ich soll für ein kleines Computerspiel ein paar Sprachaufnahmen liefern. Es ist kein Geld im Spiel, auf keiner Seite, und ich mache das gerne. Eigentlich bin ich Musiker und habe recht professionelle Equipment zur Aufnahme, habe allerdings keinerlei Erfahrung mit reinem Sprechen.
Jetzt muß ich mir 3 oder 4 Leute suchen, die was einsprechen wollen. Ich werde wohl Sänger und (hobby-)Schauspieler nehmen, also nicht die totalen Neueinsteiger, aber trotzdem ist das ja noch ein anderes Feld.
Jetzt möchte ich denen in kurzer Zeit vermitteln wie man die gröbsten Fehler vermeiden kann, also auch die augenscheinlich "selbsverständlichen" Dinge. In der Praxis wäre es optimal wenn ich denen einfach zwei oder drei Din-A4 Seiten mit "tu dies" und "tu dies nicht" geben könnte.
Natürlich weiß ich, dass das völlig unzureichend ist, aber die Voraussetzungen lassen sich nicht ändern, also muß ich versuchen das beste daraus zu machen. Kann mir da jemand helfen? Gibts vielleicht Internetseiten oder Büche zu dem Thema?
Dem muss ich zustimmen, eine schriftliche "Bedienungsanleitung" ist hier nicht möglich oder sehr unsinnig. Wir hatten letzens ein ähnliches Thema, lies dir da mal vor allem den Beitrag von Synchroking durch. Er und Keng-Kwin haben auf dem Gebiet schon einige Erfahrung.Wenn du es mit Amateuren zu tun hast, ist es vor allem wichtig, dass du genau weißt, was eigentlich dabei herauskommen soll. Und deine Sprecher dorthin zu führen geht eigentlich dann nur durch direkte Interaktion. Das bedeutet unter Umständen, ihnen den Text vorzusprechen und sie so lange zu malträtieren, bis es zumindest einigermaßen so klingt, wie du dir das denkst. ;-) Bringen die Leute selbst was ein und haben eigene Ideen, wie ein Text zu sprechen ist, die sie auch in der Lage sind, umzusetzen, um so besser!
Gruß, Tobias -- "Diese Signale wurden gesendet, um auf sie aufmerksam zu machen."
Ich habe auch niemals um eine Anleitung gebeten, dass sollte ja schon hervorgegangen sein. Aber letztendlich existiert ja doch sowas wie eine "Anleitung". Was lernen denn Schauspieler oder allgemein Leute in Sprecherziehung und Sprechtraining?
Es gibt Wochenendkurse in Sprechtraining? Was machen die denn? Die Ausbilder da müssen doch damit rechnen absolute Anfänger zu bekommen, denen sie Samstags und Sonntags Grundlagen vermitteln zu haben. Das kann man einem bereits ausgebildeten Sänger wohl viel besser beibringen als irgend einem Manager.
Ich selbst habe doch auch keine Ahnung. Aber ich würde zumindest so etwas auf die Reihe kriegen wie: "Sprich auch die Endsilben aus" oder "Ein k wie in König ist ein >Könich< und kein >Könik<". Nun gibt es aber Leute die sich damit wesentlich besser auskennen. Und die werden wohl noch ein paar dieser Tipps auf die Reihe bekommen. Gröbste Fehler halt, sagte ich ja alles schon :)
Da gibt's natürlich so einige Übungen, um sich vor der Aufnahme zunächst mal einzusprechen, die Sprechwerkzeuge sozusagen "locker" zu bekommen, um den Text dann möglichst fließend artikulieren zu können. Da gibt's zunächst mal so einiges an Haltungs- und Atemübungen, die man am besten vor einem Spiegel machen sollte. Und dann natürlich auch die verschiedendsten Wort- und Satzübungen, die man machen kann. Ich hab' hier zwar so einiges an entsprechenden Übungen auf Papier vorliegen, aber ich empfehle Dir da lieber mal das "Sprecherzieherische Übungsbuch", das im HENSCHEL VERLAG erschienen ist. Die ISBN-Nummer lautet 3-89487-035-4 Das Buch nutze ich selbst auch immer gern, und finde es wirklich gut, da es eben speziell auch sehr viele gute Übungen beinhaltet. Ich denke mal, das müsste es zum Beispiel bei amazon auch geben. Kannst es Dir ja mal zulegen, dort ist wirklich alles Wichtige zu Sprecherziehung/-technik zusammen gefasst.
Gruß, Jan -------------------- "28 Tage, 6 Stunden, 42 Minuten, 12 Sekunden. Dann ist das Ende der Welt gekommen." (Donnie Darko) "Und was wäre, wenn Du in die Vergangenheit reisen und alle schmerzhaften und dunklen Stunden durch etwas Besseres ersetzen könntest?" (Donnie Darko) "Ich hoffe, dass ich, wenn die Welt untergeht, erleichtert aufatmen kann, weil es dann so viel gibt, auf das ich mich freuen kann." (Donnie Darko)
Zitat von Hendrik Meyerhof"Ein k wie in König ist ein >Könich< und kein >Könik<". Das ist übrigens heutzutage umstritten. Es heisst ja auch "Königin" und nicht "Könichin".
Oh ja. Ich empfinde in dieser Schreiberläuterung auch keins passend. Es ist definitiv kein Könich wie in "Ich" oder "festlich". Es ist aber auch kein Könik wie in "Genick". Es ist ein Mittelding, Tendenz aber eindeutig zum K. Eine weiche Endung, vielleicht ähnlich wie in "fleißig". :-)
...Oh ja. Ich empfinde in dieser Schreiberläuterung auch keins passend. Es ist definitiv kein Könich wie in "Ich" oder "festlich". Es ist aber auch kein Könik wie in "Genick". Es ist ein Mittelding, Tendenz aber eindeutig zum K. Eine weiche Endung, vielleicht ähnlich wie in "fleißig". :-)...
Das ist die so genannte ig-Regel - und sehr wohl wird ein Könich als Könich ausgesprochen. ..."ig" am Wortende wird in allen deutschen Worten zum "ch" - daher auch in fleißig. Und es ist der exakt Selbe Laut wie "Ich", nämlich ein vorderes, so genanntes "helles ch" Nix da von wegen Mittelding. Kurze Erklärung:
"ig" am Wortende = "ch" "ig" innerhalb eines Wortes = ebenfalls "ch" Beispiel: "beschäftICHt", "KönICHsberg" "ig" vor einem "e" = bleibt "ig"; Beispiel: "wenIGer", nicht "wenICHer" Folgt ein weiteres vorders "ch" in der direkt darauffolgensen Silbe, bleibt bei "ig"; Beispiel: KönIGSreICH
..und dann gibt es noch ein paar Ausnahmen - aber das ginge hier zu weit. Sorry fürs "Zutexten", aber bei phonetischen Dingen bin ich echt mehr als spießICH :-). Aber meine Erläuterung ist nicht übertrieben - Diese Regel wird neben etlichen anderen Aussprache-Regeln immer und überall befolgt (an nennenswerte Theater, bei brauchbaren Synchros etc.)...und diese Regel steht hier wirklich nur als Beispiel für weitere ähnliche "Ausspracheschickane" - bin nur genau darauf eingegangen, weil eben diese thamatisiert wurde. Kurz und Gut - Fehler passieren bei "Amateur"-Aufnahmen sowieso jede Menge, aber die meisten "Amateure" werden sie nicht bemerken.
Fehler von mir ! Erst klugscheissen und dann die Rechtschreibung nicht überprüfen!!! Müsste natürlich "KönIGreICH" heissen, ein "s" hat da nix zu suchen.
@morA: Wie gesagt, ich habe schon Artikel von Sprachwissenschaftlern gelesen, die diese IG-Regel für Null und Nichtig erklären - und das berechtigterweise, da sie einfach unlogisch ist (wie gesagt, warum heisst es dann nicht KÖNICHIN?!). Es wurde auch festgestellt, dass nur noch ein schwindend geringer Anteil der Deutschen diese Regel überhaupt anwendet. Und war es nicht immer so, dass Sprache sich fließend entwickelt hat, manche Sachen blieben, manche verschwunden sind? Da ist es nur konsequent, dass auch diese hirnrissige Regel verschwindet. Ansonsten bitte konsequent bleiben, dann wählen wir demnächst eine "Ballkönichin"!
Na ja Könichin hört sich einfach doof an. Zum üben sollte man sich wohl oder übel an diese Regeln halten - sofern sie nicht eindeutig für nichtig erklärt werden - und auch im Alltag so reden, bis man das verinnerlicht hat. Danach kann man ja zu seinem gewohnten Slang zurückkehren.
"Könik" zu sagen entspricht einer süddeutschen Färbung, die man bei Synchronaufnahmen nicht möchte. (Leider, denke ich manchmal, denn zu berlinern scheint durchaus bei manchen Regis salonfähig zu sein...)
Ebenso üblich ist es, die Ensdsilbe "-en" eben NICHT auszusprechen, sondern zu verschleifen. ("Ich möcht auch ein' Pfirsich" statt "einen Pfirsich")
Der Buchstabe R wird nicht gerollt, sondern im Grund fast gänzlich weg gelessen (man hört sowas wie ein "h" an der Stelle).
Das L sollte man auch nicht zu lang sprechen, sonst klingst auch nicht "hochdeutsch".
Die "ich"-statt-"ig"-Regel gilt für den Auslaut am Silbenende. Insofern ist es höchst konsequent, "Königin" statt "Könichin" zu sagen. Man spricht schließlich "Kö-ni-gin" und nicht "Kö-nich-in".
Ja, das ist alles gar nicht so dumm. Ich hab jetzt etwas darauf geachtet, ich sage definitiv KöniK, aber hingegen beispielsweise "eigensinniCH". Im Kontrast zu "ein eigensinnIGer Mensch" oder sowas steht das jedoch ebenso inkonequent dar. Bei KönIG, wie ich schließlich bemerkte, rechtfertigt sich das "IG" meiner bescheidenen Meinung nach darin, dass die resultierende - ich nenn es mal so: - Wortmelodie in meinen Augen beim KöniCH bergab geht und beim KönIG gleich bleibt, erhabener klingt meines Erwachtens auch KönIG.
Die süddeutsche Färbung kommt IMO nur beim KönICK wie Genick auf. Könich klingt IMO hamburgerisch. Berlinert wird aber in der Tat ab und an in Synchros, ob es generell weniger albern wirkt als ein weppersches ausgerutscht bayrisches "verhandLN" kann ich als jemand aus dem schwäbischen Raum schwer beurteilen, da das stetig anwesende Schwäbisch um mich herum penetranter auf mich wirkt, als das seichte Berlinerisch, das da und hier mal auftaucht.
Deine L- und R- Regeln verstehe ich nicht, aber ich glaube, ich würde zustimmen, wenn ich sie verstehen würde, da ich in der Tat auch der Meinung bin, dass ein R nicht betont werden sollte, sofern man keinen russischen Akzent einzubauen gedenkt.
Also ich habe in meiner Sprechausbildung gelernt, dass es definitiv Könich (bzw. eigensinnich) heißt. Das gilt übrigens ausnahmslos in Deutschland und auch für den öffentlich rechtlichen Rundfunk in Österreich. Korrekt ist auch NUR KöniGreich, obwohl ich in Berliner Profi-Synchros auch schon KöniCHreich gehört habe. Ich weiß aber aus der Praxis als Werbestimme in Österreich, dass es immer wieder Studios, Producer oder Kunden gibt, die KöniG verlangen oder halt eben richtigen Dialekt. Bei einem Spot für ein fiktives "König-Bräu, das Bier aus Niederbayern" würde ich sowieso KöniG sagen, bei "KöniCH Pilsener" ist die Aussprache dagegen klar.