USA, 1935 Regie: Jack Conway und Robert Z. Leonard Regie der Revolutions-Szenen: Val Lewton und Jacques Tourneur Drehbuch: W. P. Lipscomb / S. N. Behrman, nach dem Roman von Charles Dickens Musik: Herbert Stothart Produktion / Verleih: M-G-M
Deutsche Fassung (1951/52):
M-G-M Synchronisationsabteilung, Berlin Dialogbuch: Dialogregie: Erik Ode ?
Deutsche Erstaufführung: 22. Februar 1952
Zum Film:
Diese aufwendig produzierte MGM-Version von Charles Dickens grandiosem Roman, der hierzulande leider nie gleichbedeutend war wie etwa "Oliver Twist", ist ein prächtiges Hollywood-Epos - die Betinung liegt auf "Hollywood". Der Streifen bietet erstklassige Kulissen, hervorragende Schauspieler, beeindruckende Massenszenen und ist für seine Zeit ein sehr gelungenes Schaustück, dem jedoch die Schärfe späterer Verfilmungen (und des Romanes) fehlt.
Obwohl der Film überall als Meisterwerk gepriesen wird und als beste Verfilmung des Romanes gilt, hat er einige Schwächen: die Auftritte des widerwärtigen Marquis St. Evremond sind grandiose Szenen, aber einige seiner Grausamkeiten werden ausgespart oder beiläufig gezeigt. Bei der Darstellung der Unterschicht ist der Film weniger zurückhaltend und sehr intensiv. Das ist teils sehr stark in Szene gesetzt, besonders bei der "Rächerin", aber man hätte sich das auch für die Aristokratie gewünscht, die hauptsächlich oberflächlich blasiert-dekadent daherkommt. Die Anprangerung Dickens' von Menschenverachtung und Fanatismus zu beiden Seiten mit Opfern und Tätern wird vom Film nicht entsprechend umgesetzt. Die humorvolle Überhöhung der Miss Pross als Witzlieferantin in typischer 30er-Jahre Manier ist teils unerträglich. Einige melodramatische Einschübe verursachen Bauchweh, die kitschigen Weihnachtsszenen lassen einen den Kopf schütteln und stehen im Widerspruch zur Handlung. Während man die Kostüme möglichst originalgetreu schneiderte, machte man bei Elizabeth Allen eine Ausnahme und präsentierte eine typische MGM-Lady: Lucie Manette ist zumeist wie eine Südstaatenschönheit der Bürgerkriegszeit angezogen und aufgerüschelt, dass man Schmunzeln muß. Was natürlich dem Zeitgeist entspricht, mich persönlich aber bei vielen Filmen jener Dekade nervt: die teils schrecklich schwülstige Filmmusik, die dauernd das auf die Spitze treiben muss, das man ohnehin sieht und keinerlei Subtilität hat.
Ronald Colman hätte Carton und Darnay spielen sollen, wollte aber nicht - er hatte eine Abneigung gegen Doppelrollen. Dirk Bogarde später wollte, durfte aber nicht. Chris Sarandon 1980 gelang es dann und dieser Effekt war wunderbar. Für die Rolle des Darnay wurden Brian Aherne und Robert Donat getestet, fanden aber keinen Gefallen bei David O. Selznick, der nach diesem Film die MGM verließ.
Die deutsche Fassung dürfte Erik Ode zu verantworten haben, er ist in einer sehr kleinen Rolle als halb betrunkener, teils singender Pierarbeiter zu hören. Wolfgang Luskchy als meist betrunkener, unglücklich verliebter und abgeklärter Carton ist exzellent. Erich Fiedler ebenso als dekadenter Aristokrat. Horst Niendorf spricht mit Bravour einen viel älteren, bulligen Mann und Alfred Balthoff ist kurz, aber intensiv als gnadenloser Tribunalrichter zu hören. Ursula Krieg als die halb wahnsinnige, mit Miniguillotinen spielende "Rächerin" ist von kaum zu übertreffender Rohheit und meilenweit von ihren typischen Altweiberrollen entfernt.
Es spielen und sprechen:
Ronald Colman (Sydney Carton) Wolfgang Lukschy Elizabeth Allen (Lucie Manette) ??? Donald Woods (Charles Darnay) Klaus Schwarzkopf Edna May Oliver (Miss Pross) Agnes Windeck Basil Rathbone (Marquis St. Evremond) Erich Fiedler Reginald Owen (Stryver) Paul Wagner Blanche Yurha (Madame de Farge) Till Klockow Genry B. Walthall (Dr. Manette) Walter Werner Walter Catlatt (Barsad) Franz-Otto Krüger H. B. Warner (Dr. Gabelle) Albert Bessler Fritz Leiber, sr. (Gaspard) Walter Bluhm Mitchell Lewis (Ernest de Farge) Horst Niendorf Claude Gillingwater (Jarvis Lorry) Otto Stoeckel Billy Bevan (Jerry Cruncher) Clemens Hasse Isabell Jewell (Näherin) Maria Körber Lucille La Verne (die "Rächerin") Ursula Krieg Eily Malyon (Mrs. Cruncher) ??? Tully Marshall (Holzfäller) ??? Walter Kingsford (Victor) Hans Emons Robert Warwick (Richter des Tribunales) Alfred Balthoff E. E. Clive (Richter am Old Bailey) ??? Lawrence Grant (Gerichtssprecher) Erich Poremski John Davidson (Morveau) ??? Forrester Harvey (Joe) Otto Matthies Donald Haines (Crunchers Sohn) Horst Gentzen Frank Dunn (Exekutions-Offizier) Peter Petersz Norman Ainsley (Kutscher) Herbert Weissbach Sig Frohlich (blasierter Fahrgast) Ottokar Runze John Bryan (Pier-Arbeiter) Erik Ode Ramsay Hill (Aristokrat) Dietrich Frauboes Harry Wilson (junger Revolutionär) Ottokar Runze Frank Mayo (Gefängniswärter) Erik Ode N. N. (Aristokrat) Walter Altenkirch N. N. (Grenzwärter) Ernst Kontantin
Etwas angestaubter Historienfilm mit sehr hollywoodesker Sicht auf die französische Revolution. Die Synchronbesetzung macht echt Kopfzerbrechen. Einiges kann ich ergänzen.
Elizabeth Allen - Ursula Traun ist es nicht, habe aber auch nur eine schwache Vermutung (Marianne Kehlau?) Henry B. Walthall - Walter Werner, nicht Weber Billy Bevan - Clemens Hasse, nicht Emons John Davidson - Frickhöffer hab ich nicht erkannt Frank Dunn - wenn der gemeint ist, der Namen aufruft, ist das Peter Petersz, nicht Esser John Bryan - Ode, den hab ich bestimmt übersehen, gleiches gilt für Harry Wilson Joe, der 2. Kutscher - das könnte Otto Matthies sein Gerichtssprecher am Old Bailey - Erich Poremski Aristokrat - Walter Altenkirch Victor, Gefängniswärter - Hans Emons Paßkontrolleur bei der Ausreise aus Frankreich - Ernst Konstantin Gefängniswärter, der Nr. 22 und 23 abholt - Erik Ode uff!
Clemens Hasse und Hans Emons - die werde ich nie begreifen...knurr! Knurr hoch drei!!!
Danke für die Korrekturen/Ergänzungen! Der andere Auftritt Odes ist wiederum mir entgangen, der Film hat ja zig Rollen mit wenigen Worten.
An Marianne Kehlau hatte ich auch gedacht, aber immer wenn sie nach ihr klang, tat sie es gleich später nicht mehr. Auch Gisela Hoeter käme in Frage. Die Stimme hört sich nach allen an...
Trotz einiger beachtlicher schauspielerischer Leistungen, prachtvoller Ausstattung und beeindruckender Einzelszenen kann der Film keinesfalls mit Ralph Thomas' Version von 1958 mithalten, auch gegenüber der Fernsehfassung von 1980 zieht der Film den Kürzeren. Für amerikanische Verhältnisse dürfte er aber wohl wegen der Rührseligkeit die Top-Verfilmung bleiben.