BRD/I/F, 1970 Regie: Eriprando Visconti Drehbuch: Ladislas Fodor / Georges Lautner / Gianpiero Bona nach dem Roman von Jules Verne Musik: Teo Usuelli Produktion: CCC Film/Sancrostap/Corona Verleih: Constantin
Deutsche Fassung (West):
Dialogbuch und -regie: Rainer Brandt Synchronschnitt: Eva-Maria Rintel
Deutsche Erstaufführung: 25. Februar 1971
Deutsche Fassung (Ost):
DEFA-Studio für Synchronisation Synchronregie: Horst Schappo DT: Annette Ihnen SN: Gerda Marcczinkowsky ST: Hans-Jürgen Steingräber / Karlheinz Otto
DFF-Erstausstrahlung: 11. März 1972
Zum Film:
Diese weitere Verfilmung von Vernes Abenteuerklassiker ist aufwendig inszeniert, aufwendig in Szene gesetzt und punktet durch gut gewählte Locations (man drehte in Bulgarien). Der Film hält sich recht eng an Verne und bietet spannende, gut gemachte Unterhaltung ohne den Pathos älterer Filme. Kein Meisterwerk, aber sehr sehenswert und mit guter Besetzung. Elisabeth Bergner allerdings kann sich in ihrem Miniauftritt kaum entfalten und die Wirkung von Kurt Meisel als Khan ist nicht besonders eindrucksvoll. Hier ist es allerdings so, dass Meisel seiner Stimme beraubt wurde und Arnold Marquis routinierte Finsterlingarbeit abliefert. Da Meisel ausgezeichnet schlangenhafte, mephistophelische Bösewichter spielte und zumeist mit seiner Sprachgestaltung deren Wirkung erzeugte, kann man nur erahnen, wie er wirklich spielte.
Die deutsche Fassung ist schnörkellos und sorgfältig gemacht. Der Humor ist da, wo er hingehört und Rainer Brandt hat sich in keinster Weise gehen lassen, also sehr sauber gearbeitet.
Bislang gibt es noch keine Liste zum Film.
Es spielen und sprechen:
John Phillip Law (Michel Strogoff) Klaus Kindler / Klaus Piontek (Ost) Mimsy Farmer (Nadia) ? Hiram Keller (Ivan Ogareff) Christian Brückner / Rolf Römer (Ost) Delia Boccardo (Sangarre) Renate Danz Kurt Meisel (Teafor Khan) Arnold Marquis / Walter Wickenhauser (Ost) Elisabeth Bergner (Marfa Strogoff) Tina Eilers Claudio Gora (General Dubelt) Wilhelm Borchert Donato Castellaneta (Alcide Jolivet) Martin Hirthe / Wolfgang Dehler (Ost) Christian Marin (Harry Blount) Lothar Blumhagen / Gerry Wolff (Ost) Jacques Maury (Alexander Chelepine) Claus Wilcke Jeann-Pierre Dorat (Vassili Feodor) Joachim Nottke Bianca Doria (Svetlana) Ursula Krieg Jean Dudan (Großfürst) Christian Rode Enzo Fiermonte (Dublets Adjudant) Kurt Mühlhardt Quinto Parmeggiani (Offizier) Gerd Martienzen Herbert Fux (Pope) Joachim Kemmer N. N. (Offizier) Edgar Ott N. N. (Wärter) Joachim Kemmer N. N. (Adjudant des Großfürsten) Kurt Mühlhardt N. N. (Offizier) Siegmar Schneider N. N. (Gefangenenoffizier) Klaus Miedel N. N. (Gefangener) Gerd Martienzen N. N. (Kutscher) Kurt Mühlhardt N. N. (Zugführer) Heinz Palm N. N. (Passkontrollor im Zug) Edgar Ott N. N. (Plotky) Joachim Kemmer N. N. (Passkontrollor am Hafen) Joachim Nottke
Ob die Rollenzuordnung 100% stimmt, die ich übernommen habe, weiss ich nicht. Falls Nadias Bruder wer anderer spielt als Dorat, hat der aber auf jeden Fall Nottkes Stimme. Der tritt aber erst gegen Filmende auf.
Jacques Maury hat wenig Dialog, aber das sollte schon Wilcke sein (nicht so "cool" wie meistens, eher ruhig) und die Eilers ist meiner Meinung nach auch erkennbar, wenngleich sie (wie in vielen Rollen für fragile Damen) hier sehr zerbrechlich und dünn wirkt.
Kurt Mühlhardt werde ich irgendwie nie so ganz in mein Ohr bekommen...
Zu dieser Zeit war es auf jeden Fall schon die Deutsche Synchron, Berliner Union stellte nur noch die Ateliers. Und wie sicher ist Brandt? Könnte es nicht genauso gut Brunnemann gewesen sein? Es wundert mich übrigens nicht, dass die DEFA neu synchronisierte - Progress und DDR-Fernsehen standen den Brunnemann-Arbeiten lange wohl sehr kritisch gegenüber (nicht verwunderlich) und synchronisierten neu ("Balduin der Trockenschwimmer", "Der Mann, der Stolz, die Rache"), erst mit den Gendarm-Filmen wurde man etwas aufgeschlossener (obwohl ich hier teilweise sehr erfreut gewesen wäre über eine DEFA-Neusynchro). Da vor 1974 müsste doch eigentlich auch eine detailliertere Liste der DEFA-Fassung im FBJ stehen, oder?
Der *, der wie eine Mischung aus Giese und Brockmann klingt - könnte das Achim Strietzel sein? Der war als "Stacheltier" in einigen frühen Berliner-Union-Fassungen dabei.
SR: Horst Schappo DT: Annette Ihnen SN: Gerda Marczinkowsky ST: Hans-Jürgen Steingräber, Karlheinz Otto
Sprecherangaben leider (wenn auch nicht unerwartet) ohne Zuordnung: Klaus Piontek, Ute Göhring, Rolf Römer, Ursula Genhorn, Wolfgang Dehler, Gerry Wolff, Walter Wickenhauser
Und irgendwie war doch auch Bulgarien an der Produktion beteiligt. Könnte da nicht eventuell eine bulgarische Fassung eingekauft worden sein?
Piontek muss nicht nur von seiner Nennung her, sondern auch optisch Law gesprochen haben und Römer passt eindeutig besser zu Keller. Für Meisel als Feofar Khan könnten Dehler und Wickenhauser funktionieren, aber Wickenhauser mit seinem rrrrrrollenden R war abonniert auf Tartaren u.ä., also bleibt Dehler für Jolivet (Hirthe ist sogar stimmlich nicht weit entfernt) und Wolff ist ganz logisch für Blount (zumal er auch noch britischer Offizier im Zweiten Weltkrieg war und einer der wenigen DDR-Schauspieler, der die englische Sprache im Griff hatte). Lediglich bei Göhring und Genhorn kann ich nur vermuten ...
Das mit der bulgarischen Fassung kann durchaus sein, es gibt so einige Präzedenzfälle bei Co-Produktionen (die rumänischen Fassungen der ZDF-Adventsmehrteiler, "Das rote Zelt").
Den Sprecher mit * hat Jeannot schon als Kurt Mühlhardt identifiziert und das stimmt auf jeden Fall.
Da Rainer Brandt ganz klar im Vorspann als für Dialogbuch und -regie verantwortlich genannt wird, sollte es eigentlich stimmen.
Die DEFA-Angaben werde ich dann auch noch einarbeiten und die Sprecherangaben dazugeben. Da scheint mir Stefans Zuteilung sehr kompetent, ausserdem: wenn Wolfgang Dehler nicht den dicken, bärtigen Jolivet sprechen soll, dann wäre das ausgesprochen eigenartig...
Bulgarien war auch ein klein wenig an der Produktion beteiligt. Wie bei vielen Filmen dieser Art dürfte es schwer sein, eine als Originalversion zu bezeichnen. Die deutsche, italienische und französische Fassung scheinen kleinere Unterschiede zu haben. Kurt Meisel hat seinen Dialog übrigens französisch gesprochen, allerdings weiss ich nicht, ob er in der dortigen Fassung zu hören ist. Laut ihm wurde der Film in diversen Sprachen gleichzeitig gedreht.
Meine Bezugsquelle hat übrigens das alte Toppic-Video digitalisiert und mir gesagt, dass er eine erstklassige italienische Fassung greifbar hatte, die war aber mit dem deutschen Ton nicht zusammenzukriegen.
Es ist durchaus möglich, dass die DEFA-Fassung also eine andere Schnittfassung hat als die westdeutsche. Falls man Vorbehalte gegen Brandts Synchros hatte, was ich durchaus verstehen kann, war es ausnahmsweise einmal unbegründet.
Mimsy Farmer ist mit ziemlicher Sicherheit Grit Böttcher - trotz der 7 Jahre, die dazwischen liegen, klingt sie für mich exakt so wie die Böttcher in "Der schwarze Abt" (den ich sehr gut kenne).
Übrigens - nach Anschauen des Filmes bin ich doch der Überzeugung, dass bei der DEFA Castellaneta von Wickenhauser gesprochen wurde und Meisel von Dehler - funktioniert optisch einfach (bei Meisel) deutlich besser.