Zweite Staffel, CSSR, 1980/81, Westsynchronisation
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Es gibt zu "Das Krankenhaus am Rande der Stadt" einen kleinen Serien-Thread, der jedoch keine Episoden aufführt. Da ich einen Episodenführer zur Ost-Synchro der ersten Staffel niemals erstellen könnte, widme ich der Westfassung der zweiten Staffel einen Solo-Thread. Bisher wurden hier noch nirgendwo die Sprecher in größerem Umfang erfasst. Sollte die erste Staffel einen entsprechenden Thread erhalten, kann man diesen dann integrieren.
Zu meiner Art des Serien-Threades: ich werde ihn in die einzelnen Episoden gliedern und auch die wiederkehrenden Rollen für jede Folge auflisten. Allerdings werde ich keinerlei Ausstrahlungsdaten hinzufügen oder irgendeinen Schnittvergleich, da mir dazu absolut keine Kenntnisse vorliegen. zudem erscheinen mir viele der Informationen als Ballast, also möge man mir meine eigenbrötlerische Gestaltung vergeben und sie akzeptieren oder tolerieren. Ich möchte auch Handlungen wiedergeben, da dies bei so vielen Personen auch schwer ist.
Ich habe die Sprecher-Informationen teils direkt aus den Abspännen der Folgen entnommen, konnte sie ergänzen durch zeitgenössisches Pressematerial des ORF (der dieser zweiten Staffel im Jahrbuch 82/83 sehr viel Raum widmete), bzw durch Ansehen und Reinhören in die Episoden. Leider habe ich nicht alle Stimmen erkennen können und kann auch keine Soundsamples herstellen. Die wesentlichen rollen sind jedenfalls erfasst.
Anamnese
"Das Krankenhaus am Rande der Stadt" wurde zunächst in 13 Folgen im DDR-Fernsehen ausgestrahlt und dann auch im Westen gezeigt. Hier wurden die Folgen jedoch umgeschnitten. Ich nehme einmal stark an, daß sie in Deutschland so ausgestrahlt wurden, wie der ORF sie zeigte: ein spielfilmlanger Pilotfilm und dann acht Episoden mit verlängerter Einzellaufzeit. Insgesamt ist die neunteilige Serie exakt gleich lang wie die DDR-Fassung, nur daß die Laufzeit der Einzelepisoden anders ist. Dadurch beginnt die zweite Staffel nach der westdeutschen Zählweise mit "Episode 10".
Anders als oft behauptet, lag der Grund für eine westdeutsche Synchronisation nicht daran, daß man etwas kommunistisches zensieren wollte. Die Serie hatte durchaus ein paar kritische Ansätze, die auch in der DDR-Synchronisation erhalten blieben. Das Dialogbuch zur zweiten Staffel ist in keiner Weise irgendwie manipulierend, also weder wurden (nicht vorhandene) politische Huldigungen an den Kommunismus entfernt, noch etwas hinzugefügt. Die Serie war in Westdeutschland und Österreich ein unerwartet großer Erfolg (und bekam ja auch einen schwächeren deutschen Ableger, "Die Schwarzwaldklinik") und man wollte dem Publikum auch die zweite Staffel bieten, die 1980/81 entstand und in der Tschechoslowakei gezeigt wurde. Ob man hier dem DDR-Fernsehen zuvor kam, weil man es so wollte oder weil dort zu lange gewartet wurde, läßt sich wohl nicht mehr so ganz feststellen.
Die deutsche Bearbeitung ist jedenfalls sehr gelungen, wenn man sich auch anfangs an den Sprecherwechsel gewöhnen muß. Die Fassung entstand in Hamburg, hat aber auch einige überregionale Sprecher vorzuweisen. Man hat auch hier den Geist der Serie eingefangen, allerdings merkt man auch, daß kleinere Eigenheiten, die in der DDR-Fassung erhalten blieben, ausgemerzt wurden. So ist etwa heute noch in der Tschechei und Slowakei der Gruß "Ahoj" üblich und weit verbreitet. In der DDR-Fassung begrüßen sich alle damit, wenn man sich in intimerem, lockereren Rahmen befindet. Die westdeutsche Fassung der zweiten Staffel ersetzte dieses "Ahoj", das in der ersten Staffel-Ostfassung erhalten blieb, durch das neutralere "Hallo". Das ist natürlich zulässig, aber nimmt allem auch eine gewisse regionale Erkennungsmarke.
An der deutschen Fassung arbeitete scheinbar auch eine Dame mit tschechischen Wurzeln mit und es fällt auf, daß viele kleinere Rollen mit Stimmen besetzt sind, die starken tschechischen Akzent haben, oder auch österreichischen. Wir "Ösis" waren in Hamburg auch zahlreich an Bühnen vertreten zur damaligen Zeit.
Man hat für die West-Fassung ein hochkarätiges Ensemble auf die Beine gestellt und sogar Diana Körner an bord geholt, die ja nur selten synchronisierte. Wolfgang Kieling ist ein mehr als adäquater Ersatz für Klaus Mertens und es gelingt ihm auch, den oft steifen, salomonischen und oft anstrengend stillen Sova, sen entsprechend der Rolle akustisch "aufzutauen" und lebendiger zu machen. Werner Senftleben gefiel mir für Milos Kopecky etwas besser als Wolfgang Völz, der eher den kauzigen Teil des Dr. Strosmajer betonte. Durch Völz wurde der Sarkasmus weniger hart, dafür mehr ironisch. Allerdings gelingt es ihm dennoch, die Figur glaubwürdig zu gestalten. Vor allem die düsteren Momente, wenn Strosmajer sehr ernst ist oder gegen Ende, wenn er auf der Intensivstation im Sterben liegt, hier ist er ausgezeichnet und sehr feinfühlig. Zu gerne hätte ich hier aber auch Senftleben gehört zum Vergleich. Volker Brandt ist sehr gut als Dr. Blazej. Dieser ist in der zweiten Staffel generell etwas schärfer, was Brandt perfekt beherrscht ("Karrieremensch"). Leider schafft er es aber nicht ganz so gut wie Reinhardt Kuhnert in der ersten Staffel, die Verletzlichkeit des Dr. Blazej umzusetzen. Er wirkt dazu eine spur zu frech und zu "cool". Eine Bereicherung ist Marianne Kehlau für die neue Figur der Dr. Fastova, die fast schlimmere Sprüche klopft als Dr. Strosmajer. Diese alternde Ärztin, die aber auch sehr ruhig sein kann, hat ein loses Mundwerk und genießt es, auch mal ordinär zu sein. Das ist auch ein Glanzstück von Frau Kehlau, die doch meistens elegant besetzt wurde. Hier darf sie des Öfteren Bezeichnungen wie "Titten", "Pimmel" oder "Sie faule Sau" in den Mund nehmen und macht das auch hervorragend!
Interessant ist, daß eine kleine Anzahl Stimmen immer wiederkehrt, teils in ähnlich gelagerten Rollen. So ist Heinz Petruo ständig irgendeine öffentliche Autoritätsperson und Dagmar Altrichter meistens seine linke (oder rechte) Hand. Die Besetzung von Alf Marholm als Krankenhausdirektor ist insofern witzig, da dieser ab 1985 Direktor der "Schwarzwaldklinik" war.
ANMERKUNG: Norbert hat in Beitrag # 13 ein paar interessante Details zur Veröffentlichung der Serie im Westen angeführt. ENDE
Behandelnde Ärzte:
Dialogbuch aller Folgen: Bernd Liebner Dialogregie aller folgen: Bernd Liebner und Blanka Novakova
Behandlungsort Seltsamerweise habe ich den auch im ORF-Bericht nicht gefunden, jedenfalls in Hamburg. Im Auftrag des NDR und ORF, der auch an der Synchronisation mitbezahlte, aber im Abspann seltsamerweise keine Nennung hat, bzw im ORF gab es noch ein zusätzliches Insert am Ende.
Diagnosen:
Folge 10: Hochzeit Folge 11: Intrigen Folge 12: Verführung Folge 13: Blamage Folge 14: Denunziation Folge 15: Infarkt Folge 16: Neubeginn
fortinbras
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10.04.2014 15:05
#2 RE: Das Krankenhaus am Rande der Stadt: Staffel 2 / West-Fassung
Zitat von fortinbras im Beitrag #1Diese alternde Ärztin, die aber auch sehr ruhig sein kann, hat ein loses Mundwerk und genießt es, auch mal ordinär zu sein. Hier darf sie des Öfteren Bezeichnungen wie "Titten", "Pimmel" oder "Sie faule Sau" in den Mund nehmen und macht das auch hervorragend!
Das dürfte dann ein markanter Unterschied sein zur DDR-Fassung, in der solche Begriffe aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vorkamen. Sehe ich das richtig, dass auf DVD die Westfassung veröffentlicht wurde und die DDR-Synchro das Nachsehen hatte?
Gruß Stefan
fortinbras
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10.04.2014 15:26
#6 RE: Das Krankenhaus am Rande der Stadt: Staffel 2 / West-Fassung
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #5 Das dürfte dann ein markanter Unterschied sein zur DDR-Fassung, in der solche Begriffe aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vorkamen. Sehe ich das richtig, dass auf DVD die Westfassung veröffentlicht wurde und die DDR-Synchro das Nachsehen hatte?
Gruß Stefan
Auf der Dvd ist nur die Westfassung drauf, was unter Fans zu wüsten Spekulationen geführt hat. Laut einer Mail von Icestorm war man um beide Fassungen bemüht, allerdings war die Ost-Fassung für die Veröffentlichung nicht greifbar. Ich hätte gerne auch die Ost-Fassung zur zweiten Staffel gehabt, einfach wegen der Kontinuität und auch als Vergleich.
Was die "Kraftausdrücke betrifft, kann ich nur soviel sagen, daß sie sicher nicht für die westdeutsche Fassung entstanden. In der polnischen Version sind sie nämlich auch da. Die habe ich mal gesehen, auszugsweise. Und ein paar ordinäre Worte kenne ich dank polnischer Bekannter nun doch. Ich wußte gar nicht, daß das im Ost-Fernsehen "verpönt" war - oder habe ich jetzt einen falschen Eindruck?
Im Allgemeinen hielt man sich bei den DDR-Synchronstudios tatsächlich in dieser Hinsicht zurück - natürlich gab es schon ab und an Kraftausdrücke, aber schon in dieser Größenordnung eher selten.
Gruß Stefan
fortinbras
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10.04.2014 16:14
#9 RE: Das Krankenhaus am Rande der Stadt: Staffel 2 / West-Fassung
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #8Im Allgemeinen hielt man sich bei den DDR-Synchronstudios tatsächlich in dieser Hinsicht zurück - natürlich gab es schon ab und an Kraftausdrücke, aber schon in dieser Größenordnung eher selten.
Gruß Stefan
Man sollte natürlich auch erwähnen, daß bei unseren Serien für´s Hauptabendprogramm nicht unbedingt dauernd solche Ausdrücke vorkamen. Ich erinnere mich noch, daß meine Oma damals (so 1982 oder 83) etwas befremdet reagierte, daß eine Frau etwa ihres Alters mit Bildung und guter Herkunft so sprach. Aber den meisten hat´s gefallen. Frau Dr. Fastova spricht natürlich nicht dauernd so, aber doch recht oft - und meist in provokantem Zusammenhang natürlich. Diese lebendige Figur ist eine sehr schöne Ergänzung zum ruhigen Dr. Sova.
fortinbras
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10.04.2014 16:27
#10 RE: Das Krankenhaus am Rande der Stadt: Staffel 2 / West-Fassung
In dieser Folge ist eine Unterhaltungssendung mit Karel Gott zu sehen. Von mehreren Fernsehausschnitten, die man in der Serie sieht, ist dieser der einzige unsynchronisierte! Obwohl Karel Gott darin nicht singt, sondern moderiert. Vielleicht war zu dem Zeitpunkt seine Stimme dem deutschen Publikum bereits zu bekannt. Denn auch tschechisch ist sie hier unverkennbar!
fortinbras
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10.04.2014 16:35
#11 RE: Das Krankenhaus am Rande der Stadt: Staffel 2 / West-Fassung
Zitat von fortinbras im Beitrag #1"Das Krankenhaus am Rande der Stadt" wurde zunächst in 13 Folgen im DDR-Fernsehen ausgestrahlt und dann auch im Westen gezeigt. Hier wurden die Folgen jedoch umgeschnitten. Ich nehme einmal stark an, daß sie in Deutschland so ausgestrahlt wurden, wie der ORF sie zeigte: ein spielfilmlanger Pilotfilm und dann acht Episoden mit verlängerter Einzellaufzeit. Insgesamt ist die neunteilige Serie exakt gleich lang wie die DDR-Fassung, nur daß die Laufzeit der Einzelepisoden anders ist. Dadurch beginnt die zweite Staffel nach der westdeutschen Zählweise mit "Episode 10".
In der ARD - und später auch im ORF und noch später im Schweizer Fernsehen lief die Serie in neun Folgen, die jeweils eine knappe Stunde dauerten. Eine Pilotfolge in Spielfilmlänge gab es nie. Die NDR-Fassung ist auch alles andere als exakt so lang wie die DDR-Fassung. Zum einen sind die Laufzeiten der Originalfolgen recht unterschiedlich, teilweise sind sie sogar länger als eine Stunde. Dies wollte man durch einheitliche Längen von einer knappen Stunde bereinigen. Zum anderen ging es dem NDR auch darum, Szenen zu entfernen, die man zwar in einem sozialistischen Umfeld verstehen würde, im Westen jedoch nur verwirrend wären. Dies stand seinerzeit so im GONG, und bei einer Ausstrahlung der ersten fünf Folgen im RBB wurde dies auch nochmals vom ehemaligen NDR-Redakteur so dargelegt. Die Synchronisation war die des DDR-Fernsehens, wenn man einmal von den Zusammenfassungen am Anfang absieht, aber Vor- und Abspann wurden neu gestaltet, und die Serie war stark gekürzt.
Zitat von fortinbras im Beitrag #1Anders als oft behauptet, lag der Grund für eine westdeutsche Synchronisation nicht daran, daß man etwas kommunistisches zensieren wollte. Die Serie hatte durchaus ein paar kritische Ansätze, die auch in der DDR-Synchronisation erhalten blieben. Das Dialogbuch zur zweiten Staffel ist in keiner Weise irgendwie manipulierend, also weder wurden (nicht vorhandene) politische Huldigungen an den Kommunismus entfernt, noch etwas hinzugefügt. Die Serie war in Westdeutschland und Österreich ein unerwartet großer Erfolg (und bekam ja auch einen schwächeren deutschen Ableger, "Die Schwarzwaldklinik") und man wollte dem Publikum auch die zweite Staffel bieten, die 1980/81 entstand und in der Tschechoslowakei gezeigt wurde. Ob man hier dem DDR-Fernsehen zuvor kam, weil man es so wollte oder weil dort zu lange gewartet wurde, läßt sich wohl nicht mehr so ganz feststellen.
Die zweite Staffel wurde erst nach dem Erfolg in beiden deutschen Staaten in Angriff genommen. Im Gegensatz zur ersten Staffel sollte die zweite eine Koproduktion mit einem deutschsprachigen Sender werden. Sowohl das DDR-Fernsehen als auch der NDR wollten sich beteiligen; die Tschechen entschieden sich schließlich zu einer Zusammenarbeit mit dem NDR. Das DDR-Fernsehen war über diesen Bruderverrat stinksauer und zeigte daher sehr lange die zweite Staffel nicht. Auch das wurde am Krankenhaus-Abend im RBB berichtet.
fortinbras
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10.04.2014 16:52
#14 RE: Das Krankenhaus am Rande der Stadt: Staffel 2 / West-Fassung
Ich habe nur wiedergegeben, was ich dazu gefunden habe, aber freue mich sehr über diese Richtigstellung. Allerdings sollte man vielleicht dazu sagen, daß es auch mehrere Versionen dazu gibt. Im ORF-Buch habe ich die Angabe gefunden zu "Pilotfilm 95 Minuten und acht Episoden a 58 Minuten", sowie daß nur wenige irrelevante Kürzungen vorgenommen wurden, die für das westliche Publikum keinen Sinn ergaben. Da kann man natürlich schwer sagen, was genau das war. Ich habe leider kein Vergleichsmaterial dazu, nur die Dvd-Ausgabe.
Ich werde das im Hauptbeitrag nicht revidieren, aber einen Hinweis auf deinen Beitrag reinarbeiten, der einen sehr interessanten Blickwinkel auf die Sache bietet.
Eine Diskussion darüber werde ich mit Interesse verfolgen, sollte eine entstehen-aber nichts dazu kommentieren, das wird oft sehr anstrengend...
S.T.O.F.F.E.L.
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10.04.2014 17:21
#15 RE: Das Krankenhaus am Rande der Stadt: Staffel 2 / West-Fassung