Eine andere Frage: Als Lord Castlepool an der Bar steht, sagt ein Mädchen im Hintergrund (auf der DVD etwa bei 06:48): "In den könnt´ ich mich verlieben." und direkt danach noch zu jemandem "Das glaub´ ich nicht. Was denn?" Beide Sätze sind nur im Hintergrund zu hören, klingen aber anders als die sonstigen Dialoge des Films. Klanglich erinnern sie an die O-Ton-Stellen in "Unter Geiern". Aber warum sollte man bei einer Statistenrolle den Originalton beibehalten, bei den Studioszenen von Götz George, Ralf Wolter oder Herbert Lom dagegen nicht? Ich weiß, es klingt nicht sehr wahrscheinlich, dass man hier O-Ton nahm, aber der akustische Unterschied war mir aufgefallen.
Hier muss man aber bedenken, dass die akkustische Bearbeitung von "Schatz im Silbersee" noch merklich anders war als in den späteren Filmen. Das hört man nicht nur an den mitunter anders klingenden Geräuschen. Viele im Hintergrund zu hörende Sätze sind mit deutlichem Raumklang, also weiter weg vom Mikro stehend, aufgenommen worden (u.a. auch da, wo es gar nicht hingehört: "Da, die Wunde" bei Engels Leiche, obwohl die Szene im Freien spielt). Nach vielfachem Ansehen weiß ich nur eine O-Ton-Passage: Herbert Loms "Das werden wir", wo auch deutlich der Hintergrundwind anschwillt. Und dieser Satz wurde wahrscheinlich bei der Nachsynchronisation vergessen.
Insgesamt sind die Synchronrollen in diesem Film ja schon gut erschlossen. Bei neulichen Ansehen sind mir nur ein paar kleine Rollen (bzw. Kleinstrollen) aufgefallen, bei denen die Sprecher noch unbekannt sind, vielleicht erkennt sie jemand:
Postmeister.mp3 (der, dessen Kostüm als Filmfehler angesehen wird)
Ich habe noch einmal eine Theorie zur Regie. Dass die Hauptrollen mit Berlinern besetzt wurden - nun gut, das war in Hamburg nicht so ungewöhnlich. Aber mir war schon lange ein Rätsel, warum Ivecic mit dem Berliner Clasen besetzt wurde. Passt prima und ist auch keine unwichtige Rolle, aber neben Martienzen (für den ich wirklich keine Alternative wüsste) der einzige Nicht-Hamburger in Nebenrollen. Und der einzige hamburger Einsatz Clasens außer "Rauchende Colts" (und der unter Brandts Regie). Da fiel mir Theodor Mühlen ein, der Clasen in seiner fast einzigen Hauptrolle in den beiden Flubber-Filmen besetzte. Hat Mühlen je in Hamburg gearbeitet? Andererseits hat er definitiv mehrfach bei der Ultra Regie geführt - die bei Petzel irritierenderweise ja genannt wurde und somit wieder ins Spiel käme. Mühlen ist ein Regisseur, den ich tatsächlich (trotz fehlender Nennungen) in den 50ern verorten würde. Wie ich das meine? "Winnetou 1" war mit seinen Besetzungen GGH, Brandt, Duwner etc. eindeutig ein Film der 60er - die Sprecherbesetzung wurde (!) zur typischen dieses Jahrzehnts - was später zum fast extremen Klischee wurde, war hier noch frisch und unverbraucht. Stass und Niendorf (obwohl sie noch lange Zeit kräftig aktiv waren und sogar interessantere Rollen bekamen als früher) gehören für mich in diesem Rollenfach eher in die 50er, vor allem der jung klingende, aber merklich ältere Stass für Brice. Hat jemand Arbeiten von Theodor Mühlen aus den 50ern auf dem Schirm und könnte sagen, ob die Gedanken zusammenpassen? Werner Bruhns - umtriebig in Hamburg und immer zur Hand mit auswärtigen Besetzungen - hätte sich doch sicher selbst sprecherisch eingebracht.
Die chronologisch letzte Arbeit von Mühlen, die bei Martin verzeichnet wird, ist "Der Gefangene von Alcatraz" - ein Film von 1962, der bei der Ultra bearbeitet wurde. Die deutsche Fassung von "Meine Frau, die Hexe" wird zwar auf 1964 datiert, aber diese Synchro könnte theoretisch auch ein paar Jahre auf Eis gelegen haben.
Nee, "Der Pauker kann's nicht lassen" kam August 1964 in deutsche Kinos. Aber gut ... das Alter Mühlens habe nicht herausbekommen, aber seine Stimme war wohl nach dem Krieg in "Welt im Film" zu hören; beim Bundesfilmarchiv kann man in eine solche Wochenschau hineinhören. Und was soll ich sagen - wenn man annimmt, dass er 1962 schon ein älterer Herr, seine Stimme schon etwas "rasselig" war und er vielleicht eine Cameo-Rolle übernommen hätte, könnte er tatsächlich "Nintropan hauey" gewesen sein. Die Chance ist natürlich groß, dass ich hinein höre, was ich hören will ...
Zitat von berti im Beitrag #21Die chronologisch letzte Arbeit von Mühlen, die bei Martin verzeichnet wird, ist "Der Gefangene von Alcatraz" - ein Film von 1962, der bei der Ultra bearbeitet wurde. Die deutsche Fassung von "Meine Frau, die Hexe" wird zwar auf 1964 datiert, aber diese Synchro könnte theoretisch auch ein paar Jahre auf Eis gelegen haben.
Nein, die letzte Arbeit ist „Unter heißem Himmel“ (USA 1961–62, dt. EA Januar 1966) (Mit Schirm, Charme und Melone (48)) – und dass es von dieser Serie am Ende nur 6 Folgen ins Programm geschafft haben, spricht m. E. eher für eine zeitnahe Bearbeitung (und eben vorzeitigen Abbruch). Dass man planvoll nur sechs von dreißig Folgen einer Serie synchronisiert, sie ein paar Jahre im Archiv lässt und dann mal eben irgendwo im Programm platziert, ist mit Blick auf ein mögliches Nachreichen weiterer Folgen zwar möglich, aber doch kaum die naheliegendste Option. Und wie auch bei „Meine Frau, die Hexe“ gilt hier: Man kann wohl schwerlich mit Bestimmtheit sagen, wann man begonnen hat, Synchronisationen für das zukünftige ZDF-Programm anfertigen zu lassen – aber der offizielle Sendestart war eben erst 1963. [EDIT: Die Cosmos-Film, bei der die Synchro zu „Unter heißem Himmel“ erstellt wurde, gab es lt. Telefonbuch tatsächlich erst seit 1965.] Was die Lebensdaten angeht – wie gesagt: 1968 verschwindet der einzige Theodor Mühlen aus dem Berliner Telefonbuch. Nimmt man das von Joshua Tree dankenswerterweise recherchierte Geburtsjahr dazu, könnte er demnach mit ca. 60 Jahren verstorben sein. Sehr bedauerlich, aber (damals) leider auch nicht allzu ungewöhnlich – und jedenfalls lässt dies die Möglichkeit offen, dass er tatsächlich noch bis Mitte/Ende dieses Jahrzehnts gearbeitet hat.
Es gibt aber tatsächlich noch eine weitere Hamburger-Rolle von Clasen. Später und von Ambassador-Synchron, Buch: Konrad Wagner, Regie: Ulrich Epp ("Von Angesicht zu Angesicht"). Kommt Konrad Wagner hier vor? War ewig her, wo ich den Film gesehen habe. Wollte nicht die Mühlen- Diskussion unterbrechen. 😅 Nur das erwähnt haben.
Wagner ist nicht zu hören, obwohl er für Vladimir Medar naheliegend gewesen wäre (und folglich auch von dem Wagner-Double Klevenow synchronisiert wurde). Tja, warum nicht Ulrich Epp - der Name ist mir nie abseits des Sollima-Filmes untergekommen, aber wenn er neben Petruo (Kontinuität) ohne Kontinuitätszwang auch Schoenfelder für eine kleine Rolle nach Hamburg holte, wäre es nicht undenkbar. Wobei die Nachsynchronisation des "Silbersees" mehr Saft hat als die dünnblütige Fassung des Italo-Films.
Zitat von Mein Name ist Hase im Beitrag #24, könnte er demnach mit ca. 60 Jahren verstorben sein. Sehr bedauerlich, aber (damals) leider auch nicht allzu ungewöhnlich – und jedenfalls lässt dies die Möglichkeit offen, dass er tatsächlich noch bis Mitte/Ende dieses Jahrzehnts gearbeitet hat.
Inzwischen konnte ich es nachprüfen: Ein Nachruf erschien im Dt. Bühnenjahrbuch. Demnach wurde Theodor Mühlen am 16. 07. 1907 in Berlin geboren und starb ebd. am 30. 12. 1966.