Im Grunde ist der mehr als explizite Verweis auf Hans Christian Andersen ein dänisch-patriotischer Etikettenschwindel: Zwar kommen kurz Motive aus "Der Schweinehirt" vor, aber der Großteil ist eine Verfilmung des "König Drosselbart" - und das ist von den Brüdern Grimm (ironischerweise entstand die weitaus bessere DEFA-Verfilmung nur kurze Zeit vorher). Der Regisseur besetzte seine Ehefrau als weiblichen Star - nette Geste, aber nicht alle Zuschauer empfanden sie als so berückend schön: Ich kann mich noch Jahrzehnte später an das schallende Gelächter erinnern, als sie mit merkwürdigem Gesichtsausdruck vom dänischen Prinzen (kurzzeitig) fasziniert scheint. Trotz ihrer erst 32 Jahre wirkte sie wie eine alte Jungfer, nicht wie eine begehrte Prinzessin.
DDR-Kino: 17.12. 1982 DEFA-Studio für Synchronisation, Berlin Dialog: Friedel Hohnwald Regie: Hasso Zorn Schnitt: Hildegard Raue Ton: Karlheinz Otto
Spielmann Burl Ives Bert Brunn Prinzessin von Illyrien Birgitte Price Petra Kelling Prinz von Dänemark Peter Steen Michael Telloke Kaspar Dirch Passer Dietmar Richter-Reinick König von Illyrien Hans W. Petersen Wolfram Handel Zeremonienmeister Edouard Mielche Gerd Ehlers Erster Freier Ove Sprogöe Wolfgang Lohse Zweiter Freier Gunnar Lauring Achim Petry Hofdame Sisse Reingard Petra Barthel Küchenfrau Grethe Sönck Micaela Kreißler
Es wäre so eine schöne Synchronisation, die dem schwerfälligen Film (der wohl direkt auf den internationalen Markt losmarschieren sollte, ihn aber weit verfehlte) Kraft gegeben hätte - gäbe es da nicht diese zwei ärgerlichen Aussetzer. Ove Sprogöe ohne Karl-Heinz Oppel - 1982 ein Unding. Kann man vielleicht noch drüber wegsehen, da seine Rolle winzig war (und Lohse es tadellos machte). Aber Bert Brunn für Burl Ives, wobei er singen musste - und das konnte er eindeutig nicht. Da wird bei der DEFA endlich mal wieder Gesang synchronisiert anstatt ihn zu übersprechen - und dann wackelt er vor sich hin. Und dann auch noch Gerd Ehlers (der das nun wirklich gekonnt hätte und Ives kurz vorher bereits synchronisiert hatte!!) in einer entbehrlichen Nebenrolle - nein nein nein. Bei Hasso Zorns Regiearbeiten habe ich mich so manches Mal gefragt, was er sich gedacht hat ... Hohnwalds Liedtexte dagegen sind herrlich verwegen - um einen Reim auf "Magie" zu bekommen, hat er rotzfrech das lautmalerische "Schallali" verwendet (der Schlager "Schallali schallala" war damals noch allgemein im Ohr).
Verblüffende Erkenntnis nach Ansehen der dänischen Originalfassung: Burl Ives tritt hier gar nicht auf!!! Zwar fiel mir früher schon auf, dass die in der DDR gezeigte Fassung einen englischen Vorspann hatte, aber das musste noch nichts heißen. Doch es scheint tatsächlich so, dass Ives erst nachträglich in den Film eingebaut wurde, um ihn international verkaufen zu können. Interessanterweise aber tut ihm dies sogar gut, da ohne die ironische Brechung durch den Troubadour das Ganze noch verkitschter wirkt - ganz abgesehen davon, dass die einfache Melodie auch über Jahre hinweg im Kopf hängen bleibt (das weiß ich nun wirklich aus eigener Erfahrung).