Danny Kayes kurzlebiger Vertrag mit Warner Bros. führte nur zu diesem einen Film, einer freien Adaption von Nikolai Gogols Stück aus dem Jahr 1836. Zum Glück hatte die IFU in Remagen das richtige Händchen und besetzte Georg Thomalla, der Danny Kaye hier zum ersten Mal sprach (die Samuel-Goldwyn-Produktionen für RKO kamen bei uns erst später in die Kinos). Dank "Der neue Film" wissen wir nun auch, dass die Kombi Kaye/Thomalla erstmals unter der Regie von Alfred Kirschner zum Einsatz kam. Die Synchronisation gelang herausragend. Thomalla übertrifft sich hier selbst, spricht und singt Kaye in nahezu nicht zu bewältigender Sprachakrobatik mit verblüffend-genialer Leichtigkeit. In "Sing Gipsy, spiel Gipsy" vermag er sogar das englische Original and Witz und Tempo zu überflügeln.
Großer Wehmutstropfen ist das Fehlen der kompletten Gesangsnummer "Soliloquy for three Heads" ("Be arrogant, be elegant, be smart") in der deutschen Synchronisation. Dieser Song, den Kaye via Vierfachprojektion und allerlei technischer Tricks mit sich selbst im Quartett singt, handelt davon wie Georgi sich überlegt, auf welche Weise er nun den Generalinspektor spielen soll. Drei Köpfe kreisen um den hilflosen Georgi und jeder versucht ihn nun von der Richtigkeit seiner Methode (eben "arrogant", "elegant" oder "smart") zu überzeugen.
Einerseits setzte Warner bei den IFU-Bearbeitungen jener Jahre immer mal gerne großzügig die Schere an, andererseits kann man heute nur noch mutmaßen, dass man hier textlich oder aufnahmetechnisch irgendwie überfordert war, so dass die Sequenz noch vor der Synchronisation herausgenommen wurde. Im deutschen Dialog vor dem Schnitt werden die drei Attribute mit "streng", "hart" und "unerbittlich" übersetzt. Schaut man sich die Freigabelängen an, kann man zuverlässig ausschließen, dass das Lied jemals synchronisiert wurde (kurioser Weise gab es parallel auch eine OmU-Fassung, die kürzer war als die synchronisierte Fassung). Ein Jammer, denn dadurch geht ein absolutes Highlight des Films in der deutschen Fassung verloren. Ich würde vermuten, dass auch hier wie später in den RKO-Filmen der ihm freundschaftlich verbundene Berliner Kabarettist Günter Neumann die deutschen Liedertexte Georg Thomalla auf den Leib schrieb. Umso bedauerlicher, denn Thomalla hätte natürlich auch diese Vierfachnummer bewältigt und sicherlich auch in Deutsch brilliant gestaltet. Kirschner setzte Thomalla auch 1951 in der IFU-Bearbeitung des Burt-Lancaster-Films "Der Rebell" (1950) für Norman Lloyd ein, wo er ebenfalls singen durfte.
Heute hat der Film keinen guten Stand, da man seinerzeit vergass, das Copyright zu erneuern. 1977 rutschte der Streifen ins Public Domain mit der Folge, dass es auch im englischsprachigen Ausland bis heute keine offizielle Warner-VÖ, sondern nur schlechte Kopien diverser Waschküchenfirmen gibt. Die qualitativ beste vollständige DVD-Fassung ist die mittlerweile vergriffene NTSC-Veröffentlichung von Roan Group. Schwache Bildqualität bietet auch die US-DVD von Shout! Factory; dafür punktet sie aber mit knapp 18 Minuten farbiger Schmalfilmaufnahmen, die Regisseur Henry Koster während der Dreharbeiten privat gefilmt hat und die dort von seinem Sohn Bob Koster kommentiert werden. Die bild- und tontechnisch gute deutsche TV-Fassung der ARD scheint aufs gleiche Ausgangsmaterial zurückzugehen wie die Roan DVD (minus die "Soliloquy for three Heads"-Sequenz). Hüten sollte man sich vor deutschen "DVDs" bei denen windige Geschäftemacher ihre Mono-VHS-Randspurmitschnitte von TV-Ausstrahlungen an ausländische PD-Fassungen gewerkelt haben.
„Der neue Film“, Zeitschrift 52/1951 (12.11.1951) schreibt: IFU Remagen AG Warner Bros. Buch: Herbert W. Victor Regie: Alfred Kirschner Sprecher: Georg Thomalla, Alfred Balthoff, Horst Beck, Eva Eras, Kurt Fuß, Gerhard Geisler, Bum Krüger, Wolf Martini, Hermann Pfeiffer, Ethel Reschke, Anton Reimer, Walter Werner, Elisabeth Wiedemann
Bei Arne wird die "Deutsche Mondial Film GmbH" als Hersteller angeführt http://www.synchrondatenbank.de/movie.php?id=4407 - diese Firma gehörte wohl Alfred Kirschner und muss um 1951 entstanden sein. Da wäre nun interessant, aus welcher Quelle die Info "Deutsche Mondial" kommt und ob also die IFU nur als Atelier oder auch als Hersteller der deutschen Fassung anzusehen ist
Wer kann helfen, folgende offene Sprecher unten noch mit zu verteilen: Horst Beck, Eva Eras, Kurt Fuß, Gerhard Geisler, Wolf Martini, Hermann Pfeiffer?
Die sündige Stadt
(Der falsche Revisor) (Der Generalinspektor) (AT)
(The Inspector General)
USA 1949
Amerikanische Länge 2788 Meter = 101’54 (24 B/S) bzw 97‘49 (25 B/S) Deutsche Länge (1950, OmU) 2407 Meter = 87’59 (24 B/S) bzw 84’27 (25 B/S) Deutsche Länge (Synchron) 2610 Meter = 95’24 (24 B/S) bzw 91‘35 (25 B/S) Dt. Kürzung (1950, Synchron) 178 Meter = 6’30 (24 B/S) bzw 6‘14 (25/B/S) Österreichische Länge (OmU) 2794 Meter = 102’07 (24 B/S) bzw 98’02 (25 B/S)
Erst-Verleih BRD Warner Bros. Erst-Verleih Österreich Warner Bros. Deutsche Erstaufführung 05.05.1950 Astor, Berlin (OmU) November 1951 (Synchronfassung) Österreichische Erstaufführung 05.09.1950 (OmU)
Deutsche Bearbeitung Deutsche Mondial Film GmbH, Berlin/West (1951) im Synchronstudio IFU Internationale Film Union AG, Remagen Dialogregie Alfred Kirschner Deutsches Buch Herbert W. Victor Deutsche Liedertexte Günter Neumann (?)
Rolle Darsteller Deutsche Sprecher
Georgi Danny Kaye Georg Thomalla Yakov Walter Slezak Bum Krüger Leza Barbara Bates Elisabeth Wiedemann Maria Elsa Lanchester Ethel Reschke Der Bürgermeister Gene Lockhart Walter Werner Kovatch Alan Hale Oberst Franz Castille (Castine) Walter Catlett Anton Reimer Der Generalinspektor Rhys Williams Alfred Balthoff Telecki Benny Baker Izzick Lew Hearn Gizzick Sam Hearn Bela Joe Ploski Ladislaus George Davis Burbis Byron Foulger Lazlo Norman Leavitt Gregor Nestor Paiva Gefängniswärter Jimmy Conlin Anton Reimer Viertel, der Holzfäller Paul Newlan Wolf Martini Ziegenhirte Herbert Heywood Zigeuner Marc Krah Leutnant Leonard Bremen Bauer Robert Cherry Bauer Abe Dinovitch Bauernmädchen Joan Vohs Alter Bürger Frank Conlan Alte Bürgerin Ida Moore Tauber Bürger Si Jenks Bürger Jack Mower Bürger Fred Kelsey Bürger Arthur Tovey Dralle Bürgerin Barbara Pepper Bürgerin Helena Dare Bürgerin Gracille LaVinder Bürgerin Maudie Prickett Frau eines Ratsangehörigen Bryn Davis Frau eines Ratsangehörigen Karen Hale Frau eines Ratsangehörigen Joleen King Frau eines Ratsangehörigen Alix Nagy Frau eines Ratsangehörigen Pepi Sinoff Frau eines Ratsangehörigen Audrey Winn Wache Jeff York Wachposten Art Dupuis Wachposten Robert Filmer Wachposten Harry Raven Wachposten Buddy Roosevelt Wachposten Lester Sharpe
Wolf Martini ist ganz am Anfang in einer winzigen Rolle als Soldat zu hören. Später spricht er dann den Herrn mit dem Hackebeil, also wohl "Viertel der Holzfäller". Gerhard Geisler spricht einen Soldaten mit Hund ("Pluto"), es könnte sich hierbei um den "Leutnant" (Leonard Bremen) handeln. Anton Reimer ist zweimal zu hören: einmal als "Oberst Franz Castille" (Walter Catlett, in der OF "Colonel Castine"). Außerdem spricht er, mit "Fuzzy"-Stimme, den Gefängniswärter (Jimmy Conlin). Einen winzigen Stimmauftritt hat auch Alf Marholm: er kündigt am Schluss des Films als Soldat den echten Generalinspekteur an.
Kurt Fuß, Hermann Pfeiffer, Horst Beck und Eva Eras konnte ich nicht unterbringen. Als größere Rolle würde sich Alan Hale als Kovatch anbieten. Das sind aber weder Beck noch Pfeiffer. Also könnte es durchaus Kurt Fuß sein, dessen Stimme ich nicht kenne. Ich müsste nochmal in "Gentleman Jim" hereinhören. Da habe ich für Alan Hale auch noch keine Stimme zuordnen können. Möglichweise ist das die gleiche Stimme wie in diesem Film.
Über Alfred Kirschner habe ich leider auch nur wenig Infos. Auf jeden Fall gehörte ihm die "Deutsche Mondial Film". Alfred Kirschner bzw. seine Firma bearbeiteten bis Ende der 1950er Jahre wohl exklusiv die Warner-Filme. Ausnahme die frühen Jahre (1950/51) wo auch die Ultra zum Zug kam. Die Mondial hatte keine eigenen Studios, sondern hat sich (anfänglich) in Remagen, München und ab 1951 vor allem in Berlin eingemietet. Wobei der Standort Berlin wohl vor allem auch auf steuerliche Vorteile hatte (gilt auch für die Ultra). Ab Ende der 1950er Jahre hat Warner dann auch von anderen Firmen synchronisieren lassen. Bei Alfred Kirschner habe ich als Sterbejahr 1961 im Hinterkopf- das aber bitte nicht als gesichert ansehen. Der Name "Deutsche Mondial Film" taucht dann auch lange nicht mehr auf. Um 1970 gibt es dann wieder eine Firma gleichen Namens in München, die aber wohl mit der "alten" Mondial nichts mehr zu tun hatte.
EDIT/ Nachtrag: Die Deutsche Mondial Film bzw. Alfred Kirschner trat auch einmal als Filmproduzent in Erscheinung: in Willy Birgels einziger Regiearbeit "Rosenmontag" (1955), mit Ruth Niehaus und Dietmar Schönherr in den Hauptrollen.