Da fällt mir als erstes und bestes Paradebeispiel sofort ganz klar Viktor de Kowa als deutsche Stimme von James Stewart in MEIN FREUND HARVEY (HARVEY, USA 1950; DF 1951) und DIE REISE INS UNGEWISSE (NO SUBWAY IN THE SKY, USA 1951; DF 1952) ein. De Kowa hat hier nicht nur das Kunststück fertiggebracht, daß ich Siegmar Schneider in diesen Rollen überhaupt nicht vermisse, sondern sogar den Schritt weiter gehe: hier war de Kowa besser als Schneider, obwohl dieser sonst natürlich auch für mich DIE deutsche Stimme von James Stewart ist und bleibt. Schneider kann ich mir in diesen Rollen schwer bis gar nicht vorstellen, obwohl ich üblicherweise die These "eine gute Standardstimme meistert alle Rollen " vertrete. Zwei in der Tat sehr ungewöhnliche, herausragende und im besten Sinne des Wortes "klassische" Bearbeitungen der deutschen Synchrongeschichte.
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Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Ja, sowohl Dominik Auer, als auch Frank Muth sind mittlerweile nach Berlin gezogen und arbeiten dort auch. Und Stefan Krause war schon in den 80ern hin und wieder auch in Münchener Synchros zu hören, hab´ da jetzt vor ein paar Tagen auch mal wieder einen alten Horrorfilm aus den 80ern gesehen, mit einer komplett Münchener Synchro, allerdings auch mit Stefan Krause´s Stimme.
Gruß, Jan -------------------- "28 Tage, 6 Stunden, 42 Minuten, 12 Sekunden. Dann ist das Ende der Welt gekommen." (Donnie Darko) "Und was wäre, wenn Du in die Vergangenheit reisen und alle schmerzhaften und dunklen Stunden durch etwas Besseres ersetzen könntest?" (Donnie Darko) "Ich hoffe, dass ich, wenn die Welt untergeht, erleichtert aufatmen kann, weil es dann so viel gibt, auf das ich mich freuen kann." (Donnie Darko)
In Antwort auf:Nicht, dass ich wüsste. Lohnt ja auch kaum, denn meistens ist er ja nur in Kleinst/Gastrollen zu hören.
Auch wahr. Aber er sprach auch schon fixe Hauptrollen in Serien (Digimon2). Und neuerdings ist er sogar einer der Off-Sprecher beim neuen Nickelodeon Sender. --- "Synchronsprecher sind für mich Halbgötter in der grossen Welt des Fernsehens!"
Vielleicht ein trivialer Kommentar aber folgende Frage drängt sich mir auf: Wird das mit "Münchener Synchro" etc. nicht mehr oder weniger hinfällig? Denn im Zuge von Internet & Co. (alle Synchronstudios bieten ja mittlerweile auch "Remote" Aufnahmemöglichkeiten an) können die doch die Stimmen wild durcheinander würfeln, ohne dass der Schauspieler dafür anreisen muss, oder? Ich denke, es wird natürlich immer weiter "lokale" Eigenschaften geben (vor allem bei Gastrollen etc.) aber ist das nicht grundsätzlich richtig?
Ich denke, dass das dem Deutschen Ton nur zu Gute kommt. Gerade bei solchen Filmen wie dem o.g. oder HERR DER RINGE zählt das Ergebnis. Dadurch muss ein internationaler Schauspieler auch nicht zwangsläufig mehrere Stimmen haben (man denke nur an Elvis Presley in Hamburg mit Peter Kirchberger und in Berlin mit Rainer Brandt).
Das stimmt natürlich, dennoch wird es immer noch sehr selten gemacht. Splendid, die ja Sprecher aus allen Synchronstädten nach Köln karren (weil sie ja bei Kinofilmen quasi ihr eigener Auftraggeber sind), halte ich jetzt mal raus. Synchronfirmen, die für ihre Synchros wirklich in zwei oder mehr Städten (sei es nun der Kontinuität oder der Kreativität wegen) aufnehmen, sind immer noch selten. Spontan fallen mir z.B. nur FFS (München + Berlin), Cine Entertainment (Hamburg + Berlin), Neue Tonfilm (München + Berlin) und bedingt auch die Cinephon (für den BAYWATCH-Film z.B. nicht nur in Berlin, sondern auch in Hamburg aufgenommen) ein. Oder halt durch bestimmte Umstände auch die Arena Synchron (für ENTERPRISE in München und Berlin, WILL & GRACE-Gastrollen teilweise in Berlin, für VIP - DIE BODYGUARDS in Hamburg und Berlin) oder TV+Synchron Berlin (z.B. für MONDBASIS ALPHA 1 in Hamburg). Sowas könnte und sollte man in der Tat häufiger nutzen. Dass z.B. Thomas Karallus seinen Kevin James in 50 ERSTE DATES (PPA München) synchronisiert hat, wäre sonst bei dieser Mini-Kleinstrolle auch nicht möglich gewesen: Bei Studio Hamburg aufgenommen und via Internet zur PPA nach München. Das Problem ist, glaube ich, dass so etwas meistens auch mit einem entsprechenden Zeitaufwand verbunden ist. Es gilt nicht nur die Termine für Sprecher einer Synchronstadt unter einen Hut zu kriegen, sondern für mehrere. Kostentechnisch sicher auch nicht immer ratsam. Die FFS hat ja eigene Studios in München und Berlin. Eigene Studios bedeuten aber auch interne Auslastungszwänge (der Grund, warum es ja die sogenannten "Einmiet-Synchronfirmen" wie Interopa oder Cinephon überhaupt gibt). Die Cine Entertainment hat wiederum ein eigens Studio in Hamburg, mietet sich aber regelmäßig eben auch in Berliner Studios ein. Rein theoretisch wäre es sicher möglich, dass jede Synchronfirma, egal ob mit eigener Studiotechnik ausgestattet oder Einmietfirma, sich überregional irgendwo einmietet, wie es ja halt z.B. die Cinephon für den BAYWATCH-Film gemacht hat. Aber sowas bedeutet auch, dass man Aufnahmeleiter haben oder frei engagieren muss, die sich wiederum mit dem jeweiligen hiesigen Sprecherpool auskennen. Und solch einen Aufwand sehen, verständlicherweise, die meisten Synchronfirmen nur bei großen Kino-Blockbustern mit entsprechendem Budget gerechtfertigt. Dafür sollte man es bei solchen Filmen dann aber ruhig mal häufiger nutzen. Und dass manche Castings überregional stattfinden (z.B. wurde für RAY und OCEANS ELEVEN nicht nur in Berlin, sondern eben auch in München, Hamburg und Köln gecastet), ist schon mal ein Wink in die richtige Richtung.
Bemerkenswerte und ungewöhnliche Besetzungen gibt's sicher zuhauf, aber hier so ein paar Lieblinge von mir:
*Arnold Marquis auf Stuart Whitman in "Gebrandmarkt" (1961):
Natürlich, Marquis auf Whitman gab's schon zuvor, aber doch eher in passenderen "Rollencasts". Meistens hatte Whitman doch eher maskulin-jungenhafte Stimmen, so hart-zart in einem. In diesem Film spielt er einen aus einer (österreichisch definiert) Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher frisch entlassenen Mann, der wegen pädophiler Übergriffe weggesperrt war und nun rehabilitiert wieder unter schwierigen Bedingungen durchs Leben tapst. Kieling, Stass, Kindler, GGH-es hätte viel Auswahl gegeben. Daß hier Marquis besetzt wurde ist bemerkenswert, weil es sich um ein sensibles Psychogramm einer verstörten Seele handelt-ohne jeglichen Anflug von "tough" wie Douglas, Widmark oder damals bereits gelegentlich Wayne. Marquis ist hier vollendeter Schauspieler-und bei einem selbst heute noch sehr heiklen Thema, das damals aber regelrecht skandalös war, ist es sicher auch ein wenig mutig gewesen, diese Rolle zu synchronisieren. Da kann man freilich diskutieren, ist ja ein Schauspieler-aber damals war manches noch tabu und ein "Nein!" hätte Marquis' Ansehen oder Zuverlässigkeit sicher nicht im Mindesten beeinträchtigt!
*Gisela Uhlen auf Deborah Kerr in "Casino Royale" (1967)
Ich kenne nur zwei Synchronauftritte von ihr. Bei "Der Löwe im Winter" für Katherine Hepburn könnte man noch sagen, das war etwas ganz Besonderes und damit ist leicht zu ködern. Frau Uhlen war damals blendend im Geschäft, also hatte sie wohl auch keinen "Notfall" am Konto. In "Casino Royale", dieser herrlich überdrehten Bond-Revue hat man ihr die Rolle gegeben. Kerr spielt eine witzige, für sie vollkommen untypische Rolle und wird kongenial von Gisela Uhlen gesprochen, der es sogar mit sich überschlagenden rollenden "R's" gelingt, eine übertriebene Karikatur des schottischen Akzentes deutsch umzusetzen. Diese Besetzung ist für mich ausgesprochen bemerkenswert!
*Paul Bürks für Jack Palance in "Marquis de Sade-Justine"
Dieser für Jess Franco relativ ansehbare Film hat generell eine erstklassige Besetzung und ist auch hochwertig synchronisiert. Da Palance zu dieser Zeit bereits sehr etabliert war und mehr oder weniger "harte" Stimmen hatte, ist die Wahl von Paul Bürks beinahe skurril. Aber bemerkenswert-denn sie funktioniert tadellos! Gut, Palance hat eine eher passive Rolle, aber strömt Authorität aus und ist ein "Meister". Bürks ist hier absolut glaubwürdig-wie es wohl zu dieser Besetzung kam?
*Christian Brückner auf John Mills in "Geheimnisvolle Erbschaft":
Meine persönliche Lieblings-Synchronarbeit von Brückner. Ihn verbinde ich sehr wenig mit historischen Rollen, auch wenn es die gab. Brückner ist für mich absolut im "Jetzt" (wenn das natürlich auch teils in den 60er/70er-Jahren sein kann). Zum Zeitpunkt dieser TV-Synchro war Brückner jedenfalls kein Neuling mehr, sondern bereits sehr etabliert. Daß man ihn mit seiner "progressiv-subversiven" Stimme auf den relativ jungen John Mills besetzte in einem Kostümfilm ist für mich bemerkenswert, da doch weit entfernt von Klischeebesetzung. Nicht nur, daß Brückner ein formidabler Erzähler den ganzen Film hindurch ist, wenn er dann auf Mills nach doch vergleichsweise langer Zeit "auftaucht", entsteht keinerlei Bruch und er ist absolut glaubwürdig mit viel Gespür für das Vergangene.
BV
(
gelöscht
)
Beiträge:
08.05.2013 14:33
#25 RE: Ungewöhnliche und bemerkenswerte Synchronbesetzungen
Ein bisschen stolz war ich ja doch auf die Besetzung:
Starship Troopers (1997) John Cunningham .. Nachrichtensprecher .. Egon Hoegen
Bei den Aufnahmen war ich zwischen Gänsehaut und Schenkelklopfen hin und herumgeworfen. SO sollten Nachrichten gesprochen werden. Ihm hat es damals viel Spaß gemacht. :)BV