Nachdem es diese siebenteilige Miniserie nun endlich auf Dvd gibt bei Pidax, soll sie hier im Forum nicht fehlen.
John LeCarres Roman erschien Mitte der 1970er-Jahre und wurde ein richtiger Bestseller. Der Autor schrieb mit dem Roman keine direkte wahre Geschichte, jedoch ist alles sehr angelehnt an den Fall Kim Philby und Verstrickungen zahlreicher Upperclass-Mitglieder aus seinem Umfeld. Zu diesem breiten Themenkomplex gab es viele Bücher, Dokumentationen und Filme. Auch "Another Country" hängt wesentlich mit dem Kreis der Leute um Kim Philby zusammen. Der Fall Philby (samt Nebenschauplätzen) dürfte der größte Spionageskandal sein, der England jemals erschütterte und "Dame, König, As, Spion" ist John LeCarres Versuch, die Geschichte fiktionalisiert, aber realistisch und auch kritisch zu erzählen.
Inhaltlich geht es darum, dass im "Circus", wie der britische Geheimdienst genannt wird, eine undichte Stelle ist. Dies offenbar seit Jahren und diese undichte Stelle kann nur in der Führungsebene sein. Control, der ehemalige Chef des Circus, ist tot - er aber hat dafür gesorgt, dass dennoch die Sache nicht unter den Tisch gekehrt wird. Sämtliche handelnden Personen hat er mit den Namen von Spielkarten versehen und der altgediente Geheimdienstmitarbeiter George Smiley soll halboffiziell den Verräter enttarnen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn alle Personen sind weitläufig in unterschiedlicher Weise miteinander verstrickt und Smiley stößt auch wieder auf seinen alten russischen Widersacher Carla.
1979 wurde der Roman für die BBC verfilmt. Mit der Besetzung von Alec Guinnes war John LeCarre zunächst nicht glücklich, da er vollkommen der Beschreibung Smileys in den Romanen widersprach. Selbst James Mason war ihm 1966 nicht ganz passend vorgekommen, sein Favorit war optisch, figürlich und altersmäßig Rupert Davies, der die Rolle in "Der Spion, der aus der Kälte kam" spielte. Nachdem LeCarre aber im Vorfeld gut mit dem Schauspieler auskam und dann das fertige Produkt sah, war er überwältigt von Guinness' Darstellung und widmete ihm dem nächsten Smiley-Roman, der damals gerade in Vorbereitung war. Mit Ausnahme einer Kurzgeschichte trat George Smiley jedoch nach "Smileys Leute" in keinem Werk des Autors mehr auf. Dieser Roman wurde ebenfalls mit Guinness erfolgreich von der BBC verfilmt. LeCarre hatte das Problem, dass Guinness in seinem Unterbewusstsein so dominant wurde, dass er seine ursprüngliche Beschreibung Smileys nicht mehr aufrecht erhalten konnte und keinen Zugang mehr zu seiner Schöpfung fand. Selbst als man 2011 im Remake von "Dame,..." Gary Oldman die rolle des Smiley gab, zeigte sich LeCarre zufrieden, dass man sich an Alec Guinness orientiert hatte, für den er tiefe Verehrung, Freundschaft und respektvolle Zuneigung empfand - auch wenn er "seinen" Smiley in Besitz genommen hatte.
Die BBC-Verfilmung entstand 1979 mit einem ausgesprochen großen Budget und entgegen erster Pläne wurde nicht auf Video, sondern auf Film gedreht. Mit Alec Guinness an Bord konnte man von Paramount als Kooperationspartner zusätzliches Geld bekommen. Die Besetzung mit Alec Guinness kam damals einer Sensation gleich und sorgte für ein höheres Budget. Die Vorlage wurde originalgetreu 1:1 umgesetzt und ist das Paradebeispiel einer Literaturverfilmung. Da LeCarres romane grundsätzlich sehr "filmisch" geschrieben waren, erleichterte das natürlich die Adaption. anders als es im Remake von 2011 der Fall ist, hat die miniserie natürlich zwangsläufig mehr Zeit und man kann die Charaktere und ihre Motivationen viel besser studieren, beobachten und sich Gedanken machen. Auch die Suche nach dem Verräter ist spannend, was im Remake vollkommen auf der Strecke bleibt, da dieser Film die gesamte Handlung des Buches in zwei Stunden durchpeitscht und man mit keiner Figur ausser Smiley eine Verbindung aufbauen kann und nie die Zeit hat, etwas zu beobachten. Was man für die Miniserie jedoch etwas veränderte, war LeCarres verschachtelte Erzählweise, in der Verfilmung läuft das Geschehen etwas chronologischer ab. Auch setzte die BBC-Verfilmung den bedeutsamen Aspekt der Homo- bzw. Bisexualität einiger Charaktere vorlagengetreu um, was im Remake unter den Tisch fiel, dabei inhaltlich und historisch bedeutsam ist. das wird nicht spekulativ gemacht, sondern so subtil wie im Roman.(Ui, da hat jetzt mein Fetisch wieder zugeschlagen!)
Die atmosphärische Musik von Geoffrey Burgeon ("Wiedersehen mit Brideshead") trug viel zur Stimmung bei, setzte gleich den Ton zu Beginn fest, wenn die Titelanimation zu sehen ist. Für die Schlussmusik benutzte er ein altes "Nunc Dimmitis" aus dem Kirchenliederbuch. Die Titel- und Endmusik kam sogar auf Single heraus und war erstaunlich erfolgreich.
Eine qualitativ hochwertige Miniserie, in ihrer Art einzigartig und hochkarätig besetzt mit bedeutsamen Schauspielern Englands. In Deutschland wurden wie in den USA und einigen anderen Ländern die sieben Teile auf sechs reduziert. Die auch um etwa 25 Minuten gekürzten sechs Teile liefen ab Ende Juni 1980 einmal wöchentlich im ZDF. Die Serie wurde später vom ZDF wiederholt aufgrund des ausserordentlichen Erfolges, wurde auch im ORF gezeigt und lief letztmalig offenbar 1990 auf Pro7.
Die Dvd-Veröffentlichung folgt dem originalen siebenteiligen Schnitt der BBC. Die Episoden sind unterschiedlich lang, die Laufzeit variiert von ca 41 bis 53 Minuten. Jede Folge ist in sich homogen und genau auf die individuelle Laufzeit abgestimmt. Die sechsteiligen Fassungen veränderten zwangsläufig den Erzählfluss und dürften die subtilen Cliffhanger an jedem Episodenende wohl nicht adäquat ersetzt haben.
Die einzelnen Episoden folgen natürlich, inklusive sämtlich Credits. Zwangsläufig muss ich die siebenteilige Fassung für den Episodenführer nehmen, auch wenn sie im Grunde der deutschen Urausstrahlung und Anordnung widerspricht.
Regie: John Irvin Drehbuch: Anthony Hopcraft nach dem gleichnamigen Roman von John LeCarre Musik: Geoffrey Burgeon Produktion: BBC in Zusammenarbeit mit Paramount
Originalepisoden und Ausstrahlungstermine der BBC:
1) Return to the Circus - 10. September 1979 2) Tarr tells his story - 17. September 1979 3) Smiley tracks the mole - 24. September 1979 4) How it all fits together - 1. Oktober 1979 5) Tinker, Tailor - 8. Oktober 1979 6) Smiley sets a trap - 15. Oktober 1979 7) Flushing out the mole - 22. Oktober 1979
Die sechsteilige deutsche Fassung wurde im ZDF ausgestrahlt am 25. Juni, dem 2., 9. 16., 23. sowie 30. Juli 1980. Episodentitel gab es hier offenbar keine.
Bernard Hepton (Toby Esterhase) kein Dialog Terence Rigby (Roy Bland) kein Dialog Michael Aldridge (Percy Alleline) Alf Marholm Ian Richardson (Bill Haydon) kein Dialog Alexander Knox (Control) Hans Paetsch George Sewell (Mendel) Claus Biederstaedt Ian Bannen (Jim Prideaux) Uwe Friedrichsen Michael Jayston (Peter Guillam) Horst Stark Nigel Stock (Roddy Martindale) Jürgen Thormann Anthony Bate (Oliver Lacon) Paul Edwin Roth Hywel Bennett (Ricki Tarr) Peter Kirchberger Milos Kizek (Barak) O-Ton Tschechisch Eugene Lipinski (tschechischer Grenzbeamter) O-Ton Tschechisch Alec Sabin (Fawn) kein Dialog Brian Hanksley (Buchhändler) ?
Da eine Inhaltsangabe der Episoden ohne zu spoilern kaum geht, verzichte ich darauf.
Leo Bardischewski erfüllt Alec Guinness von Beginn an mit Würde, Wärme und viel Ironie. Hans Paetsch ist perfekt für den Geheimdienstchef Control. Aber auch wenn Nigel Stock einen etwas pfauenhaften Charakter spielt, Jürgen Thormanns Stimme passt schon überhaupt nicht zu ihm als Typ.
Ian Bannen ist stellenweise auch mit seiner eigenen Stimme zu hören, wenn er Tschechisch redet. Diese Passagen wurden generell im O-Ton belassen und nirgends synchronisiert, da es Teil des Geheimnisvollen ist. Hier gibt es dementsprechend auch keine Untertitel.
Michael Jayston (Peter Guillam) Horst Stark Anthony Bate (Oliver Lacon) Paul Edwin Roth Hywel Bennett (Ricki Tarr) Peter Kirchberger Thorley Walters (Tufty Thessinger) Friedrich Schütter George Sewell (Mendel) Claus Biederstaedt Susan Kodicek (Irina) ? Hilary Minster (Boris) Christian Brückner Pauline Letts (Mrs. Pope-Graham) ? Stephen Earle (Norman) kein Dialog
Friedrich Schütter hat hier streckenweise eine eigentümliche Diktion und hört sich fast etwas krank an. Leider passt er nicht wirklich zu Thorley Walters, dessen Tufty ein typischer Fall für Wolfgang Völz gewesen wäre.
Michael Jayston (Peter Guillam) Horst Stark Anthony Bate (Oliver Lacon) Paul Edwin Roth Ian Richardson (Bill Haydon) Peter Arens? Terence Rigby (Roy Bland) Gottfried Kramer Bernard Hepton (Toby Esterhase) Henry Kielmann Beryl Reid (Connie Sachs) ? Alexander Knox (Control) Hans Paetsch Michael Aldridge (Percy Alleline) Alf Marholm Frank Compton (Bryant, Portier) ? Frank Moorey (Lauder Strickdale) Volker Brandt Jean Rimmer (Controls Sekretärin) ?
Alf Marholm für den etwas schmierigen Percy Alleline, der blasiert herumstolziert und immer alles besser weiss, ist ein richtiges Kabinettstück und erinnert stark an seine Arbeiten für Robert Morley.
Der Sprecher von Ian Richardson kommt mir sehr bekannt vor, hört sich an wie Peter Arens, der nur sehr selten synchronisierte. Die Stimme ist eine etwas gewöhnungsbedürftige Besetzung, aber keinesfalls schlecht.
Michael Jayston (Peter Guillam) Horst Stark Warren Clarke (Alwyn) Hans Sievers George Sewell (Mendel) Claus Biederstaedt Bernard Hepton (Toby Esterhase) Henry Kielmann Michael Aldridge (Percy Alleline) Alf Marholm Terence Rigby (Roy Bland) Gottfried Kramer Ian Richardson (Billy Haydon) Peter Arens? Hywel Bennett (Ricki Tarr) Peter Kirchberger Patrick Stewart (Karla) kein Dialog Anthony Bate (Oliver Lacon) Paul Edwin Roth Alec Sabin (Fawn) Andreas von der Meden Marjorie Hogan (Alisa Brimley) ? Joe Drawl (Paul Skordeno) kein Dialog
In der Serie ist dauernd von "Karla" die Rede, dem geheimnisvollen Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes und Urheber der Affäre, um die es in der Handlung geht. Karla ist ein bedrohliches Gespenst. Sein einziger Auftritt ist in einer Rückblende, wo er Jahre vor seiner Karriere Gefangener der Briten in Asien war. Patrick Stewart spricht kein Wort, ein wirklich bekannter Schauspieler war er ja damals noch nicht - aber es gelingt ihm trotz des dialogfreien Auftrittes, in dem Karla zudem in erniedrigenden Umständen präsentiert wird, die Erwartungshaltung des Zusehers zu erfüllen. Karla bekommt in dieser Folge ein Gesicht und das ist stark genug, um im Gedächtnis zu bleiben.
Anthony Bate (Oliver Lacon) Paul Edwin Roth George Sewell (Mendel) kein Dialog Ian Bannen (Jim Prideaux) Uwe Friedrichsen John Standing (Sam Collins) Günter König Alexander Knox (Control) Hans Paetsch Ian Richardson (Bill Haydon) Peter Arens? Mandy Cuthbert (Molly Purcell) ? Duncan Jones (Jumbo Roach) ? Daniel Beecher (Spikeley) ?
Ian Bannen (Jim Prideaux) Uwe Friedrichsen Joss Ackland (Jerry Westerby) Horst Keitel Bernard Hepton (Toby Esterhase) Henry Kielmann Michael Jayston (Peter Guillam) Horst Stark Anthony Bate (Oliver Lacon) Paul Edwin Roth George Sewell (Mendel) kein Dialog Hywel Bennett (Ricki Tarr) Peter Kirchberger John Wells (Schulleiter) Wolfgang Draeger Betty Hardy (Mutter des Schulleiters) Karharina Brauren Alec Sabin (Fawn) Andreas von der Meden Duncan Jones (Jumbo Rocah) ? Daniel Beecher (Spikeley) ?
Michael Jayston (Peter Guillam) Horst Stark Anthony Bate (Oliver Lacon) Paul Edwin Roth George Sewell (Mendel) Claus Biederstaedt Hywel Bennett (Ricki Tarr) Peter Kirchberger Terence Rigby (Roy Bland) Gottfried Kramer Ian Richardson (Bill Haydon) Peter Arens? Michael Aldridge (Percy Alleline) Alf Marholm Bernard Hepton (Toby Esterhase) Henry Kielmann Ian Bannen (Jim Prideaux) Uwe Friedrichsen George Pravda (Polyakof) ? Alec Sabin (Fawn) Andreas von der Meden Duncan Jones (Jumbo Roach) ? Daniel Beecher (Spikely) ? John Wells (Schulleiter) kein Dialog
sowie
Sian Phillips (Ann Smiley) Renate Heilmeyer ?
Bei der Dramatik fällt es nicht jedem sofort auf, aber die Synchronregie hat im Finale einen kleinenFehler gemacht. Nachdem X als Verräter entlarvt wurde, wird er von Smiley befragt. Vorher hat man X aber ziemlich herangenommen und geprügelt. Er blutet wiederholt aus der Nase und ist lediert. Im Original ist X vollkommen korrekt mit dem typischen Klang einer verstopften Nase zu hören (dafür gab sich der Schauspieler Wattekügelchen in die Nase und machte den Rest mit Spiel). In der deutschen Fassung ist der Sprecher ans Original angelehnt aufgedreht und wehleidig, sein Stimmklang aber absolut klar und "unverstopft". Allerdings ist es fast etwas pedantisch, das zu bemängeln, an der Intensität der Szene geht ja dadurch nichts verloren.
Hier endet der Episodenführer und ich hoffe, dass sich Pidax entschließt, auch die hervorragende Fortsetzung "Smileys Leute/Agent in eigener Sache" zu veröffentlichen.
Dort wird Alec Guinness von Holger Hagen gesprochen. Leo Bardischewski ist so hervorragend in der Rolle, dass ich es sehr bedaure, dass er die Fortsetzung nicht machen durfte - auch wenn Hagen auf jeden Fall ausgezeichnet sein müsste. Trotzdem finde ich es einen Hauch bedauerlich, dass man nicht auf Wilhelm Borchert zurückgriff, um Guinness als Smiley zu synchronisieren.hrer und ich hoffe, dass sich Pidax entschlie
In der Synchronkartei ist nun eine Liste zur Miniserie, die noch zwei Ergänzungen enthält:
Michael Jayston (Peter Guillam) Horst Stark Bernard Hepton (Toby Esterhase) Henry Kielmann
Der Eintrag mit Rolf Boysen für Ian Richardson ist allerdings falsch, das ist ein anderer Sprecher, auch wenn zwischendrin mal ein ähnliches Geraspel vorkommt.
Zitat von fortinbras im Beitrag #10Hier endet der Episodenführer und ich hoffe, dass sich Pidax entschließt, auch die hervorragende Fortsetzung "Smileys Leute/Agent in eigener Sache" zu veröffentlichen.
Danke für den Führer und die Kommentare, die ich allerdings nur vorsichtig überflogen habe, weil ich die Serie noch nicht kenne. Werde ich aber demnächst nachholen.