Bereits im Oktober starb Dieter Ranspach im Alter von 91 Jahren.
Ausgebildet am Berliner Hebbel-Theater lag sein vor allem auf der Bühne. So habe ich auch das erste Mal einen optischen Eindruck von ihm gewinnen können, als ich in der Hamburger StaBi den 500-Seiten-Wälzer "Welttheater. Bühnen. Autoren. Inszenierungen" in die Hand nahm. Kosch schreibt über ihn, dass er zunächst vor allem im Rollenfach des jugendlichen Liebhabers und Bonvivants zu finden war, später dann als Charakterdarsteller. Bei dieser Stimme und ihrem Ausdruck wundert mich das nicht. 1954 wurde er Mitglied der Staatlichen Schauspielbühnen Berlins, 1971 folgte die Ernennung zum Berliner Staatsschauspieler. Viel Raum für Film- und Fernsehauftritte blieb da wohl nicht. So habe ich erst viel später Dieter Ranspach als "Prinz Ehrlichherz" in "Die Prinzessin und der Schweinehirt" (inzwischen auch auf DVD veröffentlicht) auch als Schauspieler in persona gesehen.
Über seine Synchronarbeiten habe ich hier im Forum hin und wieder über ihn geschrieben, v.a. warum er den "Higgins" letztlich nicht gesprochen hat (der sonst von mir hochgeschätzte Lothar Blumhagen gefällt mir in dieser Rolle keineswegs so gut, wie das bei vielen oder den meisten anderen hier der Fall ist; Ranspach stelle ich nach wie vor als reizvolle Alternative vor). Eingeprägt hat er sich mir als "Douglas Brackman" (Alan Rachins) in "L.A. Law" - penibel, verschroben, einfach köstlich. Den Namen erfuhr ich schließlich durch eine (erste?) Ausstrahlung des Poirot-Krimis "Mord à la Carte" im ZDF, wobei er entweder im ZDF-Nachspann oder in meinem Programmheft "Ransbach" geschrieben wurde, wie er dann auch die ersten Jahre in meinen Unterlagen hieß. Auch hier möchte ich einer breiteren Gruppe Forianer widersprechen: Seinen konzilianten bis unterwürfigen, versnobt bis leicht affektierten und dadurch unbeholfenen Hastings mochte ich immer. Passte für mich immer gut zu Jonathan Cecils Spiel sowie als Kontrapunkt zu Völz/Ustinov. Die nächste Rolle, die sich mir eingeprägt hat, war als Chef von "Booker" (Carmen Argenziano) - diesmal als seriöse Respektsperson. Dazu zahlreiche Gastrollen in verschiedenen Serien der späten 80er und frühen 90er (zuletzt "Matlock"), sodass diese Stimme für mich eine feste Größe. Umso verwunderter war ich, dass ich ihn nach der Magnum-Ankündigung in keiner neuen Produktion mehr bewusste gehört habe. Interessant fand und finde ich seine Besetzung auf Rowan Atkinson in "Hexen hexen" - die Komik kommt nicht aus sich selbst heraus, sondern entsteht mehr aus dem Kontrast der avisierten Ernsthaftigkeit der Figur selbst und ihrer slapstickartigen Handlungen. In dieser Richtung hätte ich einige Atkinson-Rollen gerne in der deutschen Fassung erlebt (im Original empfinde das viel öfter so). Natürlich wären hier auch noch die zahlreichen Hörspielproduktionen zu nennen, aber - "Prof.-van-Dusen-Liebhaber mögen mir verzeihen - davon kenne leider so gut wie keine aus eigenem Anhören...
Ein weiterer Trauerfall in diesem verlustreichen Kalenderjahr...
Eine traurige Nachricht, auch wenn es schon länger hieß, er wäre längst gestorben. Mir wird Dieter Ranspach besonders in Erinnerung bleiben für John Mahoney in "Suspect" und für Ian McDiarmid in "Gorky Park". Er hatte zugleich etwas Sanftes als auch etwas Sinistres in der Stimme. Als Higgins hätte ich ihn mir auch sehr gut vorstellen können. Diesbezüglich teile ich Aristeides' Standpunkt. Alles in allem war Dieter Ranspach viel zu selten zu hören, aber wenn doch, dann war er ein Gedicht. Mein Beileid seinen Angehörigen.
Ranspach hat ja einige Magnum-Folgen (5 und eine Halbe um genau zu sein) eingesprochen, wurde dann aber eben umbesetzt - ob dies aus künstlerischen Gründen geschah (so mein Kenntnisstand) oder weil er sich doch nicht für die doch recht langen Synchronphasen verpflichten wollte/konnte bleibt bislang aber nicht 100% beantwortet. Jedenfalls ein Verlust - einige seiner Paraderollen wurden bereits genannt. 91 Jahre ist aber ja ein stolzes Alter.