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Dieses Thema hat 13 Antworten
und wurde 1.411 mal aufgerufen
 Allgemeines
Silenzio
Moderator

Beiträge: 21.475

16.07.2015 14:58
Schlechte Synchronisationen, die einen guten Film trotzdem nicht ruinieren können Zitat · antworten

In bereits vorhandenen Threads (den Synchrontrash-Faden finde ich hierfür weniger geeignet) passt dieses spezielle Thema nicht so rein - deshalb ein Neuer. Ja, wie der Name schon sagt: hier geht es um (subjektiv) gute Filme, die eine billige oder sehr schlechte Synchronisation bekamen, damit aber den Film als Ganzen nicht unanschaubar machen konnten.

Ging mir vor einiger Zeit bei "Eigentlich wollte ich zum Film" (1982) so. Ein wirklich sehr gut gespielter Film mit einem starken Walter Matthau in Hauptrolle als erfolglosen Drehbuchautor und versoffenen, verantwortungslosen Vater von Dinah Manoff, die im 'Dschungel' Hollywood Fuß fassen will und auf seine Hilfe zählen wollte. Die Synchro ist wahrscheinlich eines der früheren Metz-Neun-Arbeiten. Und es war eines meiner ersten 'Begegnungen' mit diesem Studio. Matthau hat hier eine sehr prollige Stimme, die echt heftig neben der Spur ist. Aber vielleicht sogar so heftig, das der Sprecher trotzdem schon wieder irgendwie zur Rolle passt. Auch im Gesamtbild konnte die Synchro den Film nicht zerstören, so bizarr sie auch war.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

18.07.2015 00:13
#2 RE: Schlechte Synchronisationen, die einen guten Film trotzdem nicht ruinieren können Zitat · antworten

Das ist ein sehr schwieriges Thema, lieber Silenzio - umgekehrt ist es viel einfacher.

Da würde ich jedenfalls "Die brennenden Augen von Schloß Bartimore" nennen.

Der Film hat ein relativ umständliches Dialogbuch und leidet darunter, dass nahezu alle Rollen verkehrt besetzt ist. Obwohl er sich zurücknimmt (sogar stark), ist Arnold Marquis für Peter Cushing fehlbesetzt. Christopher Lee ist auf älter gemacht und trägt einen buschigen Schnurrbart, aber Fritz Tillmann spricht ihn dennoch zu kauzig auf alten Professor. GGH für Michael Goodliffe klingt zu jung und zu vital und Alexander Welbat für Patrick Troughton zu preussisch karikiert (vielleicht wegen dem typischen Helm).

Irgendwie kann aber die Synchronisation die schöne, märchenhaft düstere Stimmung des Filmes dennoch nicht kaputtmachen, was wohl auch an der visuellen Schönheit des Filmes liegt und daran, dass einige der besten Szenen ohne Dialog auskommen.

"Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" - Rainer Brandt für Tony Musante nervt gewaltig und wirkt vollkommen deplaziert. Norbert Langer und Joachim Kemmer sind in viel zu vielen Minirollen zu hören und der typische Brandt-Humor ist störend, was auch auf die eine oder andere Klischeebesetzung zutrifft. Insgesamt aber kann das Dario Argentos schönem Giallo wenig anhaben, die Atmosphäre bleibt grundsätzlich bestehen.

Slartibartfast



Beiträge: 6.750

24.07.2015 13:19
#3 RE: Schlechte Synchronisationen, die einen guten Film trotzdem nicht ruinieren können Zitat · antworten

Wenn man die Synchro zu DIE NEUNSCHWÄNZIGE KATZE zum Vergleich heranzieht, ist die HANDSCHUH-Synchro regelrecht harmlos.

iron


Beiträge: 5.237

24.07.2015 14:43
#4 RE: Schlechte Synchronisationen, die einen guten Film trotzdem nicht ruinieren können Zitat · antworten

Ich würde lieber sagen, sie können einen Film nicht komplett ruinieren. Fortinbras, genau das ist der Punkt: Spannungsfördernde Szenen ohne Dialog und reizvolle Landschaftsaufnahmen können noch den Schaden etwas begrenzen, der durch ein schlechtes Dialogbuch und fragwürdige Besetzungen entstanden ist oder entstehen kann. Ganz kompensieren können sie ihn aber bestimmt nicht und ohne diese Elemente wird das nicht gehen.

kogenta



Beiträge: 2.071

24.07.2015 23:00
#5 RE: Schlechte Synchronisationen, die einen guten Film trotzdem nicht ruinieren können Zitat · antworten

Sicher ist eine schlechte Synchro ein Manko, man sollte das aber auch nicht überbewerten. Schlechte Schauspieler, schwache Filmmusik, armselige Bildgestaltung - das sind alles Kriterien, die ebenso schwer wenn nicht schwerer wiegen. Keinesfalls sind Synchro und Dialoge das Maß aller Dinge. Oder - um den Regisseur Ken Russell zu zitierten:

"Ein Film besteht aus Bildern und aus Musik. Dialoge sind uninteressant."

Gruß, kogenta

John Connor



Beiträge: 4.883

25.07.2015 00:16
#6 RE: Schlechte Synchronisationen, die einen guten Film trotzdem nicht ruinieren können Zitat · antworten

Mister Russell mag es so gesehen haben, aber mit dieser törichten Äußerung spricht er wohl kaum für das Gros der Filmemacher (die guten eingeschlossen). Außerdem darf man solche apodiktischen Äußerungen von Filmemachern nicht sonderlich ernst nehmen. Selbst Hitchcock, dessen Sottisen Russell hier nur recycelt, hat de facto großen Wert auf Dialoge gelegt, obwohl er nie müde wurde, sich als primär visuellen Erzähler zu stilisieren.

Film ist ein multidimensionales Medium, und welche Dimensionen der jeweilige Einzelfilm nun ins Zentrum rückt, ist eine empirische Frage – jedenfalls keine, die normativ zum Verschwinden gebracht werden könnte.

Billy Wilder hätte Russell gewiss nicht zugestimmt, die Drehbuchautoren von CASABLANCA ebenso wenig, Woody Allen wohl auch nicht, von den Marx Brothers ganz zu schweigen. Und einen Detektivfilm nur mit Bild und Musik überzeugend erzählen – das stelle ich mir sehr problematisch vor.

Mag ja sein, dass manche Cineasten (ca. 1% des Filmpublikums?) auf diese „reduzierte“ Art und Weise des Erzählens größeren Wert legen, aber glücklicherweise macht man nicht nur für diese Menschen Filme, sondern auch für Zuschauer, die gute Dialoge zu schätzen wissen, und dafür auch gerne konventionelle Bilder und Musik in Kauf nehmen. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass (gute) Musik für den Großteil der Zuschauer von nachrangiger, seeeehr nachrangiger Bedeutung ist – wenn man nicht gerade Musical- oder Bollywood-Film-Fan ist.

Also: ich bin sehr gespannt auf Beispiele, die in diesem Thread noch genannt werden (auch wenn mir selbst im Moment kein passendes einfallen will).

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.301

25.07.2015 00:43
#7 RE: Schlechte Synchronisationen, die einen guten Film trotzdem nicht ruinieren können Zitat · antworten

Zitat von kogenta im Beitrag #5
Sicher ist eine schlechte Synchro ein Manko, man sollte das aber auch nicht überbewerten. Schlechte Schauspieler, schwache Filmmusik, armselige Bildgestaltung - das sind alles Kriterien, die ebenso schwer wenn nicht schwerer wiegen. Keinesfalls sind Synchro und Dialoge das Maß aller Dinge.

Nur ist von all dem die Synchronisation das Einzige, auf das man nicht angewiesen ist. Eine miserable Musik wie Legrands "Never Say Never Again" kann man nicht einfach so aus dem Film werfen.
Eine schlechte Synchronisation kann einen Film ruinieren - aber dann schaut man eben das Original, man muss sie sich nicht schön reden.
Deswegen werde ich hier wohl nie ein Beispiel finden, weil ich genügend Filme kenne, die in der deutschen Fassung ruiniert sind (die sehe ich, obwohl ich großer Synchronfreund bin, im Original), aber keinen, bei dem ich das hinnehmen würde.

Gruß
Stefan

kogenta



Beiträge: 2.071

25.07.2015 05:23
#8 RE: Schlechte Synchronisationen, die einen guten Film trotzdem nicht ruinieren können Zitat · antworten

Zitat von John Connor im Beitrag #6
Billy Wilder hätte Russell gewiss nicht zugestimmt, die Drehbuchautoren von CASABLANCA ebenso wenig, Woody Allen wohl auch nicht, von den Marx Brothers ganz zu schweigen.

Damit nennst Du natürlich ganz zielstrebig die Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Ich bin ja selbst ein großer Woody-Allen-Fan, obwohl dort ohne Pause geredet wird.

Man muß Ken Russell ja auch nicht wörtlich nehmen, er weist mit dieser keineswegs törichten Aussage aber in die richtige Richtung. Film ist nun mal vorrangig ein visuelles Medium, bei dem die Dialoge nicht der dominierende Faktor sind (wenn ich eine CD höre, achte ich ja auch erheblich mehr auf die Musik als auf die Texte, die halt zweitrangig wenn nicht sogar überflüssig sind).

Und eine 'reduzierte Art und Weise des Erzählens' möchte ich doch eher den Filmen bescheinigen, die vorrangig auf Dialoge setzen, und nicht denen, die andere Wege gehen, ihre Inhalte und Substanz zu vermitteln.

Gruß, kogenta

Lord Peter



Beiträge: 5.015

25.07.2015 13:22
#9 RE: Schlechte Synchronisationen, die einen guten Film trotzdem nicht ruinieren können Zitat · antworten

Trifft nicht auf den ganzen Film zu, aber immerhin auf einen der Schauspieler:

Die 34er-Fassung von Hitchcocks "Der Mann, der zuviel wußte" wurde erstmals für die DVD-VÖ synchronisiert, und das hundsmiserabel. Der Film ist ein typisches Frühwerk und vereint durchschimmerndes Talent, einige wirklich gute Szenen und liebenswerten Dilettantismus. Kein Meisterwerk also, das Eigenremake des Meisters war durchaus gerechtfertigt. Trotzdem - SO eine Synchro hätte man dem Film nicht gewünscht. Zwar einigermaßen lippensynchron, aber atmosphärisch und von den Sprechern her eine absolute Katastrophe. Allenfalls die Albert Hall-Sequenz behielt ihren Charme (da dialogfrei), und dann ist da auch noch einer, den selbst die schlimmste Synchronstimme nicht kleinkriegt: Peter Lorre. Fraglos das Highlight des Filmes, ist seine Darbietung auch nicht von der furchtbar unpassenden und viel zu emotionslos agierenden deutschen Stimme zu ruinieren. Dennoch - besser OmU schauen!

iron


Beiträge: 5.237

26.07.2015 11:01
#10 RE: Schlechte Synchronisationen, die einen guten Film trotzdem nicht ruinieren können Zitat · antworten

Gerade habe ich in Vorbereitung zu meinem Post den Wikipedia-Artikel über Ken Russell gelesen. Ich nehme seinen Ausspruch als zugespitzte Äußerung eines Regisseurs "mit dem Ruf eines einfallsreichen Exzentrikers" (siehe dort).
Es ging ihm vermutlich darum, keine dialoglastigen Filme zu drehen und "seine symbolhafte Bildsprache" war ihm nach meiner Interpretation wichtiger als die Dialoge, und und sie sollten sich ihr unterordnen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ken_Russell

Kogenta, mein Beitrag war vor allem auf fortinbras bezogen, der sich zu diesem Threadthema von der synchronbezogenen Seite her geäußert hat. Selbstverstständlich gehören beispielsweise die Musik und natürlich eine schlechte Bildgestaltung - ganz im Widerspruch zu "reizvollen Landschaftsaufnahmen (s.o.)
Sergio Leone hätte ihm in diesem Sinn wohl zugestimmt, nachdem insbesondere seine Italo-Western über weite Strecken ohne Worte verlaufen und in diversen Szenen sich auf die Körpersprache der Darsteller beschränken verstärkt durch Morricones Soundtrack.
Mindestens 90 Minuten Laufzeit ganz ohne Worte nur mit beeindruckenden Bildern und viel Musik würde als Spielfilm nicht funktionieren.

Erik


Beiträge: 398

26.07.2015 12:29
#11 RE: Schlechte Synchronisationen, die einen guten Film trotzdem nicht ruinieren können Zitat · antworten

Zitat
Mindestens 90 Minuten Laufzeit ganz ohne Worte nur mit beeindruckenden Bildern und viel Musik würde als Spielfilm nicht funktionieren.



Dann sieh Dir doch mal bitte Filme wie "Themroc" (mit Michel Piccoli) oder "Traffic" (von und mit Jacques Tati) an - in beiden Filmen wird nicht ein verständliches Wort gesprochen, und sie funktionieren tadellos!

Gruß

Erik

iron


Beiträge: 5.237

01.08.2015 23:08
#12 RE: Schlechte Synchronisationen, die einen guten Film trotzdem nicht ruinieren können Zitat · antworten

In unserem Forum erfahre ich immer etwas Neues!
Vor ein paar Tagen hatte ich "Themroc" gleich nach deinem Hinweis bei youtube entdeckt und konnte mir Diesen Film zum Großteil ansehen (zwei Teile sind gesperrt und den Schluss habe ich noch vor).

Ganz lückenlos konnte ich der Geschichte aber doch nicht folgen (was etwa hat den Tumult im Umkleideraum ausgelöst?) Aber alles in allem ein gelungenes filmisches Experiment. Filme mit einem solchen Konzept werden aber auch in Zukunft in der Minderheit bleiben.
Ob man auf Worte verzichten kann oder nicht und in welchem Ausmaß, dürfte vielleicht ganz wesentlich davon abhängen, wie komplex der Ablauf der Handlung aussieht.

kogenta



Beiträge: 2.071

02.08.2015 02:19
#13 RE: Schlechte Synchronisationen, die einen guten Film trotzdem nicht ruinieren können Zitat · antworten

Man muss das ja nicht mit dieser Konsequenz durchziehen. Nur sollte man sich doch darüber klar sein, dass Film - anders als Literatur oder Theater - in erster Linie ein visuelles Medium ist und sich nicht primär auf Dialoge stützen sollte. Zusätzlich zur visuellen Umsetzung geschliffene Dialoge - gerne, nichts dagegen.

Es gibt zudem 2 Arten von Dialog: Denjenigen, den die Protagonisten untereinander führen und der für den Zuschauer nicht unbedingt informativ ist; und denjenigen, der quasi für den Zuschauer geführt wird, damit er der Handlung überhaupt folgen kann. Der Held hat dann z.B. einen leicht begriffstutzigen Begleiter dabei, mit dem im Dialog alles haarklein erklärt wird, damit selbst der letzte Zuschauer nicht den Durchblick verliert. Und das ist halt eine sehr 'unfilmische' Sache, die ein guter Film-Regisseur stets vermeiden wird.

Gruß, kogenta

Klaus



Beiträge: 713

02.08.2015 09:48
#14 RE: Schlechte Synchronisationen, die einen guten Film trotzdem nicht ruinieren können Zitat · antworten

Ausgerechnet einer meiner SciFi-Favoriten Ufos zerstören die Erde aus Japan wurde von Studio 70 München leider verhunzt. Ärgerliche Doppelbesetzungen von Allerson für gleich zwei Hauptcharaktere und Gromball für mehrere Nebenrollen trüben aus meiner Sicht den Gesamteindruck dieses trashigen Kultfilms, der zudem in der deutschen Kinofassung ziemlich zerfleddert wurde. Trotzdem schaue ich ihn auf DVD in der ungekürzten Fassung immer wieder gerne an!

Gruß und schönen Sonntag
Klaus

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