Ich habe mich jetzt mal durchgekämpft durch den Kitsch
"Die Prinzessin von Cleve" (La princesse de Clève)
Kino: 27.10. 1961
verschollen (obwohl noch 1971 im DFF ausgestrahlt)
Neusynchronisation: Arena Synchron, Berlin 1992
Dialog und Regie: Ulli Kinalzik
Prinzessin von Clève Marina Vlady Bettina Weiss
Herzog von Nemours Jean-Francois Poron Udo Schenk
Prinz von Clève Jean Marais Klaus Sonnenschein
König Heinrich II. Raymond Gèrôme Christian Rode
Caterina von Medici Lea Padovani Monica Bielenstein
Diana von Poitiers Annie Ducaux Sonja Deutsch
Dauphine Renèe-Marie Potet Marina Krogull
Vidame de Chartres Henri Piègay Peter Reinhardt
Der Zwerg Piéral Ulli Kinalzik
Botschafter Anthony Stuart Jürgen Zartmann
Kurz vor Ende musste ich schmunzeln, als Marina Vlady den Satz sprach: "Finden Sie nicht, dass es schönere Rollen für mich gibt als die einer leidenden Frau?"
Sollte man da einen Anfall von Selbstironie (bei wem auch immer) vermuten?
Film und Vorlage sind nicht gut gealtert - schnulzig, steif, statuarisch - nach dem originellen Vorspann und der ersten Einstellung war Delannoys Phantasie komplett aufgebraucht. Einzig Renèe-Marie Potet und Piéral brachten Leben hinein, alle anderen waren durch ihre Rollen zur Steifheit gezwungen (Vlady, Marais), ihnen fehlte das Spielfutter (Gèrôme) oder gänzlich das Können (Poron).
Die Neusynchro klingt blass, aber nicht allzu modern (Schenk macht seine undankbaren Rolle sogar interessanter), aber Sonnenschein für Marais will mir nicht gefallen. Er kommt zwar der Originalstimme recht nahe, macht ihn aber völlig beliebig. Die Mellies-Brüder oder Manfred Wagner - allesamt mit Marais-Erfahrung - hätten zweifellos noch gepasst und ihn authentischer gemacht. So funktioniert leider die originelle Besetzung, Marais, der kurz zuvor als "Le Capitan" und wenige Jahre später als "Fantomas" ein Sinnbild vitaler Männlichkeit abgab, hier als steifen Ehemann zu erleben, der sogar weinen darf, im Deutschen nicht mehr. Aber die klassische Synchro hat hier auch kaum mehr bewirken können.
Ein Rätsel sind mir die jungen Frauenstimmen. Vlady klingt wie ein 20 Jahre jüngeres Double von Traudel Haas - ich glaube sogar, dass ich diesen Vergleich schon mal gebracht habe, aber ich weiß nicht mehr bei wem ...
Gruß
Stefan