Die Tatsache allein, dass Kaspar Eichel das schon professionell "wuppen wird" ist kein Argument, denn Professionalität sollte man auf dem Niveau von jedem erwarten dürfen. Und bei Leuten mit so viel Erfahrung erst recht. Eine Promi-Synchro ist bei Real-Filmen ja schließlich nicht zu befürchten.
Diese Sichtweise, "gutes Mittelmaß" quasi durchwinken zu wollen, nur weil es halt "solide" ist, erinnert mich daher etwas an David Bowies berühmte Aussage über den Applaus für Politiker, die etwas im Sinne der Bevölkerung tun, als Pendant zum Applaus für einen Bankautomaten, der Geld ausgibt.
Man kann das jetzt schön reden, wie man will, schlussendlich sollte man aber nicht vergessen, dass Eichel sowohl hier als auch bei Robert Redford als Stimmdouble bzw. Abziehbild von Rolf Schult besetzt worden ist. Er hat diese Einsätze nur bekommen, weil er Rolf Schult ziemlich ähnlich klingt und noch etwas mehr als das nachvollziehbar, aber auch sehr leblos stimmlich erzwingen kann. Eichel war streng genommen überhaupt einer der ersten, die dermaßen aggressiv auf möglichst viel Gleichklang abzielend besetzt worden sind, da man das vorher meist doch eher durch Schauspiel und neue Richtungen, statt blanke Stimmdoubles zu lösen versuchte, wenn Sprecher ersetzt werden mussten. So auffällig wie bei ihm war es vorher vielleicht sogar noch nie. Die Wahrscheinlichkeit, dass Bernd Egger jemals als Danneberg-Ersatz besetzt worden wäre, wenn Eichel und die, die ihn besetzt haben, nicht vorher die Tür für genau diese Herangehensweise geöffnet hätten, ist gen Null.
Will heißen: Wer DAS gut findet, aber gleichzeitig über Bernd Egger als Ersatz für Thomas Danneberg herzieht, hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Es ist nämlich dasselbe in Grün. Und kommt mir jetzt nicht mit dem Altersunterschied - der ist kein kompletter Gamechanger in der Hinsicht. Ich höre - im Gegenteil - bei Egger tatsächlich sogar mehr Danneberg-Nuancen heraus, die schauspielerisch entstehen, als bei Eichel dann im Endeffekt wirklich der Geist von Rolf Schult und nicht nur eine Hülse zu spüren wäre. Und wenn hier jetzt einer sagt, dass Egger höchstens 15 Prozent Danneberg ist, dann sage ich: Ok, aber Eichel ist dann eben höchstens 10 Prozent Schult. Bei Egger merkst Du einfach zumindest die Hingabe, die drinsteckt - und allein das macht schon viel aus. Es kommt halt nicht so "Die Ähnlichkeit wird es eh richten."-mäßig rüber ... und GERADE, wenn man einen großen Altersunterschied überspielen muss, ist die Gefahr auch geringer, in diese Falle zu tappen. Es geht ja schlussendlich auch nicht nur darum, ob Du es kannst oder wie Du dich bei der Aufnahme fühlst, sondern sehr entscheidend darum, was Du rüberbringst und wie.
Was mich an Kaspar Eichel eigentlich am meisten stört, ist, dass er zwar natürlich immer solide liefert, aber die Anzahl der Rollen, an die Du dich erinnerst und Dir denkst: "Wow. Das war mal ein Ding." - meiner Meinung nach - sehr gering ist.
Wenn man an Kabinettstückchen von meinetwegen Eberhard Prüter, Udo Schenk, Helmut Krauss, Lothar Blumhagen, Hans Teuscher, Klaus Sonnenschein, Roland Hemmo, Bernd Rumpf, Bodo Wolf, Jan Spitzer oder Jürgen Kluckert, ja sogar Klaus-Dieter Klebsch und Martin Keßler denkt, könnte man wahrscheinlich stundenlang auflisten (und da rede ich noch nichtmal von so Leuten wie Elsholtz, Lehmann, Brückner, Danneberg, von Nordhausen, Mackensy, Kronberg, Hess, Thormann, Neugebauer, Höppner, Brandt oder Ziesmer, über die Du dich relativ oft sogar mal mit Laien austauschen kannst). Aber ein Klassenraum mit 50 großen Synchron-Fans, in dem bei Stichwort "Kabinettstückchen von Kaspar Eichel" direkt 50 - ja, selbst nur 20 oder 30 - schnippende Finger mit Wortmeldungen zu verschiedensten Rollen aus der Pistole geschossen kommen, ist echt super schwer vorstellbar ... tut mir leid. Bei allen anderen soeben Genannten allerdings nicht. Wenn jemand eine solche Koriphäe wie Hopkins besetzt, sollte man jedoch nunmal entweder genau solche Kabinettstückchen oder - noch besser - eine zudem wirklich originelle Besetzung im Sinne von Elmar Wepper für Mel Gibson, Peer Augustinski für Robin Williams oder Peter Matic für Ben Kingsley erwarten dürfen.
Idealerweise solltest Du gerade, wenn Du sehr viel sprichst, auch relativ viele irgendwie besonders die Zuschauer "einfangende" Performances abliefern, aber ich finde, dass diese Aha-Rollen bei Kaspar Eichel wirklich sehr überschaubar sind. Da schwingt immer so ein Einheitsbrei-Charakter mit, der aber auch nicht nur daran liegt, dass er so häufig besetzt worden ist. Echt schwierig.
Der einzige, für den ich Eichel wirklich genial fand, war Michael Parks. Um es mit einem Bud-Spencer-Zitat zu sagen: "Das ist nicht viel. Und danach?"
Ich sag mal so: Selbst, wenn ich das, was bei Eichel wirklich cool sein kann, will, würde ich bei den meisten Leuten sicherheitshalber lieber Rainer Gerlach besetzen, denn da ist es dann doch irgendwie noch akkurater ...
Schade, dass Reinhard Glemnitz wohl mittlerweile auch im Ruhestand bzw. wohl sogar schon kurz vor Joachim Kerzel aus der Branche zurückgetreten ist. Der wäre eine sowohl originelle als auch schauspielerisch grandiose Wahl für Anthony Hopkins gewesen, trotz dass Hopkins schon mehrere gute Lösungen (Kerzel, Schult, Reck ...) verloren hat. Vor circa 30 Jahren hatte Glemnitz auch mal einen Einsatz für Hopkins, aber den Film kenne ich nicht. Ist aber auch eh egal, denn wenn ich mir den Glemnitz von vor gut 10 Jahren auf Hopkins vorstelle, passt das wie die Faust aufs Auge. Glemnitz hier zu besetzen wäre ein ähnlicher Move wie Eckart Dux für Ian McKellen gewesen - ergäbe vollumfänglich Sinn. Für Hopkins hätte man ansonsten aber zumindest was Kreatives machen und irgendeinen eher als Schauspieler vor der Kamera erprobten Akteur anfragen sollen - ähnlich wie Prochnow für Stallone (also die Kategorie von so Leuten - wenn auch nicht für Anthony Hopkins - wie Armin Rohde, Michael Mendl oder Claude-Oliver Rudolph, wo Du weißt, dass die Synchron können, aber es selten machen). In solchen Fällen, muss ich sagen, könnte man von Glück sagen, wenn es da einen Stanley Kubrick gäbe, der dann einfach jemanden aus dem Hut zaubert.
Kaspar Eichel ist seltener schlecht als diverse andere Leute, aber auch seltener wirklich gut, als die es dann wiederum ebenfalls sind.
PS: Ich denke, Jürgen Jung wäre auch eine schöne Idee. Geht aus heutiger Sicht sogar in ne ähnliche Richtung wie Glemnitz - aber etwas sanfter. Auch Lutz Riedel wäre überdenkenswert.
Zitat von Jacques Naurice im Beitrag #25 Will heißen: Wer DAS gut findet, aber gleichzeitig über Bernd Egger als Ersatz für Thomas Danneberg herzieht, hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Es ist nämlich dasselbe in Grün.
Ist es nicht. Kaspar Eichel ist 1. in der selben Altersklasse wie Kerzel bzw. Hopkins und 2. hat er nun mal eher eine natürliche Ähnlichkeit zu Rolf Schult. Bernd Egger ist für Arnie und Co. etwa 30 Jahre zu jung und muss das Bisschen Ähnlichkeit zu Thomas Danneberg stimmlich herstellen aka eine Imitation geben. Anders würde er noch weniger drauf passen.
Man kann Kaspar Eichels Besetzung für "Rolf-Schult-Schauspieler" gern kritisieren, weil es künstlerisch langweilig ist. Es ist aber nicht dieselbe Nummer wie ein Bernd Egger auf Schwarzenegger oder Stallone.
Man kann ja zu Eichel stehen wir man will, aber er hat an keiner Stelle Schult imitiert. Gerade Anfang der 00er waren beide stimmlich sehr ähnlich, so das man sie leicht verwechseln konnte. Und zumindest auf Patrick Stewart war er schob ein "sinnvoller" Nachfolger (Ernst Meincke war zu den Zeitpunkt Gesundheitlich sehr angeschlagen). Das Eichel in den letzten Jahren zum Lückenfüller für alles über 70 wurde, dafür kann er ja nicht wirklich was. Es liegt mehr an der Kreativlosigkeit der verantwortlichen.
Eichel ist nicht erst in den letzten Jahren zum Lückenfüller geworden, sondern war es die gesamte Zeit, seitdem er erstmals als Schult -Double eingesetzt wurde. Allerdings nicht nur für Schult, sondern erst Ü60, dann Ü70 per se. Dennoch sind Performances mit großem Wiedererkennungswert aber unterdurchschnittlich selten, was Bodo Wolf z. B. gegenüber ihm hervorhob, der auch viele Lücken füllte.
Dass Altersunterschiede eine riesen Rolle spielen, werde ich hier nicht ausdiskutieren. Der beste Russell Crowe war Thomas Fritsch, der beste Walter Matthau war Wolfgang Lukschy. Und wenn deutlich älter geht, kann man auch die umgekehrte Variante nicht generalisierend negieren. Das beste Beispiel - inklusive "Drücken" - ist Wolfgang Hess für Bud Spencer. Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der das daneben fand. Natürlich spielt Egger nicht in dieser Liga, allerdings wirkt er für Arnie tatsächlich weniger hölzern als Eichel als Schult-Ersatz, da man ihm anmerkt, dass er Bock hat und was er sich bei seiner Interpretation denkt.
Ob es jetzt die ganz große Kunst ist, weniger hölzern als Eichel rüber zu kommen, steht meinetwegen auf einem anderen Blatt, und beweist darüber hinaus natürlich erstmal nix.
Zwingmann war übrigens auch allemal besser, als ich befürchtet hatte. Und das sogar ohne krasses Stimmeverstellen, trotz riesen Altersunterschied.
Je jünger der Sprecher ist, desto schwerer wird es sicherlich. Allerdings siegt Lebendigkeit in der Darbietung generell immer über das Hölzerne. Gleichaltrigkeit ist daher niemals ein grundsätzlicher Bonuspunkt.
Zitat von Jacques Naurice im Beitrag #29Zwingmann war übrigens auch allemal besser, als ich befürchtet hatte. Und das sogar ohne krasses Stimmeverstellen, trotz riesen Altersunterschied.
Er klingt halt so, wie Helmut Krauss wahrscheinlich Anthony Hopkins interpretiert hätte.