs zählten u.a. Gerard Philipe in "Das große Manöver" und "Rot und schwarz", Alain Delon in "Christine", Audie Murphy in "Denen man nicht vergibt" und "Strich durch die Rechnung". Er war zweimal für Efrem Zimbalist,jr zu hören, sprach für Gustavo Rojo in "Old Shatterhand", war in Einzelauftritten auch für Sidney Poitier, John Dall und sogar Joachim Hansen zu hören. Zweimal sprach er den wunderbaren Jean-Claude Brialy, John Gavin in "Psycho" und besonders bekannt ist auch seine Arbeit für Grant Williams im Kult-Film "Die unglaubliche Geschichte des Mr. C". Er war in einigen Folgen von "77 Sunset Strip" zu hören. Jean Sorel sprach er in "Julia, du bist zauberhaft", eine ausgesprochen nette Rolle. 1971 sprach er in der TV-Synchroniasation von Max Ophüls´"Gefangen" für Curt Bois - dies könnte eine seiner letzten bisher bekannten Arbeiten gewesen sein.
Üblicherweise synchronisierte sich Schönherr in jenen Filmen selbst, die nicht deutsch gedreht oder komplett nachsynchronisiert wurden. Ausnahmen waren allerdings "Die Verdammten der blauen Berge" (da bekam er Klaus Kindler) und "Kommissar X-Drei grüne Hunde" (hier war es Christian Rode). Er erzählte eine Anekdote, wonach er in einem Film einen bekannten Schauspieler sprechen sollte, in dem er selbst mitspielte-das wollte er aber nicht machen.
Wenn ich mir so seine Synchronrollen ansehe, fällt mir auf, daß nahezu jede dieser Rollen er selbst hätte problemlos spielen können.
Meine persönlichen Lieblingsrollen Schönherrs sind "Thomas Crown ist nicht zu fassen", eben Grant Williams und Gerard Philipe. Auch "Jenseits von Eden" finde ich sehr gelungen. Schönherr wirkte stets maskulin, oft draufgängerisch, war dabei aber auch sensibel, oft abgeklärt oder ganz einfach von jungenhaftem Charme. Für manche Schauspieler, wie etwa Steve McQueen, hätte ich ihn gerne öfters gehört.
Ich glaube nicht, daß dieser Thread auf große Resonanz stoßen wird, aber ich schätze Dietmar Schönherr sehr und möchte ihm eben einen längeren Beitrag widmen.
(Quellen: Internet-Recherche, Tiroler Tageszeitung, Oberländer Rundschau, Bezirkszeitung "Blickpunkt", Interview mit Radio Tirol, persönliche Aufzeichnungen von ORF-Redakteur Manfred Gabrielli)
Erstmal freue ich mich, daß es nun einen Themenbereich für die Stimmen gibt, die hinter den "Stars" sind-das war eine gute Idee!
Jetzt muß ich mich mal vorläufig für die vielen Tippfehler entschuldigen, ich hatte keine Zeit mehr zur Korrektur. Auch fehlt eine (ausgewählte) Filmografie, ein paar Infos mehr und jene Filme, in denen Schönherr selbst synchronisiert wurde, sollten auch nicht fehlen. Leider war ich mit dem Veröffentlichen zu schnell-werde alles so bald wie möglich korrigieren. EDIT: Habe ganz artig alles erledigt! Jetzt darf gern wenigsten einer mal was schreiben, ehe der Thread ganz verweist...
Zitat von fortinbras im Beitrag #2Erstmal freue ich mich, daß es nun einen Themenbereich für die Stimmen gibt, die hinter den "Stars" sind-das war eine gute Idee!
Es gibt vielleicht im "Stars&Stimmen"-Thread und unter "Allgemeines" noch Themen, die in diesen neuen Thread gehören würden, wenn er genau das bietet, was du. Wieso manche in den neuen faden verschoben wurden und nicht mehr zu jeweils einem beiden anderen Threads passen, ist mir noch nicht ganz klar. Die Antwort könnt ihr gerne unter Synchronforum-Updates" posten, sie passt eigentlich nicht hierher...
Zu Dietmar Schönherr: Ich gehöre auch zu denjenigen, die seine Stimme angenehm empfinden. Sie kommt meiner Ansicht nach der von Holger Hagen recht nahe. Wenn james Dean noch ein paar Jahrzente gelebt hätte, dannn wäre er bestimmt weiterhin und so lange von Schönherr synchronisiert worden. Ich fand ihn in "Denn sie wissen nicht was sie tun" großartig auf ihm, andie anderen Filme kann ich mich nicht mehr erinnern und ich kenne nicht alle, aber dort wird das sicher nicht anders gewesen sein.
Hat doch tatsächlich wer diesen Thread gefunden? Laß dich an meine Brust drücken, Iron!
Ich weiß nicht, wie James Deans Schauspielkarriere weiter verlaufen wäre-persönlich sehe ich das recht skeptisch, für mich war er nie so eindringlich wie etwa Montgomery Clift, der ein ähnlich gelagertes Rollenspektrum hatte. Aber vermutlich hätte man sicher eine Zeit lang Kontinuität geboten.
"Denn sie wissen nicht was sie tun" war nie so meins, allerdings sind einige beachtliche schauspielerische Leistungen inkludiert. "Jenseits von Eden" hingegen mag ich sehr, das ist auch eine meiner Lieblingsarbeiten von Dietmar Schönherr. "Giganten" ist trotz aller kritischen Ansätze letztendlich doch etwas aufgeblasen. Dean hat darin ein paar große Szenen, die auch Schönherr gut meistert (gegen Ende hin sogar besser als Dean selbst, finde ich)-unterm Strich ist Rock Hudson aber deutlich besser nach meinem Geschmack.
Dietmar Schönherr mochte ich allerdings auch als Schauspieler vor der Kamera immer sehr. In Innsbruck hab ich ihn als "König Lear" gesehen, das war trotz der etwas sterilen Inszenierung absolut umwerfend. Ich finde es eigentlich schade, daß sein Synchron-Schaffen kaum je wirklich gewürdigt wurde.
Schade, dass er vergleichsweise so selten synchronisierte. Für John Dall fand ich ihn in "Spartacus" großartig. Schade, dass er ihn dann nicht noch in "Cocktail für eine Leiche" sprach. Joachim Pukaß geht zwar in Ordnung, aber mit Schönherr wäre das 'ne Spur eleganter geworden.
Ich kenne von "Rope" leider nur die neue Fassung und da wurde man John Dall absolut nicht gerecht. Schönherr war in "Spartacus" ausgezeichnet, in der o.a. Rolle könnte ich ihn mir sehr gut vorstellen.
Ooops, was anderes fällt mir dazu nicht ein. Danke für den Hinweis, das war reine Schlampigkeit. Wird natürlich korrigiert! Ich wollte ursprünglich kurz auf die Rolle eingehen.
Nochmal was zu James Dean: ich habe hier von einer "Legendenbildung" im Synchronbereich noch nichts gehört oder gelesen bisher. Schönherr erwähnte nur mal, daß gerne behauptet wird, es habe ein aufwendiges Casting gegeben und man habe sich um Dean gerissen. Dies wäre aber nicht der Fall gewesen, weil Dean ein "Nobody" war und man ihn als Sprecher einfach auswählte, weil er gut zu jungen Männern paßte, die auch sensibel waren. Das wäre das ganze Geheimnis gewesen. Er habe auch während der Arbeiten für Dean nie den Eindruck gehabt, als würde dieser einen Hype beim Publikum auslösen-das sei erst später gekommen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #4Hat doch tatsächlich wer diesen Thread gefunden? Laß dich an meine Brust drücken, Iron!
Es war nicht schwer diesen Thread (ganz oben) zu finden, nachdem du ihn erst vorgestern neu eröffnet hattest!
So ein herzlicher Kommentar wie deiner motiviert mich immer zusätzlich, weiter etwas zum Forum beizutragen und ihm treu zu bleiben!
Sein Wirken auf der Bühne und vor der Kamera, bzw. in Hörfunk und Fernsehen hatte ich vergessen zu erwähnen, gut dass du das nun nachgeholt hast. Deine Meinung dazu teile ich absolut!
In obiger Liste fehlt der Film DAS GEHEIMNIS DER CHINESISCHEN NELKE, der letzten Monat als DVD erschienen ist und den ich dieser Tage gesehen habe. Schönherr als netter wissenschaftlicher Assistent, der sich alsbald als skrupelloser Halunke entpuppt, konnte mich hier leider nicht wirklich überzeugen - was aber wohl vor allem am äußerst mittelmäßigen Film lag (Regie: Zehetgruber), in dem selbst Kinski weit unter Wert verbraten wurde.
Ansonsten genießt Schönherr bei mir reichlich Sympathie; nicht unbedingt als begnadeter Schauspieler, sondern allein deshalb, weil er das Gegenteil eines Opportunisten ist.
ich hab ja auch nur eine Auswahl von Schönherrs Filmauftritten angeführt, das wäre sonst zu umfangreich geworden.
Als Schauspieler fand ich ihn immer gut, vor allem in zu seinem Typ passenden Rollen. Ein Charakterdarsteller im klassischen Sinn war er sicher nicht, der aus wenig viel macht. Ein guter Regisseur war ihm auch immer wichtig. In klassischen Heldenrollen, ums mal so auszudrücken, war er immer gut. In manchen Filmen, die aber eher anspruchsvoller waren, hat er allerdings ganz großartig sein können und auf der Bühne war er erstklassig (hab ihn leider nur zweimal gesehen).
Das Gegenteil eines Opportunisten zu sein (schön gesagt) hat mir immer sehr gut gefallen an ihm.
Wer immer die Entscheidung gefällt hat, Dietmar Schönherr auf James Dean zu besetzen (möglicherweise war es Herr Kirschner von der Deutschen Mondial...man wird es wohl nicht mehr herausfinden)...es war eine sehr gute Entscheidung. Es hätte ja auch auf den "Berufsjugendlichen" jener Jahre, Eckart Dux, hinauslaufen können. Nichts gegen Eckart Dux, er war kongenial auf Audie Murphy oder Anthony Perkins, aber James Dean...Und hätte Dean bei MGM gedreht, dann wäre es vielleicht auf Hans-Dieter Zeidler hinausgelaufen...
Für mich wären auch Klaus Schwarzkopf und Herbert Stass wesentlich naheliegendere Synchronprofis gewesen, um dem filmischen Neuzugang eine Stimme zu geben, als Dietmar Schönherr. Auch wenn er schon vor "Jenseits von Eden" mit gewisser Regelmäßigkeit synchronisierte, war er doch noch sehr unverbraucht und frisch. Und er hatte schon so etwas leicht aufsässiges in der Stimme (auch jetzt noch, mit 87 Jahren), jedenfalls war es eine gute Entscheidung.
Subjektiv kam mir Schönherr wirkungsvoller vor als Dean selbst, der auf mich recht tonlos wirkte, was aber durchaus reizvoll ist und natürlich auch der ganz anderen amerikanischen Klangwelt entsprach, als es die unsere war (und ist).
Ich denke nicht, dass Dux funktioniert hätte. Vermutlich hätte Rainer Brandt funktioniert, wenn er zu Lebzeiten von James dean bereits aktiv gewesen wäre. Am Ehesten eventuell Holger Hagen wegen dieser gewissen Ähnlichkeit mit Schönherr (aus seinem Wikipedia-Artikel synchronisierte er seit Anfang der 50er-Jahre). Unter Umständen noch Wolfgang Kieling, aber möglicherweise hätte er sich zu kräftig auf Dean angehört.