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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 503 mal aufgerufen
 Filme: Klassiker
c.n.-tonfilm



Beiträge: 1.495

15.06.2017 19:20
Carioca (USA 1941/DF 1949) Zitat · antworten

Der Film ist eines der Top-Technicolor-Musicals der frühen 40er aus dem Hause Fox und birgt in der deutschen Fassung ein wohlgehütetes Zelluloidgeheimnis, das mit Hilfe von Hans nun gelüftet ist: eine völlig unbekannte und bisher nirgends registrierte Filmarbeit des deutschen Filmregisseurs und Drehbuchautors Robert A(dolf). Stemmle https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Adolf_Stemmle





Carioca

(Eine Nacht in Rio)
(That Night in Rio)

USA 1941

Erst-Verleih Österreich		MPEA-Film, Wien
Erst-Verleih Deutschland Centfox, Frankfurt/Main
Österreichische Erstaufführung 30.12.1949 (OmU)
Deutsche Erstaufführung 08.12.1950

Deutsche Bearbeitung MPEA-Synchronproduktion, Berlin (1949)
Dialogregie Robert A. Stemmle
Deutsches Buch Richard Busch, Robert A. Stemmle
Produktionsleitung Franz Schröder

Rolle Darsteller *Deutsche Sprecher* (unter Vorbehalt)

Baroness Duarte Alice Faye Friedel Schuster
Larry Martin / Baron Duarte Don Ameche Paul Klinger
Carmen Carmen Miranda Tatjana Sais
Penna S.Z. Sakall Joe Furtner
Machado J. Carrol Naish Karl Meixner
Salles Curt Bois Erich Fiedler
Pierre Leonid Kinskey
Carmen Mirandas Orchester Bando da Lua
Pedro Frank Puglia Alfred Balthoff
Luiza Lillian Porter Ruth Piepho
Inez Maria Montez
Botschafter Georges Renavent
Alfonso Edward Conrad Walter Bluhm
Pereira Fortunio Bonanova
Flores Brothers Trio Flores Brothers Trio

Nennungsreihenfolge in „Der neue Film“:
Friedel Schuster, Paul Klinger, Tatjana Sais, Joe Furtner, Ruth Piepho, Erich Fiedler, Karl Meixner, Alfred Balthoff, Walter Bluhm

Bei Ameche setzte Fox mit Klinger offenbar auf Kontinuität. Tatjana Sais passt zum ruppigen Temperament von Carmen Miranda. Joe Furtner ist mir im Synchron bisher noch nicht untergekommen, doch es genügt ein Blick auf das Wikipedia-Bild des gebürtigen Wieners um zu wissen, dass er auf Szöke Szakall besetzt wurde. Sais und Furtner gehörten beide zum Stammpersonal der legendären RIAS-Kaberettsendung „Die Insulaner“ von Günter Neumann. Ruth Piepho könnte ebenso auf Lillian Porter wie auf Maria Montez besetzt sein – ich entschied mich für die größere Rolle und die dem Alter nach größere Nähe zu Piepho für Lillian Porter. Ruth Piepho war nur selten im Film und im Synchron aktiv; eine Film-Hauptrolle hatte sie 1949 bei der DEFA in „Quartett zu Fünft“ (Regie: Gerhard Lamprecht). Sie starb 1996 im Alter von 76 Jahren http://www.von-krause.de/Arbeiten/Berlin...iepho_gestorben Die übrigen Rollen habe ich nach Typ und Wahrscheinlichkeit besetzt.


Lex des Int. Films: https://www.zweitausendeins.de/filmlexik...itel&wert=22239
imdb: http://www.imdb.com/title/tt0034273/combined
Paimann:


WERTUNG: Ein Feuerwerk für Auge und Ohr. Don Ameche ist hervorragend in seiner Doppelrolle, Alice Faye in Top-Form, Carmen Miranda bringt mit ihren Rhythmen die Leinwand fast zum Platzen, nie enden wollende Kappeleien zwischen Szöke Szakall und Curt Bois sorgen für jede Menge Spaß. Wer hier nicht mit den Beinen zuckt, ist vermutlich schon tot. 5 von 6 Sternen


Anlässlich der Produktion seines Filmes „Toxi“ berichtete der „Spiegel“ am 23.07.1952 auch wie folgt über R.A. Stemmles Einstellung zur Synchronisation:

„Aus Italien, wo Stemmle mit einheimischen Schauspielern den politisch-satirischen Film "Abbiamo vinto" ("Wir haben gesiegt") inszenierte, brachte er das "stumme Drehen" mit: die Italiener drehen ihre Filme ohne Ton. den sie erst hinterher im Atelier synchronisieren. Die Vorteile dieses Systems leuchten den alten Atelierleuten auf Anhieb ein: "Mit dem Ton gibt es immer Aerger. Das rote Licht brennt, der Tonmeister gibt sein Zeichen ''Ton fährt ab, die Aufnahme beginnt, da klappt irgendwo eine Tür, jemand hustet, das Mikrophon krakelt, die Charge zischt das Schluß-S, und schon ist die Szene im Eimer."

Auch der Schauspieler ist froh, wenn er "stumm" spielen kann. ohne sich auf die Sprache konzentrieren zu müssen. Er hat ohnehin genug zu tun:
* er muß seine Bewegungen so abmessen, daß er immer im Blickfeld der Kamera bleibt;
* er darf die Kreidestriche auf dem Fußboden nicht übertreten, die auf den Zentimeter berechnet sind, da er sonst aus der Szene herausläuft;
* er muß auf Licht und Schatten achten;
* er soll seine (photogene) "Schokoladenseite" zur Geltung bringen und
* dabei noch Mimik und Gesten beherrschen, die mindestens zehn Augenpaare aus nächster Nähe verfolgen.

Im Synchron-Atelier kann er sich dafür ausschließlich dem Text widmen, den er, wie es im Filmjargon heißt, "sich selbst auf die Schnauze spricht". Stemmle, der das Synchronisieren ausländischer Filme haßt und als "unsere kulturelle Rache an den Alliierten" bezeichnet, ist seit der "Sündigen Grenze" vom Synchronisieren eigener Filme begeistert und schwört darauf, "sich von der eigenen Großaufnahme inspirieren zu lassen".

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-21977608.html


Der Film ist wieder ein Beispiel dafür, wie Fox einen Stoff alle paar Jahre neu aufbereitet wiederverfilmte. Er basiert auf dem 1933 von dem österreichischen Schriftsteller Hans Adler https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Adler_(Autor) mit Rudolph Lothar https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Lothar gemeinsam verfassten Theaterstück „Die Nacht vor dem Ultimo“, das 1934 als „The Red Cat“ auch kurz und erfolglos am Broadway lief. 1935 adaptierte 20th Century (vor der Fusion mit Fox zu 20th Century Fox) den Stoff mit Maurice Chevalier in der Doppelrolle als „Folies Bergère de Paris“ mit Merle Oberon und Ann Sothern (Regie: Roy Del Ruth). Parallel dazu entstand auch eine französische Version "L'Homme des Folies Bergère" (R. Marcel Archard, Roy Del Ruth) mit Chevalier, Natalie Paley und französischem Cast. Die Nummer „Rhythm of the Rain“/„La Romance de la Pluie“ mit einer ausgefeilten Busby-Berkeley-inspirierten Choreographie aus Regenschirmen war ein Highlight des Films und ist auch heute noch ein echter Abräumer (ob Gene Kelly da wohl geborgt hat?):

Maurice Chevalier, Ann Sothern - „Rhythm of the Rain“ Eröffnungs-Shownummer amerikanische Version


Maurice Chevalier, Sim Viva - „La Romance de la Pluie“ Eröffnungs-Shownummer französische Version


Die englische Fassung lief ab September 1935 untertitelt im Verleih Dr. Hauser & Co. GmbH in Österreich:



Für „Carioca“ verlegte man 1940 die Handlung nach Rio, und setzte mit aufwändiger Ausstattung und „Brazilian Bombshell“ Carmen Miranda ganz auf Exotik, wenn auch fast ausschließlich auf dem Fox-Studio-Gelände in Hollywood gedreht wurde. Aus diesem Film stammen Carmen Mirandas berühmtes „Chica Chica Boom Chic“ und der Evergreen „I, Yi, Yi, Yi, Yi I Like You Very Much.“

Carmen Miranda - „Chica Chica Boom Chic“


Carmen Miranda - "I, Yi, Yi, Yi, Yi I Like You Very Much"


Don Ameches Eröffnungs-Shownummer – "The Baron is in Conference"


1951 schließlich folge mit „An der Riviera“ (Regie: Walter Lang) die dritte Verfilmung, mit Danny Kaye in der Doppelrolle und Gene Tierney. Es schien nicht von Wichtigkeit, dass genau derselbe Stoff in Deutschland nur zweieinhalb Jahre nach „Carioca“ am 24.04.1953 in den Kinos startete. Kurios, dass mit Paul Klinger für Ameche und Kaye beide Filme denselben Hauptrollensprecher hatten.

Hier im Vergleich zu Maurice Chevalier und Don Ameche nun noch die Eröffnungs-Nummer von Danny Kaye:


Ein Stoff – vier mal Filmspaß. Alle vier Filme können gut nebeneinander bestehen, wobei die Versionen mit Maurice Chevalier sich stilistisch zeitbedingt am deutlichsten von den beiden Nachfolgern abheben. „Carioca“ und „An der Riviera“ sind sich einerseits recht ähnlich, allerdings geht es in „An der Riviera“ doch schon züchtiger und zahmer zu als in „Carioca“. Die deutsche Fassung von „An der Riviera“ fällt leider noch stärker ab durch die totale Fehlbesetzung Paul Klinger, der dem Film schlichtweg die Komik raubt. Im Original ist „An der Riviera“ wesentlich flotter und witziger als die Synchronisation. Don Ameche hatte 1940 trotzdem die Nase vorn und es wäre interessant zu überprüfen, wie Klinger hier gegen sich selbst in Original und Remake abschneidet.

1935: 5 von 6 Sternen
1940: 5 von 6 Sternen
1951: 4 von 6 Sternen (Deutsche Synchronfassung: 3 von 6 Sternen)

kinofilmfan


Beiträge: 2.558

16.06.2017 10:27
#2 RE: Carioca (USA 1941/DF 1950) Zitat · antworten

Hallo Christoph,

eine wirklich feine Ausarbeitung zum Film, klasse!

Eine Frage: stand im "Neuen Film" da wirklich "MPEA Synchronabteilung"? Bei einer Erstaufführung im Dezember dürften im Normalfall die Synchronarbeiten ca. Okt./Nov. 1950 stattgefunden haben. War da die MPEA Synchronabteilung noch aktiv? Oder war es doch schon Franz Schröders "Elite-Film"?

c.n.-tonfilm



Beiträge: 1.495

16.06.2017 11:01
#3 RE: Carioca (USA 1941/DF 1950) Zitat · antworten

Hallo Peter, Hans schrieb mir wie folgt:

eine nacht in rio (that night in rio)

MPEA-Synchronprod. berlin
prod.-ltr. franz schröder

buch: richard busch, R.A.Stemmle
regie : R.A.Stemmle
spr.: friedel schuster, klinger, tatjana sais, joe furtner,
ruth piepho, erich fiedler, karl meixner, alfr. balthoff,
walter bluhm.

c.n.-tonfilm



Beiträge: 1.495

16.06.2017 11:55
#4 RE: Carioca (USA 1941/DF 1950) Zitat · antworten

Was ich vergass: auf der DVD ist ein Outtake enthalten, das offenbart, dass Don Ameche und Alice Faye sich offenbar nicht sonderlich grün waren. Zumindest Faye mochte Ameche wohl überhaupt nicht: sobald abgepfiffen wird wendet sie sich mit einem Gesichtsausdruck ab, der Bände spricht...

Hans-Joachim Albrecht


Beiträge: 1.443

17.06.2017 13:33
#5 RE: Carioca (USA 1941/DF 1950) Zitat · antworten

dieser film stand in der besagten zeitschrift in der letzten ausgabe von 1949, also
dezember, zusammen mit 11 weiteren filmen unter MPEA-synchr. berlin, prod.-ltr.
franz schröder. das genaue dezember-datum habe ich nicht, ist meiner kopie nicht zu
entnehmen
gruß hans

kinofilmfan


Beiträge: 2.558

18.06.2017 07:48
#6 RE: Carioca (USA 1941/DF 1950) Zitat · antworten

Zitat
dieser film stand in der besagten zeitschrift in der letzten ausgabe von 1949, also
dezember, zusammen mit 11 weiteren filmen unter MPEA-synchr. berlin, prod.-ltr.
franz schröder.



Aha, dann bekommt das Ganze einen Sinn. Der Film wurde offenbar schon Ende 1949 synchronisiert. Danke, Hans!

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