Erst-Verleih: Constantin Filmverleih GmbH; München Deutsche Erstaufführung: 22.02.1957
Deutsche Bearbeitung: UFA (1957) Dialogregie: ?? Deutsches Buch: ??
Esmeralda Gina Lollobrigida Gisela Trowe Quasimodo Anthony Quinn Wolf Martini Capitaine Phoebus de Chateaupers Jean Danet Siegmar Schneider Claude Frollo Alain Cuny Ernst Wilhelm Borchert Gingoire Robert Hirsch Fleur de Lys Danielle Dumont Clopin Trouillefou Philippe Clay Gert Martienzen Jehan Frollo Maurice Sarfati Hans Clarin König Louis XI Jean Tissier Siegfried Schürenberg Aloyse de Gondelaurier Valentine Tessier Charmolue Jacques Hilling Klaus Miedel Guilaume Rousseau Jacques Dulfilho Mathias Hungadi Roger Blin Falourdel Marianne Oswald Torterue Roland Bailly Erzähler ??
Ohne Angaben:
„Sensenmann“ Walter Bluhm Mutter von Phoebus Braut Ursula Krieg Richter Konrad Wagner (?) Pipin Walter Bluhm Arogoure Otto Stoeckel Pfarrer Friedrich Joloff sowie Gerd Duwner
Das Problem bei diesem Film ist die Zuordnung der Rollen. Der Streifen ist in Frankreich bei Studio Canal+ auf DVD erschienen mit französischem und deutschem Ton. Für die deutsche Tonspu wurde hierbei eine echte deutsche Stereokopie aus den 50er Jahren verwendet. Sehr empfehlenswert !
Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Rolf
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Gast
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Beiträge:
27.07.2004 14:47
#2 RE:DER GLÖCKNER VON NOTRE-DAME (F/I 1956/DF 1957)
Hallo Christoph, Deine Vermutung bei DER MANN MIT DER GRÜNEN NELKE war richtig. Es waren Edgar Flatau (Dialogregie) und die Rank Synchron-Prod. Berlin (Angaben aus der IFB). Zu Deinen kürzlichen Anfragen gleich noch als „Sammler“: DIE HALTLOSEN Billy Daniels – nicht Paul, sondern Konrad Wagner habe ich mir notiert, Ray Anthony wurde von Hans-Dieter Zeidler synchronisiert; DER GLÖCKNER VON NOTRE-DAME Darsteller des Richters war Camille Guérini. Ob es K. Wagner war, kann ich nicht sagen, habe nur Aufzeichnungen zu den ersten vier Hauptdarstellern. Beste Grüße, Rolf Text
Der franz. Komiker Robert Hirsch wurde meinen Ohren nach von Paul Edwin Roth synchronisiert. Robert Hirsch kennt man aus der Klamotte AUCH GROSSE SCHEINE KÖNNEN FALSCH SEIN (Monnaie du Singe, Fr./It./Sp. 1965.) Da wurde er von Deinem großen Idol Georg Thomalla synchronisiert. Paul Edwin Roth, das wirst Du wissen, ist das Kriegsheimkehrerstück „Draussen vor der Tür" von Wilhelm Borchert gewidmet, diesesmal nicht Staatschauspieler Ernst Wilhelm Borchert, sondern der Dramatiker. Warum er das getan hat, weiß ich nicht. Du etwa? Vielleicht Kameraden aus der Armee...
P.E. Roth hatte bis auf Michel Bouquet in den Chabrol-Filmen der 70er nie einen festen Darsteller, aber die Liste derer, die ihm oblagen, liest sich schon imposant: J. Wayne, Montand, Marais, G.Ford, Belmondo, Barrault, Mastroianni, Steiger, Garner, Robards jr., T. Curtis, etc. Und Monty Clift.
Grüße v. Karsten
Zitat aus AUCH GROSSE SCHEINE KÖNNEN FALSCH SEIN Alberto Closas alias Arnold Marquis: "Nietzsche hat gesagt - wie hat er doch so richtig gesagt: 'Ein Mensch, der Gewissensbisse hat, ist wie ein Hund, der auf einen Stein beißt.'" Robert Hirsch alias Georg Thomalla: "Ein anderer Steinbeißer hat gesagt: 'Wenn die Götter Dir den Becher gefüllt haben, spucke nicht in denselben!"
Borcherts Stück "Draußen vor der Tür" ist meines Wissens nach nicht Paul Edwin Roth, sondern dem Schauspieler Hans Quest gewidmet, der die Rolle des Kriegsheimkehrers Beckmann in der Uraufführung des Stückes so überzeugend verkörperte, dass Borchert ihm das Stück widmete. (Borchert selbst erlebte die Uraufführung nicht mehr, hatte mit Quest während der Vorbereitung auf seine Rolle als Beckmann aber intensiv zusammengearbeitet.) Quest wurde im übrigen zeit seines Lebens mit dieser Rolle identifiziert. Man nahm es ihm übel, dass er danach vorwiegend in gehobenen Unterhaltungsstücken und - filmen auftrat, bzw. diese inszenierte.
Wie kann man sich so vertun. Peinlich für mich. Du hast natürlich recht.
Hoerverlag.de: „Beckmann, der Frontsoldat, kehrt heim. Die Kniescheibe zerschossen. Elf gefallene Kameraden auf dem Gewissen. Drei Jahre Sibirien in den Knochen. Von Frau und Liebhaber aus dem Hause gejagt, will Beckmann verzweifelt ins trübe Elbwasser. Doch das Leben holt Beckmann mit seinem schönsten Lächeln zurück ... Wolfgang (au weia- auch noch ein Fehler von mir, Wilhelm, mein Modem ist verqualmt, der Compy hat seinen Geist aufgegeben, alles auf Anfang - sorry, Besserung) Borchert, 1921 - 1947, verfasste mit "Draußen vor der Tür" das bedeutendste Stück deutscher Trümmerliteratur. Es hat bis heute nichts von seiner Brisanz eingebüßt. Das Hörspiel "Draußen vor der Tür" wurde 1947 vom NWDR produziert. Beckmann wird gesprochen von Hans Quest, dem Wolfgang Borchert die Rolle auf den Leib schrieb." (aus dem Netz.)
Quest hat auch die Uraufführung unter Liebeneiner 1947 gespielt (auch als Kinofilm LIEBE '47 steht im „Schauspieler Lexikon der Gegenwart"/Langen Müller 1986) OK. Nach solch einem faux-pas glaubt einem sowieso niemand mehr etwas fortan. Es war aber trotzdem P.E. Roth für Robert Hirsch im GLÖCKNER. Und Roth hat den Beckmann gegeben, sicher. Dann eben in einem TV-Spiel. Ich habe jedenfalls ein Photo, wo er sich gerade diese Kriegsbrille abzieht.
Jedenfalls vielen Dank, Lars, für die Korrektur und Dein Wissensinput. (Nicht mein Tag.)
kleine Ergänzung: in LIEBE 47, der ersten Spielfilmproduktion der Filmaufbau Göttingen, spielte Karl John die Rolle des Beckmann. Paul Edwin Roth hat den "Beckmann" in Berlin am Theater gespielt.
Zitat von c.n.-tonfilm im Beitrag #1König Louis XI Jean Tissier Siegfried Schürenberg
Komischerweise spricht Schürenberg die Rolle mit einer gequetschten und höheren Stimmlage, die etwas an die Art erinnert, wie er Miles Malleson im "Hund von Baskerville" synchronisiert hat. Er klingt zwar (zum Glück!) nicht so quengelig und infantil wie für den Bischof, aber trotzdem wirkt es merkwürdig, da seine "normale" sonore Stimmlage absolut zu Jean Tissiers Aussehen und dessen Darstellung des Königs gepasst hätte. Ist das noch jemandem aufgefallen?
fortinbras
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gelöscht
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Beiträge:
17.03.2015 13:18
#8 RE: DER GLÖCKNER VON NOTRE-DAME (F/I 1956/DF 1957)
Kleine Ergänzung zur Originalbesetzung: der Erzähler ist der legendäre Theaterschauspieler Pierre Fresnay.
Höhepunkt des Filmes und der Synchronisation: Alain Cuny als Frollo mit der Stimme von Wilhelm Borchert.
Ein schauprächtiges Spektakel, so in sein Äußeres verliebt, daß der Inhalt kaum eine Rolle spielt. Anthony Quinn ist alles, nur nicht eindringlich und mit seinem Quasimodo hat man nie ein Mitgefühl. Immerhin: Gina Nazionale ist eine adäquate Esmeralda. Die beste, die je auf der Leinwand zu sehen war - aber nicht die optimalste Besetzung.
Einer der Filme, von dem ich nie weiss, warum man ihn als "Klassiker" bezeichnet. Ein aufdringlicher Buntfilm, der gegenüber dem Charles Laughton-Film stark abfällt und selbst der Neuverfilmung mit Anthony Hopkins unterliegt, die wirklich nicht so sonderlich gelungen ist.
Immerhin hält sich diese Verfilmung enger an die Vorlage als der Vorgänger und leistete sich in manchen Bereichen (Darstellung eines Kirchenmannes, eindeutig-zweideutige Aussagen, Verzicht auf ein Happy End) Freiheiten, die 1956 von einem Hollywoodfilm nicht zu erwarten gewesen wären.
Zitat von fortinbras im Beitrag #8Höhepunkt des Filmes und der Synchronisation: Alain Cuny als Frollo mit der Stimme von Wilhelm Borchert.
Dem kann ich nicht widersprechen, zumal Frollo hier nicht als echter Bösewicht, sondern eher als innerlich leidender und zerrissener Mann dargestellt wird, der am Ende von Schuldgefühlen gepackt wird und seinen Tod widerstandslos als Strafe akzeptiert. Dass Borchert so etwas perfekt rüberbrachte, war nicht anders zu erwarten. Übrigens musste ich durch Wikipedia zu meiner Überraschung festellen, dass Cuny damals bereits 48 war; ich hätte ihn um einiges jünger geschätzt, weshalb er mir zu jung wirkte, um als Quasimodos Ziehvater zu überzeugen. Borcherts Stimme korrigierte dieses optische Problem allerdings.
Das ist ein Film, den ich nicht in meiner Sammlung habe(n möchte). Ich habe Borchert in guter Erinnerung und bin unlängst wegen ihm und Cuny eine zeitlang drangeblieben, als der Film irgendwo nachmittags gezeigt wurde. Als Quasimodo dann auftrat, verging mir wieder die Lust am Weitersehen.
Also kann ich leider zu Roth und Schürenberg nichts sagen.
Bei allen Freiheiten und Zugeständnissen an Hollywoods Codex, der 1939er-Glöckner fängt die Atmosphäre von Hugos Roman ausgezeichnet ein, was dieser Fassung hier trotz deutlich werkgetreuerer Adaption nicht gelingt.
Auch wenn sie schon etwas zu alt gewesen wäre - meine Wunsch-Esmeralda wäre Anna Magnani gewesen.
1972 lief der Film in den DDR-Kinos, von der DEFA neu synchronisiert. Definitiv sind Annekathrin Bürger (Lollobrigida), Siegfried Voß (Quinn), Holger Mahlich (Hirsch), Dieter Wien (Danet) sowie Dagmar Nawroth (Regie), Edi Weeber-Fried (Dialog), Renate Rahner (Schnitt) und Helga Schwarz (Ton). Die weiteren Sprecher-Zuordnungen sind an der Reihenfolge der Originalschauspieler im Programm orientiert: Alain Cuny - Eberhard Mellies Valentine Tessier - Ruth Langner Danielle Dumont - Solveig Müller Jean Tissier - Siegfried Weiß Maurice Sarfati - Joachim Siebenschuh Jacques Hilling - Harald Halgart Jaccues Dufilho - Karl Sturm Roger Blin - Stefan Lisewski Marianne Oswald - Hanna Rieger Philippe Clay - Dietmar Richter-Reinick
Siegfried Voß in Berlin, Dieter Wien, Solveig Müller, Stefan Lisewski (und vermutlich auch Holger Mahlich). Auch ohne Programmhinweis kann man hier zweifellos die Handschrift von Nawroth erkennen.