Der Vater der eigen Besetzungen wird wohl Arne Elsholtz sein. Der sich so quasi auf: Bill Murray, Tom Hanks, Kevin Kline und Eric Idle, selbst entdeckt hat. Ich stehe der Thematik immer etwas Zwiegespalten entgegen, aber natürlich gibt es hier immer Positiv und Negativ.
Sven Hasper ist jemand, der sich meistens nur auf kleinere Rollen besetzt und wenn er eine größere hat, ist es immer passend. Wie beispielsweise T.J. Thyne in "Bones".
Boris Tessmann hingegen spricht schon öfters eine größere Rolle. In kleineren Produktionen nicht selten die Hauptrolle, aber auch hier musss man zugestehen, das er sich gut einschätzen kann. Das wirkt zwar manchmal etwas einfallslos, aber gestört hat es mich noch nie.
Hingegen ein Negativ Beispiel ist wohl Ronald Nitschke. Es ist schon ein altes Meme hier im Forum, aber ein Talent für eigen Besetzung hat er wirklich nicht.
Rene Dawn-Claude war wohl gerade für einige Zeit sehr dafür bekannt, dass er sich gerne selbst im Hauptcast oder zumindest auf wichtigen Nebenrollen besetzt. Was mich allerdings selten gestört hat, da es wie du bei Boris Tessmann: "Das wirkt zwar manchmal etwas einfallslos, aber gestört hat es mich noch nie.". Rene Dawn Claude kann sich auch sehr gut einschätzen und ich mag seine Stimme auf sehr vielen seiner Charakteren. Und Vinland Saga zeigt ja sehr gut, dass er auch verzichtet, wenn er es nicht passend findet.
Ein Positiv-Beispiel, das mir einfällt, ist Bernhard Völgers Selbstbesetzung auf die Hauptrolle in Black Butler. Er ist ein komplett anderer Stimmtyp als der Originalsprecher, funktioniert aber erstaunlich gut.
Ein ähnlich schlechtes Händchen wie Nitschke hatte m.E. Hans-Jürgen Wolf. Besonders in Serien hat er sich sehr oft auf eine der Hauptrollen besetzt und dabei kam dann so Quatsch wie seine Selbstbesetzung für Damian Lewis in "Band of Brothers" heraus.
Aus den Interviews, die ich von Rene Dawn-Claude gehört habe merkt man auch, dass er in Sachen Selbstbesetzung auf größere (Haupt-)Rollen eher zurückhaltend ist und da schon durchdacht ist. Wenn die Zweitmeinung von anderen auch positiv ausfällt oder es vom Auftraggeber auch so gewünscht ist besetzt er sich am Ende auch selbst auf die eine Rolle. So nimmt das wie ich finde auch insofern nicht Überhand, dass es irgendwann willkürlich wird.
Den Eindruck hab ich teils bei Ronald Nitschke. Da wirkt es wiederum so, dass er sich einfach selber auf die Hauptrolle besetzt, weil er es als Regisseur kann und auch niemand da groß interveniert. So kommen dann auch Selbstbesetzungen wie für Christoph Waltz in der Zweitsynchro zu "The Zero Theorem" zustande. Da dürften selbst Leute, die für Waltz lieber jemand anderes hören wollen als er selbst ein Problem mit haben.
Zum eigentlichen Thema: Da gibt es schon recht viele Regisseure, die sich selbst besetzen. Sind aber oftmals nur Nebenrollen oder irgendwas im Esemble bzw. auf einer Minirolle mit vielleicht 1-2 Takes. Auch Elsholtz hat sich nicht immer auf Hauptrollen besetzt. Oftmals waren das bei ihm mehr markante Nebenrollen, wo er mit seiner markanten Stimme und Spiel auch der Rolle nochmal mehr Präsenz verlieh. Er konnte sich aber auch gut zurücknehmen, wenn mal irgendeinen TV-Moderator oder Radiosprecher abgab. Wenn man Elsholtz da direkt raushörte hatte das dann immer so Ein "Cameo"-Feeling.
Tom Deininger fand ich bei seinen Selbstbesetzungen übrigens auch in Ordnung. Hat sich da auch gerne entsprechend seiner geläufigen Rollenklischees auf die er von anderen auch schon gerne besetzt wurde besetzt wie mir etwa in "Disney's Große Pause" oder "Bean - Der ultimative Katastrophenfilm" aufgefallen war.
Bei ihm muss ich sagen, dass er diesbezüglich aber fast immer den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Ich vermisse ihn bis heute als Reverend Lovejoy, Sideshow-Bob und Dr. Nick.
In "Fluch der Karibik" besetzte Lutz Riedel sich selbst auch Jonathan Pryce. Gut, er hatte ihn Jahre vorher schon unter Andreas Pollaks Regie synchronisiert, trotzdem fällt es etwas auf, da Lutz Mackensy zuvor mehrere Einsätze gehabt hatte. In der etwa um diese Zeit entstandenen Neusynchro von "Robin Hood - König der Diebe" übernahm er auch Alan Rickman. Hier muss man allerdings sagen, dass dieser zu diesem Zeitpunkt keinen Stammsprecher hatte (Bernd Rumpf kam etablierte sich erst danach, Erich Hallhuber - der es ansonsten vielleicht geworden wäre - war gerade verstorben) und Peter Fricke aus der Kinofassung a) Münchner war und b) eher sporadisch synchronisierte.
Zitat von dlh im Beitrag #5Ein ähnlich schlechtes Händchen wir Nitschke hatte m.E. Hans-Jürgen Wolf
Wobei ich allerdings sowohl Hans Jürgen Wolf in Band of Brothers als auch Ronald Nitschke in Narcos rollenbezogen garnicht mal sooo daneben fand. Da war Thomas Wolff in BoB zum Beispiel noch schlimmer
Um mal ein Gegenbeispiel zu verwenden: Tobias Meister ist mir als Hochkaräter unter den Regisseuren tatsächlich noch nie als einer aufgefallen, der sich gerne in tragenden Hauptrollen selbst besetzt. Selbst bei Schauspielern, bei denen er in Frage gekommen wäre, etwa Robert Downey Jr. oder Russell Crowe entschied er sich letztendlich für jemand anderes. Meist übernimmt eher unwichtige "Wenig-Take-Rollen" in den von ihm bearbeiteten Filmen.
Sowohl bei Combrinck als auch bei Meister fällt mir auf jeden Fall ein gegenteiliges Auwei-Beispiel ein: Ivar Combrinck als Leonard Nimoy Tobias Meister als Yoda
An Meisters Yoda-Besetzung habe ich interessanterweise während das Verfassens auch gedacht, aber ich bin irgendwie davon überzeugt, dass es sich um eine Star-Wars-typische Order von "weit oben" handelt. Sonst hätte er doch auch schon im ersten Teil Yoda übernehmen können.