3 frühe Tonfilme mit Buster Keaton erscheinen jetzt erstmals auf DVD.
Es handelt sich um folgende Filme:
CASANOVA WIDER WILLEN dt. Sprachversion von "Parlor, Bedroom and Bath", MGM 1931 DE: 15.01.1932
Buster Keaton muss sich in dieser Sprachversion mit der deutschen Sprache herumplagen. Paul Morgan, der neben Buster die Hauptrolle spielt, hat die deutschen Dialoge so verfasst, dass die deutschsprachigen Darsteller den Hauptteil der Dialoge sprechen, sodass Buster immer möglichst kurze Sätze sprechen kann. Paul Morgan, der die zweite Hauptrolle spielt (und die deutschen Dialoge verfasste), spielte 1930/31 neben dieser Version noch in "Wir schalten um nach Hollywood". Morgan kehrte danach nach Deutschland zurück, musste aber als Jude 1933 in sein Heimatland Österreich emigrieren. Nach dem "Anschluss" 1938 wurde er verhaftet, ins KZ gesteckt und umgebracht. Marion Lessing (1901-1988) wurde in den USA geboren. Viel ist über sie nicht zu erfahren. Vermutlich war sie deutscher Abstammung, da sie perfekt Deutsch sprach. Sie spielte -neben dem John-Wayne-Ersatz Theo Shall- auch die weibliche Hauptrolle in "Die große Fahrt" (1931), der deutschen Sprachversion von "The Big Trail (Der große Treck)". Egon von Jordan spielte 1931 in drei MGM-Sprachversionen. Danach nahm er das Angebot an, in deutschen MGM-Synchronfassungen zu sprechen, wo er ua. Ramon Novarro und John Barrymore sprach. Francoise Rosay, die perfekt deutsch sprach, war damals mit ihrem Ehemann, Regisseur Jacques Feyder, bei MGM für Sprachversionen engagiert. In einer kleinen Rolle ist Wolfgang Zilzer zu sehen. Zeit seines Lebens in meist kleinen Rollen (in den USA und Deutschland) zu sehen, hat er eine ganz bekannte Filmszene: er wird ganz am Anfang von "Casablanca" erschossen...
BUSTER HAT NICHTS ZU LACHEN (Sidewalks of New York) USA 1931 - DE: 16.05.1933
Keine Sprachprobleme mehr: Buster wurde hier synchronisiert.
WER ANDERN KEINE LIEBE GÖNNT (The Passionate Plumber) USA 1932 - DE: 27.01.1933
Hier hatte Louis B. Mayer, die Idee, den Komiker Jimmy Durante zusammen mit Keaton agieren zu lassen. Eine glatte Fehlentscheidung, beide passen überhaupt nicht zusammen.
Hier sind nun erstmals zwei MGM-Filme zu sehen, deren Synchronfassungen in den MGM-Studios in Hollywood hergestellt wurden. Leider kann ich zu den deutschen Sprechern nichts beitragen. Zum Großteil wurden die Sprecher vermutlich aus den Schauspielern der deutschen Sprachversionen ausgewählt. Technisch gesehen sind diese Synchronfassungen, berücksichtigt man die frühe Entstehungszeit, durchaus ansprechend. Ein anderes Kapitel sind die deutschen Dialoge. Sie lassen wirklich keinen noch so flachen Witz aus. Die Rollennamen wurden komplett eingedeutscht. So wurde aus "Elmer E. Tuttle" (in "Wer andern keine Liebe gönnt") in der deutschen Fassung Albert A. Tottel. Und Jimmy Durante berlinert im selben Film ununterbrochen. Dabei spielt er einen Amerikaner, der in Paris lebt....
In Vor- und Abspann sind keinerlei Angaben zur Synchronisation vorhanden. Und das mit Absicht. MGM hat die Filme damals in Deutschland als "deutsche MGM-Filme" angekündigt. Das Publikum sollte also glauben, dass Buster nun perfekt deutsch spricht...Da auch Paramount ein ähnliches Spiel spielte (man ließ zwar nicht in Hollywood, aber in Joinville bei Paris synchronisieren), brachte die Reichsregierung Brüning 1932 ein Gesetz auf den Weg, die diese Praxis verbot. Deutsche Synchronisationen durften auch nur in Deutschland hergestellt werden. So kam es, dass MGM und Paramount in Deutschland eigene Synchronabteilungen aufbauten. Wobei MGM anfangs noch die Idee hatte, ein eigenes Synchronstudio zu errichten. Wann genau die Synchronabteilungen ihre Arbeit in Deutschland aufnahmen, kann ich nicht genau sagen, es dürfte Ende 1933 bis spätestens Anfang 1934 gewesen sein.
Trotz der Schwächen, die diese Filme haben: für mich sind sie ein absolutes Muss für jeden Filmnostalgiker. Es bedurfte eines kleinen DVD-Labels, diese Filme den Filmfreunden zugänglich zu machen, für die großen Anbieter sind diese Filme uninteressant, weil man ja mit jedem Streifen das große Geld machen will...
Ganz toll, was du hier den Forum-Teilnehmern und -Lesern mitteilst, KINOFILMFAN ! Prima Infos !
Mich würde noch interessieren, wo die Kopien dieser Filme all die Jahre lagerten. Die müssen ja auch "gepflegt und gehegt" worden sein.
Hast du die Hoffnung, bald oder irgendwann herauszubekommen, wer zumindest BUSTER KEATON synchronisiert ? (ich selbst hab da leider gar nix, wär`auch vermessen). Gruß.hans
vielen Dank fürs Lob. Ich hoffe, diese Raritäten finden den einen oder anderen Käufer. Denn es wäre sehr schade, wenn diese Quelle mangels Nachfrage eines Tages versiegt....
Zur Herkunft kann ich natürlich auch nichts sagen. Es dürften diverse Quellen sein. Und das mit dem "Hegen und pflegen" ist leider so eine Sache. Manche der Filmkopien befand sich leider in einem jämmerlichen Zustand. Denn das Ausgangsmaterial ist ja oft eine Nitrokopie- und die gehen nicht nur gerne in Flammen auf, sondern verfallen leider auch mit den Jahren.
Stand heute würde ich die Wahrscheinlichkeit, den Keaton-Sprecher herauszufinden, als äußerst gering einstufen. MGM hat ja damals ein großes Geheimnis um die deutschen Sprachfassungen gemacht. Der Kinozuschauer sollte denken, die US-Schauspieler könnten auf einmal perfekt deutsch sprechen...Die Filme wurden ja auch nicht in Deutschland, sondern in den USA synchronisiert. Daher dürfte es in Deutschland (z.B. im Bundesarchiv-Filmarchiv) keinerlei Unterlagen darüber geben. Und ob da irgendwas bei MGM in Culver City archiviert wurde- auch sehr unwahrscheinlich.
Trotzdem möchte ich nochmals die Gelegenheit ergreifen: wer irgendetwas zu Synchronarbeiten in Hollywood (MGM) oder Joinville/Paris (Paramount) hat- ich würde mich über jeden Hinweis freuen.
Ich habe gestern übrigens zum ersten Mal "Buster hat nichts zu lachen" komplett gesehen. Ich muss sagen, dass dies für mich der beste der drei Filme mit Keaton ist. Hier kommt auf jeden Fall die spezielle Komik von Buster nochmals rüber. Wenn mich mein Gehör nicht getäuscht hat, dann wurde Buster vom gleichen Sprecher wie in "Wer andern keine Liebe gönnt" gesprochen. Und der (berlinernde) Sprecher des Gangsters Butch (Frank Rowan) ist der gleiche, der Jimmy Durante in "Wer andern..." gesprochen hat. Bei den jugendlichen Sprechern der New Yorker Kids kann man übrigens hören, dass da nicht nur deutsche Muttersprachler gesprochen haben, sondern auch US-Boys, die man ins Synchronstudio geholt hat, um den einen oder anderen Satz zu sprechen (US-Slang ist unüberhörbar).
Ob Walter Bluhm seinerzeit in Hollywood war ? Hast du dafür einen Hinweis, Koboldsky ?
Kinofilmfan, eine Kontaktaufnahme mit dem Verfasser des großen Dick & Doof- Buches, welches vor mehreren Jahren erschien, könnte vielleicht weiterhelfen. In seinem Klasse-Buch nimmt die Synchronisation, wie ich weiß, großen Raum ein. Kann leider nicht mithelfen, mußte aus Gesundheitsgründen schon mächtig bremsen hier im Forum. Von den 8 Rubriken kann ich nur noch 2 machen, hast du vielleicht schon gemerkt. Ob ich.....keine Ahnung, meine Pumpe spinnt.... Gruß.hans
Walter Bluhm hat nicht in Hollywood gearbeitet. Und ich hatte ja geschrieben, dass ich die Keaton-Filme gesehen habe. Und, da kann man sicher sein: einen Walter Bluhm hätte ich sicherlich erkannt.
Ich war übrigens gerade auf der wikipedia-Eintrag von Walter Bluhm. Da stimmt so einiges nicht. Bluhm wurde nicht 1907, sondern 1904 geboren (das Jahr hat er selbst angegeben, einzusehen in den Personalakten Walter Bluhm im Bundesarchiv/Filmarchiv- lt. Norbert Aping). Und es wird behauptet, Bluhm habe Laurel bereits 1936 in "Wir sind vom schottischen Infanterieregiment" gesprochen (was auch nicht stimmt, es war "Ritter ohne Furcht und Tadel").
Ich muss gestehen, dass ich mit den hier besprochenen Werken nicht viel anfangen kann, was vermutlich auch der Gnade meiner späten Geburt zu verdanken ist. Jedoch lese ich immer wieder mit Begeisterung mit, wenn sich die Fans und alten Hasen hier austauschen. Denn auch wenn ich den Werken nicht viel abgewinnen kann, so habe ich doch dank euch trotzdem eine Nische gefunden, an dem Gesamtkosmos teilzunehmen - wenn auch nur als interessierter Leser. Für die Kaufhinweise wollte ich mich aber bei Zeiten schon mal bedanken, den einen oder anderen Film habe ich für meinen ebenfalls interessierten Großvater erworben.
Tatsächlich aber wurde Buster Keaton in dem in Österreich und Deutschland 1964 veröffentlichten Kompilationfilm Buster Keaton in Wildwest.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) "Buster Keaton in Wildwest" von Walter Bluhm synchronisiert.
Oh, das wusste ich gar nicht! Das mit Bluhm war auch nicht zu 100% ernstgemeint, aber ich habe darüber nachgedacht, wer alles schon in den 30ern im Synchron tätig war und auf Buster Keaton möglicherweise passen KÖNNTE.
Ich habe das auch nur durch Recherche erfahren. Die DVD zu diesem Kompilationsfilm die aus glaube 30er Jahre Ton-Kurzfilmen besteht gibt es sogar noch. Werde mir sie zulegen und mal schaun wie das funktioniert.
Der Film ist eine Zusammenstellung der TV-Serie "Life with Buster Keaton" aus 1951. Verleihchef Erich J.A. Pietrek besaß die Frechheit zu behaupten, dies wäre "Buster Keatons erster Tonfilm". Möglicherweise hatte er auch die Idee, Bluhm auf Keaton zu besetzen (ich traue ihm alles zu...), frei nach dem Motto: wer auf Stan Laurel passt, der passt auch auf Buster Keaton.
Hallo Kinofilmfan, danke für die Infos. Na dann bin ich mal gespannt wie das Walter Bluhm auf Keaton funktioniert. Aber es muesste eine Kompilation von Keaton-Kurzfilmen der 30er Jahre auch geben, welche in den 80er Jahren Kinopremiere hatte. Leider weiß ich den Titel nicht mehr, aber auf das Plakat kann ich mich noch in meinem Stammkino erinnern.
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