Das Thema kommt in letzter Zeit öfters auf und wird heiß diskutiert, da sich auch eindeutig ein Trend in der Branche zeigt. Und deswegen will ich mal in die Runde fragen, wann für euch solche Besetzungen am besten und/oder überhaupt funktionieren.
Ich würde das Thema nochmal in zwei Bereiche teilen.
1. Rollenbedingte Besetzungen
Diese Besetzungsart stirbt gefühlt aus, da sie oftmals von "künstlerisch anspruchsvollen" Regisseuren wie einen: Wolfgang Ziffer oder Heinz Freitag, genutzt wurde. Und diese leider immer weniger existieren. Das Paradebeispiel dürfte hierbei Heinz Freitag und Wolfgang Condrus sein. Beide haben oftmals Zusammengearbeitet und nicht selten war Condrus, mindestens 15-20 Jahre älter besetzt. Aber das hat praktisch in allen Fällen funktioniert, da Freitag einfach ein Gespür für rollenbedingte Besetzungen hatte.
2. Feste Besetzungen
Das ist natürlich eine andere Sache und kann leider im Alte oftmals nach hinten losgehen. Hier können praktisch nur 10 Jahre ausreichen und es klappt nicht mehr. Natürlich gibt es hier auch Gegenbeispiele, wie ebenfalls ein Condrus zeigt. Oder Tanja Dohse auf Jennifer Morrison mit immerhin 14 Jahre Unterschied. Aber ein Randolf Kronberg auf Eddie Murphy, hätte wohl auch nicht mehr länger gepasst (egal wie man zu DSF steht). Oder Egger als Danneberg Ersatz (ohne bitte eine Grundsatzdiskussion zu starten) dürfte im weiteren Verlauf auch immer Fehlbesetzte werden.
Generell wurde und wird aktuell nicht auf das Alter der Schauspieler, sondern viel mehr auf das stimmliche Alter geachtet. "Ich hab Falten an meinem Arsch, aber meine Stimme ist so glatt wie ein Babypopo", hat mal ein bekannter Synchronsprecher gesagt. Dem stimme ich nur bedingt zu. So hört man doch selbst bei dem immer noch jugendlich klingenden Philip Moog, um mal ein Beispiel zu nennen, eine gewisse Reife raus. Bleiben wir mal bei Moog. Auf Orlando Bloom eine tolle Rollenbesetzung auf Legolas. Außerhalb des Herr der Ringe-Universums will er aber nicht richtig funktionieren. Es kommt also auch auf das Genre und den Film an. Lächerlich wird's dann, wenn man bekannte Altstars mit jungen Hüpfern besetzt, die eine Fantasia-Ähnlichkeit mit der früheren Feststimme haben.
Man sollte vielleicht hinzufügen, dass in historischen Rollen, bzw. Historienfilmen Altersunterschiede weit weniger auffallen als in gewöhnlichen Filmrollen. Ich behaupte mal: hätte man 2004 Ronald Nitschke auf Brad Pitt in "Troja" wäre das mit Sicherheit überzeugender gewesen, bzw. hätte besser funktioniert, als wenn man ihn Pitt in "Ocean's" hätte sprechen lassen.
Grundsätzlich kann man das mit den Altersunterschiede aber gar nicht so pauschal sagen. Zwischen Gerrit Schmidt-Foß und Leonardo DiCaprio liegen bspw. nur 1 Jahr und trotzdem empfinde ich GSF in Filmen aus dem Zeitraum zwischen 2008 bis so 2013 ein bisschen zu jung für den dann plötzlich nicht mehr bubihaften DiCaprio. Mittlerweile hat sich das wieder gelegt, da GSF in Sachen Stimmreife ziemlich nachgezogen hat, aber es gab mal die Phase wo sich die beiden ein wenig auseinanderdividiert haben. Ähnlich müssen es auch die Verantwortlichen gesehen haben, als sie GGH von Connery abzogen - beide trennten nur ein Jahr. Im Falle Kronbergs war es hingegen so, dass sich beide "in der Mitte getroffen haben". Murphy wirkte zu Beginn seiner Karriere sowohl optisch als auch verhaltenstechnisch viel älter und reifer als er eigentlich war und Kronberg klang passenderweise eine lange Zeit viel jünger als er eigentlich war. Interessant finde ich die Situation bei Tom Hanks: Elsholtz war auch 12 Jahre älter als er, es passte aber dank seiner damals noch recht junggebliebener Stimme (ähnlich wie bei Kronberg). Allerdings hat er Hanks auch irgendwie immer ein wenig älter wirken lassen, wodurch TNW, der nur 6 Jahre jünger als Hanks ist gefühlte 15 Jahre zu jung klang.
Vielleicht ist letzteres Beispiel auch die Quintessenz: ich glaube ein zu alter Spreche funktioniert eher, als ein zu junger Sprecher - abgesehen von Rollenbesetzungen á la "Rain Man" usw.
Zitat von Ludo im Beitrag #4Ich behaupte mal: hätte man 2004 Ronald Nitschke auf Brad Pitt in "Troja" wäre das mit Sicherheit überzeugender gewesen, bzw. hätte besser funktioniert, als wenn man ihn Pitt in "Ocean's" hätte sprechen lassen.
Nitschke wäre für mich allerdings auch in Troja eine totale Fehlbesetzung gewesen.
Zitat von Ludo im Beitrag #4Interessant finde ich die Situation bei Tom Hanks: Elsholtz war auch 12 Jahre älter als er, es passte aber dank seiner damals noch recht junggebliebener Stimme (ähnlich wie bei Kronberg).
Nur leider funktionierte die Kombi dann ab 2006 durch Elsholtz' drastische Stimmveränderung überhaupt nicht mehr... Aber das Thema wurde ja schon zur Genüge durchgekaut.
Unpopuläre Meinung meinerseits: TNW passt besser zu Hanks als Elsholtz selbst in seinen letzten Jahren. In dem Fall finde ich eine "zu junge" Stimme sogar tatsächlich ein wenig besser als eine "zu alte" - solange es sich nur um ein paar Jahre handelt.
Also ich hätte Nitschke ganz interessant gefunden vor allem weil ich Keßler in der Rolle als maximal überzeichnet empfinde...aber gut, auch das wurde bestimmt schon x-mal durchgelabert.
Ich finde TNW zu jung und vor allem viel zu dynamisch für Hanks. Bei TNW schwingt für mich immer sowas Gehetztes in der Stimme mit...da lob ich mir doch die gute alte Elsholtz-Besetzung
Aber hier soll es ja eigentlich um was anderes gehen