Nachtrag: Agnes Windeck wäre eine interessante Alternativbesetzung. Natürlich hat man bei Agatha Christie in erster Linie Bilder aus ihren späteren Jahren vor Augen. Bei denen aus ihrer "mittleren" Phase könnte ich mir Dagmar Altrichter vorstellen.
Zwei Beispiele für Autoren, bei denen es für mich verblüffend war, als ich deren wirkliche Stimme hörte: Der Philosoph Bertrand Russell schrieb klare, präzise, oft auch schneidende Texte, teilweise mit einer beißenden Ironie; Bilder (besonders aus seinen späteren Jahren) zeigten einen hageren, fast ausgemergelt wirkenden Mann. In meiner Phantasie kam mir natürlich Friedrich Schoenfelder in den Sinn, vorzugsweise so kalt und schneidend, wie er oft für Peter Cushing in den Frankenstein-Verfilmungen von Hammer oder für Rex Harrison in vielen Szenen als Henry Higgins klang. Sicher, für einen als durch und durch "britisch" geltenden Philosophen nicht originell, aber es erschien mir zwingend. Auf Youtube gibt es mittlerweile relativ viele Interviews und andere Tondokumente, in denen man Russell hören kann. Zu meiner Verblüffung hatte er eine recht tiefe, eher bauchige Stimme und sprach in einem gemütlichen Plauderton. Beides konnte ich weder mit seinem Sprachstil noch mit seiner dürren Erscheinung vereinbaren. Ein Beispiel dafür:https://www.youtube.com/watch?v=xL_sMXfzzyA Würde man nach der Originalstimme besetzen wollen, wäre Walther Suessenguth wohl am naheliegendsten.
Ein anderes Beispiel wäre der Publizist Sebastian Haffner: Auf Bildern aus seinen mittleren und späten Jahren sieht man einen echten Charakterkopf, meist trägt er dreiteilige Anzüge. In Gedanken kam mir zuerst Wilhelm Borchert in den Sinn, der nicht nur derselbe Jahrgang war, sondern auch eine echter Charakterstimme war. Oder Holger Hagen, der mit ihm gemeinsam hatte, dass beide den Zweiten Weltkrieg aus der alliierten Perspektive erlebten und im englischsprachigen Raum geprägt wurden (der eine schauspielerisch, der andere journalistisch). So oder so hatte ich bei den Texten eine "Edel-Stimme" im Ohr (obwohl sowohl Borchert als auch Hagen natürlich auch "dreckig" klingen konnte, wenn es erforderlich war). Nun gibt es von Haffner ja relativ viele Interviews, teilweise sogar aufgezeichnete Lesungen. Er hatte eine näselnde, gepresste, zugleich quikend und gequetscht klingende Stimme, die nicht recht zu seiner großbürgerlichen Erscheinung passen wollte:https://www.youtube.com/watch?v=Vu9cOIp5tO4 Fazit: Wolfgang Spier käme dem Original wohl am nächsten!
Ich finde es irgendwie interessant, das hier vorrangig ältere Semester genannt werden, daher mal im Vergleich zu Hagen und Borchert mal ein paar 'jüngere'. Optisch würde ich bei Hugo so was in Richtung Jürgen Kluckert nehmen, aber wie angeklungen, muss das ja nicht zwangsläufig was damit zutun haben. Vielleicht klang er ja auch wie Thomas Danneberg, Marcus Off oder gar Martin Kessler....😂😂
Bertolt Brecht wäre bei mir ein Fall für Joachim Tennstedt oder Randolf Kronberg, bei jüngeren Sprechern soetwas in Richtung Rohrbeck oder Tessmann
Zitat von Ludo im Beitrag #23Bertolt Brecht wäre bei mir ein Fall für Joachim Tennstedt oder Randolf Kronberg, bei jüngeren Sprechern soetwas in Richtung Rohrbeck oder Tessmann
Tennstedt könnte ich mir von den Genannten am besten vorstellen.
Tennstedt würde sicher 1a vom Gesicht kommen, wäre mir aber zu lieb und zu brav😁. Kronberg hätte diese anarchistische Note in der Stimme ("Ahh, da seht ihr die Gewalt auf die sich das System stützt...Hilfe, Hilfe ich werde unterdrückt"), die ich für Brecht passender finde, allerdings käme er womöglich nicht so doll vom Bertolt runter. Ähnlich Rohrbeck u. Tessmann
Zitat von Ludo im Beitrag #26Tennstedt würde sicher 1a vom Gesicht kommen, wäre mir aber zu lieb und zu brav😁.
Da Brecht privat im Gegensatz zu seiner proletarischen und rebellischen Selbstinszenierung eher feige und opportunistisch war (in einem "Spiegel"-Leserbrief hieß es mal, er sei ein "bürgerliches Schaf im Wolfspelz" gewesen) wäre das gar nicht so falsch. Wobei auch Tennstedt bekanntlich ganz andere Rollen meistern konnte, jenseits vom "braven" Image.
Der Schriftsteller T. S. Eliot war gebürtiger Amerikaner, lebte verbrachte allerdings einen Großteil seines Lebens in Großbritannien und gab sich dort möglichst klischeehaft "englisch" in Kleidung und Auftreten, was "echte" Engländer mitunter als Karikatur empfanden. Demzufolge würde sich hier eine betont "britische" Synchronstimme empfehlen. Mir persönlich erschiene hier Erich Fiedler am passendsten, zumal zwischen beiden sogar eine vage optische Ähnlichkeit bestand; allerdings war Eliots untere Gesichtspartie deutlich kantiger. Jenseits vom "Britischen" wäre natürlich auch Siegmar Schneider eine Option.
Bei Bildern vom späten Mark Twain hatte ich einen kauzig-verschroben klingenden Friedrich W. Bauschulte im Ohr. Wenn er einen verschmitzten Gesichtsausdruck hatte, kam mir als Alternative noch Hans Hessling in den Sinn.
(Beitrag aus anderem Thread hier herein verschoben)
Otfried Preußler - Hans Baur (hat nur wenig synchronisiert, aber ein paar Mal schon)
Auf irgendeiner Hörspiel-Website hat mal einer bei einem Hotzenplotz-Hörspiel in den Kommentaren geschrieben, auf einer Schallplatte wäre ein Bild von Otfried Preußler gewesen. Er habe erst gedacht, dass sei Erzählstimme Hans Baur. Weil die Stimme so gut zum Gesicht passe. Durchaus zutreffend.