Eine (vielleicht etwas naive) Frage an alle, die sich gut darin auskennen, wie Synchros heutzutage gemacht werden:
Auf alten Fotos oder in alten TV-Berichten sieht man ja immer so schön, wie die Sprecher nebeneinander am Mikro stehen und gemeinsam die Szenen einsprechen. So kann zwischen den Sprechern - genau wie zwischen den Schauspielern im Film - eine Art "Gemeinsamkeit" entstehen, ein wirkliches "Miteinander-Spielen".
Nun habe ich schon öfters gelesen, dass es ein solches gemeinsames Einsprechen heutzutage gar nicht mehr gibt, sondern nur noch jeder Sprecher seinen Text allein und separat einspricht und später alles zusammengeschnitten (sprich: ge-x-t) wird, weil das angeblich billiger ist und schneller geht. Stimmt das?
Also soviel ich mitbekommen hab ist das X-en seeehr häufig. Und deswegen nehm ich an, dass es irgend einen Vorteil bringt, sei es Geldeinsparung oder Schnelligkeit.
--- "Gott hat die einfachen Menschen offenbar geliebt, denn er hat so viele von ihnen gemacht."
Togemogu.beep.de - Ich, Fun, Cartoons, Links und Synchronisation.
Nun habe ich schon öfters gelesen, dass es ein solches gemeinsames Einsprechen heutzutage gar nicht mehr gibt, sondern nur noch jeder Sprecher seinen Text allein und separat einspricht und später alles zusammengeschnitten (sprich: ge-x-t) wird, weil das angeblich billiger ist und schneller geht.
Billiger ist es nicht wirklich, denn schließlich kostet Atelierzeit Geld samt allen an einer Synchro Beteiligten (Cutterin, Tonmeister etc.) und wenn Du xt, musst Du ja ein und denselben Take quasi mehrmals aufnehmen, einmal mit Sprecher X und einmal mit Sprecher Y. Ein Vorteil ist allerdings, dass die Sprecher sich besser auf die Szene konzentrieren können, wenn sie alleine im Atelier sind, d.h. es geht dann einfach schneller. Außerdem gilt ja oft "mitgehangen, mitgefangen", wenn der Partner sich also verspricht, man selbst aber gerade super war, war alles für die Katz. Dieser Vorteil kehrt sich aber irgendwann um, denn irgendwann lässt wiederum die Konzentration nach, wenn man nur alleine im Akkord arbeitet, was man wiederum nicht so schnell hätte, wenn man einen oder mehrere Leute mit im Atelier hat und mehrere Takes "Pause" zwischendurch hat. Ein authentischeres Spielen ist natürlich mit Dialogpartner besser möglich. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile, es gilt also immer abzuwägen, wann was besser ist. Manchmal ist es aber auch einfach nicht anders möglich, weil es terminlich (vor allem im Sommer in der Urlaubszeit) sonst nicht machbar wäre. Dass heute aber nur noch gext wird, ist eine "urban legend".
Gruß,
Hendrik
("Hi, man nennt mich Phil - eigentlich heisse ich Philip, aber das 'ip' hab ich auf der Highschool abgelegt." - David Nathan in ED)
bei großen kinofilmen ist das x-en neuerdings oft wunsch vom verleih. das gilt dann aber nicht als x-en, sondern die rollen werden schon auf unterschiedlichen bändern getaked und dann in der regel einzeln aufgenommen. dies hat hauptsächlich gründe für die mischung, da es keine überlappungen geben soll und jede stimme in der mischung einzeln bearbeitet werden kann. in solchen fällen stehen die schauspieler dann nur in ausnahmefällen gemeinsam vor dem mikro, wenn es das bessere zusammenspiel erfordert.
Mit dem X-en könnte man theoretisch doch auch Synchronsprecher aus verschiedenen Städten für einen Film sprechen lassen. Ist das so? Immerhin ist es leichter ein Aufnahmeband zu verschicken als Sprecher auf große Reise zu schicken. --- "Gott hat die einfachen Menschen offenbar geliebt, denn er hat so viele von ihnen gemacht."
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der regisseur muss aber immer noch hin und her geschickt werden. es ist doch sehr ungünstig, wenn in jeder stadt ein anderer regisseur an einem film arbeitet. die schauspielr müssen schon noch eingeflogen werden, aber ihr aufenthalt wird ev. kürzer, so dass sie am selben tag wieder zurückfliegen könnten.
Soweit ich weiß ist die Aufnahme durch das X-en günstiger, weil der jeweilige Sprecher "nur" seinen Text spricht und er schneller mit seiner Arbeit fertig ist. Es müßen z. B. keine Takes wiederholt werden, weil sein Partner sich verspricht etc. Zumindest ist es in Hörspielen so, dass unglaublich viel ge-xt wird, eben weil es günstiger ist!
Man hört dadurch aber fast jeder Synchro heute das "STUDIO" an. Jeder digitale Effekt zur Hall Ereugung zum Beispiel, klingt ebenfalls enorm künstlich. Die Stimmen sind oft viel zu voluminös aufgenommen, damit es beim Digi 5.1 Ton auch richtig wummert. Dadurch, dass meistens nicht mal mehr gemeinsam im Studio gesprochen wird, klingt es dann erst recht künstlich.
Wie sowas richtig scheiße klingt, demonstriert gerade "Miami Vice".
Zitat von Hendrik Meyerhof Dass heute aber nur noch gext wird, ist eine "urban legend".
Vielleicht wird das in verschiedenen Städten (oder verschiedenen Studios) auch verschieden gehandhabt. Ich kenne es jedenfalls aus Leipzig so, daß nur noch bei Mengen-Takes mehrere Leute im Studio stehen, also wenn man spontan bei Kleinstrollen eine Auswahl haben will. Bei "richtigen" Rollen, die eine Funktion haben und über eine gewisse Anzahl von Takes laufen, steht der Schauspieler nur noch allein im Studio - Termingründe sind hierbei ein sehr wichtiger Faktor. Ob die Konzentration leidet, wenn man keinen Partner im Studio hat - das dürfte jeder Schauspieler anders empfinden, zumal im Prinzip ja der Regisseur ebenso Partner ist wie die Figur auf dem Bildschirm.
Wie Fierstein oben schon schrieb, wird das getrennte Aufnehmen (meist direkt auf verschiedene Bänder) vor allem bei den großen Kinoblockbustern gemacht - oder eben bei Terminproblemen, doch sonst wird zumindest in Berlin schon versucht, mindestens zwei Sprecher gemeinsam im Atelier zu haben - vielleicht solltest Du über einen Standortwechsel nachdenken, denn Leipzig ist doch eh nicht unbedingt die Synchron-Goldgrube!
Euren Antworten entnehme ich, dass heutzutage zwar nicht immer ge-x-t wird, aber immer öfter.
Ob die schauspielerische Qualität von Synchros dadurch abgenommen hat, ist Geschmacksfrage. Die meisten Sprecher sind gut genug, dass man es ihnen nicht anmerkt, dass sie "ins Blaue", also ohne echten Dialogpartner gearbeitet haben.
Aber andererseits ist es ein komisches Gefühl, im Kino zu sitzen und zu wissen: Da auf der Leinwand waren die Schauspieler wirklich zusammen vor der Kamera und haben gemeinsam agiert. Aber ihre Stimmen nicht.
Ich hätte noch eine Zusatzfrage: Seit wann ist denn das X-en so verbreitet?
Xen gibt es schon seit den 60er Jahren, aber erst mit dem Fortschritt der Technik wurde es so unkompliziert, dass es die Arbeit (in bestimmten Situationen) wirklich erleichtert hat.
Kleine Zwischenfrage: Seit wann gibt es denn die Technik des X-ens überhaupt, und bis zu wie viele Leute können bei einer "konventionellen" Aufnahme praktikabel im Studio stehen? (Meine, wenn z.B. 6 Leute in einer Szene sind, wie nimmt man diese auf: geordnet nach Dialogwechseln oder zwei zu zwei, ganz zusammen...)
Hat jemand genaue Informationen, seit wann es die Technik des X-ens gibt? Und bis zu wieviele Leute können bei einer "konventionellen" Aufnahme praktikabel im Studio stehen? (Meine, wenn z.B. 6 Leute in einer Szene sind, wie nimmt man diese auf: geordnet nach Dialogwechseln oder zwei zu zwei, ganz zusammen...)