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Dieses Thema hat 24 Antworten
und wurde 2.774 mal aufgerufen
 Allgemeines
Seiten 1 | 2
Pete


Beiträge: 2.799

16.10.2005 21:40
Fragen zur Synchronisation Zitat · antworten

Halli, hallo ihr lieben Nicht- und Synchronsprecher!

Habe zur Zeit folgende Fragen, die mir auf der Seele brennen: Wie genau werden Takes aufgenommen? Einzeln (also nur ein Satz, Seufzen usw. und Ende einer Aufnahme)? Und stimmt es, dass manchmal mehrere Sprecher vor einem Bild sprechen? Wie funktioniert das? Einer spricht seinen Satz nach dem Countdown und der andere antwortet mit oder ohne Pause noch während der Zeit ohne Countdown für sich in dieser Aufnahme? Habe gehört, dass manche Sprecher ein Video mit dem Film der von ihnen synchronisiert wird, nach Hause nehmen und so z. B. ihre Pausen üben? Aber wird ihnen nicht auch jeweils kurz vor ihrem Einsatz im Studio die zu bearbeitende Szene nochmal vorgespielt? Was ist Ixxen genau? Was steht im Synchrondrehbuch? Wird denn jeweiligen Sprechern nicht kurz vor ihrem Einsatz nochmal ein Zettel gegeben, auf dem steht, dass sie dran sind? Aber sehen sie nicht selbst, dass ihr "Vorgänger" jetzt fertig ist? Es gibt doch DVD´s mit Disney- oder Pixar-Filmen auf denen man Synchronisation üben kann. Wie funktioniert das genau? Können gecastete Synchronsprecher auch dann ablehnen, wenn sie für eine bestimmte Synchronisation "erwählt" wurden? Sorry, Ekkehardt (Belle) wenn mir bestimmte Dinge (Takes, Zettel) vom Telefonat doch nicht ganz hängengeblieben sind. Bitte nicht böse sein! Habe viel im Gedächtnis behalten. War aber oft halt auch nervös und mit den Gedanken wohl nicht ganz da. Man spricht ja nicht jeden Tag mit einem Promi wie dir. Aber das Telefonat war echt nicht umsonst. Also, bitte nicht zornig reagieren! Vielen Dank für Auskunft (besonders das mit den Takes interessiert mich)! Ganz herzliche Grüße auch an die bekannten Synchro.sprecher Franziska Pigulla, Joachim Tennstedt, Benjamin Völz, Phillipp Brammer und Ghada Al-Akel, sofern sie überhaupt alle hier im Forum sind oder das hier lesen!

Mit besten Grüßen

Pete

Donnie Darko
Moderator


Beiträge: 8.133

16.10.2005 23:49
#2 RE: Fragen zur Synchronisation Zitat · antworten

In Antwort auf:
Wie genau werden Takes aufgenommen? Einzeln (also nur ein Satz, Seufzen usw. und Ende einer Aufnahme)?

Ja, die Takes werden nacheinander aufgenommen, allerdings selten auch wirklich chronologisch. Vor der Aufnahme wird eine Dispo-Liste erstellt, auf der für jeden Aufnahmetag jeweils alle verpflichteten Schauspieler mit den jeweiligen Zeiten aufgeführt sind, in denen sie im Atelier sind. Und nach den Zeiten der Schauspieler werden dann auch die Takes so zusammen gefasst, dass jeder Schauspieler seine Takes komplett in der ihm zur Verfügung stehenden Zeit aufnehmen kann.
Und bei der Aufnahme (bei der die Schauspieler heutzutage meistens nur noch allein am Mikro stehen) läuft dann eben das Startband (Countdown) mit 1-2-3 (manchmal auch umgekehrt). Und meistens ist auch direkt "auf 4" getaket, das heißt, der Schauspieler muss sich dann im Geiste nach der 3 die 4 denken und fängt dann sozusagen "auf 4" an, zu sprechen. Also direkt am Bildanfang. Ein durchschnittlicher Take dauert etwa 3-5 Sekunden, wobei Takes mitunter auch länger sein können - aber nie ZU lang sein sollten.
Ja, und so geht das dann von Take zu Take; und nach jedem Take ist eine kurze Pause, um sich auf den nächsten Take einzustellen.

In Antwort auf:
Und stimmt es, dass manchmal mehrere Sprecher vor einem Bild sprechen? Wie funktioniert das? Einer spricht seinen Satz nach dem Countdown und der andere antwortet mit oder ohne Pause noch während der Zeit ohne Countdown für sich in dieser Aufnahme?

Ja, manchmal sprechen auch zwei oder mehrere (bei Mengenaufnahmen sowieso) Schauspieler ihre Takes noch zusammen, aber das ist in den letzten Jahren eher selten geworden.
Dabei stehen beispielsweise eben zwei Synchronschauspieler nebeneinander, der Countdown läuft, der Take beginnt, die beiden sprechen nacheinander (oder wenn sie sich ins Wort fallen sollen, auch zusammen) jeweils ihren Text für den Take, und das dann so oft, bis alles "sitzt". Und dann folgt der nächste Take, und so weiter.

In Antwort auf:
Habe gehört, dass manche Sprecher ein Video mit dem Film der von ihnen synchronisiert wird, nach Hause nehmen und so z. B. ihre Pausen üben? Aber wird ihnen nicht auch jeweils kurz vor ihrem Einsatz im Studio die zu bearbeitende Szene nochmal vorgespielt?

Hauptsächlich bei größeren Kinofilmen bekommen zumindest die Synchronschauspieler der Hauptrollen mitunter (aber nicht immer) ein Band mit dem Film nach Hause, um sich mal den kompletten Handlungsbogen vertraut zu machen. Bei wirklich großen Kinofilmen wird aber (aus Sicherheitsgründen) kein Band rausgegeben, da gibt es mitunter eine Vorführung direkt in der Synchronfirma, bei der sich die Beteiligten ebenfalls schon mal ein Bild machen können. Das ist aber bei weitem keine Selbstverständlichkeit, dass man vorher ein Band bekommt oder eine Vorführung hat - bei TV-Serien ohnehin nicht. Meistens ist es schon so, dass man alles notwendige erst bei der Arbeit im Atelier erfährt als Synchronschauspieler. Dort wird einem meistens zuerst die komplette jeweilige Szene vorgespielt (was auch wichtig ist), die der Regisseur auch noch mal erläutert; also, warum die Personen jetzt gerade so handeln etc. Und dann wird die Szene Take für Take abgearbeitet.

In Antwort auf:
Was ist Ixxen genau?

Damit bezeichnet man das, was heute fast ausschließlich gemacht wird; nämlich, dass jeder besetzte Synchronschauspieler seine Takes im Atelier allein aufnimmt (wie gesagt, bis auf ein paar Ausnahmen) und diese dann nachher beim Schnitt von der Cutterin so aneinander gelegt werden, dass der Eindruck entsteht, man hätte miteinander gesprochen. Allerdings hat das Ixxen auch den Nachteil, dass man eben keinen Ansprechpartner hat und man es mitunter nachher hören kann, es klingt dann manchmal irgendwie anders, als wenn die beiden Synchronschauspieler tatsächlich gemeinsam am Mikro gestanden hätten.
Aber das ist heute fast selbstverständlich geworden, das Ixxen.

In Antwort auf:
Was steht im Synchrondrehbuch?

Im Synchrondrehbuch (oder auch Dialogbuch) ist erst mal natürlich der Text für jeden Take aufgeführt, die Takes sind dabei meistens durch einen Trennstrich getrennt.
Daneben sind dort zum Beispiel auch die verschiedenen Kameraeinstellungen aufgeführt bei jedem Take. Manchmal wechselt auch innerhalb einen Takes die Kameraeinstellung. Grundsätzlich gibt es da die drei gebräuchlichen Abkürzungen ON (das Gesicht des Darsteller im Bild ist komplett zu sehen), OFF (das Gesicht des Darstellers ist nicht im Bild zu sehen, sondern man hört nur dessen Stimme) und CONT (der Darsteller ist im Profil zu sehen), die so bei jedem Take im Synchrondrehbuch aufgeführt sind, immer an der jeweiligen Stelle des Wechsels der Kameraeinstellung. Außerdem sind auch die Pausen mit aufgeführt, was ebenfalls den Synchronschauspielern die Arbeit etwas erleichtern soll. Die Pausen können entweder durch einen Punkt (also "." für eine kurze Pause, ".." für eine etwas längere Pause, "..." für eine längere Pause) oder durch das Wort PAUSE dargestellt sein. All das soll dem Synchronschauspieler, wie gesagt, die Arbeit erleichtern. Und natürlich sind bei jedem Take im Synchrondrehbuch auch die jeweiligen Takenummern mit aufgeführt, damit der Synchronschauspieler bei der Arbeit den gerade anstehenden Take auch leicht finden kann im Buch. Weitere Notizen kann sich der Synchronschauspieler ggf. auch selbst im Buch machen, wenn er es für nötig hält.

In Antwort auf:
Wird denn jeweiligen Sprechern nicht kurz vor ihrem Einsatz nochmal ein Zettel gegeben, auf dem steht, dass sie dran sind? Aber sehen sie nicht selbst, dass ihr "Vorgänger" jetzt fertig ist?

Mmh, das mit dem Zettel wäre mir irgendwie neu. Vor jeder Aufnahme schauen sich die Synchronschauspieler einmal (oder bei Bedarf auch mehrmals) den jeweiligen Take im Originalton an. Dazu haben sie am Sprecherpult, vor dem sie stehen, an der Seite oder auch oben einen kleinen Knopf, mit dem sie den O-Ton an- und abschalten können, wenn sie noch mal reinhören möchten. Dabei müssen sie dann schon auf ziemlich alles achten, also sowohl auf den Tonfall des Schauspielers, die Stimmung, in der er ist als auch auf die Pausen, die vorkommen, die Lippenbewegungen etc. Und dann merkt er sich auch schon ungefähr, wann sein Einsatz kommt. Bei Takes im OFF kann man sich natürlich nicht an den Lippenbewegungen orientieren für den Einsatz, aber zum Beispiel am Timecode, der unten oder oben am Bildrand automatisch mitläuft. Aber bei Takes im ON oder CONT ist es eben auch eine Sache des eigenen Rhytmusgefühls, dass man sich einfach irgendwie darauf einstellt und beim reinhören genau beobachtet, wann man dran ist. Und am Anfang des Takes ist es, wie oben erwähnt, fast immer "auf 4" getaket, so dass man also gleich am Bildanfang beginnen kann und dann nur auf die Pausen innerhalb des Takes achten muss.

In Antwort auf:
Können gecastete Synchronsprecher auch dann ablehnen, wenn sie für eine bestimmte Synchronisation "erwählt" wurden?

Das kann man mit Sicherheit, wobei es wohl kaum jemanden geben dürfte, der es "einfach so" tut, ohne einen Grund wie zum Beispiel Terminschwierigkeiten. Natürlich kann es auch sein, dass einem die Produktion irgendwie "völlig gegen den Strich" geht, aber zum Beispiel etwas abzulehnen, weil es vielleicht nicht dem persönlichen Geschmack entspricht, passiert wohl eher selten - schließlich ist es ja ein Job, und so sieht man das dann wohl auch. Eine andere Sache ist es natürlich, wenn man, wie gesagt, absolut keine Zeit hat, im Urlaub ist (wobei das dann meistens auch vorher bekannt sein dürfte) und sowas in der Art.

In Antwort auf:
sofern sie überhaupt alle hier im Forum sind oder das hier lesen!

Ja, man weiß halt nie genau, wer hier so alles mitliest...

Gruß,
Jan
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"Ich hoffe, dass ich, wenn die Welt untergeht, erleichtert aufatmen kann, weil es dann so viel gibt, auf das ich mich freuen kann." (Donnie Darko)

VanToby
Forumsleiter

Beiträge: 42.598

17.10.2005 00:10
#3 RE: Fragen zur Synchronisation Zitat · antworten
In Antwort auf:
Bei Takes im OFF kann man sich natürlich nicht an den Lippenbewegungen orientieren für den Einsatz, aber zum Beispiel am Timecode, der unten oder oben am Bildrand automatisch mitläuft.
Außerdem werden auch manchmal Symbole eingeblendet, wenn ein Schauspieler im Off nach einer Pause wieder zu reden beginnt oder abwechselnd zum Dialog Geräusche von sich gibt. Off-Passagen müssen natürlich nicht genau getroffen werden, das kann die Cutterin "ziehen", d.h. an die richtige Stelle verschieben, wenn es doch nötig ist. Aber es ist für sie hilfreich, wenn die Aufnahmen auch einigermaßen schon an der Stelle liegen, wo sie hingehören. Außerdem darf man, wenn man doch etwas zu spät zu sprechen beginnt, nicht versuchen, das Original einzuholen, weil man sonst zu schnell redet und der Take zu kurz wird (ein lustiges Phänomen, das auch entstehen kann, wenn die Sprecher auf "hart 4" nicht vorbereitet sind ;-)).

Gruß,
Tobias
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"Diese Signale wurden gesendet, um auf sie aufmerksam zu machen."

Donnie Darko
Moderator


Beiträge: 8.133

17.10.2005 00:22
#4 RE: Fragen zur Synchronisation Zitat · antworten
In Antwort auf:
Außerdem werden auch manchmal Symbole eingeblendet, wenn ein Schauspieler im Off nach einer Pause wieder zu reden beginnt

Japp, das kommt auch manchmal vor. Recht schwierig stelle ich es mir für Synchronschauspieler vor, wenn die Sicherheitsmaßnahmen doch sehr extrem sind. Da kam es bei Filmen wie MATRIX oder HARRY POTTER ja schon vor, dass man auf dem Bild wirklich nur Schwarz sah, und wirklich nur kleine Kästchen mit den Mündern der Darsteller zu sehen war, was das Arbeiten wohl schon ziemlich erschwert haben muss. Denn vom Gesichtsausdruck kann man da ja zum Beispiel nicht wirklich etwas erkennen, wenn man nur den Mund sieht. Bei MATRIX soll das sehr extrem gewesen sein.

Eine Sache zum Take-Einsatz fällt mir grad noch ein. Oliver Rohrbeck hat ja als Kind den PINOCCHIO im Zeichentrickfilm gesprochen. Und in einem Interview erzählte er mal, dass er da als Kind noch Schwierigkeiten beim Einsatz hatte. Und Harald Juhnke, der damals auch im Film gesprochen hatte, meinte dann so zu ihm "Pass ma uff, meen Junge... Du sprichst dann, wenn ick Dir tippe." Und dann hat Juhnke dem kleinen Olli wohl immer kurz auf die Schulter getippt, um ihm zu helfen, seinen Einsatz zu treffen.
Und so hat's dann auch geklappt...

Gruß,
Jan
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Hendrik Meyerhof


Beiträge: 6.341

17.10.2005 00:48
#5 RE: Fragen zur Synchronisation Zitat · antworten

Bei MATRIX soll das sehr extrem gewesen sein.

Das war doch aber, glaube ich, erst ab MATRIX II so, oder?
Zumindest war die Synchro von MATRIX II unter aller S..., was nicht an der Besetzung generell lag, sondern weil alle Synchronsprecher gelangweilt, fast emotionslos klangen. Entweder war der Regisseur vollkommen unfähig, oder aber, was ich vermute, diese Münder-Geschichte hat die Synchronsprecher blockiert. Wie ja auch immer wieder auffällt, wenn Synchronsprecher in Talkshows gebeten werden, mal eben "ihren Star" zu machen, dann klingen sie meistens ganz anders, als in Synchros. Volker Brandt ist da ein Beispiel. Manche Synchronsprecher sagen in solchen Situationen dann auch ganz direkt (Elmar Wepper zum Beispiel), dass sie das nicht können, weil sie einfach die Vorlage brauchen, da die Schauspieler ja auch meist in jeder Rolle anders sind und sie sich ja der Rolle anpassen. Synchronsprecher brauchen also die Vorlage und wenn die Vorlage nur aus Mündern besteht, dürfte das Ergebnis, wie bei MATRIX II, sehr mies sein.


Gruß,

Hendrik
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Donnie Darko
Moderator


Beiträge: 8.133

17.10.2005 01:28
#6 RE: Fragen zur Synchronisation Zitat · antworten

In Antwort auf:
Das war doch aber, glaube ich, erst ab MATRIX II so, oder?

Japp... Sorry, ich meinte natürlich auch die Fortsetzung. Und da stelle ich es mir eben auch wirklich schwierig vor, wenn man als Vorlage wirklich nur die Münder hat, obwohl man ja für's richtige Arbeiten auch das komplette Gesicht braucht.

Ja, hab' ich auch schon öfter mal gesehen, dass Synchronschauspieler gebeten werden, doch "mal eben ihren Star zu machen" . Aber der Effekt ist dann, wenn sie es denn machen, eben nicht der, den man im Kino erlebt. Erstens hat der Schauspieler selbst dann nicht die "Bildvorlage", und außerdem ist es einfach etwas anderes, wenn man zum Beispiel Daniela Hoffmann sieht und hört oder wenn man ihre Stimme tatsächlich aus dem Mund von Julia Roberts sprechen hört. Synchron ist ja eigentlich Illusion, und die kann dann nicht wirklich entstehen, wenn die Synchronschauspieler so eine kleine "Spontan-Vorführung" geben sollen.

Gruß,
Jan
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Pete


Beiträge: 2.799

20.10.2005 20:40
#7 RE: Fragen zur Synchronisation Zitat · antworten

Herzlichen Dank für euer aller sehr informativen Antworten, vor allem an Jan. Ich stelle hier auch noch ein paar wenige weitere Fragen: Können Sender selbst entscheiden, welcher jeweilige Sprecher auch spricht, wenn sie eine TV-Produktion synchronisieren lassen? Habe gehört, da ist z. B. ein Redakteur von RTL bei "Tru Calling" dabei. Dürfen die Sender auch bestimmen wie synchronisiert wird. Wer gibt das dort dann so in Auftrag? Texte aber auch Namen (z. B. O.N.C.E.L. von "Solo für O.N.C.E.L." wurde ja seinerzeit in den 60ern bei der Erstsynchro wohl vom ZDF selbst so in Auftrag gegeben statt U.N.C.L.E. oder die Witzsynchronisation zu "Die Zwei" )? Zudem wurde ja auch Columbo oder Magnum vom Sender aus gekürzt und verfälscht. Warum (nur kurz und bündig erklärt) durften früher bestimmte Produktionen nur in bestimmten Synchronstudios entweder in München, Berlin oder Hamburg bearbeitet werden. Ich hörte, dass es in Berlin ja z. B. einen Vertrag mit MGM gab? Mit besten Grüßen und lieben Dank, Pete!

Hendrik Meyerhof


Beiträge: 6.341

20.10.2005 20:48
#8 RE: Fragen zur Synchronisation Zitat · antworten

Können Sender selbst entscheiden, welcher jeweilige Sprecher auch spricht, wenn sie eine TV-Produktion synchronisieren lassen?

Ja, und das machen sie auch regelmäßig. Bei der Pro7-SAT1-Gruppe bestimmen die Redakteure zumindest bei den Hauptrollen die Sprecher, meistens als Resultat intensiver Casting-Sessions.
Bei RTL werdem auch gerne mal bei den Gastrollen bestimmte Sprecher vorgegeben, meistens aus Kontinuität zu anderen Synchros (die aber nicht zwangsläufig auch von RTL gewesen sein müssen).


Gruß,

Hendrik
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Hendrik Meyerhof


Beiträge: 6.341

20.10.2005 20:51
#9 RE: Fragen zur Synchronisation Zitat · antworten

Warum (nur kurz und bündig erklärt) durften früher bestimmte Produktionen nur in bestimmten Synchronstudios entweder in München, Berlin oder Hamburg bearbeitet werden.

Das war schlicht Zufall bzw. lang an der Aufteilung der Besatzungsmächte. Die Amis saßen halt in Berlin, haben dort dann auch ihre Filme synchronisieren lassen (am Anfang sogar in eigenen Studios). Und in Hamburg wurden entsprechend britische Filme synchronisiert etc., diese "Städte-Affinität" hat dann aber praktisch nur noch in Berlin standgehalten und hält auch immer noch. Nicht umsonst wird in Berlin am meisten synchronisiert.


Gruß,

Hendrik
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Pete


Beiträge: 2.799

22.10.2005 20:51
#10 RE: Fragen zur Synchronisation Zitat · antworten

Danke für deine Antworten, Hendrik! Ich dachte halt auch, da hätte es mal Verträge bestimmter Synchronstudios mit bestimmten Produktionsfirmen gegeben (oder gibt es noch); z. B. Berlin und MGM. Es kommt mir nämlich auch so vor, wie wenn die meisten US- oder halt speziell MGM-Filme der 60er-Jahre in Berlin synchronisiert wurden. US-Serien der 60er schon auch noch in Hamburg oder speziell in München (Bezaubernde Jeannie, Leute von der Shilo Ranch, Kobra, übernehmen Sie, 77 Sunset Strip, Bonanza, Mannix, Solo für O.N.C.E.L.(ZDF-Fassung), Daktari,Lassie, Flipper usw.). Mann, wäre das schön und interessant, wenn es ein Buch mit zur Synchronisation gäbe, wo alle Serien und Filme und ihre jeweiligen Synchronfirmen- und städte aufgeführt wären. Wahrscheinlich wurden von den Filmen Produktionen aus England, Italien oder Tschechien oder vielleicht auch manche Filme aus Dänemark oder Schweden eher München überlassen, obwohl natürlich auch in Berlin oder Hamburg Filme aus diesen Ländern übersetzt wurden (in der DDR halt die DEFA). Tschechische Kinderserien, die in Westdeutschland synchronisiert wurden, wurden ja meist in München mit deutscher Fassung versehen, fiel mir schon auf. Gruß, Peter!

Donnie Darko
Moderator


Beiträge: 8.133

22.10.2005 21:01
#11 RE: Fragen zur Synchronisation Zitat · antworten
In Antwort auf:
Mann, wäre das schön und interessant, wenn es ein Buch mit zur Synchronisation gäbe, wo alle Serien und Filme und ihre jeweiligen Synchronfirmen- und städte aufgeführt wären.

Kennst Du zufällig schon das "Lexikon der Film- und Fernsehsynchronisation" von Thomas Bräutigam??? Dort sind zwar auch bei weitem nicht alle Filme verzeichnet, sondern nur eine größere Auswahl, aber ist ein durchaus empfehlenswertes Buch, auch wenn es den einen oder anderen Fehler aufweist.
Im Internet ist zum Stöbern ja zum Beispiel die frei zugängliche Version von Arne Kaul's Synchrondatenbank (http://www.synchrondatenbank.de) da, wo man frei nach Filmbesetzungen von 1950-1975 suchen kann.

Gruß,
Jan
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Pete


Beiträge: 2.799

22.10.2005 21:19
#12 RE: Fragen zur Synchronisation Zitat · antworten

Herzlichen Dank für deine Auskunft, Jan! Hab schon von dem Buch gehört, aber bei dem sollen ja nur Sprecher nicht die Studios vermerkt sein, wie ich hörte. Und ich entdeckte grad vorhin: Du hast mir ja jetzt auf meine Mail neulich geantwortet. Da bin ich ja mal gespannt! Danke! Gruß, Pete!

kinofilmfan


Beiträge: 2.661

23.10.2005 11:10
#13 RE: Fragen zur Synchronisation Zitat · antworten

Hallo Pete,

In Antwort auf:
Ich dachte halt auch, da hätte es mal Verträge bestimmter Synchronstudios mit bestimmten Produktionsfirmen gegeben (oder gibt es noch); z. B. Berlin und MGM. Es kommt mir nämlich auch so vor, wie wenn die meisten US- oder halt speziell MGM-Filme der 60er-Jahre in Berlin synchronisiert wurden.

der Eindruck bei MGM täuscht auch nicht. MGM hatte eine eigene Synchronabteilung, zunächst haben sie in den (UFA-)Filmstudios in Berlin-Tempelhof synchronisiert. 1964 wurde das Studio aufgelöst, eine verkleinerte Abteilung machte in angemieteten Studios der Mosaik-Film in Berlin-Lankwitz einige Jahre weiter. Ein Merkmal der MGM-Synchros war, das es nie Hinweise auf Dialogbuch oder Dialogregie gab.

Auch einige andere Verleiher wie RKO (in Berlin/West) oder die britische Rank (in Hamburg-Rahlstedt) hatten eigene Synchronstudios.

Es gab natürlich auch andere vertragliche Regelungen. So ließ der Gloria-Filmverleih seine Republic-Produktionen bei der Elite-Film in Berlin(West) eindeutschen, Warner ließ bei der Mondial-Film (Berlin/West und München) synchronisieren.

Gruß

Peter

http://www.deutsche-synchronsprecher.de

Pete


Beiträge: 2.799

03.03.2007 16:28
#14 RE: Fragen zur Synchronisation Zitat · antworten

Wo ich schon mal hier drin bin mal eine Frage, über die ich schon seit längerem nachgedacht habe: Bei einem Film heißt es ja oft, die Synchro hierfür wurde binnen von fünf Tagen fertiggestellt. Nun ist es ja so, dass die einzelnen Sprecher ihre "Sprechtermine" wohl innerhalb dieser Zeit bekommen müssen. Da müssen doch aber meist einige Sprecher/innen eingesetzt werden, von denen eine/r schon einige Stunden zur Synchro im Studio verbringen muß. Wie wird das bitte bei über 30 Sprechern oder sogar weniger gemacht, wenn ein Sprecher bzw. eine Sprecherin schon einen ganzen Morgen für nicht mal alle Takes braucht. Und wie ist es wenn sich die Sprechertermine in diesen 5 Tagen auch noch überschneiden? Wenn mehrere oder nur zwei zusammen sprechen müssen, wird es vielleicht sowieso noch komplizierter, da einen gemeinsamen Termin zu finden. Hört sich an wie eine Rechenaufgabe, sorry! Ich fragte mich nur, wie die Synchro dann in 5 Tagen zustande kommen kann! Vielen Dank für euere Auskünfte! Gruß, Pete!

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.304

03.03.2007 22:25
#15 RE: Fragen zur Synchronisation Zitat · antworten

Das dürfte nur noch dadurch zu bewerkstelligen sein, daß praktisch alle großen Synchronfirmen mittlerweile "Filialen" in den ursprünglich konkurrierenden Metropolen besitzen (die FFS in Berlin, die Berliner (!) Synchron in München (ehemals Team-Synchron, wenn ich nicht irre)) und daher konsequent x-en können. Gemeinsame Termine sind ja eben nicht mehr nötig, weil getrennt aufgenommen wird (so minimiert man auch das Risiko, daß ein guter Take des einen Sprecher durch einen Patzer des anderen verdorben wird). das Wort "Rechenaufgabe" ist letzlich also so verkehrt nicht.

Gruß
Stefan

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