Anatole Litvaks düsteres Liebesdrama "Das Glück in der Glaskugel" ist ein sehr sehenswertes Porträt einer unglücklichen Liebe, die am Druck der gesellschaftlichen Normen scheitert.
Von etwas über 140 Minuten Laufzeit wurde die deutsche Kinofassung Ende der 40er auf 100 Minuten gekürzt. Da diese verschollen ist, kann man natürlich nichts dazu sagen. Die Fernsehfassung der 60er hingegen, die wurd "nur" um ca 25 Minuten gekürzt.
Diese Kürzungen reichen aber aus, um den Film vollständig zu verändern. Wer die gekürzte DF und die OF kennt, sieht zwei verschiedene Filme, obwohl auch die kurze Fassung durchaus schön anzusehen ist.
Der Film hat eine Rahmenhandlung, die in den 1850er-Jahren spielt. Darin wird Bette Davis als etwas wehmütige Lehrerin gezeigt. Dann wird in Rückblenden ihre Geschichte erzählt und warum sie zu so einem verletzlichen Wesen wurde. Das spielt dann in Paris, 1846 und beinhaltet die Liebesgeschichte einer Hauslehrerin zu ihrem unglücklich verheirateten Arbeitgeber, der sehr an seiner üblen Frau leidet, aber aus gesellschaftlichen Gründen die Ehe nicht beenden kann. Der Druck der Konvention löst einige schreckliche Dinge aus. Die Lehrerin hat aber in ein neues, wenn auch melancholisches Leben gefunden und am Ende taucht ein alter Bekannter auf und der Film suggeriert, dass es hier eine vielleicht nicht so große, aber stabile neue Liebe geben wird.
Die deutsche Fernsehfassung benutzt ausschließlich die Rückblende. Die Rahmenhandlung wird vollkommen ignoriert und natürlich wurde auch die erste Begegnung mit dem jungen Mann, der am Ende wieder kommt, aus der Mitte des Filmes entfernt.
In der durchaus sehenswerten Fernsehfassung bleibt das Schicksal der Lehrerin vollkommen offen. Es stellt sich heraus, dass sie mit diversen Dingen nichts zu tun hat. Aber was mit ihr geschieht, wird nicht erzählt. Abgesehen davon, dass der Star des Filmes, also Bette Davis, ohne obligate große Schlussszene aus dem Film verschwindet, entsteht durch die Kürzungen eine recht eigenwillige Interpretation des Stoffes - nämlich wirkt es so deutlich als Mahnung, dass selbst die Beziehung zu einem sehr unglücklich verheirateten Mann eine Sünde darstellt und man dafür bestraft wird. Die Versöhnlichkeit des ursprünglichen Filmes geht vollkommen verloren.