Entschuldigt bitte, wenn ich nochmals eigens ein Thema aufgreife, zu dem es bereits hier In Memoriam - Synchronschaffende (13) Foreneinträge gibt. Aber ich finde, der unlängst verstorbene Ottokar Runze hat einen ihm persönlich gewidmeten Gedenkeintrag einfach verdient.
Als es im Programmteil von Fernsehzeitschriften noch üblich war, bei Spielfilmen auch die deutschen Synchronsprecher mit anzugeben, ist mir der Name Ottokar Runze erstmals begegnet. Für mich war Runze DIE perfekte deutsche Stimme von Tony Randall (BETTGEFLÜSTER; EIN PYJAMA FÜR ZWEI). So gern ich Harry Wüstenhagen als Schauspieler und Synchronsprecher mag: Trotz dessen gelungener Synchronisation von Randall in SCHICK MIT KEINE BLUMEN fehlte mir da die überdrehte, stets ins Manische driftende Sprechweise von Ottokar Runze.
1983 ist mir Runze dann in seiner Eigenschaft als Regisseur von Dieter Hallervordens Kinokomödie "Der Schnüffler" wiederbegegnet. 2011, also fast 30 Jahre später, konnte ich im Berliner Schlosspark Theater eine späte Bühneninszenierung von ihm sehen: "Arsen und Spitzenhäubchen". Natürlich dachte ich damals an Runzes temperamentvolle Synchronisation von Cary Grant alias Mortimer Brewster in der legandären Hollywood-Verfilmung. In beruflicher Hinsicht dürfte sich für Ottokar Runze damit ein Kreis geschlossen haben. Seine Theaterinszenierung brachte übrigens nochmals zwei grosse Schauspielerkollegen zusammen, die 1970 mit dem Fernsehfilm "Das Millionenspiel" für Furore gesorgt hatten: Dieter Hallervorden, Hausherr des Schlosspark Theaters, in einer kleinen, aber effektvollen Nebenrolle. Und Jörg Pleva als gruseliger Jonathan Brewster. Nur zwei Jahre später ist Pleva dann verstorben.
Und an noch etwas möchte ich erinnern: Als Dokumentarfilmer zeichnete Ottokar Runze für mehrere Fernsehporträts verantwortlich, in denen an kurz zuvor verstorbene Unterhaltungsgrössen wie Peter Frankenfeld und (so meine ich mich jedenfalls zu erinnern) Hans Rosenthal erinnert wurde. Diese Porträts liefen in den 1980er Jahren zur besten Sendezeit im ZDF. Auch dem Komponisten und Bandleader Bert Kaempfert hat er eine Hommage gewidmet.
Mit Ottokar Runze ist ein vielseitiger Könner der Metiers Film/Fernsehen/Theater von uns gegangen. Und einer der letzten grossen Synchronsprecher aus der alten Garde.
Schön, dass du einen eigenen Thread für Ottokar Runze gestartet hast. Er war eine absolute Größe gewesen. Ob Film oder Synchron. Insofern hat es mich etwas verwundert, dass die Reaktionen und Nachrufe auf seinen Tod hier im Synchron Forum sich eher in Grenzen hielten. Auch wenn er schon längst im Ruhestand war, er hatte damals viele gute Synchros als Regisseur zu großen und bekannten Filmen der Filmgeschichte verantwortet. Wer sich mit Vorliebe an zeitgenössischen Synchros älterer Filme auseinandergesetzt hat kam um seinen Namen nicht herum.
Ich finde ebenfalls, dass man Ottokar Runze nicht so "nebenbei" erwaehnen sollte. Seine Arbeiten fuer Film und Fernsehen einschließlich (was uns hier im Forum betrifft) Synchron vor und hinter dem Mikrofon ist fuer mich schon "legendaer". Hier hat uns einer der ganz Großen verlassen.
Schade, dass er schon relativ früh mit dem "Synchron sprechen" aufgehört hat... Wie hätte er die letzten Jahre und Jahrzehnte mit seiner Stimme noch bereichern können... Seine damalige Entscheidung ist natürlich zu respektieren, bedauerlich finde ich sie aber trotzdem!