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Dieses Thema hat 32 Antworten
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 Filme: aktuell
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MrTwelve



Beiträge: 1.178

06.01.2017 17:45
#31 RE: Winnetou & Old Shatterhand (2016) Zitat · antworten

- IM GESAMTEN BEITRAG SPOILERGEFAHR -

Zitat von kogenta im Beitrag #18
Habe den ersten Teil eben gesehen und kann es kaum glauben - ist wirklich großartig geworden und übertrifft deutlich meine Erwartungen! Old Shatterhand als nachvollziehbarer sensibler Charakter und nicht als Übermensch mit dem ewig gleichen ausdruckslosen Gesicht eines Lex Barker. Der märchenhafte Stil der alten Filme bleibt, gleichzeitig wird's glaubwürdiger und realistischer. Toll! Bin echt begeistert!

Gruß, kogenta


Habe vorgestern und gestern auch meine TV-Aufnahme geguckt. Und ich bin auch der Meinung, der ist wirklich gut geworden.

Ganz am Anfang die Moderatorin versetzt einen gleich in die richtige Stimmung für den Film ("Wir schenken Ihnen den ersten neuen Winnetou-Film ohne Werbung"). Wirklich ein tolles Weihnachtsgeschenk.

Die Anfangsszene konnte überzeugen, mit Old Shatterhand auf Ellis Island ("Insel der Tränen"). Ich habe bereits zweimal das Auswandererhaus in Bremerhaven besucht und wir haben das auch 2009 mal in der Realschule durchgenommen. Ich fand das damals sehr interessant und fand es deswegen gut, dass das auch im Film am Anfang kurz drin war.

Wotan Wilke Möhring als Old Shatterhand konnte überzeugen. Er ähnelt im Film Karl May vom Aussehen wirklich, wenn man das mal mit Bildern Mays vergleicht. Man darf natürlich keinen zweiten Lex Barker erwarten, aber auf seine Art und Weise hat er die Figur gut rübergebracht. Wie kongenta schon schrieb - "sensibler Charakter und nicht als Übermensch mit dem ewig gleichen ausdruckslosen Gesicht".

Die Figuren wurden gut eingeführt, besonders als Rattler gleich bei seinem ersten Auftritt den Arbeiter bestraft, wird gleich klar, dass er der Böse ist und der Zuschauer beginnt gleich, die Figur unsympathisch zu finden. Und genau so muss ein Film einen überzeugenden Bösewicht zeigen. Das macht Jürgen Vogel sehr gut.

Auch über Shatterhand erfährt man gleich sehr viel, dass er viel studiert hat und somit viel weiß, eher schwächlich wirkt, aber trotzdem mit einem Faustschlag auf die Stirn den Gegner k. o. schlagen kann. Der Film ist für May-Fans irgendwie das, was die Sherlock Holmes-Filme mit Robert Downey jr. und Jude Law für Doyle-Fans sind. Kam mir zumindest so vor. U. a. auch wegen der ersten Kampf-Szene in der Kneipe, so eine ähnliche gibt es nämlich in "Sherlock Holmes" (2009) auch, um den Zuschauer auch gleich mit der Kampftechnik des Protagonisten vertraut zu machen. Von der Machart also gleich - und in beiden Fällen alte Romane modernisiert verfilmt!

Es gibt auch viele einprägsame Szene, z. B. der Fleischer, der Lungen u. ä. verkauft , die Szenen mit den Huren, die Szene mit den Postkarten ("Ein Zug, der zugleich ein Hotel ist. Ein fliegendes Krankenhaus. So stellt man sich die Welt im Jahr 2000 vor.").

An Nik Xhelilaj als Winnetou muss ich mich erst noch gewöhnen. Liegt wohl daran, dass er Winnetou uns ganz anders zeigt als Pierre Brice. Ich habe die alten Filme übrigens schon gesehen, bevor ich mal die Bücher gelesen habe, daher hat Brice' Darstellung wohl auch meine Vorstellung beim Lesen beeinflusst. Aber na gut, Winnetou ist im ersten Teil noch jung und weniger erfahren, noch nicht so erfahren und ehrwürdig, wie Brice ihn immer darstellte. Die Figur entwickelt sich halt. Mal sehen, wie es in den nächsten Filmen weitergeht.

Weil die Handlung besonders in der zweiten Hälfte des Films stark geändert wurde, bleibt das Buch natürlich immer noch besser. Aber ich finde, ingesamt war der Film doch noch (grundlegen) ziemlich nah am Buch, sowohl der alte Film von 1963 als auch der neue von 2016 erzählen das Buch halt auf ihre Weise nach.

Einige Sachen gefielen mir nicht so - Dick Stone, Will Parker und Klekih-petra fehlen ganz, Sam Hawkens kam etwas zu kurz, Tangua kommt hier ganz anders rüber als im Buch. Leider sagt Old Shatterhand, er sei zwar getauft, aber er gehorche der Vernunft. Das verfälscht die christlich geprägten Bücher Mays schon, hat doch Old Shatterhand/Kara Ben Nemsi dort Winnetou und Hadschi Halef Omar zum Christentum gebracht. Und Old Shatterhand und Winnetou wurden auch keine Blutsbrüder :-(.

Das ruiniert den Film aber nicht. Wie gesagt, mir hat er sehr gut gefallen und teils war ich wirklich positiv überrascht. Bin schon gespannt, wie die nächsten beiden Filme sind.

Übrigens, die Nachsynchro vieler Darsteller hat dem Film nicht geschadet, finde ich.

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.230

06.01.2017 20:07
#32 RE: Winnetou & Old Shatterhand (2016) Zitat · antworten

Zitat von MrTwelve im Beitrag #31
Der Film ist für May-Fans irgendwie das, was die Sherlock Holmes-Filme mit Robert Downey jr. und Jude Law für Doyle-Fans sind.

Das ist zu hart geurteilt - würde ich aus meiner Perspektive sagen. Denn die Downey-Jude-Filme - das sage ich als Conan-Doyle-Fan (UND begeisterter "Sherlock"-Seher) sind gequirlter Scheiß, eine üble Verzerrung des Werks und filmisch einfach schlecht.
Die neuen Winnetou-Filme (vor allem Nr. 3) sind gar nicht so übel, haben nur mit May praktisch nichts mehr zu tun. Ihnen fehlt für mich vor allem das Märchenhafte, Mythische, das zu May unbedingt dazu gehört und das zumindest die ersten Filme von Reinl gut eingefangen haben.
"Der mit dem Wolf tanzt" trifft "Lederstrumpf", kräftig gewürzt mit den DEFA-Indianerfilmen, so kommt mir die Reihe vor.

Gruß
Stefan

MrTwelve



Beiträge: 1.178

07.01.2017 22:06
#33 RE: Winnetou & Old Shatterhand (2016) Zitat · antworten

Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #32
Zitat von MrTwelve im Beitrag #31
Der Film ist für May-Fans irgendwie das, was die Sherlock Holmes-Filme mit Robert Downey jr. und Jude Law für Doyle-Fans sind.

Das ist zu hart geurteilt - würde ich aus meiner Perspektive sagen. Denn die Downey-Jude-Filme - das sage ich als Conan-Doyle-Fan (UND begeisterter "Sherlock"-Seher) sind gequirlter Scheiß, eine üble Verzerrung des Werks und filmisch einfach schlecht.


Ich habe erstmal so geurteilt, weil ich fand, in beiden Fällen wurden alte klassische Romane genommen und modern neu verfilmt, in Kinoqualität bzw. fürs heutige Kino. Aber du hast recht, bei Doyle gibt es da momentan ja auch noch die Serie mit Cumberbatch und Freeman. Außerdem sind die Macher der neuen Holmes-Filme da schon anders vorgegangen als die der neuen Winnetou-Filme.

Hm ja, das märchenhafte, mythische der Romane war da nicht mehr drin, das brachten die 60er-Filme besser rüber. Aber auch die hatten teils nichts mehr mit May zu tun, besonders die späteren.

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