es gibt da ein Thema das mich schon längere Zeit bedrückt und ich würde da gerne mal eure Meinung dazu hören.
Ich habe so mit 16/17 herausgefunden dass ich auf Männer stehe, genau genommen war ich damals in unseren Erzieher verknallt der 14 Jahre älter als ich war. Während ich lange unsicher war ob ich nicht vielleicht bisexuell bin bin ich nach mehreren Erfahrungen die ich nicht näher beschreiben möchte endültig sicher dass ich schwul bin.
Ich habe mich schon vor mehreren Jahren bei meiner älteren Schwester geoutet, sie hatte wie ich schon vermutet hatte gar kein Problem damit. Auch bei mir auf der Arbeit ist das bekannt und niemand stört sich daran. Es gibt aber noch zwei Menschen die davon nichts wissen, und wo ich Angst habe mich ihnen zu offenbaren, und zwar meine Eltern.
Ihr müsst wissen dass meine Eltern ursprünglich aus Polen stammen, und Polen ist immer noch ein ziemlich katholisches Land das gegenüber Homosexualität ziemlich konservativ ist um es mal nett auszudrücken. Meine Eltern sind zwar nicht so besonders gläubig, aber dennoch prägt einen so ein Umfeld ja. Ich habe auch damals, als 2017 in Deutschland die Ehe für Homosexuelle geöffnet wurde einige Kommentare meines Vaters darüber gehört, und die waren nicht besonders positiv. Meine Mutter hat sich soweit ich weiß nie wirklich dazu geäußert, aber sie übernimmt oft die Meinung meines Vaters.
Ich weiß wirklich nicht wie lange ich meinen Eltern dass ganze noch verheimlichen kann. Ich würde es ihnen ja wirklich gerne sagen, einfach auch um die Last endlich loszuwerden. Wenn ich aber an die Kommentare meines Vaters denke dann verlässt mich immer der Mut es dann zu tun. Habe Angst das meine Eltern danach nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.
Was soll ich bloß machen?? Und wie könnte ich es denn angehen??
Heikles Thema angesichts der Umstände. Bei einer Weihnachtsfeier saß ich mit Kollegen eines Krakauer Partnerunternehmens zusammen. Irgendwie kam das Gespräch auf das Thema Homo-Ehe, ganz spielerisch locker. Was die sonst von mir geschätzten Kollegen da vom Stapel ließen, klang mir eher nach finsterem, geistig auf jeden Fall unterbelichtetem Mittelalter. War aber 2018.
Wenn du den Weg eines Offenbarungsgespräch suchst, auf keinen Fall allein. In solchen Momenten kommen gerne mal Sätze aus Menschen raus, die sie ein Leben lang nicht wieder einfangen können. Ein Mediator ist immer gut.
Allerdings - es sind deine Eltern. Sicher, dass sie es nicht eigentlich wissen? Zumindest deine Mutter? Die besitzen da oft ein enorm feines Gespür.
Auf der Weihnachfsfeier meinte am späteren Abend eine junge Krakauerin an der Dessertbar zu mir, ich solle mich nicht so über ihre Kollegen ärgern. Mindestens einer von denen sei bekanntermaßen schwul. Wisse jeder, seine homophoben Sprüche seien bloß den Umständen geschuldet, er traue sich einfach nicht.
Menschen können oftmals nicht ihr tatsächliches Ich zeigen. Vielleicht sind deine Eltern viel toleranter, als du es jetzt befürchtest. Du bist ihr Kind, sie wollen dein Glück. Erzähl ihnen davon, wie es für dich aussieht.
Ein Freund hat das im Beisein seiner jüngeren Schwester getan. Da ging es wohl recht hoch her, aber es hätte schlimmer kommen können. Muss natürlich jeder individuell entscheiden, da kann dir niemand helfen.
Meine Mutter hat damals meine erste Freundin zum Kotzen gefunden und ihr im Anschluss monatelang die Hölle heiß gemacht. Kann überall schiefgehen. Zeit heilt manche Wunde.
Wirkliche Eigenerfahrungen kann ich zwar nicht wirklich beisteuern, aber ich denke, dass so etwas viel auf Vertrauen aufbaut. Je mehr man sich untereinander was anvertraut oder einfach mal über dies und jenes plaudert umso größer steigt das Vertrauen. Hilfreich wäre es natürlich, wenn beide Seiten signalisieren, dass sie ein offenes Ohr füreinander haben und so zeigt, dass man aneinander mag und wertschätzt. Die Angst kann ich trotz allem schon verstehen.
Ein anderer Punkt ist, dass die Beziehung zu den Eltern sich ein Stück verändert oder weiterentwickelt, je nachdem. Zu meinem Vater hab ich zum Beispiel eine Art brüderliches Verhältnis entwickelt. Der erste Schritt zur Weiterentwicklung der Eltern-Kind-Beziehung kam aber von ihm indem er mit mir oft das Gespräch suchte und mir versicherte, dass ich ihm alles anvertrauen kann. Wenn mich etwas bedrückt kann ich gerne zu ihm kommen. Er wird immer für mich da sein. Trotzdem habe ich gewisse Hemmungen ihm alles anzuvertrauen. Wir tasten uns aber immer weiter an und das Eis ist schon sehr gut abgeschmolzen. Dazu gehören aber natürlich auch zwei Personen. Einer, der den Mut hat seine bedrückende Geheimnisse bzw. Sorgen zu offenbaren und einer, der diese ernst nimmt und diesen Mut zu würdigen weiß und der anderen Person zuhört, ohne gleich Vorwürfe zu machen.
Hoffe ich konnte mehr oder weniger da etwas Licht ins Dunkel bringen. Die Entscheidung zu deinem Coming-Out kann dir niemand abnehmen. Da musst du selber durch. Was mir immer wieder aufgefallen ist, dass Homosexuelle, die sich vor niemanden mehr zu verstecken brauchen deutlich entspannter und zum Teil auch glücklicher sind und sich auch befreit fühlen, wenn sie es offen gesagt haben, auch wenn es nicht jeder toll findet. Da muss man auch niemanden gleich was vorspielen. Es reicht schon, wenn man z.B. von Bekannten angesprochen wird, wann man mal eine Freundin mit nach Hause mitbringt und man innerlich selber weiß, dass das nie (aus freien Stücken) passieren wird. Das kann schon sehr bedrückend und eventuell beklemmend sein.
Jetzt wird mancher sagen: der muß aber auch zu allem seinen "Senf" dazugeben. Na , ja, ganz so ist es nicht; es gibt hier in diesem tollen Forum schon noch Rubriken, in denen mein Name nicht steht. TOTO, ich finde das prima, daß du hier unter OFF TOPIC nach Rat suchst. Daß dieses OFF TOPIC eingerichtet wurde, ist ne feine Sache, ich weiß das sehr zu schätzen, wie man sehen kann....
Jetzt zu deinem "Anliegen": mit meinen fast 72 Lenzen hab ich natürlich einiges mitgemacht. Richtig dolle Probleme zu lösen hatte ich auch, zwar deines nicht, aber immerhin. Wenn ich was "loswerden" wollte bei Personen, die mein Problem noch nicht kennen, es aber unbedingt erfahren müssen, habe ich manchmal einen BRIEF an diese geschrieben, sogar an meine Mutter ! (Vaddern hab ich leider schon früh verloren, böse Zungen behaupten, daß das heute noch zu merken ist....). So ein Brief hat den Vorteil, daß der Schreiber bei der ersten, zweiten oder gar dritten Reaktion des Empfängers nicht dabei ist und letzterer, wenn der erste , zweite und vielleicht sogar dritte Groll vorbei ist, in aller Ruhe überlegen kann, was er dann bei der persönlichen Begegnung (ich weiß nicht, ob du noch bei deinen Eltern wohnst; wenn du es hier erwähnt hast, entschuldige; nutze in dem Fall vielleicht ein paar Urlaustage woanders) sagen möchte, wie er künftig sich dir gegenüber verhalten will. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht; vielleicht meint mancher, daß es feige sei und nicht männlich, einen Brief zu schreiben statt.....Ich sehe das anders, und die An-/Aussprache soll ja folgen, vielleicht ne Woche später.
TOTO, ich wünsche dir alles Gute, daß du nach deinem Coming-out weiterhin ein gutes bis sehr gutes Verhältnis zu deinem Vater hast (Muttern hält sowieso zu dir). Gruß.hans
Erstmal danke für die Vorschläge die ihr alle gemacht hat, den mit den Brief finde ich wirklich ganz gut.
Habe den Thread auch eröffnet, um darzulegen wie ich mich dabei fühle, und weil ich weiß dass es viele Menschen gibt die in einer ähnlichen Situation wie ich sind.