Sehr aktuell: Über die Simpsons inkl. Harry Shearers möglichen Ausstieg (da er öfter Mal in London Theater spielt). Haken: online Quellen sind leider nicht beständigt Beiträge u.a. von Supervisorin Claudia Leinert zum Verständnis ihrer Rolle, Film- und Sprachwissenschaftler wie Thomas Herbst oder Autoren über 3 Synchronfassungen von Schneewitchen und die möglichen Motive dafür, über Peter Schiff als Stimme von HAL, und ob man einen einen japanischen Schauspieler eindeutschen oder mit einem Muttersprachler besetzen soll, wenn seine Herkunft nur in einigen Filmen relevant ist.
Eine kunterbunte Mischung auch für Nichtsprachwissenschaftler verständlich.
Hallo, im "print - Das Magazin des WDR" vom Oktober 2015 ist ein sechsseitiger Artikel "Hier spricht Hollywood" über Synchronschauspieler, die an Hörspielen teilnehmen. Hier "The Cruise" auf 1Live mit schönen, aktuellen Bildern von Marie Bierstedt, Thomas Nero Wolf, Irina von Bentheim, Tobias Meister, Claudia Urbschat-Mingues und Gerrit Schmidt-Foß. Das Heft gib es kostenlos bei WDR print, Westdeutscher Rundfunk Köln, Apellhofplatz 1, 50667 Köln.
In epd Film 10/15 ist ein 5-seitiger Artikel über Trickfilmsynchronisation von Gerhard Midding ("Die Stimmen im Kopf"), der sich kritisch, aber durchaus sachkundig über die Arbeit an Animationsfilmen auseinandersetzt. Zwar nennt er Joachim Kemmer Joachim Kenner, das sei ihm aber verziehen, weil er am Schluss die Besetzung von Promis ziemlich herabwürdigt. (epd film, Postfach 500550, 60394 Frankfurt. Heftkosten: 5,90 Euro)
Nun komme ich endlich zu der angekündigten Rezension: Das Positive überwiegt, da jenseits der ausgetretenen Pfade auch manche Themen angeschnitten werden, die sonst eher Thema in rein wissenschaftlichen Arbeiten mit stark begrenzter Leserschaft sind. Die "einführenden" Beiträge von Thomas Bräutigam und Gerd Naumann können mit der Materie nicht genauer Vertrauten sicher einen guten Einblick verschaffen. Die Arbeit der Supervisoren ist in den letzten Jahren (auch hier) oft Gegenstand von Kritik gewesen, wenn diese Umbesetzungen oder weniger gelungene Formulierungen durchgesetzt hatten. Gelegentlich (etwa im Rahmen der Silhouette) vorkommende positive Aussagen über Supervisoren von Regisseuren sind natürlich mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, da allzu offene Kritik kaum von jemandem zu erwarten sein dürfte, der noch lange in der Branche aktiv sein möchte. Jedenfalls war es sehr interessant, durch den Beitrag von Claudia Leinert mal etwas über die Perspektive einer Supervisorin zu erfahren, die zu Beginn ihrer Arbeit auch am "Schweigen der Lämmer" beteiligt war und sowohl die Probleme des zur "alten Schule" gehörenden Regisseurs Horst Balzer mit gewissen obszönen Dialogstellen beschreibt als auch erwähnt, dass seinerzeit auch Joachim Kerzel zur Debatte stand, allerdings "einstimmig" zugunsten von Rolf Schult entschieden wurde. Andreas Blums Beitrag über die "höflichen und vertrauten Anreden" in verschiedenen Sprachen/Kulturen und die sich daraus regebenden Schwierigkeiten bei der Übersetzung waren ebenfalls lesenswert, besonders da er auch ein Beispiel aus einem deutschen Film ("Der Baader-Meinhof-Komplex") behandelt, bei dem in einer Szene ein "Wechsel" der Anrede von subtiler Bedeutung ist und zum Vergleich nicht nur die spanische und französische Synchronfassung, sondern auch die Untertitel in diesen Sprachen heranzieht. Stanley Kubricks "2001" ist ein Film, in dem (wie Nils Daniel Peiler selbst betont) gemessen an der Filmlänge relativ wenig gesprochen wird. Insofern erscheint ein ausführlicher Vergleich der verschiedenen Synchronfassungen komisch, trotzdem kann der Beitrag noch Einiges herausarbeiten, gerade auch was HALs letzte Worte betrifft. Früher hatte ich höchstens gelesen, die Wahl von "Hänschchen klein" betone noch stärker als im Original die Infantilisierung des Computers, während er abgeschaltet wird; Peiler beschreibt allerdings, dass hinter der Wahl der Liedes in den unterschiedlichen Fassungen durchaus etwas mehr steckte. Auch war ich überrascht, wie stark Peter Schiff später mit dieser einen Rolle identifiziert wurde. Die unterschiedlichen Fassungen von "Schneewittchen" sind wirklich ein Thema für sich, besonders natürlich, was die erste betrifft. Unter Berufung auf Fachliteratur und Archivmaterial fasst Joseph Garncarz den aktuellen Forschungsstand zusammen, auch wenn das Meiste im Forum bereits durch Edigriegs Beitrag bekannt sein dürfte; daneben konnte er durch die Hilfe von (natürlich anonymen) Unterstützern alle drei Synchros miteinander vergleichen und so darstellen, wie der Verleiht hier immer stärker darauf achtete, die Filme auf Kinder zuzuschneiden (ein Thema, zu dem Edigrieg anhand verschiedener mehrmals synchronisierter Filme natürlich auch schon etwas geschrieben hat). Nun zu den Kritikpunkten: Diese betreffen in erster Linie den Beitrag Rainer Maria Köppl, der sich mit inhaltlich abweichenden Dialogübersetzungen beschäftigt. Darin werden zwei auch in diesem Forum nur zu bekannte Beispiele genannt, bei denen ein mit Nazis verbundener MacGuffin in einer ersten Synchronfassung getilgt, später aber in einer (handwerklich deutlich schwächeren) wieder eingefügt wurde: "Notourious" und die Columbo-Folge "Wenn der Schein trügt" ("Casablanca" blieb wahrscheinlich deshalb außen vor, weil dieses Thema vollends abgegrast sein dürfte). Beim "Schein" heißt es, die Szene, in der das Feuerzeug in Santinis Hand gezeigt werde, gerade als es um dessen Vergangenheit geht, untergrabe die inhaltliche Veränderung (im Original wird gerade von den "Öfen" in den Konzentrationslagern gesprochen). Einwände, dass dieses Detail für die Handlung selber nicht weiter von Bedeutung ist, werden beiseite gewischt, auch scheint dem Autor nicht die mögliche Erklärung in den Sinn gekommen zu sein, dass die Verantwortlichen bei der ARD den Umgang mit dem Thema in diesem Fall vielleicht wirklich unangemessen fanden. Bei "Notourious" sei aus dem "Meilenstein der Filmgeschichte" das "billige Machwerk" "Weißes Gift" geworden, bei der das "politische Engagement gegen Nazi-Deutschland" entfiel, welches dem Drehbuchautor Ben Hecht so wichtig gewesen sei. Ganz abgesehen davon, dass der Film 1946 entstand, als der Krieg bereits gewonnen war, ignoriert Köppl, dass es hier weder um eine Auseinandersetzung mit der Nazi-Ideologie noch mit den daraus resultierenden Verbrechen geht, sondern man einfach die Nazis als das damals "aktuelle" Feindbild nutzte, dies aber für die "eigentliche" Handlung und Figurenkonstellation (wie schon oft genug hier diskutiert) nicht weiter von Bedeutung war. Sicher wirken die Szene vor Gericht zu Beginn und Devlins Appell an Alicia in der der Erstsynchro aus heutiger Sicht etwas komisch, aber dem Film an sich schaden sie sicher weniger als gewisse Schwächen der Zweitfassung (Thomas Bräutigam hätte hier sicher anders gewertet). Ebenfalls maßlos überzogen erscheint der Umgang mit einer Szene im Zug aus dem "unsichtbaren Dritten", als Roger O. Thornhill das Kürzel auf seiner Streichholzschachtel im Deutschen als "ganz unpolitisch" bezeichnet. Der "mit-denkende Zuseher" müsse sich hier aber wundern, da im englischsprachigen Raum "rot" schließlich "red" bedeute. Solche Gedanken könnte man heute vielleicht haben, aber um 1960 sicher nicht. Und zusätzlich hat (was Köppl hier verschweigt) "rot" im Englischen bekanntlich die Bedeutung von "verfaulen" etc., weswegen die Synchronregie vielleicht meinte, hier ähnlich mit Assoziationen der Zuschauer ironisch spielen zu müssen. Henry Keazor beschäftigt sich mit der deutschen Fassung der "Simpsons", wobei er nicht nur die Probleme bei der Übersetzung von Wortspielen (auch ein bekanntes Thema) anschneidet, sondern auch beschreibt, dass die spanische Version von "eat my shorts" (sinngemäß etwa "multiplizier dich mit Null") im dortigen Sprachraum zu einem in Politik und Medien geflügelten und auch in ganz anderen Zusammenhängen benutzten Wort gewoorden sei. Dies bezeichnet Keazor als ein Phänomen, "das sonst nur von der amerikanischen Originalversion erreicht wurde: Eine Wendung ist ein Stück weit in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen." Beispiele aus dem deutschsprachigen Bereich scheint er nicht zu kennen, obwohl es dort sicher auch genügend gibt (siehe den Thread über "geflügelte Worte"). Schade finde ich es auch, dass zwar in den Fußnoten immer wieder Interviews mit Vertretern der Branche (Arne Elsholtz, Hartmut Neugebauer, Friedrich Schoenfelder etc.) als Quelle genannt, diese aber nicht einmal auszugsweise (etwa als Anhang) abgedruckt werden.
Trotz mancher Schwäche aber insgesamt ein lesenswertes Buch, dass die Veröffentlichungen von Thomas Bräutigam und Sabine Pahlke sinnvoll ergänzt!
In wieweit werden in dem Buch denn auch Münchner Synchronisationen erwähnt ? Natürlich sollte man zwischen den Synchronstädten eigentlich nicht trennen, aber als Fan von Synchronisationen aus München würde mich das sehr interessieren.
EDIT: Die Frage bezieht sich auf das im Anfangs-Post erwähnte Buch.
Nachträge zu zwei Punkten: Bräutigam behauptet, am Humor der Monty Pythons sei "noch jede Synchronisation gescheitert, nicht einmal der Versuch, sich ihm anzunähern, wurde gewagt", was er in einer Fußnote mit dem berühmt-berüchtigten Angelsachsen-Monolog aus den "Rittern der Kokosnuss" belegt. Angesichts des Kultstatus´, den Arne Elsholtz´ Bearbeitung von "Das Leben des Brian" bei vielen hat, dürften ihm so manche in diesem Forum sicher heftig widersprechen wollen, was diesen Punkt betrifft. Keazor erwähnt zwar, dass Norbert Gastell Homer im Original höher spreche, ignoriert dabei aber, dass das in der ZDF-Fassung noch nicht der Fall war; in einem früheren Beitrag wurde hier erwähnt, dass dieses Kieksen erst nach dem Regiewechsel von Rabe zu Combrinck hinzukam.
Zitat von berti im Beitrag #7Angesichts des Kultstatus´, den Arne Elsholtz´ Bearbeitung von "Das Leben des Brian" bei vielen hat, dürften ihm so manche in diesem Forum sicher heftig widersprechen wollen, was diesen Punkt betrifft.
"Das Leben des Brian" finde ich in der Synchro wirklich mehr als rundum gelungen - urkomisch sogar. Das kann ich bei "Die Ritter der Kokosnuss" nicht sagen und von "Flying Circus" kann ich das auch nicht behaupten. Wo "Kokosnuss" noch einigermaßen gelungen ist, versagt "Flying Circus" meiner Meinung nach komplett - finde ich in der Synchronfassung nicht gut. Dagegen sticht aber "Das Leben des Brian" wirklich heraus - einfach urkomisch und brillant ins Deutsche übertragen. Ich kann nicht sagen, ob es am Thema des Films ansich liegt - aber es funktioniert einfach viel viel besser als die anderen Filme oder die genannte TV-Sendung in der Synchronfassung.
Bezüglich dem aktuellen Buch von Bräutigam/Peiler, sehe das Ganze genau, wie berti.
Die Qualität der publizierten Aufsätze schwangt erheblich. Der wissenschaftliche Anspruch fehlt anscheinend stellenweise
Ich muss gestehen, dass, meiner Meinung nach, der Aufsatz zum Thema "Simpsons" wirklich misslungen ist. Man versteht gar nicht, worauf der Autor überhaupt hinaus will. Ich fand auch die eingangs getätigte Lobhuddelei bezüglich Harry Shearer unnötig. Sein potenzieller Ausstieg aus den "Simpsons" wurde hierzulande nur deshalb so "gehypt", weil die Portale, die so etwas verbreiten, nichts anderes zu berichten haben. Mal ernsthaft, wen von den "Simpsons"-Gelegenheitsguckern (zu denen ich mich inzwischen auch zähle), interessiert es denn wirklich, ob Shearer geht oder nicht? Ich wusste nicht mal was davon! Das tangiert doch auch überhaupt nicht die deutsche Fassung... Ich würde zudem nicht unbedingt sagen, dass aus der deutschen Fassung überhaupt keine Wörter oder Sprüche beim deutschen Zuschauer hängen geblieben sind. Der Autor hätte vielleicht dahingehend etwas recherchieren müssen, da sich die Verbreitung im deutschsprachigen Raum, wohl eher auf die tatsächlichen "Simpsons"-Gucker beschränkt. Viele in der deutschen Fassung geprägten Begriffe, lassen sich bei uns schlicht nicht in Alltagssituationen übertragen. Ich kenne jedoch durchaus Leute, die Homers Ausspruch "Ich habe drei Kinder und kein Geld. Warum habe ich nicht keine Kinder und drei Geld?" kennen und verwenden. Auch bekannt, "nukular" (statt nuklear), "ausgezeichnet", "semper fettig" (statt semper fidelis), "haha", "ich riech dich später" und "Silifon" (statt Silikon/Silizium).
Das stellenweise auf Interviews und andere Quellen verwiesen wurde, an die man als Normalsterblicher nicht herankommt, ist wirklich ärgerlich. Wenn man eine gewisse wissenschaftliche Arbeitsweise an den Tag legt, dann hätte man in dieser Situation anders verfahren müssen. Äußerungen müssen durch den Leser verifizierbar sein, sonst könnte der Autor ja alles mögliche behaupten! Ich finde es daher schwierig, alte Synchronfassungen zu besprechen, die man, wenn man keinen kennt der einen kennt der einen kennt, wahrscheinlich niemals zu Gesicht bekommen wird ("Schneewittchen und die sieben Zwerge"). Hier wie dort läuft es ja alles unter der Hand ("Das Fenster zum Hof" usw.). Was zwar aufgrund des raren Status solcher Synchronfassungen verständlich ist, jedoch ein Ärgernis bleibt. Hierbei hätte man zumindest darauf schauen müssen, mehr Abschriften der Dialoge der jeweiligen Synchronfassungen zu liefern, die die Authentizität des Gesagten untermauern. Ebenso bei den Interviews/Gesprächen.
Habe mir das Buch nun auch zu Gemüte geführt. Was mich doch erheblich stört ist der ausufernde Gebrauch von "universitärer Hochsprache", die hier nur leider oft keinen sachdienlichen Zweck hat, sondern einzig dazu dient Wissenschaftlichkeit und Anspruch vorzugaukeln. Daran mangelt es nur leider - siehe diverse Beiträge - an einigen Stellen doch sehr; mehr Schein als Sein also.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass einige glauben - insbesondere an deutschen Universitäten - ein Text sei erst anspruchsvoll und informativ, wenn man zum Lesen permanent im Fremdwörterbuch nachschlagen muss und Texte daher mit unnötigen Fremdwörtern zukleistern. Ich habe nichts gegen Fachsprache - sie gibt es ja nicht ohne Grund - und Fremdwörter, aber dieses Geschwurbel, das offenbar einzig des Selbstbeweihräucherung dient, wirkt doch etwas peinlich und macht den Text unnötig umständlich; insbesondere, da er in keinem Verhältnis zum Erkenntnisgewinn steht.
Zitat von berti im Beitrag #5Nun zu den Kritikpunkten: Diese betreffen in erster Linie den Beitrag Rainer Maria Köppl, der sich mit inhaltlich abweichenden Dialogübersetzungen beschäftigt. Darin werden zwei auch in diesem Forum nur zu bekannte Beispiele genannt, bei denen ein mit Nazis verbundener MacGuffin in einer ersten Synchronfassung getilgt, später aber in einer (handwerklich deutlich schwächeren) wieder eingefügt wurde: "Notourious" und die Columbo-Folge "Wenn der Schein trügt" ("Casablanca" blieb wahrscheinlich deshalb außen vor, weil dieses Thema vollends abgegrast sein dürfte). Beim "Schein" heißt es, die Szene, in der das Feuerzeug in Santinis Hand gezeigt werde, gerade als es um dessen Vergangenheit geht, untergrabe die inhaltliche Veränderung (im Original wird gerade von den "Öfen" in den Konzentrationslagern gesprochen). Einwände, dass dieses Detail für die Handlung selber nicht weiter von Bedeutung ist, werden beiseite gewischt, auch scheint dem Autor nicht die mögliche Erklärung in den Sinn gekommen zu sein, dass die Verantwortlichen bei der ARD den Umgang mit dem Thema in diesem Fall vielleicht wirklich unangemessen fanden. Bei "Notourious" sei aus dem "Meilenstein der Filmgeschichte" das "billige Machwerk" "Weißes Gift" geworden, bei der das "politische Engagement gegen Nazi-Deutschland" entfiel, welches dem Drehbuchautor Ben Hecht so wichtig gewesen sei. Ganz abgesehen davon, dass der Film 1946 entstand, als der Krieg bereits gewonnen war, ignoriert Köppl, dass es hier weder um eine Auseinandersetzung mit der Nazi-Ideologie noch mit den daraus resultierenden Verbrechen geht, sondern man einfach die Nazis als das damals "aktuelle" Feindbild nutzte, dies aber für die "eigentliche" Handlung und Figurenkonstellation (wie schon oft genug hier diskutiert) nicht weiter von Bedeutung war. Sicher wirken die Szene vor Gericht zu Beginn und Devlins Appell an Alicia in der der Erstsynchro aus heutiger Sicht etwas komisch, aber dem Film an sich schaden sie sicher weniger als gewisse Schwächen der Zweitfassung (Thomas Bräutigam hätte hier sicher anders gewertet).
Die Columbo-Stelle ist mir auch übel aufgestoßen. Zu "Wenn der Schein trügt" wird hier ein Artikel zitiert (http://www.zauberspiegel-online.de/index...chrongeschichte) in dem die Veränderung (Nazi --> Bankräuber) als wenig störend bezeichnet wird. Wenn man sich das Original ansieht, findet dort meiner Meinung nach wirklich keine echte Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und den KZs statt, das Motiv (NS) ist also durchaus ersetzbar und die "Feuerzeugszene" bestenfalls eine Spielerei. Das ganze dient lediglich als Mittel um dem Mörder eine gewisse Tiefe zu geben, wird aber von Köppl zur tiefgehenden Auseinandersetzung mit den Nationalsozialisten stilisiert. Köppl poltert, ohne jegliches Argument los, diese Aussage sei "politisch bedenklich". Also bitte! Viel billiger geht es ja nun wirklich nicht. Leuten mit (nachvollziehbar) anderer Meinung Relativierung der NS-Zeit anzudichten ohne sich tatsächlich mit deren Aussage auseinanderzusetzen. Das ist nicht wissenschaftlich, das ist übelstes Stammtischniveau, da nützt ihm auch Adorno nichts, den er hier zu Wort kommen lässt. Er erläutert auch nicht, warum das "politisch bedenklich" sein soll und auch nicht, warum das "aus Sicht der dramatischen Synchronität absurd" sein soll. Das sit richtig, weil er es sagt. Funktioniert so ein Diskurs? Im Grunde wird hier mit hochtrabend formuliertem - aber inhaltsleerem - Gefasel ein berechtigter Einwand abgebügelt und der Autor gleich noch als Idiot abgestempelt und in die rechte Ecke gestellt. Naja, wer's nicht besser kann. Erschreckend, dass man es mit solchen Methoden zum Uni-Prof bringt (https://tfm.univie.ac.at/personal/tfm-staff/koeppl-main/). Ich halte es jedenfalls für bedenklich, wenn jemand sich (qua Amt) für so wichtig hält, dass er seine Äußerungen gar nicht mehr begründet, weil er davon ausgeht 100% im Recht zu sein.
Zitat von Er2 im Beitrag #10Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass einige glauben - insbesondere an deutschen Universitäten - ein Text sei erst anspruchsvoll und informativ, wenn man zum Lesen permanent im Fremdwörterbuch nachschlagen muss und Texte daher mit unnötigen Fremdwörtern zukleistern. Ich habe nichts gegen Fachsprache - sie gibt es ja nicht ohne Grund - und Fremdwörter, aber dieses Geschwurbel, das offenbar einzig des Selbstbeweihräucherung dient, wirkt doch etwas peinlich und macht den Text unnötig umständlich; insbesondere, da er in keinem Verhältnis zum Erkenntnisgewinn steht.
Wie wahr! Ein Text, der zwar von 1971 stammt, aber dieses Problem ebenfalls behandelt:http://www.zeit.de/1971/39/wider-die-gro...komplettansicht Man achte besonders auf die Stelle, wenn Popper Zitate von Adorno und Habermas "übersetzt"!
Zitat von berti im Beitrag #7Keazor erwähnt zwar, dass Norbert Gastell Homer im Original höher spreche, ignoriert dabei aber, dass das in der ZDF-Fassung noch nicht der Fall war; in einem früheren Beitrag wurde hier erwähnt, dass dieses Kieksen erst nach dem Regiewechsel von Rabe zu Combrinck hinzukam.
Das entspricht aber auch dem Original. Dan Castellaneta, Homers Originalstimme, erzählte mal in einer Talkshow, dass er Homer anfangs in einer Weise gesprochen habe, die eher an Walter Matthau erinnerte. Später, als es ihn dann anstrengte, ihn immer so zu sprechen, änderte sich dann seine Art Homer zu sprechen und so ist es bis heute geblieben. Hier der Ausschnitt: https://www.youtube.com/watch?v=cwqdNTXs-Dc
Insgesamt erweist sich das Buch doch zunehmend als Enttäuschung. Beim Artikel zu den Simpsons geht es mir wie Begas: Mir erschließt sich nicht vollends, was der Autor denn nun eigentlich sagen wollte. Außerdem scheint er mir auch handwerklich nicht gelungen.
Zum einen scheint mir vieles bloße Behauptung zu sein. Etwa, dass es nur die Originalfassung geschafft habe, Begriffe/Redewendungen zu erschaffen, die in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen wurden. Wie Berti und Begas schon richtig bemerkt, gibt es da auch für die deutsche Fassung zahlreiche Beispiele. Ich habe hier ein bisschen das Gefühl, das unliebsame Fakten, die die These nicht unterstützen einfach ignoriert wurden.
Zum anderen scheint mir einiges nur sehr oberflächlich untersucht worden zu sein. (In anbetracht des Tatsache, wie detailverliebt die "Fehler" der Synchronisation bekrittelt werden, sollte dann der Artikel schon sehr genau sein.) Zum einen wird hier die Synchrongeschichte der 27 Simpsons Jahre in einem Brei analysiert, was so nicht geht, da sich die Übertragung von Siegfried Rabe, Ivar Combrinck und Mathias von Stegmann doch enorm unterscheiden. Die Übersetzungen und der Stil sind doch sehr unterschiedlich. Rabe wirkt durch seine tatsächlichen Übersetzungen (Mami, Papi usw.) mittlerweile teilweise altmodischer als die späteren Phasen, aber keineswegs schlechter. Combrinck wurde häufig stark kritisiert, obwohl ich hier tatsächlich auch nochmal in frühere und spätere Folgen unterscheiden würde. Am Anfang hat er sich die ganz großen Klopper (Halbröhre statt Halfpipe, Rauchen aus zweiter Hand statt Passivrauchen) noch nicht geleistet. Von Stegmann wurde nach Combrincks Tod deutlich positiver bewertet. Das alles wirft Keazor in einen Topf - wissenschaftlich m.M. nicht vertretbar. Man müsste dann schon anführen, aus welcher Phase die Beispiele sind und sich z.B. auf eine konzentrieren.
Merkwürdig ist auch die Behauptung - und m.M. auch unbelegt - die Simpsons seien anfangs als "Kinderserie" behandelt worden. Leider fehlt jeder Beweis, jedes Beispiel, für diese Unterstellung und die daraus folgende angebliche Entschärfung der Serie?
Ganz merkwürdig wird es, wenn Keazor auf S. 195 auf das sich verändernde Erscheinungbild der Simpsons hinweist und dabei zum Beweis zwei Bilder anführt (http://www.flickeringmyth.com/wp-content...man-600x372.jpg). Das eine zeigt die Simpsons aus der Zeit der Ullman-Show - Folgen, die so nie in Deutschland zu sehen waren. Hat der Autor die Serie eigentlich gesehen? Warum weiß er nicht, dass das Erscheinungsbild der Simpsons sich nach dem Start der Serie gar nicht mehr so stark verändert hat, wie er hier andeutet.
Merkwürdig wird es auch, wenn Keazor die höhere Stimme Homers kritisert (Wie bereits erwähnt entwickelte diese sich erst später. Selbst in den ersten Jahren bei Combrinck klang Gastell tiefer und normaler und wurde erst später (altersbedingt?) quietschiger.). Als Beweis führt er dann eine Kommentar an, der Homer bescheinigt, er klinge "weicher". Seit wann ist weich = höher? Was nicht passt wird passend gemacht?
Leider der zweite Artikel, der sich in hochtrabenden Phrasen ergeht, sich furchtbar wichtig nimmt, aber leider sehr ungenau arbeitet. Kann ich nicht viel mit anfangen, wenn Leute die Arbeit anderer mit spitzen Fingern kleinteilig sezieren und jeden Schnitzer als Verbrechen am Werk brandmarken, selbst aber unglaublich rumluschern. Sehr unangenehm.
Zitat von Er2 im Beitrag #13Insgesamt erweist sich das Buch doch zunehmend als Enttäuschung. Beim Artikel zu den Simpsons geht es mir wie berti: Mir erschließt sich nicht vollends, was der Autor denn nun eigentlich sagen wollte.
Musst du unbedingt verraten, dass ich hier auch als Begas eingeloggt bin?
Zitat von Er2 im Beitrag #13Insgesamt erweist sich das Buch doch zunehmend als Enttäuschung. Beim Artikel zu den Simpsons geht es mir wie berti: Mir erschließt sich nicht vollends, was der Autor denn nun eigentlich sagen wollte.
Musst du unbedingt verraten, dass ich hier auch als Begas eingeloggt bin?