Immer wieder geschieht es, dass, wenn die Regie innerhalb einer Serie wechselt, sich auch die Charaktere verändern, selbst wenn die Sprecher bleiben.
Ironischerweise bin ich auf diesen Thread gar nicht durch eine Serie gekommen, sondern durch die geschnittenen Szenen aus "Harry Potter und der Orden des Phoenix". Auch wenn die Synchronisation der Deleted Scenes sehr löblich ist (leider fand es bei diesem Film letztmalig statt), ist das Endergebnis hier so mangelhaft, dass ich den Verdacht habe, Frank Schaff saß ausnahmsweise nicht im Regieraum. Zwar konnten sämtliche Originalsprecher verpflichtet werden, aber sie fanden nicht in ihre Rollen. Wolfgang Hess klingt äußerst kühl und distanziert, der Bruch zum sanften und schuldbewussten Tonfall der folgenden Filmszene könnte mit einem anderen Sprecher kaum größer sein; und selbst Christina Höltl fand trotz längerer zusammen hängender Szene kaum in ihre alte Rolle zurück. In der weitaus längeren Zeit zwischen den einzelnen Filmen gelang das viel besser, weshalb ich glaube, dass hier ein Regisseur am Werk war, der von der Handlung keine Ahnung hatte.
Typisches Beispiel ist die Gummibärenbande, wo nach dem Regiewechsel Klaus Kindler und Eva-Maria Lahl deutlich mehr chargierten als vorher - was den Figuren nicht so gut tat.
Und besonders krass ist es bei den Simpsons - unter Combrincks Regie wurde Gastells Kieksen immer stärker; als aber Homers Bruder wieder auftrat, kiekste der plötzlich, während Homer mit seiner längst verflossenen tiefen Stimme sprach wie seinerzeit bei Rabe (eine blödsinnige Entscheidung).
Apropos Rabe: Wie Riethmüller zuvor holte er Kursawe als Daffy Duck für "Die schnellste Maus von Mexiko", aber das Lispeln kam hinzu, vor allem war seine Interpretation viel gesetzter. Dass es nicht an Kursawe lag, zeigen die Mitte der 80er entstandenen MGM-Synchros, wo er abdrehen durfte, als hätte er drei Kannen Kaffee getrunken.
Und schließlich noch das traurige Beispiel der Olsenbande: Trotz mehrerer Regiewechsel blieben die Charaktere gewahrt - erst Hasso Zorn beim letzten Film hörte nicht auf seine seit Jahrzehnten mit den Figuren verbundenen Schauspieler, was sich hörbar auswirkte.
Ein Regiewechsel bringt immer Vor- und Nachteile. Es gibt aber auch Fälle, wo ein Wechsel eine positiven Effekt haben. Leider fällt mir gerate kein Beispiel ein.
Ich frage mich, wie man es organisiert, wenn mehre Regisseure an einer Serie parallel arbeiten. Zum Beispiel bei der Serie "Marvel's Cloak & Dagger" waren bei bisher 6 gezeigten Folgen bereits 5 Dialogregisseure beteiligt. Witzig dass es bisher aber nur 2 Dialogbuchautoren waren.
Gibt es da ein Zusammentreffen/Übereinkünfte, wo sich Dialogregisseure, Dialogbuchautoren und Sprecher auf eine Linie einigen?
Zitat von Melchior im Beitrag #2Gibt es da ein Zusammentreffen/Übereinkünfte, wo sich Dialogregisseure, Dialogbuchautoren und Sprecher auf eine Linie einigen?
Frag ich mich auch und würde mich mal brennend interessieren. Bei der Anime-Serie "Detektiv Conan" waren auch mehrere Dialogregisseure (und auch -autoren) beteiligt. Nun gut. Zwar für deutlich mehr Folgen, aber ich war im Nachhinein schon sehr überrascht wie das trotz allem immer noch aus einem Guss wirkte. Lediglich Tobias Müller hat im laufe der Serie Conan etwas höher gesprochen, was ich aber eher mit seiner tiefer gewordenen Stimme in Verbindung brachte.
Da wäre es auch interessant zu wissen, ob der eine Regisseur vom Vorgänger eingeweiht wird, wie er das bisher so gemacht hat oder derjenige sich einfach die letzten Arbeiten angesehen hat und sich daran entsprechend orientiert hat.
Edit: Hab ja vergessen, dass sicherlich die Redaktion des ausstrahlenden Senders oder Supervisor da noch ein Wörtchen mitzureden haben. Vielleicht ist das in solchen Fällen die Schnittstelle, wo man sich auf eine gemeinsame Linie einigt, sodass es bei mehreren Regiewechsel etc. zu keinerlei Brüchen kommt. Ist natürlich aber auch keine Garantie, wenn ein Regisseur eine andere Ansicht bezüglich der Interpretation einer Rolle hat wie man an den Beispielen im Eingangspost lesen kann.
Zitat von Melchior im Beitrag #2Es gibt aber auch Fälle, wo ein Wechsel eine positiven Effekt haben. Leider fällt mir gerate kein Beispiel ein.
"Neon Genesis Evangelion", ist ein gutes Beispiel dafür. Zwar ist die Serie unter Frank Schröder, schon wirklich gut Synchronisiert. Allerdings, sind die Filme unter der Regie von Stefan Wellner, nochmal ein Stück besser. Der größte Minus Punkt, bei der Serie ist halt, dass die Namen, die ganze Zeit falsch ausgesprochen werden. Was sicherlich daran liegt, dass man die Englische Version hatte und nicht die Japanische. Aber auch, die Sprecher und die Art, wie sie ihre Charakter sprechen, gefällt mir unter Wellner besser. Beispielsweise, spricht Hannes Maurer, Shinji viel Ruhiger und vor allem tiefer, als in der Serie. Oder Erich Räuker spricht Gendo, auch nicht mehr so gereizt, sondern viel entspannter.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #1Immer wieder geschieht es, dass, wenn die Regie innerhalb einer Serie wechselt, sich auch die Charaktere verändern, selbst wenn die Sprecher bleiben. (...) Typisches Beispiel ist die Gummibärenbande, wo nach dem Regiewechsel Klaus Kindler und Eva-Maria Lahl deutlich mehr chargierten als vorher - was den Figuren nicht so gut tat. (...) Und besonders krass ist es bei den Simpsons - unter Combrincks Regie wurde Gastells Kieksen immer stärker; als aber Homers Bruder wieder auftrat, kiekste der plötzlich, während Homer mit seiner längst verflossenen tiefen Stimme sprach wie seinerzeit bei Rabe (eine blödsinnige Entscheidung). (...) Und schließlich noch das traurige Beispiel der Olsenbande: Trotz mehrerer Regiewechsel blieben die Charaktere gewahrt - erst Hasso Zorn beim letzten Film hörte nicht auf seine seit Jahrzehnten mit den Figuren verbundenen Schauspieler, was sich hörbar auswirkte.
Es gibt zig Serien wo die Regie abwechselt und keine Unterschiede im Charakter wahrnehmbar sind.
Chicago Fire hat 6 Regisseure Chicago Med hat 2. Bei AoS gibt es auch 4, und sogar 11 Dialogbuchautoren. The Flash hat auch 4. Nur so kurz als Beispiel und bei keinem merkt man einen Charakterwechsel
Wenn allerdings mehrere Regisseur zur gleichen Zeit an einer Serie arbeiten, ist es nach meiner Erfahrung ohnehin üblich, sich auf die Sprecher bis zu einem gewissen Grad zu verlassen.
Weiß nicht, ob das so richtig hierher passt, da auch verschiedenen Synchronphasen, aber am Beispiel von "Tennisschläger und Kanonen" kann man das bei Edgar Ott (für Bill Cosby) sehr gut beobachten. Während er bei Brunnemann noch ziemlich den Schalk im Nacken hat und recht flapsig spricht, ähnlich zehn Jahre später noch bei Michael Richter, spricht er dann nochmal fünfzehn Jahre später bei Thomas Keck sehr gebremst und gemäßigt. Bei Christian Rode trifft ähnliches zu.
Könnte man die beiden Threads nicht zusammenlegen? Denn die meisten der im letzten Jahr angeführten Beispiele dürften in der Tat auf unterschiedliche Regie zurückzuführen sein (wobei Stefan mit Wolfgang Hess´ Obelix-Interpretationen ein Gegenbeispiel genannt hatte).
Zitat von Silenzio im Beitrag #8Weiß nicht, ob das so richtig hierher passt, da auch verschiedenen Synchronphasen, aber am Beispiel von "Tennisschläger und Kanonen" kann man das bei Edgar Ott (für Bill Cosby) sehr gut beobachten. Während er bei Brunnemann noch ziemlich den Schalk im Nacken hat und recht flapsig spricht, ähnlich zehn Jahre später noch bei Michael Richter, spricht er dann nochmal fünfzehn Jahre später bei Thomas Keck sehr gebremst und gemäßigt. Bei Christian Rode trifft ähnliches zu.
Um über den potentiellen Einfluss des Regiewechsels Vermutungen anstellen zu können, müsste man eigentlich den Zeitfaktor neutralisieren. Mindestens so etwas wie der Zeitgeist dürfte dabei auch eine gewisse Wirkung haben. Umgekehrt wären dann in dem Falle Beispiele interessant, wo ein markanter Zeitabstand zwischen den verschiedenen Synchronphasen wenig bis gar nicht auffällt (z.B. Friedrich Schütter für Ben Cartwright, wo ich große Probleme hätte, allein aufgrund seiner Performance den Zeitpunkt der BONANZA-Synchro zu identifizieren).
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #7Wenn allerdings mehrere Regisseur zur gleichen Zeit an einer Serie arbeiten, ist es nach meiner Erfahrung ohnehin üblich, sich auf die Sprecher bis zu einem gewissen Grad zu verlassen.
Sag doch einfach direkt, dass du bei all den vorgenannten Serien letztlich einfach GAR KEINE Regie vermutest.
Zitat von berti im Beitrag #9Könnte man die beiden Threads nicht zusammenlegen? Denn die meisten der im letzten Jahr angeführten Beispiele dürften in der Tat auf unterschiedliche Regie zurückzuführen sein (wobei Stefan mit Wolfgang Hess´ Obelix-Interpretationen ein Gegenbeispiel genannt hatte).
Das hatte ich gar nicht mehr im Kopf. Wobei bei den beiden Asterix-Filmen auffällt, dass im ersten fast durchweg eine sehr gemütliche Sprechweise vorherrscht, während im zweiten alle ziemlich aufgekratzt sind. Ob es da eine gewisse Kritik vom Verleih gab? Aber das ist nun wirklich spekulativ ...
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #13Das hatte ich gar nicht mehr im Kopf. Wobei bei den beiden Asterix-Filmen auffällt, dass im ersten fast durchweg eine sehr gemütliche Sprechweise vorherrscht, während im zweiten alle ziemlich aufgekratzt sind. Ob es da eine gewisse Kritik vom Verleih gab?
Eventuell; du selbst hattest die Synchro ja mal als zu großen Teilen "dünnblütig" bezeichnet und Panczaks Leistung als eine der Ausnahmen bezeichnet. Aber beim zweiten Film ist mir das mit dem "aufgekratzt" in erster Linie nur bei Hess aufgefallen; bei Neugebauer war das Gebrüll durch die Vorlage vorgegeben, Röbke und Grimm chargierten sowieso meistens. Lichtenfeld, Reiner, Reichelt, Gastell und selbst der eigentlich für Überzeichnungen typische Habeck klangen dafür relativ normal.
Sicher ist vieles schon von der Vorlage so vorgegeben, aber selten habe ich bspw. Horst Sachtleben so wettern hören wie in der Tower-Szene (oder als winzige Charge Troubadix).