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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 789 mal aufgerufen
 Allgemeines
Jochen


Beiträge: 779

24.04.2015 18:54
Synchronisation von Dialekten / Hochdeutsch [Pro/Contra] Zitat · antworten

Titelthema: Der Bestatter - Schweizer regen sich über Hochdeutsch Synchro auf

Was sagen wir denn hier dazu?

Die Schweizer regen sich über die Synchro in Hochdeutsch auf.

Würde ich die Schweizer Fassung nicht kennen wäre es okay, aber es klingt wenn man es weiss deutlich zu sehr nach Studio Aufnahme. Nicht als würden die sich draussen unterhalten sondern im Studio.

Hier sehr ihr das Vergleichsvideo:

http://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kan...utsch-129059267

E.v.G.



Beiträge: 2.337

24.04.2015 22:17
#2 RE: Der Bestatter - Schweizer regen sich über Hochdeutsch Synchro auf Zitat · antworten

Is doch logisch, wer das Switzerdütsch (bitte nicht hauen, falls das falschgeschrieben ist)gewohnt ist oder öfter mal hört, da klingt das Hochdeutsch natürlich etwas befremdlich, aber nicht so krass wie beim Wechsel in eine komplett andere Sprache, aber ich verstehe vermutlich nur 70% auf Anhieb, wobei ich den Eindruck habe, dass im Original das Switzerdütsch schon relativ abgemildert ist. Das können aber sicher nur Schweizer beurteilen. Ist halt genauso wie mit dem Plattdeutschen, das strahlt man ja auch nicht deutschlandweit aus, sondern nur im Regionalfernsehen. So hat man beim Ohnsorg-Theater für die bundesweite Ausstrahlungen immer einer verhochdeutschte Version gezeigt. Man könnte ja da mal wieder 2-Kanalton anbieten, falls das in Deutschland überhaupt noch gemacht wird.

Haben die Schweizer sich selbst auf Hochdeutsch synchronisiert oder hat man auf andere Schauspieler zurückgegriffen?

Da Bestatter klingt auffallend nach Studio, die anderen klingen im 2. Beispiel ok. WOhl eher ein Aufnahme technisches Phänomen als ein sprachliches.

Slartibartfast



Beiträge: 6.746

26.04.2015 12:05
#3 RE: Der Bestatter - Schweizer regen sich über Hochdeutsch Synchro auf Zitat · antworten

Ich glaube nicht, dass es hier um die Qualität der Synchro geht.
Aber es ist durchaus nachvollziehbar, wenn bestimmte Dialekte von vornherein als nicht massentauglich klassifiziert werden, dass sich die Vertreter dieser Sprachlandschaft dann diskriminiert fühlen.
Ein deutsches Beispiel ist der Umgang norddeutscher Sender mit dem Bairischen. Hier wird häufig von vornherein so getan, als würden die Freistaatler eine Art Fremdsprache sprechen, die ja kein "nornmaler" Mensch verstehen könne. Gleichzeitig gehen die "Preißen" stets davon aus, selbst Hochdeutsch zu sprechen und somit der Maßsstab dafür zu sein, welche Dialekte verständlich sind oder welche nicht.
Diese Überheblichkeit führt natürlich zu Eklats, etwa der Einblendung von Unterttiteln wie "Originalton Süd" beim Wasmeier-Interview im ZDF.
Ich als Münchener hatte noch nie den Eindruck, einen norddeutschen Dialekt gar nicht verstehen zu können. Manchmal fehlt es vielleicht auch einfach nur an der Bereitschaft.

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

29.04.2015 13:40
#4 RE: Der Bestatter - Schweizer regen sich über Hochdeutsch Synchro auf Zitat · antworten

Ich denke, dass Filme/Serien, zu deren besonderer Identität ein regionaler Dialekt gehört, nicht adäquat synchronisierbar sind.

Hochdeutsch ist oft problematisch, weil es den Figuren etwas nimmt. In einem anderen Dialekt zu synchronisieren ist erst recht überflüssig und gelingt im Regelfall nie, weil Dialekt und Handlungsort absolut nicht zusammenpassen.

Ein schlimmes Beispiel umgekehrter Art ist für mich Maximilian Schells "Der Richter und sein Henker", in dem bekannte internationale Filmstars (betont verständliches) Schweizerdeutsch sprechen - zumindest in der deutschen Synchronfassung. Das macht den Streifen deutsch teils unerträglich, weil wenn es um Autentizität geht, dann sollte man Schweizer Schauspieler Schweizer Charaktere darstellen lassen (so Helmut Förnbacher die Hauptrolle geben und ihn nicht Jon Voight sprechen lassen).

Jetzt bin ich abgeschweift:

"Der Bestatter" kenne ich nicht, aber ein anderes Schweizer Beispiel: "Die Herbstzeitlosen".

Vorausgeschickt: ich habe Zugang zu vielen deutschen Dialekten, auch wenn man sich manchesmal etwas reinhören muss. Plattdeutsch etwa oder "das Walsche" in Südtirol sind besondere Sprachen, die man kaum verstehen kann, kommt man nicht aus der Gegend. Auch das Schweizerdeutsch kann in Extreme abgleiten, das ist klar. Persönlich finde ich diesen Dialekt zwar furchtbar, verstehe ihn aber recht gut, wozu hat man eidgenössische Verwandte???

Im Falle "Die Herbstzeitlosen" war der Film in der deutschen Synchronfassung bei weitem nicht so amüsant, direkt und vor allem echt, wie er es im Original war. Teilweise hörte sich das Hochdeutsch der Schauspieler/innen sogar unangenehm gekünstelt an.

Ich finde es schade, solche Dialektfilme zu synchronisieren. Im Bedarfsfall gibt es immer noch Untertitel.

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

05.05.2015 10:35
#5 Synchronisation von Dialekten Zitat · antworten

Nachdem der Titel dieses Threades nun verändert wurde und weitläufiger ist, will ich mal noch mehr dazu schreiben:

Ich mag "My Fair Lady" sehr gerne, eines der wenigen Musicals, das ich wirklich schätze und immer wieder gerne höre. Auf Tonträger habe ich nur zwei englische Fassungen und keine deutsche.

Mein großes Problem ist, dass es mir jedesmal die Schuhe auszieht, wenn Eliza Doolittle im Film mit Berliner Schnauze spricht oder wenn sie es auf der Bühne hierzulande im breiten Wiener Dialekt tut. Das finde ich teils unerträglich.

Persönlich würde ich es vorziehen, wenn man hier auf Dialekt verzichtet und sich auf eine unsaubere Aussprache konzentriert oder einen Art Ersatz-Dialekt, in dem Silben verschluckt werden oder Worte eigenwillig ausgesprochen, ohne aber dass es eine überdeutlich erkennbare regionale Zuordnung gibt.

Es ist wirklich krass, wenn man sich via Film oder Bühne ins alte Bilderbuch-England begibt und alles auch in deutscher Sprache "very british" ist und plötzlich jault eine Eliza im Wiener oder Berliner oder Schweizer oder Tiroler oder sonst einem Dialekt.

Der Gebrauch von Dialekten im Original ist natürlich schwer umzusetzen. Wenn ich da an "Das Haus am Eaton Place" denke, da blieb deutsch natürlich vieles auf der Strecke, nicht nur die Akzente, sondern auch die verschiedenen Dialekte und die Bemühungen des Personals, dann und wann schön zu sprechen.

Gags wie der, dass Ruby ihre neue Dienstgeberin mit "Mum" anspricht, weil sie "Ma'am" nicht aussprechen kann, blieben auf der Strecke. Auch wird Butler Hudson je nach regional Herkunft der ihn Ansprechenden unterschiedlich genannt: vom getragen schottischen "Hadddddssssss'nnnnn" bis zu Rubys direktem "Hutzn" (genau so, nicht "Hatzn").

Das würde alles auf ein deutsches Publikum ungewohnt und wohl unfreiwillig komisch wirken, allerdings ersetzte man häufig die Dialekte durch saloppes, schlampigeres Deutsch oder ließ die deutschen Sprecher unsauber reden, bzw nicht elegant wirken. So konnte man Einiges zumindest kompensieren. Dialekt wäre hier fehl am Platz gewesen.

Wie mal im Theatermuseum zu sehen war: der österreichische Klassiker "Hallo Dienstmann" wurde portugiesisch, spanisch, niederländisch (bzw afrikans für Südafrika), italienisch und russisch synchronisiert. Von der in Argentinien hergestellten Fassung sah man auch Ausschnitte, leider fehlte mir mangels Sprachkenntnis die Fähigkeit zu erkennen, wie man mit dem Problem des Dialektes umging.

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