Hinter dem aus einer scheinbar beliebigen ARD-Talkshow stammenden Trendtitel, verbirgt sich die einfache Frage, ob der Synchronstandort München 2019 (endlich) wieder mehr Aufträge erhalten/umgesetzt hat.
In den letzten Jahren wurde München immer mehr stiefmütterlich behandelt. Nach dem Ende der Synchronarbeiten von "Reich und Schön" wurden neue Großaufträge und sogenannte "Highlight-Produktionen" wie "Game of Thrones" bzw. Blockbuster-Produktionen seltener. Stattdessen wurden Mischsynchros beliebter.
Auch der große Auftragsboom, durch dass aufkommen der internationalen Streamingdienste der ersten Generation wie Netflix oder Amazon, blieb aus. So profitierten Berlin und vorallem Hamburg davon. Natürlich gingen auch Aufträge nach München (vorallem durch Amazon), aber im Verhältnis zu den anderen beiden Synchronstandorten relativ wenige.
Zu der Zeit, kamen denoch neue Auftragsgeber wie Zee.One dazu (Das ist ein ganz andere Geschichte). Shah Rukh Khan, sei Dank!
Doch es machte sich, ein man könnte schon sagen Trend bemerkbar. Immer mehr "junge" Synchronsprecher zog es nach Berlin, die heutzutage teilweise zwischen beiden Synchronstandorten hinundher pendeln. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass es ebenfalls Beispiele gibt, bei den es umgekehrt ist, wie Markus Pfeiffer, den man momentan in einer größeren Rolle in der Telenovela "Sturm der Liebe" vor der Kamera bestaunen kann.
Kommt jetzt 2019 die Kehrtwende?
So scheint es. Mit den Start der Streaminggeneration 2.0 (Apple TV+, Disney+ u.s.w.) und der Partnerschaft der FFS/Dubbing Brothers mit Netflix sind die Aufträge augenscheinlich mehr geworden.
Vorallem die FFS hat es sich auf die Agenda gesetzt, immer mehr Aufträge in München (wenn möglich) zu bearbeiten. Und dabei auch den "Nachwuchs" zu födern.
Also um ehrlich zu sein sehe ich die eine große Trendwende jetzt nicht. Disney gibt tendenziell immer noch mehr nach Berlin ab. Zwar haben die SDI und die FFS auch in München einen Standort, aber bis jetzt hab ich von denen unter Disney mehr Berliner Synchros gesehen. Auch Sachen wie das "DuckTales" Remake oder die Nachfolgeserie von "Roseanne", die ich eigentlich zunächst in München gesehen habe landeten in Berlin. Eher wird Berlin als großer Synchronstandort noch mehr überschüttet werden.
Die Zahl der Synchronproduktionen hat sich in München auf ein gewisses Maß eingependelt. Vor allem kleinere Projekte (und auch unbedeutendere Sachen von großen Verleihern/Auftraggebern) landen in München. Mir sind in den letzten Jahren einige schlechte Animationsfilme aufgefallen, die bei uns als Direct-to-Video Zeug raus gekommen sind und in München solide mit tollen Münchnern Sprechern, aber unspektakulär synchronisiert wurden. Keine wirklichen Prestigetitel, im Gegenteil. Für mich verschwendetes Potenzial, aber immerhin gab es zuletzt noch Sachen wie "Game of Thrones", wo der Standort München noch einmal seine Muskeln spielen lassen konnte.
Ansonsten muss man auch noch sagen, dass der Standort München an sich sich die letzten Jahren sehr verändert hat. Viele markante Münchner Persönlichkeiten sind entweder verstorben oder nicht mehr aktiv. Neu hinzugekommen sind für mich unscheinbare und recht austauschbare jüngere Sprecher (gewisse Ausnahmen gibt es natürlich nach wie vor hin und wieder), die man in der Form genauso gut in Köln, Hamburg oder sonst hören wo könnte. Auch sind noch ein paar billigere Studios hinzugekommen, die auch nicht unbedingt besser sind als die billigeren Studios in Berlin. Meinem Eindruck nach geht es Hamburg, dass vor mehreren Jahren auch strauchelte, mittlerweile deutlich besser als München.