Viel ist über den Film geschrieben worden und in einschlägigen Quellen nachzulesen, so dass ich mich hier ausschließlich auf Synchronaspekte beschränke. Wieder ein Film aus der Reihe der ganz großen legendären Klassiker, die fürs deutschsprachige Publikum offenbar unrettbar verloren sind. Die deutsche TV-Synchronisation von 1979 krankt an allem, was einen Film unrettbar kaputtmacht: völlig unpassende Stimmen, aseptische Sterilität, falsche Filmmusik und Geräusche.
Doch auch im Ausland sieht es nicht besser aus: das einzige Land, dem der Film offiziell noch mit Original-Kinosynchronisation und Original-Filmmusik verblieben ist, ist Frankreich. Die italienische Kinosynchronisation von 1947 scheint zumindest in Kennerkreisen noch greifbar zu sein, offiziell gibt es auch hier nur noch eine Neusynchro mit denselben Makeln wie in Deutschland. Dieselbe Misere auch in Spanien: hier wurde der Film gleich vier Mal synchronisiert: 1947, 1967, 1974 und 1978.
Gilda
(Gilda)
USA 1946
Erst-Verleih BRD Columbia Erst-Verleih Österreich MPEA, Wien Zweit-Verleih Österreich Union-Film (ab April 1951) Verleih WA Österreich Columbia Deutsche Erstaufführung 29.12.1949 Österreichische Erstaufführung 21.05.1948 (OmU) / Februar 1950 (Synchronfassung) Österr. Wiederaufführung Juni 1957 Französische Erstaufführung September 1946, Cannes / 28.05.1947 Italienische Erstaufführung 17.03.1947 Spanische Erstaufführung 23.12.1947, Madrid
1. Deutsche Bearbeitung Ultra-Film GmbH, München (1949) Dialogregie Alfred Vohrer Deutsches Buch Isolde Lange-Frohloff
2. Deutsche Bearbeitung Bavaria Atelier GmbH, München (1979) Dialogregie Deutsches Buch
Französische Bearbeitung Studios C.T.M. de Gennevilliers (1947) Dialogregie Serge Plaute Regieassistenz Jean Arbouleau Französisches Buch Pierre Ulmann Französische Liedertexte Serge Plaute Schnitt Guy Plouganou
Italienische Bearbeitung Cooperativa Doppiatori Cinematografici (1947) Studio Fono Roma Dialogregie Sandro Salvini Italienisches Buch Giuseppe Orioli
Spanische Bearbeitung Acústica S.A., Barcelona (1947) Dialogregie Rafael Navarro Spanisches Buch
Gilda Mundson Farrell Rita Hayworth Til Klockow Viktoria Brams Raymonde Devarennes Tina Lattanzi Elas Fábregas Gesang: Anita Ellis Gesang: Louise Etienne Johnny Farrell/ Erzähler Glenn Ford Curt Ackermann Rüdiger Bahr Raoul Curet Stefano Sibaldi Rafael Navarro Ballin Mundson George Macready Harald Wolff Reinhard Glemnitz Yvon Cazeneuve Emilio Cigoli Luis Rafael Calvo Det. Maurice Obregon Joseph Calleia Wolfgang Eichberger Holger Hagen Renè Hieronimus Giorgio Capecchi Onkel Pio Steven Geray Hans Hinrich Manfred Lichtenfeld Pierre Michau Amilcare Pettinelli Casey Joe Sawyer Wolfgang Hess Henri Marquet Capt. Delgado Gerald Mohr Norbert Gastell Pierre Salas Gabe Evans Robert Scott Michael Brennicke (= Mark Roberts) Deutsches Kartellmitglied Ludwig Donath Howard Vernon Thomas Langford Donald „Don“ Douglas Hartmut Reck Gualtiero De Angelis Croupier Sam Appel Manfred Andrae Deutscher Lionel Royce Erich Ebert Bendolin Edouardo Cianelli Cesare Fantoni
Nennungsreihenfolge in „Der neue Film“, Zeitschrift 37/1949 (12.12.1949): Til Klockow, Hans Hinrich, Curt Ackermann, Harald Wolff, Wolfgang Eichberger
Angesichts des starken homosexuellen Subtexts im Film war Alfred Vohrer für die deutsche Bearbeitung der Münchner Ultra 1949 als Regisseur zweifellos genau die richtige Wahl.
Die im Original von Anita Ellis für Rita Hayworth gesungenen Lieder wurden in der französischen Synchronfassung 1947 von Louise Etienne in Französisch synchronisiert. Wie es wohl 1949 in deutschen Fassung gehandhabt wurde?
Put the Blame on Mame – Anita Ellis für Rita Hayworth (1946)
Put the Blame on Mame – Französisch gesungen - Louise Etienne (1947)
Amado Mio – Anita Ellis für Rita Hayworth (1946)
Amado Mio – Französisch gesungen - Louise Etienne (1947)
Synchronvergleich Italienisch: „Doppiaggio d’Epoca 1947“ und „Ridoppiaggio 1977“
Zitat von c.n.-tonfilm im Beitrag #1Die deutsche TV-Synchronisation von 1979 krankt an allem, was einen Film unrettbar kaputtmacht: völlig unpassende Stimmen, aseptische Sterilität, falsche Filmmusik und Geräusche.
Wen fandest du denn "völlig unpassend"? Viktoria Brams sagte mir in der Rolle sehr zu, Rüdiger Bahr und Reinhard Glemnitz waren zumindest solide (wobei mir persönlich Helmo Kindermann noch besser als Glemnitz gefallen hätte), den Rest der Besetzung habe ich nicht mehr so genau im Ohr (es ist schon länger her).
Also Victoria Brams ist für mich eigentlich die von der Stimmer her passendste deutsche Synchronsprecherin für Rita Hayworth. Hayworth hat viele, meines Erachtens völlig unpassende Synchrosprecherinnen gehabt wie z.B. Til Klokow (zu ältlich) oder Gisela Trowe (zu rau und zu tief). Dennoch gefällt mir die Neusynchro nicht wirklich, weil das IT-Band nicht mehr vorhanden war. So ist die Originalmusik in den Szenen verloren, in denen gesprochen wird. Das macht sich besonders am Anfang bemerkbar, wenn Rita/Gilda zum ersten Mal in Erscheinung tritt. Später dann im Casino, wenn Rita mit diversen Männern tanzt. Unterstrichen wird die schwüle, aufgeheizte Atmosphäre durch die südamerikanischen Rhythmen. In der Neusynchro wird diese dann allerdings durch völlig unpassende Caféhaus-Musik ersetzt, was die Stimmung erheblich stört. Zu gerne würde ich daher die Originalsynchro sehen. Vielleicht schlummert sie noch in irgendeinem Archiv.
Eine kurze Anmerkung zu den beiden Deutschen in der Fassung von 1979: In der ersten Szene spricht Erich Ebert Lionel Royce und später dann Ludwig Donath. Entweder lag eine Verwechslung vor oder man hat angenommen, dass der Wechsel nicht weiter auffallen wird.