Das britische Kriegs- und Spionageabenteuer mit Adolf Wohlbrück entstand 1945 als eine von nur zwei Tonfilm-Regiearbeiten des deutschstämmigen Kamermanns Mutz Greenbaum, der 1931 nach Großbritannien übergesiedelt war. Das Drehbuch ist einer der wenigen Stoffe, die der aus Deutschland emigrierte Autor Rudolf Katscher nach 1933 unter seinem anglisierten Namen Rudolph Cartier noch fürs Kino schrieb. Cartier wurde in den 50er Jahren als BBC-Produzent durch seine atemberaubenden Live-Fernsehadaptionen wie der "Quatermass-Triologie (1953/55/58) oder "Nineteen Eighty-Four" (1954) zur Legende. Reginald Tate, der erste Prof. Quatermass der BBC, ist im Film in einer der Hauptrollen zu sehen.
Für die deutsche Auswertung wurde 1950 um eine knappe halbe Stunde gekürzt. Der legendäre Synchronautor Fritz A. Koeniger schrieb für diesen Film nicht nur die Dialoge, sondern führte auch Regie. Die einzige weitere bisher bekannte Regiearbeit Koenigers ist die ebenfalls 1950 bei der BSG entstandene deutsche Fassung von "Harold Lloyd filmverrückt" ("Movie Crazy", USA 1932). Adolf Wohlbrück wird hier von Wolfgang Lukschy gesprochen, der bemüht ist sich Wohlbrück anzupassen, weniger nach Lukschy klingt als gewohnt und erstaunlich gut auf Wohlbrück passt. Wohlbrück war 1950 in Deutschland und drehte in München unter der Regie von Paul May den Film "König für eine Nacht" und synchronisierte sich unter der Regie von Conrad von Molo bei der Ala Film GmbH selbst in Max Ophüls "Der Reigen". Für diesen Film war es offenbar nicht wichtig genug, ihn selbst für die Synchronisation zu verpflichten.
"Der Mann aus Marokko" erschien vor einiger Zeit als Restaurierung von der vermutlich einzigen erhaltenen deutschen Nitro-Kopie auf DVD.
Wer kann die fehlenden Stimmen zuordnen und ergänzen? An bekannten Sprechern zugeordnet werden müssen noch Franz Nicklisch, Kurt Fischer-Fehling und mit Fragezeichen Harald Sawade.
Der Mann aus Marokko
(Sahara) (AT)
(The Man from Morocco)
Deutsche Länge (18.10.1950) 2441 Meter = 89‘13 (24 B/S) bzw 85‘39 (25 B/S) Länge Deutsche Nitrokopie 2320 Meter = 84’48 (24 B/S) bzw 81’24 (25 B/S) Österr. Länge (1949, OmU) 3100 Meter = 113’18 (24 B/S) bzw 108’46 (25 B/S) Britische Länge (22.01.1945) 3203 Meter = 117‘04 (24 B/S) bzw 112‘23 (25 B/S) Britische Länge (DVD) 3170 Meter = 115‘52 (24 B/S) bzw 111‘14 (25 B/S) Dt. Kürzung (Orig. zu 1950) 762 Meter = 27‘51 (24 B/S) bzw 26’44 (25 B/S) Dt. Kürzung (DVD zu Nitro) 850 Meter = 31’04 (24 B/S) bzw 29’49 (25 B/S) Kürzung DF 1950 zu Nitro 121 Meter = 4’25 (24 B/S) bzw 4’15 (25 B/S) Format 35 mm; 1:1,37; s/w Erst-Verleih BRD Constantin Filmverleih GmbH, München Erst-Verleih Österreich Hope-Film, Wien Deutsche Erstaufführung 23.02.1951 Österreichische Erstaufführung 07.10.1949 (OmU) / August 1952 (Synchronfassung)
Deutsche Bearbeitung Berliner Synchron GmbH Wenzel Lüdecke, Berlin/West (1950) Buch und Dialogregie Fritz A. Koeniger Schnitt Arthur Eckart Ton Günther Bloch Kopie Mosaik Film, Berlin
Rolle Darsteller Deutsche Sprecher
Karel Langer Anton Walbrook Wolfgang Lukschy (= Adolf Wohlbrück) Manuela Margaretta Scott Ursula Grabley Sarah Duboste Mary Morris Gudrun Genest Ricardi Reginald Tate Harald Sawade (?) Jock Sinclair Peter Sinclair Dr. Duboste David Horne Walter Werner Col. Leslie Bagley Hartley Power Alfred Balthoff Erna Sybille Binder Dorothea Wieck Bourdille Charles Victor Franz Joseph Almas Pete John McLaren Galzani Dennis Arundell Friedrich Joloff Französischer General André Randall Deutscher General Carl Jaffe Jeremiah Orlando Martins August Paul Demel Carlos David Baxter Mrs. Morgan Margaret Emden Agnes Windeck Pierre Jan Van Loewen Lt. Gerard Paul Sheridan Krankenschwester Gwen Bateman Treville Henry Morrell Col. Appleby Stuart Lindsell Italienischer Friseur Roger Snowden Amerikanischer Sergeant Robert Arden Ali Harold Berens Julian Glyn Rowland Hotelière Marie Ault Französischer Major Paul Bonifas Peter Noble
weitere Synchronsprecher: Franz Nicklisch, Kurt Fischer-Fehling
Nennungreihenfolge in „Der neue Film“, Zeitschrift 48/1950 (27.11.1950): Wolfgang Lukschy, Ursula Grabley, Harald Sawade, Gudrun Genest, Walter Werner, Franz Nicklisch, Friedrich Joloff, Alfred Balthoff, Agnes Windeck, Dorothea Wieck, Kurt Fischer-Fehling
Kann zwar nicht beim zuordnen der vakanten sprecher helfen oder weitere sprecher herausfinden, möchte aber zu dem schauspieler und synchronsprecher..... HARALD SAWADE......... etwas sagen. Bis 1945 hat er bereits im dt. film kleinere rollen gespielt. in der unmittelbaren nachkriegszeit zog er mit HEINZ RÜHMANN, BRUNI LÖBEL und anderen über kleine städte und größere Dörfer der sowj.-besetzen zone, um vor allem den MUSTERGATTEN begeisterten zuschauern zu zeigen. "bezahlt" wurden die künstler mit speck, wurst, kartoffeln und brot. einige male baten bauern darum, daß ihre frauen eine ganz kleine rolle mitspielen durften......es wurde nicht abgeschlagen...siehe speck, wurst, kartoffeln........
ich kann mir sowas von lebhaft vorstellen, wie dem armen heinzelmann, diesem durch und durch künstler mit dem zuruckhaltenden wesen zumute war........... unser HEINZ war für künstlerische tätigkeiten in den Westzonen einige wenige jahre gesperrt, aber nicht in der Sowj. zone (SBZ). so kam das zustande. wie HARALD SAWADE zu dieser Truppe stieß, weiß ich nicht. jedenfalls war er dabei.....
vom anfang der 50er bis 1959 hat er auch bei DEFA´s synchronisiert und bis 1956 auch gespielt, also ein weiterer WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN...., denn er war Westberliner er gehörte bei DEFA - synchron zu den ziemlich letzen Westberlinern, die da noch besetzt wurden. Die letzten "Mohikaner" waren im frühsommer 1961 die Westberliner Kurt Mühlhardt und Kurt Ulrich. Synchronregisseure aus dem westteil der stadt blieben noch etwas länger, wie Albert Venohr oder Werner Reinhold; sie waren wohl schwerer zu ersetzen als sprecher.........