Vor knapp drei Wochen starb Eva Manhardt im Alter von 81 Jahren. Auch wenn ich sie selbst mehr durch das Fernsehen kenne, ist mir ihre Stimme durch die Synchronisation vertraut: Sie lieh diese zweimal Romy Schneider: für Abschied in der Nacht/Das alte Gewehr und Die Spaziergängerin von Sanssouci. Erst hier im Forum habe ich gelesen, dass sie als Sprecherin auch bei Fernsehsynchronisationen wie Dallas mitgewirkt hat.
Wenige Wochen nach seiner Schwester Waldtraut ist nun auch Ottokar Runze gestorben. Neben den von ihm geschriebenen und inszenierten Filmen, seinen eigenen Darstellungen (König Drosselbart) und den zahllosen Tätigkeiten als Dialogautor und -regisseur (wo anfangen und wo aufhören? Ben Hur. Chinatown. Der Pate. Die unendliche Geschichte etc.pp.) bleibt seine Stimme für mich verbunden mit Tony Randall, "Mortimer Brewster" (Cary Grant) und "Dr. Frankenstein" (Colin Clive) im gleichnamigen Klassiker von 1931 - wodurch ich überhaupt erst auf den Namen Ottokar Runze gestoßen bin (angeleitet von Rolf Giesens Lexikon des Phantastischen Films). Für mich einer der wirklich Großen.
Ein großartiger Synchronregisseur, der in Zusammenarbeit mit MGM sehr auf Qualität bedacht war und für dieverse Meisterwerke wie "Ben Hur", "Chinatown", "Der Pate" und noch viele mehr die entsprechenden Meisterwerk-Synchros ablieferte. Er hatte ein langes Leben und ich hoffe auch ein ebenso lange gesundes und glückliches Leben gehabt. Besonders glücklich bin ich darüber, dass die Leute von Massengeschmack TV ihn noch interviewen konnten und er so noch einige interessante Dinge aus seinem Schaffen erzählen konnte.
Angesichts seiner großartigen sprecherischen Leistungen eigentlich bedauerlich, dass er sich irgendwann auf die Regieseite "zurück" zog. Obwohl sehr weit von Tony Randalls Originalstimme entfernt, war er sein idealer Sprecher mit einem gewaltigen Repertoire an feinen ironischen Nuancen. Und obwohl er überhaupt nicht zu Cary Grant passte, war seine Tour de force in "Arsen und Spitzenhäubchen" so grandios, dass dies gar nichts mehr ausmachte. Schade, dass nicht alle seine Arbeiten für MGM schriftlich belegt sind - er war sicher für einige Spitzenfilme zuständig. Und er hat Großartiges geleistet, wenn auch mitunter streitbar in Sachen Besetzung.
Gruß Stefan
Nebenbei: Habe ich die Laudatio meines Vorgängers überlesen oder hat er einfach nur gemeckert?
Ich habe weder eine Predigt gehalten noch gemeckert. Ich habe mir einfach erlaubt eine Beobachtung zu verschriftlichen; darf man hier aber offenbar auch nicht.
Ich beteilige mich nur sehr selten an diesen wahrscheinlich ins Leere laufenden Beileidsbekundungen. Aber okay, ja, ich war auch ein Fan von seiner Arbeit, Tony Randall und Cary Grant in ARSEN sind einfach super mit ihm. Mein Bruder hat ihn kennengelernt, als Runze 100 JAHRE BRECHT gedreht hat. Sie haben eine Filmmusik aufgenommen, doch dann ist ARTE aus der Finanzierung ausgestiegen und Herr Runze hat das ausstehende Geld über die Jahre an die Musiker abbezahlt, muss also ein ausgesprochen anständiger Mensch gewesen sein.
Zitat von PeeWee im Beitrag #189Ich beteilige mich nur sehr selten an diesen wahrscheinlich ins Leere laufenden Beileidsbekundungen.
Mach ich auch nicht immer. Eigentlich nur bei Personen, die mir wirklich was bedeuten und zu deren Arbeiten ich eine große Verbindung habe. Alles andere wäre für mich nur Heuchelei.
Zitat von CeBe im Beitrag #192Evelyn Gressmann ist lt. Wikipedia ebenfalls bereits Ende 2018 verstorben. Sie war bei den "Drei Damen vom Grill" recht praesent
In der Synchronkartei steht auch der Todestag, wie ich zu meinem Erschrecken feststellen musste. Wieder eine symphatische Stimme und Schauspielerin leider von uns gegangen...
Leider habe ich bis heute keinen Nachruf in einer Zeitung über Evelyn Gressmann gefunden, obwohl sie neben Harald Juhnke, Peter Schiff, Brigitte Mira und Günther Pfitzmann ja doch irgendwie ein "Berliner Original" war. Sehr merkwürdig - und sehr schade ...
Es ist doch letztendlich immer so, dass Schauspieler, wenn sie im Alter nicht mehr so aktiv auf der Bühne oder vor der Kamera sind, relativ schnell in Vergessenheit geraten. Ich fürchte, Frau Gressmann ist eben dies passiert.