USA, 1959 Regie: Andre de Toth Drehbuch: John Kafka/Virginia Shaler/Boris Morros (ungenannt) nach dem Tatsachenbericht von Boris Morros Musik: George Duning Produktion: RD-DR/Columbia Verleih: Columbia
Deutsche Fassung:
Firma: ?, Berlin Dialogbuch: Dialogregie:
Deutsche Erstaufführung: 25. März 1960
Zum Film:
Boris Morros war ein aus Russland stammender Musiker, Filmproduzent und Regisseur, teilweise arbeitete er mit der Paramount zusammen (u.a. "The Flying Deuces" mit Laurel und Hardy). Er dirigierte auch die Aufnahmen zahlreicher Filmmusiken oder Musicalnummern und war bekannt in der Branche. Nebenbei förderte er allerdings auch die Kommunisten und versorgte den sowjetischen Geheimdienst mit Informationen. Nachdem er enttarnt wurde, setzten ihn die Amerikaner für ihre Zwecke ein. Morros war kein fanatischer Kommunist, in erster Linie kam es ihm auf die Versorgung seiner in Russland gebliebenen Familie an. Für den US-Geheimdienst agierte er zehn Jahre als Doppelagent und war ausgesprochen erfolgreich darin. Rehabilitiert und hochgeehrt zog er sich Ende der 50er ins Privatleben zurück.
Der Film erzählt die Geschichte natürlich etwas vereinfacht und gestrafft, hier scheint alles innerhalb einiger Wochen zu spielen. Auch wurden nahezu alle Namen verändert. Der Film idealisiert selbstverständlich etwas die politischen Anliegen der USA und die Arbeit des Geheimdienstes, ist allerdings weit davon entfernt, vor Patriotismus überzuschäumen, weswegen alles auch gut funktioniert. Auch macht der Filme keine Antikommunisten-Hetze, er bleibt betont sachlich. Für einen US-Unterhaltungsfilm von 1959 zeigt der Streifen ein relativ differenziertes Bild des Alltaglebens in der Sowjetunion, was damals einigen Amerikanern durchaus nicht behagte.
Der halbdokumentarisch erzählte Film ist von Andre de Toth ausgesprochen effizient und schnörkellos inszeniert worden. Alles ist ziemlich spannend, man hält sich mit keinen Nebensächlichkeiten auf und es gibt auch keine aufgesetzte Liebesgeschichte, die den Fluss der Handlung stören würde. Die atmosphärischen S/W-Bilder werden von George Dunings sehr moderner, düsterer Filmmusik optimal unterstützt - auf Kitsch und Hollywooddramatik verzichtete der Komponist gänzlich. "Geheimakte M" war seinerzeit sehr erfolgreich an der Kinokasse und zählt sicher zu den besten Spionagedramen jener Zeit.
Die deutsche Fassung ist hervorragend umgesetzt, Arnold Marquis trifft jede Nuance von Ernest Borgnines Spiel. Das gesamte Ensemble ist gut besetzt. Werner Peters hört sich mit russischem Akzent übrigens ganz brauchbar an für Friedrich Joloff. Holger Hagen sprach sich selbst, Eva Pflug wurde fremdsynchronisiert. Wilhelm Borchert dominiert den Film als Erzähler, das verleiht allem viel Gewicht. Wenn ich mich nicht irre, wird Kerwin Mathews bei seinem letzten Satz nicht von Herbert Stass gesprochen, sondern von Gerd Vespermann.
Bei Arne finden sich bislang zehn Einträge, die sich ergänzen ließen. Vermutlich können die echten Synchrongenies noch einiges ergänzen...
Es spielen und sprechen:
Ernest Borgnine (Boris Mitrov) Arnold Marquis Kerwin Mathews (Bob Avery) Herbert Stass / Gerd Vespermann (ein Satz am Ende) Colleen Dewhurst (Helen Benson) Tilly Lauenstein Alexander Scowley (Vadja Kubelov) Wolfgang Lukschy Glenn Corbett (Frank Sanford) Horst Niendorf Vladimir Sokoloff (Papa Mitrov) Alfred Balthoff Friedrich Joloff (Oberst Chapayev) Werner Peters Hanna Landy (Bess, Kontaktfrau in Berlin) ? Ed Prentiss (Adrian Benson) Curt Ackermann Holger Hagen (Hans Grünwald) er selbst Bob Iller (Hartmann, Produktionsassistent) ? Richard Kendrick (Jenkins) Wolfgang Eichberger Reinhold Pasch (Otto Bergmann) ? Carl Jaffe (Gerichtsvorsitzender) Klaus Miedel Eva Pflug (Tanja Rosnova) Gisela Reissmann Michael Mellinger (Kriminalbeamter in Ost-Berlin) Gerd Vespermann Lisa Golm (Helga, Mitrovs Hausmädchen) ? Charles H. Radilak (Sven, Mitrovs Diener) ? James Gonzales (Victor Darvas) Helmuth Grube Winfried Groth (Polizeieinsatzleiter Ost-Berlin) Helmuth Grube Ted Knight (Prof. Vasheen) Peter Elsholtz Eve McCullough (Madame Pusawa) ? Harry Rowland (CBI Chef-Funker im Hotel) ? Abigail Skelton (Mary Louis Bettany, Ost-Agentin) Brigitte Grothum Robert Stevenson (CBI-Supervisor) Heinz Petruo Egon Strohm (Hotelrezeptionist) Alfred Haase Glenn Stensel (Johnson, Telefontechniker) Otto Czarski N. N. (US-Grenzbeamter) Benno Hoffmann N. N. (Pförtner) Toni Herbert N. N. (Sicherheitswache am Flughafen, Ost-Berlin) Heinz Palm N. N. (CBI-Mitarbeiter) Peter Elsholtz Clete Roberts (Erzähler) Wilhelm Borchert
Herrliche Kalter-Krieg-Posse, sehr spannend. Der sächselnde Klaus Miedel im DDR-Kerker-Gericht ist köstlich. Ergänzen kann ich: Michael Mellinger - Gerd Vespermann, nicht Runze Winfried Groth - Grube stimmt James Gonzales - die paar Worte dürften auch Grube sein Ted Knight - Peter Elsholtz (Elsholtz spricht auch für einen Mitarbeiter in Jenkins´ Büro) Abigail Skelton - Brigitte Grothum Egon Strohm (1. Rezeptionist) - Alfred Haase
Hach, das waren noch Zeiten, als ich noch mein Premiere-Abo hatte und solche Filme ohne strenge Auswahlkriterien archivieren - und in diesem Fall trotz des permanent Augen rollenden Hauptdarstellers auch positiv überrascht werden konnte.
Ich wäre mehr als verblüfft, wenn du heute noch ein Premiere-Abo haben würdest. In diesem Fall hätte ich dich nämlich gebeten, bitte 24/7 auf Premiere Serie draufzuhalten, damit ich nicht immer diese elendlich hohen Lizenzgebüren an den Griz-Konzern zahlen muss.
Mein Festplatten-Rekorder war damals ja im Dauereinsatz, und ich habe wirklich fast jeden dritten Film aufgenommen (und wäre heute noch mit dem Gucken beschäftigt, wenn ich alle meine Aufnahmen doch tatsächlich alle abspielen würde), aber ich bin nie auf die Idee gekommen, bei Premiere Serie etwas aufzunehmen - das hätte einerseits penibles Studium der Programmzeitschriften und einiges an Programmierungsgeschick erfordert, andererseits wäre es dabei permanent zu Kollisionen mit meinen Filmaufnahmen gekommen. Im Nachhinein bereue ich es freilich schon, bei einigen Serien meine Bequemlichkeit nicht überwunden zu haben...
Gerd Vespermann taucht z. Bsp. bei der IMDb in der Besetzungsliste auf als "Oswald", ist jedoch im gesamten Film nicht zu sehen.
Runze und Vespermann habe ich früher mal gelegentlich verwechselt. Scheinbar habe ich sie viel zu selten gehört in letzter Zeit, weil ich mich wieder rückschrittig bewege.
Übrigens, beim sächselnden Volksrichter musste ich die ganze Zeit an Louis de Funes denken.
Von Vorne, nicht vom Profil, sieht er mit der Nase und den buschigen Augenbrauen wie "Zappellouis" in "Fantomas" aus, wo er als Fantomas in Jouvet-Maske unterwegs ist. Miedels Stimme verstärkt sogar den Eindruck irgendwie...