Scheint wohl so, wobei sie schon für Universum noch andere Anime-Synchros betreut hat. Ich erinnere mich nämlich wieder, dass ich ihren Namen auch in der Synchrontafel von "Your Name" gelesen hatte. Betraf also doch Universum.
So. Hab die ersten Folgen von Girls' Last Tour nun durch. War schon sehr nett aufgemacht und hatte trotz der Endzeitstimmung etwas unschuldiges an sich. Mir gefällt der Grundtenor der Serie, die aufzeigt wie sinnlos und zerstörerisch Kriege doch sein können, wobei ganz zerstört ist in dieser Welt eigentlich nicht so viel. Viele Dinge sind noch gut intakt und in einem überraschend guten Zustand. Seien es die Warmwasserleitungen, die Bewässerungssysteme und die Straßenlaternen in der Stadt gehen nachts auch wie selbstverständlich automatisch an. Und da es auch scheinbar keine gefährlichen Wesen geschweige denn irgendwelche anderen Tiere gibt haben es die beiden Hauptprotagonistinnen natürlich einfacher. Einzig um die Nahrungssuche und um die Aufwärmmöglichkeiten müssen sie sich Sorgen machen.
Zur Synchro an sich: Die Entscheidung Landa und Heß nicht in diesem typischen verniedlichenden Moe-Tonfall sprechen zu lassen, was sich angesichts des Charakterdesigns schon fast aufgedrängt hat, war auf jeden Fall die richtige Entscheidung gewesen. Klar ist am Anfang zunächst ungewohnt, weil man als geneigter Anime-Gucker es nicht anders kennt, aber daran hat man sich spätestens bis zum Ende der ersten Folge schnell gewöhnt. Zum Teil klangen die beiden sogar etwas naturalistisch, was für Animeverhältnisse auch etwas ungewöhnlich ist. Zwischendurch gab es aber auch ein paar "Comedy-Szenen", wo die beiden etwas niedlicher klangen, aber nicht völlig überzogen quitschig.
Interessant fand ich auch Axel Malzacher für Kanazawa. Ich muss zugeben, dass ich im Vorwege schon eine gewisse Vorstellung gehabt hatte wie Malzacher da erklingen wird und mich entsprechend drauf eingestellt. Hat sich dann am Ende völlig in Luft aufgelöst. Rau, gesetzt, eher ruhig und zuweilen recht melancholisch klang er für Kanazawa. So hab ich Malzacher jedenfalls noch nie gehört und war für mich absolut ungewohnt, aber andererseits sehr erfrischend ihn so zu hören. Dadurch kam er in Teilen sogar Johannes Berenz recht nahe. Insgesamt konnte sich Malzacher so von einer für mich völlig neuen Seite zeigen.
Bis jetzt geht die Synchro für mich absolut in Ordnung. Bin jedenfalls schon mal gespannt auf die weiteren Folgen.
Von Bettina Weiß für Ishii bin ich mal sowas von begeistert.
Mit was für einer Sanftheit und Melancholie sie die Rolle spricht. Hab sie auf Anhieb ins Herz geschlossen. Hat mich in gewisser weise sehr an Andrea Loewigs Ai Haibara aus "Detektiv Conan" erinnert. Stellenweise klingt für mich Bettina Weiß Andrea Loewig sogar zum verwechseln ähnlich. Finde es schade, dass man sie nicht so oft in Animes hört. Vor allem solche Rollen wie Ishii sind wie gemacht für Weiß.
Hab im Eingangspost nun weitere Sprecherangaben ergänzt, die im Booklet standen. Alexandra Wilcke und Pierre Peters-Arnolds sind auch mit dabei. Letzteren hat man wohl im Rahmen der Synchronarbeiten zu "Higurashi" auch noch die kleine Rolle in "Girls' Last Tour" sprechen lassen.
Kann die Synchro hier auch nur loben, sowohl Sprecherleistung, Besetzungen und das Buch stimmen. Die Sprecherinnen der beiden Hauptprotagonistinnen sind ohne diese üblichen Hochtöne einfach stimmig zum melancholischen Inhalt der Serie. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie mich ein typisches Kopieren der Spreche des Originals rausgerissen hätte. Richtig toll natürlich diese ganzen Gastauftritte hochkarätiger Sprecher als weitere Bonbons, die sonst halt so gar keine Anime machen. Einfach ne schöne Loka.
Habe die Serie nicht gesehen, aber finde die Meinungsdifferenz interessant. Auf der einen Seite Lob, auf der anderen Rüge. Die einen mögen das bodenständige und melancholische der Stimmen, die anderen finden sie zu alt und zu wenig quietschig.
Kann mir gut denken, dass es für letztere recht ungewohnt ist, dass die beiden Hauptfiguren im deutschen eher naturalistisch angelegt wurden. Da dürfte bei dem einen oder anderen Anime Gucker sicherlich die Erwartungshaltung eine erhebliche Rolle spielen, die man bei solchen Moe-Charakteren hat. War bei mir auch zu Beginn der Fall gewesen.
Wenn man sich jedoch erst mal dafür öffnet und gewillt ist dem eine Chance zu geben bekommt man stimmlich sehr interessantes Erlebnis zu hören. Man muss nicht zwangsweise gleich einen auf niedlich machen und herumquitschen, um putzig und liebenswert zu klingen.
Zitat von 8149 im Beitrag #21 Auf der einen Seite Lob, auf der anderen Rüge. Die einen mögen das bodenständige und melancholische der Stimmen, die anderen finden sie zu alt und zu wenig quietschig.
Das alt ist wohl eher nur ne andere Umschreibung für quietschig bei diesen Leute. Immerhin trennen die Sprecherinnen gerade mal zwei bzw. fünf Jahre. Für mich sind das jedenfalls auch keine 12-jährigen, was gerne behauptet wird. Defacto ist das Alter unbestimmt. Kann mir schlecht vorstellen, dass da Leute kritiseren, die nicht den O-Ton gewöhnt sind.
Die Leute die das kritisieren sind die, die auf die japanische Sprache und das dortige Overacting gedrillt sind. Dass das Kindchenschema nicht gleich bedeutet, dass es Kinder- bzw. Quietschstimmen sein müssen, raffen einige nicht mehr. ¯\_(ツ)_/¯
Jetzt wo ich die Serie komplett gesehen habe wird es Zeit für ein abschließendes Fazit:
Mir hat die Serie sehr gefallen und mit dem melancholisch-ruhigen Ton hat sie auch genau meinen Nerv getroffen. Ab Folge 9 gibt es nochmal eine richtige Steigerung. Davor war die Serie schon ganz nett, aber die letzten Folgen fahren da noch ganz andere Geschütze hoch. Vor allem das finale hatte mich besonders berührt. Interessant finde ich, dass aus meiner Sicht die Serie sich genauso wie die deutsche Synchro entwickelt hat. Zu Beginn ist man von der Ausgangslage her noch etwas verwirrt und muss sich noch einfinden. Teilweise fremdelt man noch etwas mit den Hauptcharakteren. Gleiches auch mit Leonie Landa und Kathin Heß, wo man mit ihrer naturalistischen Auslegung der Rollen erst noch warm werden muss. Doch je weiter die Serie voranschreitet und man die beiden erst so richtig kennen lernt, fängt man an sie richtig ins Herz zu schließen. Da verliefen die Sympathieentwicklungen der beiden Hauptcharaktere Synchron zu den beiden Sprecherinnen ab. Bei genauerer Betrachtung gibt es da durchaus einige inhaltliche Lücken, aber der Schwerpunkt und auch die Stärke der Serie lagen ohnehin bei der Inszenierung und den Charakteren und wenn das gut gelungen ist kann man über die inhaltlichen Ungereimtheiten und Schwächen hinwegsehen. War bei "Girls' Last Tour" zumindest für mich eindeutig der Fall gewesen. Vom Feeling her erinnerte mich das ganze auch etwas an "Made in Abyss", nur etwas gemächlicher. Wer mit den Charakteren ein Problem hat wird es jedenfalls sehr schwer haben an der Serie seine Freude zu haben.
Zur deutschen Synchro hab ich an sich bereits alles gesagt. Landa und Heß haben mir zum Ende hin immer mehr gefallen. Das restliche Esemble hat sich gut eingefügt und die Cameos großer Synchronsprecher wie Axel Malzacher, Bettina Weiß oder Alexandra Wilcke waren sozusagen die Kirsche auf der Torte. Hätte nicht sein müssen, aber macht alles noch viel schöner, sodass man sich besonders über die Torte freut. Besonders Süß fand ich Nuko. Klang wirklich herzallerliebst und wie ein richtiges Kind. Hab dann aus Neugier gegoogelt und erstaunt festgestellt, dass Alma Lühn, die Nuko sprach tatsächlich eine Kindersprecherin ist. Hut ab! Von allen Kölnsynchron Synchros, die ich bis jetzt so gehört habe finde ich die hier besonders gut gelungen, abgesehen von der kleinen Dialogschwäche mit dem "Käse", aber damit kann man leben, zumal mir da auch keine bessere Lösung eingefallen wäre. Wenn man dem ganzen erst eine Chance gibt bekommt man eine richtig schöne Synchro zu hören, die wunderbar die Serie begleitet, ohne jedoch zu dick aufzutragen oder wie ein schiefer Ton aus einer Komposition herausragt.