Über den deutschen Dialogregisseur Joachim Brinkmann gibt es nur wenige Informationen. Mir ist er bekannt durch seine Synchronarbeit als Dialogbuchautor und Regisseur des britischen Kultklassikers NUMMER 6 (The Prisoner, 1967). Als er 1969 für das ZDF die deutsche Fassung erstellte, hatte er die schwierige Aufgabe, Entsprechungen für Dialoge zu finden, die sprachspezifisch nur schwer zu übersetzen sind.
Bei der ohnehin rätselhaften Mystery-Serie THE PRISONER hat Joachim Brinkmann das sogenannte "Prisoneresque" durch eine weitere Verrätselung vorangetrieben. Dies kommt beispielsweise bei einem Schlüsselbegriff der Serie sehr gut zum Ausdruck: "Village". Seine Injektion dabei ist die Streichung jeglichen Bezuges auf das originalsprachliche "Village". Meistens gibt er es wieder mit: Ort, Gemeinde, das hier, Platz. Aber niemals mit Dorf! Das macht zum Beipsiel den gesprochenen Prolog des Serienvorspanns noch paradoxer als das Original.
"Where am I?" - "In the Village" gibt er wieder mit: "Wo bin ich?" - "Sie sind da!". Die Antwort "Im Ort" oder "Im Dorf" wäre klar und eindeutig (bei aller Unklarheit, um was für einen Ort es sich dabei handelt). Aber "Sie sind da!" öffnet gleich die Perspektive auf mehrere Ebenen. Von der konkreten Anwesenheit an einem geheimnisvollen Ort bis hin zum philosophischen Verständnis der menschlichen Existenz.
Manche Übersetzungen von Joachim Brinkmann sind oft eigenwillige Übertragungen. Aber er nimmt dabei stets Maßstab am geistigen Format und Sinn der Serie, die er eindeutscht und in die er sich hineinversetzt. Seine Arbeitsweise besteht also nicht nur darin, eine stupide Wort-für-Wort-Übersetzung zu erstellen. Vielmehr versucht er, eine angemessene sprachliche Form und Ausdrucksgestalt zu finden, die dem Original durchaus gerecht wird. Auch wenn er sich hin und wieder die Freiheit nimmt, dabei eigene Wege zu gehen.
Für mich ergibt sich daraus, dass Joachim Brinkmann ein ausgesprochenes Feinempfinden für die deutsche Sprache hat. Man könnte das auch unter dem Stichwort "Musikalität" der Sprache und des Sprachrhythmus erörtern.
Für Horst Naumann (die deutsche Synchronstimme von Patrick McGoohan / Nummer 6) war Joachim Brinkmann ein eigentümlicher Mensch, der oft weniger gängige Filme gemacht hat, mit dem er aber 1969 sehr gut zusammengearbeitet hat.
Neben seiner Synchronarbeit im Auftrag für das ZDF hat Joachim Brinkmann in den 70er Jahren auch Regiearbeiten beim damaligen Fernsehsender SDR (heute: SWR) gemacht. Als Dialogregisseur zeichnete er verantwortlich für die deutschen Fassungen u.a. der Filme: THE OXBOW INCIDENT, Regie: William A. Wellman, THE MAGNIFICENT AMBERSONS, Regie: Orson Welles.
Wer kann zu Joachim Brinkmann weitere Informationen beitragen und mehr Filme benennen, die er bearbeitet hat?
Ich wäre auch gespannt auf weitere Werke, die er betreut hat, denn eines steht für mich außer Frage: Die deutsche Version von "The Prisoner" schlägt das Original in Sachen sprachliche Nuanciertheit und Doppelbödigkeit und erreicht einen intellektuellen Nachhall, der mich als jungen Mann bei der Erstsichtung richtiggehend verstörte. Grandiose Arbeit, für mich ein Meilenstein des Synchronschaffens.
Damiano Damianis DIE TÖDLICHE WARNUNG hat Brinkmann 1987 für's ZDF gemacht. Ein sehr komplexer dialogbetonter sozialkritischer Mafia-Film mit präzisen Dialogen. Film und Synchro sind herausragend!
@ Dubber der Weiße: Danke für die Mitteilung über den Tod von Joachim Brinkmann, auch wenn es leider eine traurige Nachricht ist. Deinem Lob über die gelungene Arbeit des Dialogregisseurs bezüglich seiner grandiosen Prisoner-Synchronisation kann ich nur voll und ganz zustimmen.
@ kogenta: Danke für die Nennung einer weiteren gelungenen Brinkmann-Bearbeitung: DIE TÖDLICHE WARNUNG (1987).
In der Tat eine traurige Nachricht... Ich kann noch folgende Brinkmann-Bearbeitungen beisteuern:
Todesangst bei jeder Dämmerung (1939) (Synchro 1977) Für ein paar Dollar mehr (1966) (Kinoversion 1966) Der Mann mit den tausend Masken (1966) Der Tod fliegt nach Jamaica (1968) Andy Warhol's Blue Movie (1969) Das Fräulein (1980) Der Bienenzüchter (1986)
Zitat von Doktor der Synchro im Beitrag #6Hat Herr Brinkmann nicht auch die Erstfassung von "Für eine Handvoll Dollar" bearbeitet? Oder war das Horst Sommer?
Nein, das war Horst Sommer. Dass er für die Synchro von "Für ein paar Dollar mehr" nicht verantwortlich war, ist mir aber neu. So lernt man eben täglich was dazu .
Ah, ich hatte es auf Brinkmann bezogen. Dann hast Du wahrscheinlich nie den deutschen Vorspann gesehen, der bei beiden Synchronfassungen derselbe war und folglich auch bei der Brandt-Fassung Brinkmann als Regisseur auflistete.
Kann jemand bestätigen, dass die Filme "The Oxbow Incident" und "The Magnificent Ambersons" vom selben Joachim Brinkmann auf Deutsch bearbeitet worden sind? Ich habe das vor Urzeiten irgendwo gelesen und übernommen. Danke und allen ein gutes neues Jahr! www.nummer6-theprisoner.de