Hat jemand Infos über die deutsche Fassung des Klassikers - vielleicht aus einem Filmprogramm oder dem Kinovorspann? Auf jeden Fall eine süddeutsche Synchro, bei der leider auch die Titelmusik verändert wurde (und einige zusätzliche Passagen eingebaut wurden) - klingt sehr nach Aventin und ich persönlich halte Helmut Harun als Regisseur für möglich, da er später mit "Pippi Langstrumpf" sich ja auch als Experte im Umgang mit Kindern im Synchronstudio bewährte.
Würde mich auch interessieren. Hat jemand mal die vollständige Synchro gesehen?
Obwohl der Film 1962 vollständig synchronisiert wurde, ist er im TV und auf DVD bis heute nur in einer um rund 6 Minuten geschnittenen Wiederaufführungsfassung zu sehen. Auch für die DVD-Veröffentlichung von Universum-Film 2005 machte man sich nicht die Mühe, den vollständigen deutschen Synchronton neu abzutasten. Statt dessen veröffentlichte man erneut nur die gekürzte Fassung (französisches Bildmaster wurde an den geschnittenen deutschen Ton angepasst) und packte die vollständige Fassung lediglich als „Bonus“ im französischen Original dazu.
Der Film wurde am 23.10.1962 von der FSK geprüft und zunächst „ab 6 Jahren“ ungeschnitten mit 2530 Meter = 92‘28 (24 B/S) bzw 88’46 (25 B/S) freigegeben (die um eine knappe Minute kürzere Laufzeit gegenüber dem Original ergibt sich aus der kürzeren Laufzeit des deutschen Vorspanns und der eingedeutschten Inserts).
Auf Protest des Landes Rheinland Pfalz mußte der Film erneut der FSK vorgelegt werden und erhielt bei der Nachprüfung plötzlich eine Freigabe „ab 16 Jahren“. Wurde der Film bei der Erstbegutachtung noch mit Lobeshymnen überschüttet, verkehrte sich die Einschätzung plötzlich ins völlige Gegenteil. Aus einem Film von „herzerfrischender Selbstverständlichkeit“ waren plötzlich „ seltsame Häufungen früherotischer Verhaltensweisen und roher Wesenzüge“ geworden (Vgl. hier: http://www.difarchiv.deutsches-filminsti..._knoepfe_lb.pdf ). Mit der neuen Freigabe „ab 16 Jahren“ wurde der Film am 18.12.1962 in Deutschland ungeschnitten uraufgeführt.
Die hier http://schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=4297 aufgelisteten Schnitte wurden erst für die Wiederaufführung durch Impuls Filmverleih GmbH, Hamburg in den frühen 80er Jahren vorgenommen. Die neue Freigabelänge betrug nur noch 2380 Meter = 86’59 (24 B/S) bzw 83’31 (25 B/S); gleichzeitig wurde der Film nun wieder „ab 6 Jahren“ freigegeben. Die Atlas Film Verleih GmbH, Duisburg verlieh diese geschnittene Fassung auch als 16mm-Schmalfilmkopien.
Sämtliche deutschsprachigen AV-Abtastungen sind von einer geschnittenen Wiederaufführungskopie gezogen; daher blieb der vollständige deutsche Synchronton bis heute unveröffentlicht.
Ganz vollständig wird er damals nicht gewesen sein, denn an einer Stelle gibt es nicht einen harten Schnitt wie bei den anderen, sondern eine weiche Musiküberblendung (als die Jungs feststellen, dass es sich um einen männlichen Fuchs handelt und ihn kastrieren wollen), das deutet darauf hin, dass hier (verständlicherweise) auch 1962 schon gekürzt wurde. Alles andere war aber in der Ursprungsfassung garantiert noch vorhanden - ein enormes Ärgernis. Ob der Film auch in der DDR fast ungekürzt lief, weiß ich leider nicht.
Der Kinofilm lag am 23. Oktober 1962 mit einer Länge von 2530 m = 92 Min. der FSK zur Prüfung vor. Antragsteller war Gloria-Film, München. Er wurde in der vorgelegten Fassung vom Arbeitsausschuss der FSK ohne Schnitte "Freigegeben ab 16 Jahren". Die antragstellende Firma, Gloria-Film, ging gegen diese Entscheidung in Berufung. Der Berufungsausschuss - Hauptausschuss - gab den Film nach 4 Schnittauflagen "frei ab 6 Jahren". Gegen diese Entscheidung legte das Land Rheinland Pfalz Appellation ein. Der Appellationsausschuss entschied in seiner Sitzung am 7. Juni 1963, den Film "ab 16 Jahren" freizugeben. Am 30. Oktober 1969 legte die Firma Gloria-Film eine geänderte Fassung mit einer Länge von 2395 m = 88 Min. zur Prüfung vor. Die FSK erteilte für diese geänderte Fassung die Freigabe "ab 6 Jahren". Für die Auswertung auf Bildträger stellte Universum Film am 2. April 2007 einen Übernahmeantrag. Der Filme wurde nach den Grundsätzen der FSK vom Ständigen Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden gekennzeichnet mit "Freigegeben ohne Altersbeschränkung".
Gloria hat 1962 also komplett synchronisiert, wollte aber eine Freigabe ab 6, wofür man Schnittauflagen in Kauf nahm. Damit schoss man sich ins Knie denn auch die gekürzte Fassung blieb schließlich ab 16 Jahren. 1969 hat man dann wohl stärker nachgeschnitten und endlich die FSK 6 bekommen. Die vollständige Fassung war also - wenn überhaupt - nur wenige Tage nach der Uraufführung zu sehen.
Interessant wäre jetzt, ob die DEFA für die DDR-Kinoauswertung ab 24.09.1965 die ungeschnittene oder die geschnittene Fassung von Gloria bekommen hat. Ich konnte eine ORWO-Kopie prüfen, deren Alter sich nicht zweifelsfrei bestimmen ließ. Sie enthielt die ganzen heute bekannten Schnitte; die Szenen waren aber ohne Klebestellen durchkopiert, stammten also bereits von einem geschnittenen Negativ. Da 1962/63 aber nur vier Schnitte gemacht wurden und nicht 13 http://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=4297, ist die Kopie in die Zeit nach 1969 einzuordnen und das Rätsel, was 1965 im DDR-Kino zu sehen war, noch nicht gelöst. Außerdem wäre auch denkbar, dass die Kopie im oder für den Westen auf ORWO gezogen wurde.
Zitat von c.n.-tonfilm im Beitrag #6Außerdem wäre auch denkbar, dass die Kopie im oder für den Westen auf ORWO gezogen wurde.
Das auf keinen Fall. Schon deshalb nicht, weil es 1962 ORWO noch gar nicht gab - da war es noch Agfa-Kinefilm. Vor allem aber gäbe es nicht geringsten Grund dafür - Agfa-Material aus den eigenen Landen wäre den Verleih weitaus billiger gekommen als fremdländisches. Die glaubhafteste Erklärung wäre für mich, dass die zusätzlichen Schnitte bereits vor 1965 vorgenommen wurden, diese Fassung dann aber (aus was für Gründen auch immer) einige Jahre auf Eis lag. Vielleicht lief der Film schon zu lange in den Kinos, um auf eine sofortige Wiederaufführung mit neuer Freigabe zu spekulieren.
Ich würde die durchkopierte gekürzte Fassung auf die Zeit nach 1969 datieren. Außerdem gibts noch folgenden Widerspruch: der Film lief am 26.09.1983 auf DDR 1. Da steht im Filmjahrbuch: 2531 Meter - das wäre die ungeschnittene Fassung. Die DDR-Ausstrahlung von 1983 wird niemand gesehen oder mitgeschnitten haben?
Es sind DDR-Kopien ohne die zeitgenössischen deutschen FSK-Schnitte bekannt. Die Progress-Kopie "Abenteuer in Rio" von 1965 z.B. enthält den Mord an Adolfo Celi, der 1964 in den westdeutschen United Artists-Kopien geschnitten wurde.
Am kommenden Montag Abend (Wiederholung Mittwoch Nachmittag) läuft der Film in HD auf arte. Bin gespannt was arte hat bzw macht. Die Stümmelfassung werden sie kaum senden. Entweder wir kriegen jetzt die komplette Kinosynchro oder Nachsychro der geschnittenen Szenen schätze ich.
Wäre ja auch zu schön gewesen ... Zumindest die Szene mit dem Fuchs (mehr konnte ich noch nicht überprüfen, sicher aber auch der Rest) wurde nachsynchronisiert. Trotzdem wieder mal sehr löblich von arte, dass man überhaupt eine vollständige Synchro präsentiert!
Da arte es sogar geschafft hat, die Uraltsynchro von "Tatis Schützenfest" aufzutreiben, muss man wohl davon ausgehen, dass die komplette Originalsynchro endgültig verloren ist.
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