Diese Warner-Produktion hat es nie in die deutschen Kinos geschafft- dafür lief der Streifen aber noch im Produktionsjahr in Österreich an, und zwar in deutsch synchronisierter Fassung. Warner ließ dafür ab September 1937 von der Wiener Selenophon eine deutsche Fassung erstellen.
FLUCHT AUS SAN QUENTIN San Quentin Produktion: Warner Bros./ First National, 1937 Regie: Lloyd Bacon
Deutsche Fassung: Selenophon Licht- und Tonbildgesellschaft, Wien
Darsteller: Pat O'Brien, Humphrey Bogart, Ann Sheridan, Barton MacLane, Joe Sawyer
Deutsche Sprecher: Eduard Volters, Ludwig Donath, Vilma Degischer, Hans Unterkircher, Viktor Parlachy
Da mir diese Fassung dummerweise nicht vorliegt (und ich die Stimmen auch nicht erkennen würde, wenn ich sie hätte...), kann ich für die Stimmenzuordnung keine 100%ige Gewähr übernehmen:
Cpt. Stephen Jameson - PAT O'BRIEN - Eduard Volters Joe Kennedy - HUMPHREY BOGART - Ludwig Donath May - ANN SHERIDAN - Vilma Degischer Lt. Druggin - BARTON MAC LANE - Hans Unterkircher Hansen - JOE SAWYER - Viktor Parlachy
fortinbras
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gelöscht
)
Beiträge:
26.06.2014 17:47
#2 RE: Flucht aus San Quentin (USA 1937 - DF 1937)
Was Volters, Donath und Degischer anbelangt, dürfte deine Zuordnung wohl zutreffen-das entspräche auch der üblichen Besetzungspolitik im damaligen wien, hätte man mit ihnen die Sache auf österreichisch gedreht. Vilma Degischer, eine durch und durch faszinierende Frau, hat übrigens in späteren Jahren öfters gemeint, daß sie das Synchrongewerbe sehr interessiert hätte, weshalb sie ihre Josefstadt-Kollegin Marion Degler beneidete. Denn dadurch käme man zu Rollen, die man hierzulande kaum mal spielen könne. Leider hätte sie nur einige wenige Male die Chance gehabt, da müsse man auch in Deutschland etabliert sein, weil "in Österreich kann man das nicht machen".
Würde mich interessieren, ob es noch mehr österreichische Synchronisationen gibt aus jener Zeit. Vielleicht mal beim Filmarchiv nachstochern. Und dann kommt vielleicht "Mr. Moto" raus - mit der Stimme von Hans Moser...
Bei der "Selenophon" dürften ca. 10-15 Filme synchronisiert worden sein. Ich hoffe, hier bald eine Liste einstellen zu können. Das Kapitel "Selenophon" hatte sich mit dem "Anschluss" erledigt, da die Firma zwangsweise in die Tobis übergeführt wurde. Trotzdem wurden auch danach noch Filme in Wien synchronisiert. Der 1942 angelaufene italienische Spielfilm "Schüsse in der Wüste" dürfte, wenn man die Sprecherliste ansieht (Herbert Brunar, Teo Prokop, Wolfgang Newerkla, Hermann Laforet- Buch und Regie: Bernhard Kulisz, der auch schon bei der Selenophon Regie führte), in Wien bearbeitet worden sein.
Die Problematik im österreichischen Film war um 1936/37 die, dass viele US-Filme die Zensur in Deutschland nicht schafften, was sie in Österreich problemlos möglich gewesen wäre. Somit fiel die Synchronisation in Berlin weg; und in OmU waren die Filme bei weitem nicht so erfolgreich. Deshalb bemühte sich die österr. Filmindustrie die Filme (auch von MGM, Fox und Paramount, die als einzige US-Firmen in Deutschland noch Filme zeigten) zumindest auch teilweise in Wien bearbeiten zu lassen. Ich vermute aber, dass diese drei Firmen dennoch nie in Wien haben synchronisieren lassen, zumal ja im März 1938 der Anschluss kam. Warner, RKO und Universal, deren Filme nicht mehr in Deutschland liefen, nutzten diese Möglichkeit und ließen 1937/38 einige Filme in Wien eindeutschen.
Den habe ich bei mir als einzigen Film mit Humphrey Bogart vermerkt, für den es eine Vorkriegssynchro gibt (interessanterweise ein Film, der es nach dem Krieg dann nicht mehr zu einer deutschsprachigen Aufführung brachte).
Jetzt müsste nur noch Warner in den Untiefen ihres Archives graben und uns eine deutsche DVD mit dieser Fassung präsentieren...!
Damit ist natürlich leider nicht zu rechnen. Bisher hat ja keiner der Majors je eine Vorkriegssynchro auf DVD veröffentlicht, oder?