Hallo ihr, ich bin etwas verzweifelt und würde gern mal Eure Meinung zu einem Thema wissen. Ich muss ein bisschen ausholen.
Meine "Damals-noch-Freundin" war mit Freunden unterwegs und schrieb mir, dass ein langjähriger Kollege von ihr betrunken ist und nicht mehr nach Hause fahren kann. Er wollte bei ihr übernachten. Das hat er dann getan. O-Ton von ihr: "Er hat versucht mich zu küssen und wollte mit mir schlafen." Sie war allerdings auch betrunken und ist laut ihren Aussagen ca 10 Sekunden auf das Küssen eingegangen und hat es dann gecheckt. Ihr Kollege hat eine Freundin (die nichtmal davon weiß, dass er bei ihr übernachtet hat) und wusste von mir. Was ihn nicht davon abgehalten hat. Das ist die Original-Story. Halte es aber auch nicht für ausgeschlossen, dass da mehr passiert ist.
Meine Frage: Ich habe die Fotos seiner Freundin bei Facebook gesehen. Sie sind schon viele Jahre zusammen. Wie verliebt sie schaut. Das bricht mir das Herz. Findet ihr, man sollte es ihr sagen? Es macht mich wahnsinnig, dass der Typ seine Freundin betrügt und damit einfach davon kommt. Wer weiß, wie oft das vorkommt. Und er auch noch zusätzlich Anteil daran hat, dass meine Beziehung kaputtgegangen ist (ist nicht der Hauptgrund). Ich bin ein sehr moralischer Mensch. Verabscheue jede Art von Lügen und Betrug. Ich würde es wissen wollen, wenn meine Partnerin mich betrügt.
Zitat von WitchDoctor im Beitrag #1Findet ihr, man sollte es ihr sagen? Es macht mich wahnsinnig, dass der Typ seine Freundin betrügt und damit einfach davon kommt.
Prinzipiell funktioniert die Gesellschaft nur über Ehrlichkeit und in Partnerschaften sollte sie ganz besonders gewahrt werden. Auch Notlügen sind oft nur die vermeintlich bessere Wahl. Aber: Viele Menschen, so irrational das auch ist, wollen lieber mit der Lüge leben oder haben eigene Partnerschaftskonzepte. Das sollte man grundsätzlich auch erst einmal respektieren und sich vorsichtshalber nicht in fremder Leute Leben einmischen, wenn man es nicht besser weiß und sie nicht schon selbst in irgendeiner Weise auf einen zugekommen sind. Es lässt sich aus der Ferne nicht beurteilen, wie diese Freundin in der Hinsicht geartet ist, da wir sie nicht kennen. Abnehmen kann man dir die Entscheidung daher nicht sinnvoll.
Du scheinst mir die Frau allerdings auch nicht sonderlich zu kennen außer über diese ärgerliche Ecke. Ich finde nämlich, du solltest dir die Frage stellen, was deine eigene Motivation dabei wäre. Du schreibst, du bist ein sehr moralischer Mensch. Ich kann mich aber nicht des Eindrucks erwehren, dass hier zumindest teilweise auch die Aussicht auf eigene Erbauung mitspielt: Zum einen könntest du es demjenigen heimzahlen, der in deiner Wahrnehmung für das Ende deiner Beziehung wenigstens zum Teil mitverantwortlich ist. Zum anderen könntest du diese Freundin mit zu dir herab aus dem Liebesglück auf den Boden der Enttäuschten ziehen. Du wärest in deinem Unglück nicht mehr allein, würdest gewissermaßen eine Leidensgemeinschaft mit ihr gründen und könntest dir zudem einreden, aus der Sache noch etwas moralisch Gutes gemacht zu haben. Doch nur selten ist das, was man sich als moralisch zurechtlegt, auch wirklich das Erhabenere.
Um ehrlich zu sein, denke ich, dass du dir hier Zuspruch erhoffst, der deinen eigenen bereits vorhandenen Zweifel übertönt, dessentwegen du überhaupt hier fragst, obwohl du es intuitiv eigentlich bereits besser weißt.
Noch einmal: Man kann dir nicht vorschreiben oder beurteilen, ob du dich an diese Freundin wenden sollst, aber wäge deine eigene Haltung dabei ab!
Hab mir eine Zeit lang überlegt wie ich es sagen soll, aber Toby hat das schon sehr gut geschrieben. Wir kennen deine Freundin, ihren Kollegen usw. nicht. Da kann man schwer ein Urteil fällen. Sich als dritter in die Liebesangelegenheiten einer Person einzumischen, die man kaum kennt (die Freundin vom Kollegen deiner Freundin scheinst du ja nicht wirklich zu kennen) ist nicht unbedingt eine so prickelnde Sache.
Wenn dich das moralisch so sehr belastet warum nicht das Gespräch mit dem einen Kollegen suchen. Ihn gleich bei der Freundin anzuschwärzen stelle ich mir eher lächerlich vor und wäre meiner Ansicht nach auch verlogen, da du dem Kollegen gar nicht erst die Chance gibst von sich aus alles zu erklären.
Mehr will ich dazu auch nicht sagen. Ansonsten würdest du es am Ende noch so auslegen als würde ich die Sache verharmlosen.
Vielen, vielen Dank für die vielen lieben Antworten und, dass ihr es ernst genommen habt! Auch interessante neue Perspektiven für mich. Werde die Sache überdenken. @VanToby: Denke da wirklich total uneigennützig. Ich sehe das halt einfach so, als wenn es umgedreht wäre. Ich würde es einfach gern wissen, wenn ich an ihrer Stelle wäre. Weil nichts ist schlimmer, als in einer Lüge zu leben. Aber das ist eben auch meine Meinung dazu. Muss nicht ihrer entsprechen. Grundsätzlich hast du nämlich damit Recht, dass ich sie nicht kenne. Also auch nicht, wie sie zu gewissen Dingen steht. Vielleicht will sie das tatsächlich lieber nicht wissen. Andersrum will ich ihn auch ungern darauf anschreiben, weil ich nicht weiß, ob sie dann direkt mitliest. Das wäre noch kontraproduktiver.
Wie gesagt. Ich danke euch allen für die netten Antworten und mache mir nochmal neu Gedanken dazu! :-)