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 Filme: Klassiker
c.n.-tonfilm



Beiträge: 1.495

15.06.2017 23:22
Bezaubernde Frau (USA 1950 / DF 1951 + TV-Neusynchro ca. 2000) Zitat · antworten

Und weiter gehts mit überaus spannenden Infos von Hans zu einer verschollenen Musical-Gesangssynchro, die die junge Doris Day in ihrem fünften Spielfilm zeigt, dem ersten, in dem sie Top Billing in der Besetzungsliste erhielt. Day unterschrieb 1948 für „Zaubernächte in Rio“ einen 7-Jahresvertrag bei Warner und spielte in dieser ersten Phase ihrer Filmkarriere bis 1954 v.a. in einer Reihe farbenfroher Musicals, von denen aber längst nicht alle in die deutschen Kinos gelangten. Die nicht aufgeführten Filme erhielten späte TV-Synchros; leider wurden auch einige Kinosynchros durch Neusynchros ersetzt wie auch „Bezaubernde Frau“, der m.W. 2000 erstmals mit Neusynchro auf Premiere im TV gesendet wurde.

Die Regie lag hier abermals in Händen des bewährten Allrounders David Butler, der – wie z.B. auch Walter Lang – heute nicht zu den vielzitierten großen Namen der Filmgeschichte gehört, jedoch auf ein beachtliches Werk an schwungvoll inszenierten Filmen aller Genres zurückblicken kann. Als Fox-Regisseur drehte er neben zahlreichen Filmen mit Shirley Temple u.a. auch 1939 den dritten abendfüllenden Technicolor-Spielfilm von Fox „Die goldene Peitsche“, der mittlerweile mit deutscher Vorkriegs-Synchro auf DVD erschienen ist. 1943 wechselte er zu Warner und inszenierte dort vor allem Technicolor-Musicals in denen er bevorzugt mit Doris Day (6 Filme), Dennis Morgan und Jack Carson (8 Filme) und S.Z. „Szöke“ S(z)akall (10 Filme) zusammenarbeitete. Er drehte auch Western wie „San Antonio“ (1945, mit Errol Flynn), Abenteuerfilme wie „Der Talisman“ (1954) mit Rex Harrison oder die temporeiche Piratenfilmparodie „Das Korsarenschiff (1944, mit Bob Hope, für Samuel Goldwyn) und den dritten Crosby/Hope „Road to…“-Film „Der Weg nach Marokko“ (1942, für Paramount). Ein Film von David Butler war stets Garant für gelungene kurzweilige Unterhaltung. Leider wandte er sich ab 1956 fast ausschließlich dem Fernsehen zu und inszenierte keine Kinofilme mehr.


Warner ließ seine Filme zu dieser Zeit vorwiegend bei IFU Remagen und Ultra in München eindeutschen, man achtete aber nicht allzu sehr auf Besetzungskontinuität. Während ich auch hier Tina Eilers wie in „Zaubernächte in Rio“ und „Mein Traum bist Du“ erwartet hätte, hört man Elfie Beyer. Auch im Hinblick für die Synchronisation der Songs lässt sich keine klare Linie für diese Zeit bei Warner ausmachen. Während für „Zaubernächte in Rio“ und „April in Paris“ die Lieder im Original belassen wurden (verifiziert durch Paimann), gab es für „Mein Traum bist Du“ und „Bezaubernde Frau“ volle Gesangssynchros. In Frankreich z.B. hingegen erhielten „Zaubernächte in Rio“ und „April in Paris“ ebenfalls Gesangssynchros.

Die US-DVD enthält zusätzlich die hervorragende französische Gesangssynchro „No, No, Nanette!“ von 1951. Die spanische DVD „Té para Dos“ enthält nur eine spanische TV-Synchronisation von 1989. Die italienische DVD „Té per Due“ enthält neben der französischen Kinosynchro auch die italienische Kinosynchro von 1951, in der die Lieder allerdings im Original belassen sind.


Zwischen der Erstaufführung der deutschen und der französischen Fassung liegen nur 26 Tage. Alfred Kirschner bearbeitete damals neben den deutschen zeitweise parallel in den Studios Eclair à Epinay sur Seine auch die französische Fassungen der Warner-Filme. Interessantes Zeugnis dieser Phase ist der französische Originalvorspann von Hitchcocks „Ich beichte“ (1953); die französische Fassung hatte am 24.06.1953 Premiere:


Die Wahrscheinlichkeit ist groß, das Kirschner bei „Tea for Two“ sowohl für die deutsche als auch die französische Fassung verantwortlich zeichnete. Wenn jemand nähere Informationen über Alfred Kirschner und sein Wirken hat, so wäre es schön, wenn er sie in einem eigenen Thread hier teilen würde.


Der aus der Zeit vor 1933 durch viele deutschsprachige Produktionen populäre Szöke Szakall hatte 1951 offenbar immer noch starke Zugkraft. Obwohl er erst an sechster Stelle der Besetzungsliste steht, plakatierte man ihn hier ganz groß neben Doris Day während die männlichen Hauptdarsteller gar nicht erscheinen. Auffällig ist auch, dass er nicht amerikanisiert als S.Z. Sakall geführt wird sondern so, wie er dem deutschen Publikum in Erinnerung war. Ob er wohl im deutschen Kinovorspann auch als Szöke Szakall geführt wurde?




Bezaubernde Frau

(Tea for Two)
(No, No, Nanette!) (FRA)

USA 1950

Erst-Verleih			Warner
Amerikanische Erszaufführung 01.09.1950, New York City, New York
Deutsche Erstaufführung 05.10.1951
Französische Erstaufführung 31.10.1951

1. Deutsche Bearbeitung IFU Internationale Film Union AG, Remagen (1951)
Dialogregie Alfred Kirschner
Deutsches Buch Herbert W. Victor
Musikalische Bearbeitung Conny Schumann

2. Deutsche Bearbeitung Premiere (2000)
Dialogregie
Deutsches Buch

Rolle Darsteller *Deutsche Sprecher 1951* Deutsche Sprecher (ca. 2000)
(unter Vorbehalt)

Nanette Carter Doris Day Elfie Beyer
Gesang: Lonny Kellner
Jimmy Smith Gordon MacRae Erwin Linder
Gesang: Gerhard Wendland
Tommy Trainor Gene Nelson Ralph Lothar
Gesang: auch Gerhard Wendland (?)
Pauline Hastings Eve Arden Alice Franz
Larry Blair Billy De Wolfe Wolfgang Preiss
J. Maxwell Bloomhaus S.Z. Sakall Bum Krüger
William 'Moe' Early Bill Goodwin Hans Harloff
Beatrice Darcy Patrice Wymore kein Dialog
Gesang: Fiedel Schuster
Mabel Wiley Virginia Gibson

Nennungsreihenfolge „Der neue Film“:
Sprecher: Elfie Beyer, Alice Franz, Hans Harloff, Bum Krüger, Erwin Linder, Ralph Lothar, Wolfgang Preiss
Musikalische Bearbeitung :Conny Schumann
Es singen: Gerhard Wendland, Lonny Kellner, Friedel Schuster

Erwin Linder und Ralph Lothar könnten ebenso gut umgekehrt besetzt sein. Gene Nelson war in erster Linie Tänzer und wurde bei Gesangsnummern auch in USA gelegentlich gedoubelt. Er singt hier nicht viel, so dass die Vermutung nahe liegt, Wendland hat das gleich mit gemacht. Hans Harloff kenne ich bisher nur als Autor und Regisseur der IFU. Er hatte nur 1949 eine kleine Nebenrolle in "Diese Nacht vergess ich nie" (Regie: Johannes Meyer) allerdings ohne Rollenangabe. Ich weiß nicht wie er aussieht und kenne auch seine Stimme nicht.


Die deutsche Besetzungsliste ist eine überraschungsvolle Ausgrabung, denn auch von Gerhard Wendland und Lonny Kellner sind mir bislang keine Synchron-Einsätze in US-Filmen bekannt. Beide standen 1951 noch ganz am Anfang ihrer Karrieren.

Lonny Kellner, Ilja Glusgal & Günter Schnittjer – „My little Boy“ aus „Blume von Hawaii“ (1953) – Lonny Kellner scheint mir eine sehr gute Wahl für Doris Day!


Gerhard Wendland – „Bolero“ aus „Tanzende Sterne“ (1952)


Friedel Schuster – „Ich lieb Dich immer„ Synchrongesang 1951 für Arlene Dahl aus dem Film „Drei kleine Worte (MGM 1950)



Lex des Int. Films (schreibt „in der Synchronfassung mit schlecht eingedeutschten Songs“): https://www.zweitausendeins.de/filmlexik...itel&wert=26200
imdb: http://www.imdb.com/title/tt0043030/combined
Paimann (geht entgegen Gewohnheit gar nicht auf die Gesangssynchronisation ein):



WERTUNG: Die belanglose Handlung tut nichts zur Sache, dank spielfreudigen, gut aufgelegten Stars, flotten Songs und farbenfroher Ausstattung in Technicolor bietet „Bezaubernde Frau“ schwungvolles „Gute-Laune-Kino“ wie man es sich wünscht. 4 von 6 Sternen


Der US-Vorspann ist heute in allen verfügbaren Kaufmedien (Laserdisc, VHS, DVD) elektronisch geblurrt:


Eine ungeblurrte Fassung war nur bei englischsprachigen TV-Ausstrahlungen vor ca 1990 zu sehen; auch TCM sendet heute nur noch die geblurrte Fassung. Die Tafel lautet ursprünglich (leider habe ich davon keinen Screenshot):
Screen Play by Harry Clork
Suggested by the play "No, No, Nanette" by Frank Mandel, Otto Harbach, Vincent Youmans and Emil Nyitray


Interessant wäre zu erfahren, ob der Vorspann im Master der deutschen TV-Neusynchro auch geblurrt ist. Vielleicht kann auch jemand der Vollständigkeit halber die Besetzung hier ergänzen.


„Bezaubernde Frau“ war nach 1930 bei First National und 1940 bei RKO bereits die die dritte, sehr freie Filmversion des musikalischen Bühnenstücks „No, No, Nanette“, das Blurring kann an sich nur durch Rechtsstreitigkeiten über Stoffrechte zu erklären sein. Die Filmversion von 1930 mit Bernice Claire, Alexander Gray und Lucien Littlefield, die auch zwei 2-Strip-Technicolor-Sequenzen enthielt, gilt heute als verschollen, allerdings sind Tonaufnahmen auf Vitaphone-Discs erhalten, so auch der Trailer:


Das Remake von 1940 mit Anna Neagle, Richard Carlson und Victor Mature kann man auf youtube in voller Länge sehen. Zasu Pitts spielte dieselbe Rolle wie schon im Film von 1930; Eve Arden, die später eine Hauptrolle in „Bezaubernde Frau“ spielte, wirkte auch hier bereits mit.


Kirchs Unitel produzierte den Stoff schließlich 1971 auch als TV-Operette fürs ZDF mit Karin Anselm, Peter Kraus und Walter Giller.


US-Kinotrailer
Ob der deutsche und französische Trailer damals wohl auch so originell eingesungen wurden wie hier im Original?


Doris Day – „Tea for Two“


Irène Hilda – Französisch
Serge Nadaud, der französische Sprecher von Szöke Szakall, ist so verblüffend gut gewählt, dass man zeitweise tatsächlich meinen könnte, Szakall würde hier selbst französisch sprechen. Naudad war in den frühen Warner-Synchros in Frankreich für Szakall das Pendant zu Bum Krüger in Deutschland



Doris Day, Gordon MacRae – „Do, do do“


Irène Hilda, unbekannt – Französisch



Patrice Wymore – „Crazy Rhythm“


?? – Französisch

 Sprung  

Farb-Legende: blau = Spekulation, orange = Trailer-Besetzung, grün = endgültige Besetzung, rot = Korrektur/Ergänzung zur endgültigen Besetzung


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