BRD-Kino: 19.12. 1958 Deutsche Fassung: Internationale Film-Union, Remagen?
Mein erster Gedanke war zwar München, da der Prisma-Verleih eng mit der Constantin verbandelt war, aber der einzige mir bekannte Synchroneinsatz von Drache in diesen Jahren außerhalb Berlins war ausgerechnet in einem (von der IFU synchronisierten) Gerard-Philipe-Film, in dem auch noch Schmidt für Philipe zu hören war – bestimmt kein Zufall. Dazu noch Klam, der eher nach Hamburg gehört – das spricht schon sehr für die IFU.
„Der Spieler“
DDR-Kino: 27.5. 1960 DEFA-Studio für Synchronisation, Berlin Dialog: Wito Eichel Regie: Albert Venohr
Seltsamerweise hat (im Gegensatz zum westdeutschen Dialog!) Eichel die russischen Sätze Philipes übersetzt – man sollte doch glauben, dass man sich in einer DDR-Synchro (zu)traute, russisch zu sprechen. Ruth Drexel ist verblüffend nah an Lilo Pulver – angesichts des damaligen Bekanntheitsgrades der Pulver auch in der DDR ein Muss, aber aus heutiger Sicht („Bulle von Tölz“) kaum zu glauben. Der DEFA-Vorspann ist symbolischer als die verkitschte Postkarte des Originals und ganz im Stil der Vorspänne für sowjetische Filme (!) gehalten.
Alexei Iwanovitch Gerard Philipe Peer Schmidt Kurt Ulrich Pauline Zagoriansky Liselotte Pulver Liselotte Pulver Ruth Drexel Tante Antonia Francoise Rosay Lina Carstens Ruth Baldor General Zagoriansky Bernard Blier Walter Klam Fred Kurt Alfons Kronström Marquis de Grieux Jean Danet Heinz Drache Uwe Kreyssig Afpley Sacha Pitoeff Herbert Weicker ? Blanche de Cominges Nadine Alari Marianne Kehlau Gisela Morgen Mme de Cominges Suzanne Dantés Ida Ehre? ? Der Baron Paul Esser Paul Esser Adolf-Peter Hoffmann Potapytsch Julien Carette Alfons Teuber ? Direktor des Casinos Jean-Max Klaus W. Krause Albert Venohr? Croupier ? Leo Bardischewski ? Der „Letzte Louis“ ? Manfred Heidmann ? Offizier ? Karl Walter Diess? ? Hotelier ? ? Heinz Scholz
RUTH DREXEL hat im DEFA-Synchronstudio in den Jahren vor dem Mauerbau des öfteren gestanden, und diese genannte Rolle der Pauline war nicht ihre einzige Hauptrolle. Komisch ist, daß in dem Nachschlagewerk "THEATER IN BERLIN 1945 - 1970" (Ost und West) Ruth Drexel zwar vermerkt ist, aber nicht vor 1961 (Freie Volksbühne Berlin/West), und nicht, daß sie beim BERLINER ENSEMBLE (Berlin/Ost) 1956/57, wie es bei WIKIPEDIA steht, engagiert war, was aber dennoch sein kann, da Zweit-oder gar Drittbesetzungen dort im Nachschlagewerk nicht genannt sind. Ein bischen offen bleibt also, ob sie 1959 bis 1960/61 in Berlin Theater gespielt hat.
Alles schon Geschichte, und sooo wichtig ist es ja auch nicht.....
Ach ja, wenn ich davon ausgehe, daß RUTH DREXEL in der Zeit in West-Berlin gewohnt hat, dann waren die ersten vier auf der DEFA-Synchron-Besetzungsliste Westberliner plus Sprecher und Regisseur ALBERT VENOHR. Er sollte 1961 nach Ost-Berlin übersiedeln, hat dies nicht getan, hat meines Wissens aber dann in WB nicht mehr im Synchron gearbeitet, hat jedoch in der ARD paarmal gespielt, z.B. eine recht große Rolle im TV-Mehrteiler DER FORELLENHOF (als Chefkoch).
VENOHR war mit der Schauspielerin MARIA GRIEM verheiratet, die er oft bei der DEFA im Synchronstudio als Sprecherin auch von Hauptrollen einsetzte. Im Net gibt es ein Foto von ihr, ob von ihm auch weiß ich nicht. Frau GRIEM hat nur einen DEFA-Film meines Wissens gedreht, 1948 "....und wenn´s nur einer wär", während ihr Gatte doch in mehreren alten DEFA´s zu sehen war. Frau Griem soll eine sehr vornehme Dame gewesen sein, die so gar nicht zu dem eher proletarischen VENOHR paßte, er kam ja auch aus dem linken künstlerischen Spektrum Berlins der 20er, anfang 30er. Sie hat dann wohl im Westen nach 1961 künstlerisch nicht mehr gearbeitet. Gruß.hans.
Ich habe das Gefühl, dass so mancher westdeutsche Künstler nach dem Mauerbau sich von der DDR-Führung zwar distanzierte (und schon deshalb nicht mehr für die DEFA arbeitete), aber mit dem westdeutschen System ebenso wenig klar kam; deshalb sich nicht gegen die DDR vereinnahmen ließ und kurzerhand nicht mehr besetzt wurde. Kurt Ulrich scheint ja auch so ein Fall gewesen zu sein. Schade, dass man kaum Rückschlüsse ziehen kann, ob Leute wie Venohr auch für MGM arbeiteten - irgend einen Grund muss es ja haben, dass im Gegensatz zu anderen Synchronfirmen ab und an ein ostdeutscher Schauspieler (VOR dem Mauerbau) besetzt wurde.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #4Ich habe das Gefühl, dass so mancher westdeutsche Künstler nach dem Mauerbau sich von der DDR-Führung zwar distanzierte (und schon deshalb nicht mehr für die DEFA arbeitete), aber mit dem westdeutschen System ebenso wenig klar kam
Ich habe hier eben tatsächlich erst Kanzler gelesen ...
Von dem Westberliner Schauspieler in künstlerischen Diensten Ost-Berlins, HEINZ VOSS, und von anderen "Betroffenen" weiß ich: Er und die anderen, so auch KURT ULRICH, hätten in der DDR weiterarbeiten können nach dem Mauerbau , wenn sie a) das Angebot zur Übersiedlung in den Osten angenommen hätten oder b) wenn sie einverstanden wären, daß ihre Gage ausschließlich in Ost- geld ausbezahlt wird. zu b) weiß ich keinen Künstler, möglich ist es, zu a) weiß ich auch nur 2, Armin Mueller-Stahl und Hans- Joachim Hanisch, die im Zuge des 13.8.61 übersiedelten. Aber ein paar mehr werden´s schon gewesen sein.....
Was das "Schicksal" der dann nicht mehr im Osten arbeitenden Westberliner Künstler betrifft, das war da nicht viel anders als bei den in den 80ern ausgereisten DDR-Künstlern, denk ich mal....im groben ist es uns bekannt.
Jetzt zur MGM-Synchronabteilung in Westberlin bis zum Mauerbau und in dem Zus.-hang zu ALBERT VENOHR. Ich denke nicht, daß VENOHR parallel zu seiner Arbeit im DEFA _Synchronstudio auch noch bei MGM bis 13.8.61 tätig war. (hab ich dich richtig verstanden?). Denn das hätte mir Frau SELTMANN erzählt, sie hat mir etliches zu Familie Venohr gesagt und war ja auch kurzzeitig seine Assistentin beim DEFA-Synchronstudio. Und heimlich wäre das garantiert nicht gegangen, ist meine Meinung. Aber du schreibst: Ostdeutsche Schauspieler vorm 13.8.61 in Diensten der MGM-Synchro. Kannst du da eins/zwei Beispiele sagen ? Mir fällt für 1957 nur MANJA BEHRENS für BETTE DAVIS ein, ob das MGM war, müßt ich nachgucken. Ich hab da mal ne Liste gemacht, die find ich so schnell jetzt nicht, da standen einige drauf, Herwart Grosse, Gerhard Bienert (Westberliner)... aber das war früher, nicht unmittelbar vor 61.
Die am Anfang genannte gewünschte Übersiedlung oder nur OSTGELD galt nicht für alle: der gerade genannte Bienert brauchte das nicht, nicht die Intendanten Walter Felsenstein, Fritz Wisten (starb aber schon 1962), Erich Engel, Intimus von Bertold Brecht, die Kammersänger an der Staatsoper in Ostberlin Tiana Lemnitz (Mutti von Regina), Anneliese Müller, Kurt Rehm......
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #4Ich habe das Gefühl, dass so mancher westdeutsche Künstler nach dem Mauerbau sich von der DDR-Führung zwar distanzierte (und schon deshalb nicht mehr für die DEFA arbeitete), aber mit dem westdeutschen System ebenso wenig klar kam; deshalb sich nicht gegen die DDR vereinnahmen ließ und kurzerhand nicht mehr besetzt wurde.
Auch wenn das stark OT ist (oder vielleicht auch nicht): Welches System bleibt denn dann noch übrig? Sicher muss man sich diese Frage nicht unbedingt stellen, aber es nicht zu tun, ist zumindest inkonsequent.