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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 404 mal aufgerufen
 Allgemeines
Melchior


Beiträge: 1.928

09.12.2019 14:22
Deutsche Synchronisationen aus dem nicht deutschsprachigen Raum Zitat · antworten

In diesen Thread können alle möglichen Informationen, Fragen, Anregungen und Meinungen zum Thema „Deutsche Synchronisationen die im nicht deutschsprachigen Ländern entstehen“ geteilt werden.




Die Synchronbranche hat zurzeit allerhand zutun. Da ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr neue Wettbewerber den Markt erschließen wollen, nicht nur in Deutschland. Auch gab es in den letzten Jahren regelrechte Einkaufstouren von globalen Firmen, die bekannte deutsche Synchronfirmen aufgekauft haben bzw. heute Anteile an diesen halten (auch Partnerschaften wurden eingegangen). Weitere international agierenden Unternehmen eröffneten ihre eignen Ableger in Deutschland.

Aber zurück zum Trendthema. Dann gibt es die Gruppe von Synchronfirmen, die im Ausland ansässig sind, und deutsche Synchronisationen erstellen. Einige wie AudioProjects haben sich darauf spezialisiert, andere übernehmen auf Anfrage einen solchen Auftrag.

Dabei sind die Vorgehensweisen und Ressourcen der Studios unterschiedlich. Während man in Spanien einen ortsansässigen Sprecherpool über die Jahre hinweg aufgebaut hat, werden bei Studio 100 aus Belgien die Synchronsprecher aus Deutschland nach Antwerpen geholt (meist aus dem Kölner Raum). Was bedeutet, dass zum Beispiel in Belgien, ein Sprecher, während seines aufhaltes, eine komplette Staffel am Stück aufnimmt. Damit sind viele organisatorische Aufgaben und Vorarbeiten verbunden. Ebenfalls gibt es Mischformen von beiden benannten Vorgehensweisen.

Aufzählung von Synchronfirmen, die im Ausland deutschsprachige Synchronisationen erstellen:

AudioProjects - Galletly S.A. aus La Garriga (Spanien)

JBI Studios aus Los Angeles (USA)

Post Haste Digital aus Los Angeles (USA)

Studio 100 aus Antwerpen (Belgien)

Ullman Media VSI Dubbing Studios aus Tel Aviv (Israel)

VOXX Studios aus Glendale (USA)

Über Ergänzungen würde ich mich freuen.

Melchior


Beiträge: 1.928

09.12.2019 14:22
#2 RE: Deutsche Synchronisationen aus dem nicht deutschsprachigen Raum Zitat · antworten

Ich persönlich sehe teilweise diese Thematik aus künstlerischer Sicht sehr schwierig. Ich lasse bewusst die wirtschaftlichen Interessen der Auftragsgeber außen vor. Möchte aber noch vorher erwähnen, dass ich keinen Auftragsnehmer und den mitwirkenden Personen (die eventuell mitlesen) die Arbeit wegnehmen will. Aber in einen gewissen Umfang schon Probleme sehe.

Ich beziehe mich vor allem auf La Garriga, da ich mich in letzter Zeit öfters mit diesem Standort auseinandergesetzt habe, lässt sich aber vielleicht auch auf die USA übertragen.

Zu den Kunden von AudioProjects zählen internationale Unternehmen wie Netflix, Zee Entertainment (Zee.One) oder die ProSiebenSat.1 Media SE, aber auch kleinere nationalagierende Unternehmen wie die Busch Media Group GmbH.

So um 2009 hat man klein angefangen. Der Sprecherpool war sehr überschaubar und das Niveau der Synchronisationen sowie die Sprecherleistungen waren unter dem deutschen Schnitt. Positiv hervorzuheben ist, dass sich alle benannten Dinge über die Jahre stätig gesteigert haben. Wie man bei „Frozen Memories“ oder „The Bletchley Circle: San Francisco“ sieht. Aber auch hier gibt es für mich persönlich Grenzen.

Als Zee Entertainment mit Zee.One in Deutschland einen Sender startete, benötigte es auch deutsche Synchronfassungen, und laut Senderchefin Friederike Behrends wurden anfangs die deutschen Synchronisationen durch die indischen Kollegen beauftragt, da es noch kein deutsches Team gab. Frau Behrends meinte im Übrigen zu diesem Thema: „Da gab es dann aber leider ein paar Studios, bei denen die Synchro grenzwertig war“. Das nur am Rande erwähnt.

Hierdurch sind vermutlich auch die Historie-Drama-Serien „Jodha Akbar“ und „Buddha“ in Spanien gelandet. Bei „Jodha Akbar“ handelt es sich um eine ensemblestarke Serie, die eigentlich 566 Folgen umfasst und in Deutschland gekürzt und umgeschnitten wurde.

Und da liegt das Problem. La Garriga ist einfach nicht dafür ausgelegt, solche Serien nach gewissen Kriterien zu bearbeiten. Zum Beispiel fehlen genügen geeignete Sprecher, damit es nicht andauernd Sprecherwiederholungen gibt, die es bei „Jodha Akbar“ sehr oft gab. Ebenfalls leidet durch so einen Hochbetrieb auch die Qualität.

Natürlich kann sich keine Synchronfirma die Aufträge aussuchen, und man ist froh, wenn man einen bekommt. Aber man sollte vielleicht bei Filmen, Mehrteiler und kleineren ensembleschwächeren Serien bleiben. Und weiterhin an der Verbesserung der Synchronisationen zuarbeiten, und den „Nachwuchs“ zu fördern. Dass alles selbstverständlich im wirtschaftlichen Rahmen.

Meine Fragen sind:

Wie kommen Auftragsgeber darauf Synchronisationen im Ausland zu erstellen? Und wie finden diese die Auftragsnehmer?

Und wie rentiert es sich wirtschaftlich, die Sprecher nach Antwerpen (Belgien) zu holen, anstatt zum Beispiel in Köln aufzunehmen?

Nyan-Kun


Beiträge: 5.002

09.12.2019 15:04
#3 RE: Deutsche Synchronisationen aus dem nicht deutschsprachigen Raum Zitat · antworten

Ein wirklich sehr interessantes und aktuelles Thema. Aus qualitativer Sicht finde ich das schon fraglich. Bei dem einen Studio in Tel Aviv wurden Sprecher über Facebook gesucht. Da dürfte es auch nur schwerpunktmäßig darum gehen Leute zu finden, die überhaupt flüssig deutsch sprechen können. In solchen Fällen kann man auch nicht allzu viele Ansprüche stellen. In den USA ist es ähnlich. Die deutschsprachigen Sprecher dieser Ami-Synchros hatten allesamt einen gewissen Akzent, was nicht verwundert, weil deutschstämmige in den USA sich recht schnell in ihrer (neuen) amerikanischen Heimat einfinden und am Ende zu 98% nur englisch sprechen. Da kann das deutsch schon mal ein Stückchen einrosten. Bei einem Durchschnittsamerikaner fällt dies kaum auf, aber bei einem deutschen Muttersprachler jedoch umso mehr, was wiederum problematisch ist, da diese Synchros für den deutschen Markt bestimmt sind.

So wie ich das sehe sind im Ausland angefertigte deutsche Synchros noch in der Minderzahl, aber es hat dank Netflix und co. doch zugenommen die letzten Jahre. Bin da auch kein wirklicher Freund von solchen Sachen. Da könnte man auch genauso gut irgendein Hinterbänklerstudio aus Stuttgart oder sonst wo in Deutschland anfragen. Sogar Österreich wäre mir lieber. Abgesehen davon haben andere Länder nicht mal annähernd dieselben Ressourcen im Bezug auf Sprecherpool usw. wie das etwa die deutschen Studios in den größeren Städten haben, sodass ich größere Synchronprojekte, die von ausländischen Studios bearbeitet werden sollen strikt ablehne.

Zitat von Melchior im Beitrag #2
Wie kommen Auftragsgeber darauf Synchronisationen im Ausland zu erstellen? Und wie finden diese die Auftragsnehmer?

Und wie rentiert es sich wirtschaftlich, die Sprecher nach Antwerpen (Belgien) zu holen, anstatt zum Beispiel in Köln aufzunehmen?

Zumindest bei Netflix ist es so, dass sie die Aufträge an große Synchronfirmen geben mit einem Netz an mehreren (Aufnahme-)Studios, die auch im Ausland sind. Da würde ich erst mal bei denen schauen wie die es so machen mit der Weitervergabe der Aufträge. Wenn die Firma ein zu der Zeit freies Studio in Antwerpen hat dann geht der Auftrag an die und die wiederum machen das so, dass sie Leute aus Köln holen. Das wäre zumindest meine Theorie. Für den Auftraggeber, der wirklich verdammt viele Sachen hat, die synchronisiert werden müssen ist es natürlich bequemer das alles an eine Synchronfirma weiter zu delegieren, die sich um alles kümmert, anstatt alles selbst zu machen. Einige besondere Projekte nimmt dann Netflix vielleicht selber in die Hand.

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