Zitat von VanToby im Beitrag #224Ich weiß, es ist gemein. Aber ich hoffe sehr, dass man Ernst Meincke reaktiviert. Jürgen Heinrichs Stimmfarbe ist zwar inzwischen näher dran, aber ich bin mit ihm nie warm geworden.
Was soll daran gemein sein? Ernst Meincke war absolut top als Jack McCoy. Schlägt m. E. sogar Randolf Kronberg, weil er einfach noch besser zu Sam Waterston mit all seinen Nuancen passt. Meincke hat dermaßen viele Feinheiten getroffen, dass Du im Prinzip glaubtest, Waterston synchronisiert sich selbst.
Als Picard war Meincke m. E. immer im Schatten von Rolf Schult, aber hier ist es genau umgekehrt. Und das, obwohl er auch hier als "Nachfolge-Sprecher" kam.
Jürgen Heinrich hatte da Fußstapfen zu füllen, die Du im Grunde nicht füllen kannst. Und zudem auch zu wenig Zeit, um sich zu etablieren. Da Heinrich allerdings näher an Meincke dran ist, als Kronberg es war, finde ich ihn als "Plan B" jedoch vertretbar.
Ich gehe stark davon aus, dass bei den meisten Leuten, die Kronberg favorisieren, Kronberg auch der Erstkontakt mit der Rolle gewesen ist. Ich bin aber damals bei der ersten Farina-Staffel eingestiegen und wenn Du die Serie aus dieser Perspektive aufrollst, denkst Du dir bei den früheren Staffeln mit Kronberg tatsächlich "What?". Das kann niemand bewerten, der mit Kronberg "aufgewachsen" ist und vom entsprechenden Framing beeinflusst ist.
Geht einfach doch viel verloren und kommt auch merklich "dünner" rüber. Nostalgie in allen Ehren, aber Dagmar Dempe für S. Epatha Merkerson und Niels Clausnitzer für Jerry Orbach waren eine andere Hausnummer als Sam Waterston mit Randolf Kronberg, was den Faktor "legendär" angeht.
Kronberg war gut bis sehr gut, aber Meincke war halt spitze/kongenial und kommt optimal vom Gesicht. Dass Kronberg mit Blick auf den Klang des O-Tons durchaus Sinn macht, will ich gar nicht in Abrede stellen, aber mit Meincke "menschelt" McCoy einfach erheblich mehr und bekommt Alleinstellungsmerkmale.
Gemein, weil er inzwischen mehr als nur der kurze Einspringer ist, sondern seit dem immer wieder bemüht wurde.
Ich finde, man kann gar nicht so pauschal sagen, wer jetzt für Sam Waterston am besten war und gepasst hat. Dafür lief die Serie einfach zu lange, alle haben sich im Lauf der Zeit verändert, und das nicht gerade parallel. Auch die Zeichnung der Rolle selbst änderte sich. Und dann wurde bei der Synchronisation auch offensichtlich unterschiedlich intensiv gearbeitet.
In seinen besten Zeiten war Randolf Kronberg mMn der unerreichbar Beste. Er wurde wohl zum einen gecastet, weil er das Rollenbild gut erfüllte, das einer Art Männlichkeitsideal der 90er entsprach: fest im Leben stehend, klare Meinungen und diese auf dem Weg der Vernunft durchsetzend, insgesamt ursprünglich eher liberal, in manchen Dingen aber sehr entschieden bis pedantisch, Konflikte nicht scheuend. Und nebenbei das Leben auch noch genießend, wie man aus einigen Nebenbemerkungen über Beziehungen mit Kolleginnen heraushörte. (Aber Persönliches war in der Mutterserie die meiste Zeit ja immer nebensächlich.) Und dann einfach, weil er so überzeugend Reden halten konnte - und das in seinen Plädoyers auch oft bewiesen hat.
In späteren Jahren wurde das jedoch schwächer: Zum einen, weil ab Staffel 11 im Akkord synchronisiert werden musste, nachdem man lange pausiert hatte. Ich vermute, dass hier sogar mehrere Regisseure parallel arbeiteten, aber nicht folgenweise, sondern Atelier-weise. Der eine hat also z.B. alle Gast-Rollen mit Sprecher 1 aufgenommen, der andere nebenan alle mit Sprecher 2 ... Jedenfalls schwankt hier Randolf Kronbers Leistung sehr stark, und betont ab und an larifari oder einfach falsch, wie auch @John Connorschon einmal bemerkt hat. Es entsteht der Eindruck, dass man oft gar nicht mehr wusste, worum es eigentlich gerade geht.
Und in Staffel 13 war er inzwischen schon so angeschlagen, dass er einfach nicht mehr konnte. Seine Stimmlage hatte sich inzwischen stark verändert. Ironischerweise kam er durch den Verlust der Bruststimme auf gewisse Weise jetzt Waterstons höherer Stimme näher, und nahm sogar ein bisschen Waterstons eigene Änderung vorweg, dazu gleich.
So war es zu Ernst Meincke dann ein härterer Bruch, als es hätte sein können. Hätte dieser nur eine Staffel früher übernommen, wäre der Bruch kleiner gewesen. Ich fand die Idee damals auch sofort sehr naheliegend. Allerdings klang Ernst Meincke nicht nur gesünder, sondern zunächst einmal auch etwas steifer. Randolf Kronberg hatte in seiner Bestzeit so ultrakrass moduliert, dass Ernst Meinckes gesetztere Art dagegen abfiel. Es dauerte mMn eine Weile, bis er sich in die Rolle hineinfand und agiler wurde. In der Zeit wurde McCoy auch etwas ruhiger und zurückhaltender, als er schließlich Bezirksstaatsanwalt wurde, und am Ende schließlich kauziger. Das dürfte insbesondere stark an Sam Waterston selber liegen.
Jedenfalls war das dann wohl auch mit Grund für die Besetzung Jürgen Heinrichs, den ich im Gegenteil maximal weit entfernt vom klassischen Kronberg finde, aber auch ganz anders als Ernst Meincke war. Leider klingt er für mich immer ein bisschen von einem schmierigen Typen mit Stock im Arsch. (Ähnlicher Fall wie Peter Matic.) Super fand ich ihn daher für William Hurt in GOLIATH. Aber als McCoy... damit bin ich bis heute nicht warm geworden. In dem L&O-Film "Strafversetzt" traf man mit Rüdiger Evers übrigens eine recht ähnliche Interpretation. Noch kauziger ist er dann in den Jahren nach L&O geworden, wozu dann auch Achim Schülke wie in GRACE & FRANKIE passt. (Wohl mehr als eine Rollenbesetzung, sondern umgekehrt eine SW auf den Leib geschneiderte Rolle.)
Da sich inzwischen Ernst Meinckes Stimme auch ziemlich verändert hat, würde er Waterstons Kauzigkeit mittlerweile auch bedienen können und wäre trotzdem eine Reminiszenz an den alten, frischen, aber eben oft auch etwas verbiesterten McCoy.
Ich hätte wohl damals nach EMs plötzlichem Ausfall ganz langweilig Reinhard Kuhnert besetzt, eventuell noch Frank Engelhardt (wobei der vielleicht eher was für Dennis Farinas Joe Fontana wäre, sollten da irgendwie auf einmal lost scenes auftauchen).
Tja. Die Befürchtung Arena Synchron ist nicht ganz abwegig, leider. Wäre schade.
Obwohl Ernst Meincke bei Arena Synchron, wohl noch am wahrscheinlichsten wäre. Die Aufnahmen dürften auch parallel zu "Picard", stattgefunden haben. Ich bezweifle allerdings das Meincke überhaupt noch so ein Langzeitprojekt annimmt.
Der Trailer läuft nun auf Sky. Sam Waterston wird nicht von Ernst Meincke oder Jürgen Heinrich gesprochen. Könnte vielleicht Freimut Götsch sein, aber da bin ich mir absolut nicht sicher. Jeffrey Donovan hat im Trailer auch nicht Nicolas Böll.
Mit Jürgen Jung knüpft man stimmlich am ehesten an den direkten Vorgänger Jürgen Heinrich an. Er spielt jedoch deutlich dynamischer, und naja, einfach besser. Aber ob er auch vom Gesicht kommt...? Etwas befremdlich wirkt es noch. Ernst Meincke wäre selbst heute noch markanter als das O, Jürgen Jung ist sogar noch weicher. Irgendwie bemerkenswert, dass es "gerade" bei Ulrich Johannson nicht wieder Ernst Meincke wurde, der bei diesem ja seine erste große West-Hauptrolle hatte. Ob es wohl ein Casting mit ihm gab oder er es von sich aus erst gar nicht wollte?
Eine große Überraschung ist Christopher Kussin für Hugh Dancy. Er ist noch relativ neu, aber kommt sehr souverän. Man merkt nicht mal die 13 Jahre Altersunterschied nach unten an.
(Mir kam der Gedanke früher schon, und ich hege natürlich immer noch die Hoffnung, dass man nächstes Jahr mit der Sensation von Thomas Reiners Rückkehr aufwarten kann, aber ich könnte mir Jürgen Jung auch evtl. in FUTURAMA als Professor Farnsworth vorstellen. Er kann sowohl die rührig zarten als auch die schneidend harten Töne treffen, wie man hier im Mittelteil hören kann. Er müsste sich für die allerdings wohl sehr anstrengen.)