Ich möchte nochmal einen der Moderatoren bitten, daß dieser Thread an jenen gehängt wird, den Berti in Beitrag 2 verlinkt hat. Weil es Sinn macht, nicht um meine Threads in den Vordergrund zu drängen.
ORF 2 strahlt übrigens morgen um 14:10 Uhr ein Portrait von Dietmar Schönherr aus. Ob das Thema "Synchronisation" darin behandelt wird, weiß ich nicht - aber auf alle Fälle kanns auch sonst sehr interessant sein. Und danach zeigt der ORF den Höhepunkt aus Schönherrs Schaffen, nämlich eine Rosamunde Pilcher-Verfilmung mit einer Nebenrolle des Verstorbenen.
Im Übrigen finde ich es interessant, wie manche Todesmeldungen zu einer Flut von Beiträgen führen, andere wiederum kaum zur Kenntnis genommen werden. Bei Schönherr dürfte es wohl auch daran liegen, daß er schon so früh mit Synchronisieren aufgehört hat und trotz einigem "Kultpotential" (James Dean, Steve Mc Queen) kaum eine große Synchron-Fangemeinde um sich scharen konnte. Trotz seines Bekanntheitsgrades wohl auch ein Synchron-Außenseiter wie Hansjörg Felmy.
Für meine Oma, die 1925 zur Welt kam, war er einer der schönsten Männer, die es je in Film und Fernsehen gab.
Ein Wort in eigener Sache: auch Damen eines beträchtlich jüngeren Jahrgangs als 1925 teilen die Meinung von Fortinbras' Oma uneingeschränkt.
Ich verehre Dietmar Schönherr von ganzem Herzen.
Ich war bei der Erstausstrahlung von "Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion" zwar noch nicht geboren, aber die späteren Wiederholungen bescherten mir ein über alle Maßen verehrtes Idol.
Wohl gerade weil der Darsteller und seine Rolle so kongenial zu einander passten (und mehr als nur eine Gemeinsamkeit teilten), war der Serie ein so immenser und bis heute anhaltender Erfolg beschieden.
Natürlich waren das Bügeleisen im Maschinenraum und die Bleistiftanspitzer auf dem Kommandostand des zum großen Teil aus Badezimmerarmaturen bestehenden Schnellen Raumkreuzers “Orion” Kultobjekte wie auch die unsterbliche Musik von Peter Thomas.
Doch alles stand und fiel mit dem charismatischen Commander Cliff Allister McLane, der gegen nahezu jegliche Autorität rebellierte. Charmant, eloquent, energisch und hitzköpfig war dieser unglaublich attraktive Mann. Er war begabt mit der Aura natürlicher Autorität und seine Crew wäre für ihn durchs Feuer gegangen.
Natürlich hat der so vielseitige und hochbegabte Dietmar Schönherr uns viel mehr hinterlassen als seinen Major Cliff Allister McLane.
Film, Fernsehen, Theater, Rundfunk, Synchron und die Schlagerbranche adelte Dietmar Schönherr mit seiner Präsenz und war als Autor und Übersetzer aktiv.
Er präsentierte mit seiner Frau Vivi Bach eine Show, die das biedere, deutschsprachige Fernsehen zu Beginn der Siebziger Jahre revolutionierte: “Wünsch dir was” Spießbürgerliche Redakteure und Teile eines ebensolchen Publikums drohten in Ohnmacht zu fallen, als es der Moderator wagte, im adretten Abendanzug in ein Delphinbecken zu springen. Bitterböse Anrufe trafen während einer Sendung ein, als Dietmar Schönherr sich eine rote (eigentlich eher violette)Nelke ins Knopfloch steckte und das als "Propaganda" für die österreichischen Sozialdemokraten interpretiert wurde. Unverblümt lies er die betreffenden Herrschaften wissen, was er von ihnen hielt, nahm die Nelke dennoch vom Revers, weil ihm nunmehr der Spass verdorben war und grantelte in die Kamera: "Hoffentlich sind Sie jetzt zufrieden!" "Hippie"-Attitüden wurden ihm von der konservativen Presse unterstellt, als er einmal eine Sendung mit Vollbart moderierte. Seine Rebellion in dieser Hinsicht muß erfolgreich gewesen sein. Als er kurz darauf "Je später der Abend" moderierte, regte sich kein Mensch mehr über die Barttracht auf.
Er war ein politischer Aktivist, der überaus couragiert für seine Ideale eintrat, und mit seiner umfangreichen, sozialen Tätigkeit in Nicaragua hat er ohne Zweifel das erreicht, was er einmal als sein Credo angab: “Ich bin ein Träumer, der die Welt verbessern will.”
Als Iris Berben ihm 2005 den Deutschen Fernsehpreises für sein Lebenswerk verlieh, beschrieb sie Dietmar Schönherr als einen Mann, “der sich gar nicht verbiegen kann, dessen Stimme so weich und angenehm ist wie sein Herz und dessen Charakter so gerade und unerschrocken ist, dass wir uns davor nur verneigen können.”
Dein Thread hat mich eigentlich dazu angeregt, mich hier anzumelden, damit ich einen Beitrag über Dietmar Schönherr verfassen konnte. Es ist schön zu wissen, dass es noch weitere Verehrer dieses charismatischen Mannes gibt.
Apropos Geschichten. Über den Auftritt von Romy Schneider bei "Je später der Abend" (1974) ist häufig geschrieben worden und besonders über ihre Sympathieerklärung für Burkhard Driest. Weniger bekannt ist hingegen, dass Dietmar Schönherr diese berühmte Szene einige Jahre später selbst persifliert hat. Er war zu Gast in einer Talkshow, unterbrach plötzlich die Runde mit einem "Darf ich was sagen?", nahm seine berühmte Kollegin Ruth Leuwerik bei der Hand, sah ihr tief in die Augen und sagte: "Sie gefallen mir, Sie gefallen mir sehr!" Alle amüsierten sich köstlich.
Und hier habe ich einmal zwei Rebellen zusammen gefügt, die untrennbar zu einander gehören:
Und darum schaue ich mir James Dean eigentlich auch nur auf deutsch an ...
Aber lassen wir den Meister auch höchstpersönlich auftreten. Hier präsentiert Dietmar Schönherr gemeinsam mit seiner Frau Vivi Bach die Show "Wünsch dir was" (1971)
Und wer sich Dietmar Schönherr intensiv widmen möchte, dem sei das folgende ans Herz gelegt:
Auch ich habe Dietmar Schönherr immer sehr geschätzt und obwohl er ein langes Leben hatte, bin ich sehr traurig über seinen Tod. Ein wunderbarer Schauspieler mit einer ganz tollen Stimme, aber vor allem auch eine beeindruckende Persönlichkeit, der sich durch nichts und niemanden verbiegen ließ und immer konsequent seinen eigenen Weg trotz mancher Widerstände gegangen ist.
Mir persönlich sind besonders zwei Synchronrollen für immer im Gedächtnis geblieben: für John Gavin in Hitchs unerreichtem Meisterwerk "Psycho" und für Grant Williams in Jack Arnolds "Die unglaubliche Geschichte des Mister C", wo er auch durch seine einfühlsame Synchronisation dazu beigetragen hatte, dass man glauben konnte, Grant Williams wäre tatsächlich nur noch wenige Zentimeter klein.
Fortinbras, dir mangelts an Durchsetzungsvermögen! Bis jetzt hat noch kein Moderator deinen Wünschen entsprochen, die Threads zusammenzulegen. Vielleicht solltest dus mal mit Bestechungsgeldern versuchen!
Und gerade in "Psycho" hat es Dietmar Schönherr mit John Gavin nicht leicht, denn der Amerikaner ist in meinen Augen so wandlungsfähig wie ein Stück Holz. Und trotzdem gelingt Schönherr es, ihn so interessant zu gestalten.
Sehr gut gefällt mir auch seine Synchronisation für Nigel Patrick in dem englischen Krimiklassiker "Die Herren Einbrecher" geben sich die Ehre" (1960) Dietmar Schönherr klingt vielleicht etwas zu jung für ihn, gibt ihm dafür aber Frische und Charme. Bemerkenswert finde ich das Zusammenspiel mit Heinz Engelmann für Jack Hawkins als Race. Die beiden machen die ganz besondere Beziehung zwischen ihren Charakteren wunderbar deutlich. Schönherrs heitere und lässige Eleganz kontrastiert großartig mit Engelmanns ernstem Kommandoton.
Damit ich auch noch was sage: Dietmar Schönherr war für mich unschlagbar für Steve Mc Queen in THOMAS CROWN IST NICHT ZU FASSEN. Eine seiner besten Rollen!
Schade, dass er nie Montgomery Clift gesprochen hat. Mit James Dean konnte ich nie so recht was anfangen.
@ Fortinbras:
Haste jelesen, da wird John Gavin als wandelbar wie ein Stück Holz bezeichnet? Hihi und Haha. Das freut mich aber.
Wolfgang Völz hat sich einmal über seinen Kollegen aus gemeinsamen Zeiten von "Raumpatrouille Orion" überaus liebevoll geäußert. Dietmar Schönherr sei eigentlich viel mehr als ein Freund für ihn sondern eher eine Art großer Bruder, der ihm viele Dinge des Lebens erklärt habe.
Als sein Sohn Benjamin und seine Tochter Rebecca noch ganz klein waren, erklärten sie ihrem Vater: "Wenn dir und Mama einmal irgend etwas zustoßen sollte, dann möchten wir bitte zu Onkel Dietmar und Tante Vivi gehen." Gibt es eine größere Liebeserklärung eines Kindes?
Aber Völz erwähnte auch den gnadenlosen Jähzorn seines Freundes. Er habe selbst miterlebt, wie Dietmar Schönherr bei der "Bavaria" einen lästigen Redakteur mit Fußtritten aus der Kantine befördert habe.
Zu keinem anderen Kollegen habe sich eine so lange anhaltende und tiefe Freundschaft entwickelt wie zwischen Dietmar Schönherr und ihm.
Und hier die beiden Freunde bei gemeinsamen Auftritten:
"Raumpatrouille - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion: Angriff aus dem All"
"Der Mann, der den Eiffelturm verkaufte" ist eine echte kleine Perle, eine liebenswerte Gaunerkomödie, die aus meiner Sicht mit Filmen wie "Topkapi" oder "Der Coup der sieben Asse" durchaus mithalten kann. Schade, daß den Film keiner kennt.
Die Anekdoten von Wolfgang Völz sind sehr schön.
Und diese ganzen Beiträge in diesem Thread würden sich hervorragend als Ergänzung eignen zu meinem Dietmar Schönherr-Thread, zu dem Berti in Beitrag 2 einen schönen Link hergestellt hat, aber leider ist die Zusammenlegung wohl nicht so ohne weiteres möglich. Vermutlich ist die Moderatoren-Gewerkschaft dagegen.