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Warnung! Der folgende Text kann Spuren enthalten von: Persönlicher Reflektion, Ironie, Philosophie, Nabelschau, Überdruss, den-Blues-haben und Kaffeekonsum.

Hallo Forumianer!

Habt ihr schon eure Neujahrsvorsätze gemacht? Ich auch nicht, allerdings bietet die Zeit um den Jahreswechsel Anlass zum Reflektieren. Es gibt Dinge in meinem Leben, mit denen ich seit geraumer Zeit ins Reine kommen will, und ich glaube, jetzt habe ich – nach etlichen Fehlversuchen – eine Möglichkeit dazu gefunden.

Ich werde mir ab Beginn des Jahres 2020 eine halbjährige Pause vom Synchronforum nehmen. Bis Ende Dezember bin ich noch weiterhin hier aktiv, und werde vielleicht das ein oder andere posten. Wie es dann nach den sechs Monaten Pause weitergeht, wird man sehen.

Wie komme ich zu diesem Entschluss? Nun, es ist eine vetrackte Verkettung verschiedener Umstände und Erkenntnisse, die ich im folgenden erläutere.

Wir alle wissen aus zahlreichen Interviews, wie unerhört wichtig der Faktor Zeit bei der Synchronarbeit ist, und Zeit ist ein entscheidenes Stichwort. Seit 2009 bin ich als Mitleser und seit 2012 als aktives Mitglied dabei. Seitdem habe ich von Jahr zu Jahr mehr meiner Freizeit und Energie in dieses Forum investiert, und sei es nur durch regelmäßiges Vorbeischauen und Mitlesen. Das Verhältnis stimmt nicht mehr. Mittlerweile ist es einfach zu viel für das geworden, was letztendlich dabei für mich herausspringt. Das Medium Film ist seit ich denken kann eins meiner Hauptinteressen, und das wird es sicherlich bis ans Ende meiner Tage bleiben. Synchron ist allerdings - manche werden es kaum glauben - nur ein klitzekleiner Teil der Materie Film. Ich habe aber darüber hinaus noch viele andere Interessen, und die sind in den letzten Jahren entschieden zu kurz gekommen. Ich möchte die Dinge wieder ins Gleichgewicht bringen, und das geht nur, wenn ich für eine Weile Abstand vom Thema Synchron und diesem Forum bekomme.

Wenn es eine Sache gibt, die auf den Tod nicht ausstehen kann, dann ist es Stagnation. Ich bin jemand, der sich stetig weiterentwickeln will und deshalb immer neue Ziele anstebt. Eine progressive Natur, die Neues entdecken und Bestehendes ausbauen will. Ich glaube, das ist mir momentan hier nicht mehr möglich.

Drastisch formuliert: Ich habe mich mittlerweile völlig von der Materie Synchron und dem Geschehen im Forum entfremdet. Einerseits kann ich diesem Themenkomplex kaum noch neue Erkenntnisse abgewinnen, andererseits kann ich mich mit vielen Aspekten und Sichtweisen nicht mehr identifizieren. Vielleicht habe ich es nie gekonnt und erst jetzt begriffen. Im Umkehrschluss habe ich darüber hinaus den Eindruck, dass ich euch allen nicht mehr viel zu geben vermag. Manchmal komme ich mir regelrecht nutzlos und fehl am Platze vor. Ich frage mich zu oft "Was machst du eigentlich hier?" oder "Hast du nichts besseres zu tun?" Das Forum ist für mich quasi wie die Lieblingsdiscothek aus Teenagertagen, die man aus Routine immer noch besucht, obwohl einem die Musikauswahl nicht mehr gefällt und das Klientel mittlerweile ein völlig anderes ist.

Ich möchte betonen: Das soll kein Vorwurf an irgendjemanden sein. Es ist vielmehr die Erkenntnis, dass Menschen sich wandeln und ich mich verändert habe. Möglicherweise beschäftige ich mich zu lange mit dem Thema Synchron. Ich habe den Eindruck, dass sich alles nur noch wiederholt und dass ich mich nur noch wiederhole.

Auf der anderen Seite gibt es genug Gründe, die mich hier gehalten haben: Zum Beispiel all die User, mit denen ich mich gut verstehe und das Gefühl, dass ich andere unterstützen kann. Und, ich will nichts im Nachhinein schlecht reden: Ich hatte in all den Jahren unheimlich viel Spaß hier, habe jede Menge gelernt, einiges erreicht und oft genug Ablenkung gefunden, wenn es mir gerade dreckig ging. Darüber hinaus: Völlig erloschen ist das Interesse für Synchron doch nicht, und wie hieß an anderer Stelle vor knapp vier Jahren? "Ein solches Forum für Synchronfreunde [...] findet sich grundsätzlich sicher kein zweites mal.". Deshalb kann und möchte ich den Stecker nicht endgültig ziehen. Daher denke ich, dass eine längere Auszeit eine guter Lösungsansatz ist.

Bis hierhin durchgehalten? Dann brennt euch vermutlich folgende Frage unter den Nägeln:

Ja gut, aber warum zum Geier erzählst du uns das alles?!

1. Dieser Beitrag ist eine Art Rückversicherung. Jetzt mache ich es öffentlich, daher kann ich mich jetzt hier das nächste halbe Jahr nicht mehr blicken lassen. Glaubt mir: Ich habe oft genug versucht, mir quasi heimlich eine längere Auszeit zu nehmen, und bin jedes Mal gescheitert.

2. Ich will nicht viel Aufhebens (wenn ich VanToby ärgern wollte, würde ich schreiben: Kein Aufhebens) um meine Person oder meine Befindlichkeiten machen, aber ich möchte euch zum Nachdenken und Hinterfragen anregen. Unsere Zeit auf diesem Planeten ist endlich, und Menschen wie Eckart Dux - denen es vergönnt ist, bis ins hohe Alter fit zu bleiben und das zu tun, was sie lieben - sind absolute Ausnahmen. Nutzt eure Zeit sinnvoll. Verbringt sie mit den richtigen Leuten. Lasst ab von Dingen, die euch nicht weiterbringen oder sonst irgendwie erfüllen.

3. Selbst wenn ich es könnte: Ich würde mich nicht ohne etwas zu sagen für so lange aus dem Geschehen zurückziehen.

Manchmal muss man im Leben ungewöhnliche Entscheidungen treffen und oft genug auf den ersten Blick völlig verrückte Dinge tun. Ich bin sogar der Auffassung, dass wir für letzteres überhaupt hier auf Erden wandeln. Man darf gespannt sein, wo ich nach einem halben Jahr Forenentzug stehen werde. Vielleicht habe in dieser Zeit den Kopf frei bekommen und dann richtig Lust drauf, mich hier aktiv einzubringen. Was, wenn nicht? Warten wir erstmal den Sommer ab, dann sehen wir weiter.

Vielleicht eröffne ich in der Zwischenzeit in meinem Keller auch ein eigenes Synchronstudio, in dem ich dann Telenovelas und Anime für Streaminganbieter synchronisiere und Synchrontafeln eigenhändig mit Wachsmalkreide anfertige. Der Bedarf dafür ist bestimmt da. Peter Flechtner und ich sprechen dann sämtliche Rollen, ich würde aber auch Christopher Karatsonyi eine Chance einräumen, sofern er hartnäckig genug darauf besteht, dass er KEINE Karriere in der Branche machen will.

Danke für eure Aufmerksamkeit. Wenn ihr mir noch etwas mitteilen wollt, gerne - ob hier im Thread oder via PM sei euch überlassen.

In diesem Sinne wünsche ich schon einmal vorab: Frohes Fest, guten Rutsch und auf Wiedersehen!

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