GB, 1957/58 Regie: John Ford Drehbuch: T.E.B. Clarke, nach dem Roman von J. J. Marric Musik: Douglas Gamley Produktion/Verleih: Columbia
Deutsche Fassung:
Aura Film, Berlin Dialogbuch / -regie: Conrad von Molo
Deutsche Erstaufführung: 16. Oktober 1958
Zum Film:
Konventionelle intellektuell angefärbte Cineasten (nicht Cinephile), die stets einen bedeutsamen Aufhänger in einen Film hineininterpretieren müssen, damit sich ein Genuß daran einstellt, tun sich mit diesem Werk ihres groooooooßen John Ford sehr schwer. Sicherlich war die Wahl, John Ford als Regisseur eines unterhaltsamen englischen Krimis auszuwählen, ungewöhnlich. Der Film erzählt einen Tag aus dem Leben des Chefinspektors George Gideon und vermischt gekonnt berufliche Herausforderungen und der ewige Konflikt mit Familie und Polizeiarbeit. In vielen Werken zu Fords Arbeiten wird ihm vorgeworfen, den Ernst der Sache mit volkstümlicher Komik vermischt zu haben, was den Film unausgegoren macht. Dabei ist es gerade der Kontrast Beruf und Alltagsverhalten der Familie, was dem Film seine besondere Liebenswürdigkeit verleiht. Aus diesem Erfolgskonzept schöpfte die Romanvorlage ihr Potential, ebenso der Film und es folgte eine immens erfolgreiche Serie mit John Gregson. Man sollte sicherlich John Fords bedeutende Werke ( etwa "Früchte des Zorns") nicht mit diesem vergleichen, zudem war er doch meist im Westerngenre unterwegs. Aber überschätzte Meisterwerke wie der langweilig-banale Film "Faustrecht der Prärie" oder der komatöse"Cheyenne", der an der eigenen Bedeutsamkeit erstickt, steckt "Gideon" mit Links in die Tasche.
Die deutsche Fassung wird gekonnt von Heinz Engelmann getragen, der hier schon mal für "Stahlnetz" probt. Ähnlich dieser Reihe ist Engelmann zugleich auch der Erzähler, der die Episoden zusammenhält. Otto Stoeckel dürfte hier vielleicht seine letzte Synchronrolle gehabt haben - oder zumindest eine seiner letzten Rollen.
Bei Arne finden sich neun Einträge, die sich üppig ergänzen lassen.
Es spielen und sprechen:
Die Familie:
Jack Hawkins - Chefinspektor George Gideon - Heinz Engelmann Anna Lee - Kate Gideon - Ursula Traun Anna Massey - Sally Gideon - Margot Leonard Malcolm Ranson - Ronnie Gideon - ? Mavis Ranson - Jane Gideon - ? Susan Richmond - Tante May - Erna Sellmer Raymond Rollett - Onkel Dick - Siegfried Schürenberg
Dein Freund und Helfer:
Andrew Ray - P. C. Farnaby Green - Wolfgang Draeger Howard Marion Crawford - Der Chef - Paul Wagner John Loder - Pansford, "Duke" - Kurt Waitzmann Frank Lawton - Liggot - Fritz Tillmann Michael Trubshaw - Golightly - Alfred Balthoff Derek Bond - Det. Sgt. Kirby - Axel Monje John Warwick - Inspektor Gillick - Siegfried Schürenberg Robert Raglan - Forensiker - Arnold Marquis Alastair Hunter - Stimme Insp. McPhersons auf Tonband - Heinz Petruo Alan Rolfe - CID-Beamter im Spital - Axel Monje
Täter, Opfer und Angehörige:
Grizelda Hervey - Mrs. Kirby - Tilly Lauenstein Henry Longhurst - Vikar - Richard Handwerk Doreen Madden - Tochter des Vikars - ? Jack Watling - Küster Small - ? Cyril Cusack - Birdie Sparrow - Werner Peters Maureen Potter - Mrs. Sparrow - Erna Sellmer Donal Donnelly - Feeney - ? Devis Ward - Simmo - Benno Hoffmann Marjorie Rhodes - Mrs. Saparelli - Edith Schollwer Hermione Bell - Dolly Saparelli - ? Laurence Naismith - Arthur Sayer - Knut Hartwig Charles Mansell - Walker - Otto Stoeckel Dianne Foster - Joanna Delafield - Hannelore Schroth Ronald Howard - Paul Delafield - Gerd Martienzen Francis Crowdy - Frank Fitzhubert - Harry Wüstenhagen James Hayter - Mason - Robert Klupp Helen Goss - Bürovorsteherin - Roma Bahn Billie Whitelaw - Christine - ? Lucy Griffiths - Kino-Kassierin - Roma Bahn David Aylmer - Fitzhuberts Komplize - Ernst Jacobi N.N. (ein Lord) - Alfred Haase
Die Justiz:
Miles Malleson - Richter - Alfred Haase John Le Mesurier - Ankläger - ? Robert Bruce - Verteidiger - Harry Wüstenhagen N. N. - Justizwache - Harry Wüstenhagen O. Donovan Shiell - Justizwache - Gerd Duwner Pat Hagan - Gerichtsdiener - Gerd Duwner
Laurence Naismith - Knut Hartwig James Hayter - Robert Kluppe, nicht Emons David Aylmer (Fitzhuberts Komplize) - Ernst Jacobi Miles Malleson - Richard Handwerk kenne ich nicht, ich würde eher sagen Alfred Haase der Lord, der mit Gattin die Brillanten aus dem Depot holen will - Alfred Haase Roma Bahn habe ich gar nicht gehört bzw. ist die mir entgangen Siegfried Schürenberg für Onkel Dick scheint mir etwas fraglich
zu CHEYENNE: In zu vielen Handlungssträngen aufgebläht, finde ich den insofern von Bedeutung, weil Ford hier die Indianer wohl erstmals - gewissermaßen als Wiedergutmachung - als Menschen mit Charakter darstellt. Seine einseitige, sehr amerikanische Darstellung der "roten Teufel", die sich durch fast sein gesamtes Werk an Indianer-Western zieht, wird hier abgelöst durch eine realistische, kritische Darstellung der "Behandlung" der Indianer. Ob er dies aus schlechtem Gewissen heraus oder als Tribut an die neue Stimmung in den 60ern gemacht hat...
Schürenberg in seinem zweiten akustischen Auftritt als Onkel: siehe Miles Malleson in "Der Hund von Baskerville", das macht er ganz gleich.
Richard Handwerk kenne ich (auch) nicht, vermutlich ist das hier bei Malleson ein Übertragungsfehler aus meiner Liste.
Zu "Cheyenne" kann ich mir einen kommentar auch nicht verkneifen:4
natürlich sind die Indianer hier Menschen mit Charakter und im Rahmen von John Fords Gesamtwerk ist das von einer gewissen Bedeutung, aber abgesehen davon, dass der Film zu lange, zu aufgeblasen und zu uneinheitlich ist (der lange komödiantische Teil mit Stewart & Co. wirkt wie aus einem gänzlich anderen Film hineingeschnitten) - er ist gönnerhaft, überheblich oder um in biblischen worten zu sprechen: pharisäerhaft. Ford und diverse Verantwortliche genießen es ja geradezu, eine wiedergutmachung an den (Film-)Indianern zu machen und das ist alles, nur nicht ehrlich und aufrichtig.